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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866.

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Die Fänger. Singvögel. Erdsänger.
einen zimmtrothen, das weißsternige Blaukehlchen (Cyanecula leucocyana) einen weißen
Stern, während dieser der Wolf zu Ehren benannten Art (Cyanecula Wolfii) gänzlich fehlt.
Zudem machen sich Größenunterschiede bemerklich: das weißsternige Blaukehlchen ist das größte und
stärkste, das Wolf'sche das kleinste und schwächste unter seinen Verwandten. Die Weibchen entsprechen
stets den Männchen; es hält aber schwer, sie zu unterscheiden.

Nun haben zwar Einige an Blaukehlchen, welche im Käfig gehalten wurden, beobachtet
daß die weißsternige Kehle einfarbig blau wird und später wieder einen weißen Stern erhält und,
glaubten deshalb, die Artverschiedenheit wenigstens zweier Blaukehlchen bestreiten zu können; dann aber
muß -- vorausgesetzt natürlich, daß die Beobachtungen richtig sind oder sich eben nicht auf die weiß-
sternige Art allein beziehen -- immer noch die Verschiedenheit des weißsternigen und (meinetwegen

[Abbildung] Das schwedische Blaukehlchen (Cyanecula suecica).
auch oder) Wolf'schen Blaukehlchens mit dem schwedischen festgehalten werden, da im ganzen Norden
Europas und Asiens ausschließlich die letztgenannte Art vorkommt und ein Uebergang des weißen
in den rothen Stern oder späteres Auftreten desselben auf einfarbig blauer Kehle noch nicht beobachtet
worden ist. Uebrigens braucht uns der noch ungelöste Streit über Arteinheit oder Artverschiedenheit
der Blaukehlchen hier kaum zu kümmern; denn Leben und Betragen aller Arten oder Unterarten sind
im wefentlichen dieselben.

Die Blaukehlchen sind heimisch im Norden der alten Welt und besuchen vonhieraus Südasien
und Nordafrika. Sie erscheinen bei uns Anfangs April, selten früher, meist erst gegen die Mitte des
Monats hin, und reisen im September ihrer Winterherberge zu. Busch- und gras- oder schilfreiche
Fluß-, Bach- und Seeufer sind in unserem Vaterlande, die unter dem Namen Tundra bekannten
Moräste oder Mossteppen im Norden ihre Wohnsitze; während der Wintermonate nehmen sie in Gärten

Die Fänger. Singvögel. Erdſänger.
einen zimmtrothen, das weißſternige Blaukehlchen (Cyanecula leucocyana) einen weißen
Stern, während dieſer der Wolf zu Ehren benannten Art (Cyanecula Wolfii) gänzlich fehlt.
Zudem machen ſich Größenunterſchiede bemerklich: das weißſternige Blaukehlchen iſt das größte und
ſtärkſte, das Wolf’ſche das kleinſte und ſchwächſte unter ſeinen Verwandten. Die Weibchen entſprechen
ſtets den Männchen; es hält aber ſchwer, ſie zu unterſcheiden.

Nun haben zwar Einige an Blaukehlchen, welche im Käfig gehalten wurden, beobachtet
daß die weißſternige Kehle einfarbig blau wird und ſpäter wieder einen weißen Stern erhält und,
glaubten deshalb, die Artverſchiedenheit wenigſtens zweier Blaukehlchen beſtreiten zu können; dann aber
muß — vorausgeſetzt natürlich, daß die Beobachtungen richtig ſind oder ſich eben nicht auf die weiß-
ſternige Art allein beziehen — immer noch die Verſchiedenheit des weißſternigen und (meinetwegen

[Abbildung] Das ſchwediſche Blaukehlchen (Cyanecula suecica).
auch oder) Wolf’ſchen Blaukehlchens mit dem ſchwediſchen feſtgehalten werden, da im ganzen Norden
Europas und Aſiens ausſchließlich die letztgenannte Art vorkommt und ein Uebergang des weißen
in den rothen Stern oder ſpäteres Auftreten deſſelben auf einfarbig blauer Kehle noch nicht beobachtet
worden iſt. Uebrigens braucht uns der noch ungelöſte Streit über Arteinheit oder Artverſchiedenheit
der Blaukehlchen hier kaum zu kümmern; denn Leben und Betragen aller Arten oder Unterarten ſind
im wefentlichen dieſelben.

Die Blaukehlchen ſind heimiſch im Norden der alten Welt und beſuchen vonhieraus Südaſien
und Nordafrika. Sie erſcheinen bei uns Anfangs April, ſelten früher, meiſt erſt gegen die Mitte des
Monats hin, und reiſen im September ihrer Winterherberge zu. Buſch- und gras- oder ſchilfreiche
Fluß-, Bach- und Seeufer ſind in unſerem Vaterlande, die unter dem Namen Tundra bekannten
Moräſte oder Mosſteppen im Norden ihre Wohnſitze; während der Wintermonate nehmen ſie in Gärten

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[766/0810] Die Fänger. Singvögel. Erdſänger. einen zimmtrothen, das weißſternige Blaukehlchen (Cyanecula leucocyana) einen weißen Stern, während dieſer der Wolf zu Ehren benannten Art (Cyanecula Wolfii) gänzlich fehlt. Zudem machen ſich Größenunterſchiede bemerklich: das weißſternige Blaukehlchen iſt das größte und ſtärkſte, das Wolf’ſche das kleinſte und ſchwächſte unter ſeinen Verwandten. Die Weibchen entſprechen ſtets den Männchen; es hält aber ſchwer, ſie zu unterſcheiden. Nun haben zwar Einige an Blaukehlchen, welche im Käfig gehalten wurden, beobachtet daß die weißſternige Kehle einfarbig blau wird und ſpäter wieder einen weißen Stern erhält und, glaubten deshalb, die Artverſchiedenheit wenigſtens zweier Blaukehlchen beſtreiten zu können; dann aber muß — vorausgeſetzt natürlich, daß die Beobachtungen richtig ſind oder ſich eben nicht auf die weiß- ſternige Art allein beziehen — immer noch die Verſchiedenheit des weißſternigen und (meinetwegen [Abbildung Das ſchwediſche Blaukehlchen (Cyanecula suecica).] auch oder) Wolf’ſchen Blaukehlchens mit dem ſchwediſchen feſtgehalten werden, da im ganzen Norden Europas und Aſiens ausſchließlich die letztgenannte Art vorkommt und ein Uebergang des weißen in den rothen Stern oder ſpäteres Auftreten deſſelben auf einfarbig blauer Kehle noch nicht beobachtet worden iſt. Uebrigens braucht uns der noch ungelöſte Streit über Arteinheit oder Artverſchiedenheit der Blaukehlchen hier kaum zu kümmern; denn Leben und Betragen aller Arten oder Unterarten ſind im wefentlichen dieſelben. Die Blaukehlchen ſind heimiſch im Norden der alten Welt und beſuchen vonhieraus Südaſien und Nordafrika. Sie erſcheinen bei uns Anfangs April, ſelten früher, meiſt erſt gegen die Mitte des Monats hin, und reiſen im September ihrer Winterherberge zu. Buſch- und gras- oder ſchilfreiche Fluß-, Bach- und Seeufer ſind in unſerem Vaterlande, die unter dem Namen Tundra bekannten Moräſte oder Mosſteppen im Norden ihre Wohnſitze; während der Wintermonate nehmen ſie in Gärten

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 3. Hildburghausen, 1866, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben03_1866/810>, abgerufen am 22.11.2024.