nennt ihn "einförmig" und vergleicht ihn mit dem Liede der Grasmücke; ich muß beistimmen, will aber ausdrücklich bemerken, daß er mir, trotz seiner Einfachheit stets recht wohl gefallen hat. Gerade weil die Baumnachtigall an solchen Orten lebt, welche die Nachtigall meidet, und weil sie durch fleißiges Singen Das zu ersetzen sucht, was ihr im Vergleich zu ihrer hochbegabten Schwester abgeht, wird sie dem Thierfreunde lieb und werth. Sie singt während der Brutzeit fast ununter- brochen, auf ihrer Warte sitzend, oder während sie am Boden dahinläuft; sie singt selbst im Fliegen, und die einzelnen Töne sind immerhin wohllautend genug, um zu gefallen.
Die Brutzeit beginnt im zweiten Drittel des Mai, scheint aber lange zu währen; möglicherweise macht das Paar mehrere Bruten. Das große, aber unschöne Nest wird auf Baumstrunken zwischen den stärkeren Aesten oder im dichten Gebüsch aus Reisig, Mos und Grasblättern oder aus weichen Pflanzenstengeln erbaut und seine Mulde mit Haaren, Wolle, Baumwolle und Federn ausgelegt. Tristam meint, der Vogel "scheine nicht eher zu legen, als bis er ein Stück Schlangenhaut gefunden und damit seinen Bau vollendet habe": für Spanien gilt Das nicht; wenigstens haben wir nie etwas Derartiges erfahren. Die Eier haben mit denen anderer Erdsänger keine Aehnlichkeit; sie sind auf trübweißem oder blaugrauem Grunde mit wenig hervortretenden Schalenflecken dunklerer Färbung und außerdem mit braunen Pünktchen und Flecken gezeichnet. Ueber die Aufzucht der Jungen mangelt mir jede Kunde; ich kann nur sagen, daß wir noch Anfangs September, während die meisten Alten bereits in voller Mauser standen, flügge Nestjunge antrafen.
Ob wirklich, wie Tristam angibt, Eier und Junge "die beständige Beute der Lurche" und diese deshalb die schlimmsten Feinde der Baumnachtigallen sind, steht dahin. Sicher werden letztere auch von dem gesammten Raubzeug der beiden ersten Klassen nicht verschont werden, überhaupt mit ihren Verwandten dieselben Gefahren theilen. Der Mensch tritt wohl nur in Spanien als Verfolger der anmuthigen Geschöpfe auf; der Spanier jagt sie, wie alle anderen Sänger, um ihr Fleisch für die Küche zu verwerthen. Jm Käfig scheint noch keine Baumnachtigall gehalten worden zu sein.
Erdsänger, deren Familienrechte Niemand bezweifelt, sind die Blaukehlchen (Cyanecula). Jhr Leib ist schlank, der Fittig kurz und ziemlich stumpf, in ihm die dritte und vierte Schwinge gleich- lang, der Schwanz mittellang, der Fuß hoch und dünn, der Schnabel gestreckt, vor den Nasenlöchern etwas zusammengedrückt, daher hochrückig, vorn pfriemenspitzig, das Gefieder locker, die Färbung desselben verschieden nach Geschlecht und Alter.
Mein Vater hat zuerst festgestellt, daß die Blaukehlchen, welche in Deutschland vorkommen und höchstens als Spielarten angesehen wurden, als verschiedene Arten zu betrachten sind. Bei den Männchen aller Arten ist die Oberseite tieferdbraun, die Unterseite schmuzig weiß, seitlich und hinter- wärts graubraun überlaufen, die Kehle aber prachtvoll lasurblau, mit oder ohne andersfarbigem Stern, nach unten hin in eine schwarze Binde übergehend, welche durch ein schmales, lichtes Bändchen von einem halbmondförmigen Brustflecken geschieden wird; ein Streifen über dem Auge, welcher auf der Stirn zusammenfließt, ist weißlich, der Zügel schwärzlich; die Schwingen sind braungrau, die Schwanzfedern, mit Ausnahme der mittleren, gleichmäßig schwarzbraun, von der Wurzel an zur Hälfte lebhaft rostroth, gegen die Spitze hin dunkelbraun. Das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß auf seiner Vorderseite grünlich-, auf der Hinterseite gelblichgrau. Bei den Weibchen sind alle Farben blässer, und die Kehlfärbung ist höchstens angedeutet. Die Jungen sind oben auf dunklem Grunde tropfenartig rostgelb gefleckt, unten längsgestrichelt; ihre Kehle ist weißlich. Die Länge beträgt ungefähr 6, die Breite 81/2, die Fittiglänge 23/4, die Schwanzlänge 21/4 Zoll.
Die verschiedenen Arten sind hauptsächlich an der Kehlfärbung zu erkennen. So zeigt das Männchen des schwedischen Blaukehlchens (Cyanecula suecica) inmitten des blauen Kehlfeldes
Baumnachtigall. Blaukehlchen.
nennt ihn „einförmig‟ und vergleicht ihn mit dem Liede der Grasmücke; ich muß beiſtimmen, will aber ausdrücklich bemerken, daß er mir, trotz ſeiner Einfachheit ſtets recht wohl gefallen hat. Gerade weil die Baumnachtigall an ſolchen Orten lebt, welche die Nachtigall meidet, und weil ſie durch fleißiges Singen Das zu erſetzen ſucht, was ihr im Vergleich zu ihrer hochbegabten Schweſter abgeht, wird ſie dem Thierfreunde lieb und werth. Sie ſingt während der Brutzeit faſt ununter- brochen, auf ihrer Warte ſitzend, oder während ſie am Boden dahinläuft; ſie ſingt ſelbſt im Fliegen, und die einzelnen Töne ſind immerhin wohllautend genug, um zu gefallen.
Die Brutzeit beginnt im zweiten Drittel des Mai, ſcheint aber lange zu währen; möglicherweiſe macht das Paar mehrere Bruten. Das große, aber unſchöne Neſt wird auf Baumſtrunken zwiſchen den ſtärkeren Aeſten oder im dichten Gebüſch aus Reiſig, Mos und Grasblättern oder aus weichen Pflanzenſtengeln erbaut und ſeine Mulde mit Haaren, Wolle, Baumwolle und Federn ausgelegt. Triſtam meint, der Vogel „ſcheine nicht eher zu legen, als bis er ein Stück Schlangenhaut gefunden und damit ſeinen Bau vollendet habe‟: für Spanien gilt Das nicht; wenigſtens haben wir nie etwas Derartiges erfahren. Die Eier haben mit denen anderer Erdſänger keine Aehnlichkeit; ſie ſind auf trübweißem oder blaugrauem Grunde mit wenig hervortretenden Schalenflecken dunklerer Färbung und außerdem mit braunen Pünktchen und Flecken gezeichnet. Ueber die Aufzucht der Jungen mangelt mir jede Kunde; ich kann nur ſagen, daß wir noch Anfangs September, während die meiſten Alten bereits in voller Mauſer ſtanden, flügge Neſtjunge antrafen.
Ob wirklich, wie Triſtam angibt, Eier und Junge „die beſtändige Beute der Lurche‟ und dieſe deshalb die ſchlimmſten Feinde der Baumnachtigallen ſind, ſteht dahin. Sicher werden letztere auch von dem geſammten Raubzeug der beiden erſten Klaſſen nicht verſchont werden, überhaupt mit ihren Verwandten dieſelben Gefahren theilen. Der Menſch tritt wohl nur in Spanien als Verfolger der anmuthigen Geſchöpfe auf; der Spanier jagt ſie, wie alle anderen Sänger, um ihr Fleiſch für die Küche zu verwerthen. Jm Käfig ſcheint noch keine Baumnachtigall gehalten worden zu ſein.
Erdſänger, deren Familienrechte Niemand bezweifelt, ſind die Blaukehlchen (Cyanecula). Jhr Leib iſt ſchlank, der Fittig kurz und ziemlich ſtumpf, in ihm die dritte und vierte Schwinge gleich- lang, der Schwanz mittellang, der Fuß hoch und dünn, der Schnabel geſtreckt, vor den Naſenlöchern etwas zuſammengedrückt, daher hochrückig, vorn pfriemenſpitzig, das Gefieder locker, die Färbung deſſelben verſchieden nach Geſchlecht und Alter.
Mein Vater hat zuerſt feſtgeſtellt, daß die Blaukehlchen, welche in Deutſchland vorkommen und höchſtens als Spielarten angeſehen wurden, als verſchiedene Arten zu betrachten ſind. Bei den Männchen aller Arten iſt die Oberſeite tieferdbraun, die Unterſeite ſchmuzig weiß, ſeitlich und hinter- wärts graubraun überlaufen, die Kehle aber prachtvoll laſurblau, mit oder ohne andersfarbigem Stern, nach unten hin in eine ſchwarze Binde übergehend, welche durch ein ſchmales, lichtes Bändchen von einem halbmondförmigen Bruſtflecken geſchieden wird; ein Streifen über dem Auge, welcher auf der Stirn zuſammenfließt, iſt weißlich, der Zügel ſchwärzlich; die Schwingen ſind braungrau, die Schwanzfedern, mit Ausnahme der mittleren, gleichmäßig ſchwarzbraun, von der Wurzel an zur Hälfte lebhaft roſtroth, gegen die Spitze hin dunkelbraun. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß auf ſeiner Vorderſeite grünlich-, auf der Hinterſeite gelblichgrau. Bei den Weibchen ſind alle Farben bläſſer, und die Kehlfärbung iſt höchſtens angedeutet. Die Jungen ſind oben auf dunklem Grunde tropfenartig roſtgelb gefleckt, unten längsgeſtrichelt; ihre Kehle iſt weißlich. Die Länge beträgt ungefähr 6, die Breite 8½, die Fittiglänge 2¾, die Schwanzlänge 2¼ Zoll.
Die verſchiedenen Arten ſind hauptſächlich an der Kehlfärbung zu erkennen. So zeigt das Männchen des ſchwediſchen Blaukehlchens (Cyanecula suecica) inmitten des blauen Kehlfeldes
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[765/0809]
Baumnachtigall. Blaukehlchen.
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will aber ausdrücklich bemerken, daß er mir, trotz ſeiner Einfachheit ſtets recht wohl gefallen
hat. Gerade weil die Baumnachtigall an ſolchen Orten lebt, welche die Nachtigall meidet, und weil
ſie durch fleißiges Singen Das zu erſetzen ſucht, was ihr im Vergleich zu ihrer hochbegabten Schweſter
abgeht, wird ſie dem Thierfreunde lieb und werth. Sie ſingt während der Brutzeit faſt ununter-
brochen, auf ihrer Warte ſitzend, oder während ſie am Boden dahinläuft; ſie ſingt ſelbſt im Fliegen,
und die einzelnen Töne ſind immerhin wohllautend genug, um zu gefallen.
Die Brutzeit beginnt im zweiten Drittel des Mai, ſcheint aber lange zu währen; möglicherweiſe
macht das Paar mehrere Bruten. Das große, aber unſchöne Neſt wird auf Baumſtrunken zwiſchen
den ſtärkeren Aeſten oder im dichten Gebüſch aus Reiſig, Mos und Grasblättern oder aus weichen
Pflanzenſtengeln erbaut und ſeine Mulde mit Haaren, Wolle, Baumwolle und Federn ausgelegt.
Triſtam meint, der Vogel „ſcheine nicht eher zu legen, als bis er ein Stück Schlangenhaut gefunden
und damit ſeinen Bau vollendet habe‟: für Spanien gilt Das nicht; wenigſtens haben wir nie etwas
Derartiges erfahren. Die Eier haben mit denen anderer Erdſänger keine Aehnlichkeit; ſie ſind auf
trübweißem oder blaugrauem Grunde mit wenig hervortretenden Schalenflecken dunklerer Färbung
und außerdem mit braunen Pünktchen und Flecken gezeichnet. Ueber die Aufzucht der Jungen
mangelt mir jede Kunde; ich kann nur ſagen, daß wir noch Anfangs September, während die meiſten
Alten bereits in voller Mauſer ſtanden, flügge Neſtjunge antrafen.
Ob wirklich, wie Triſtam angibt, Eier und Junge „die beſtändige Beute der Lurche‟ und dieſe
deshalb die ſchlimmſten Feinde der Baumnachtigallen ſind, ſteht dahin. Sicher werden letztere auch
von dem geſammten Raubzeug der beiden erſten Klaſſen nicht verſchont werden, überhaupt mit ihren
Verwandten dieſelben Gefahren theilen. Der Menſch tritt wohl nur in Spanien als Verfolger der
anmuthigen Geſchöpfe auf; der Spanier jagt ſie, wie alle anderen Sänger, um ihr Fleiſch für die
Küche zu verwerthen. Jm Käfig ſcheint noch keine Baumnachtigall gehalten worden zu ſein.
Erdſänger, deren Familienrechte Niemand bezweifelt, ſind die Blaukehlchen (Cyanecula).
Jhr Leib iſt ſchlank, der Fittig kurz und ziemlich ſtumpf, in ihm die dritte und vierte Schwinge gleich-
lang, der Schwanz mittellang, der Fuß hoch und dünn, der Schnabel geſtreckt, vor den Naſenlöchern
etwas zuſammengedrückt, daher hochrückig, vorn pfriemenſpitzig, das Gefieder locker, die Färbung
deſſelben verſchieden nach Geſchlecht und Alter.
Mein Vater hat zuerſt feſtgeſtellt, daß die Blaukehlchen, welche in Deutſchland vorkommen und
höchſtens als Spielarten angeſehen wurden, als verſchiedene Arten zu betrachten ſind. Bei den
Männchen aller Arten iſt die Oberſeite tieferdbraun, die Unterſeite ſchmuzig weiß, ſeitlich und hinter-
wärts graubraun überlaufen, die Kehle aber prachtvoll laſurblau, mit oder ohne andersfarbigem
Stern, nach unten hin in eine ſchwarze Binde übergehend, welche durch ein ſchmales, lichtes Bändchen
von einem halbmondförmigen Bruſtflecken geſchieden wird; ein Streifen über dem Auge, welcher auf
der Stirn zuſammenfließt, iſt weißlich, der Zügel ſchwärzlich; die Schwingen ſind braungrau, die
Schwanzfedern, mit Ausnahme der mittleren, gleichmäßig ſchwarzbraun, von der Wurzel an zur
Hälfte lebhaft roſtroth, gegen die Spitze hin dunkelbraun. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel
ſchwarz, der Fuß auf ſeiner Vorderſeite grünlich-, auf der Hinterſeite gelblichgrau. Bei den Weibchen
ſind alle Farben bläſſer, und die Kehlfärbung iſt höchſtens angedeutet. Die Jungen ſind oben auf
dunklem Grunde tropfenartig roſtgelb gefleckt, unten längsgeſtrichelt; ihre Kehle iſt weißlich. Die
Länge beträgt ungefähr 6, die Breite 8½, die Fittiglänge 2¾, die Schwanzlänge 2¼ Zoll.
Die verſchiedenen Arten ſind hauptſächlich an der Kehlfärbung zu erkennen. So zeigt das
Männchen des ſchwediſchen Blaukehlchens (Cyanecula suecica) inmitten des blauen Kehlfeldes
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 765. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/809>, abgerufen am 22.11.2024.
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