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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Späher. Leichtschnäbler. Honigkukuke.
machen. Man nähert sich sodann dem Vogel, der unter fortgesetztem Rufen dem Striche, welchem der
nächste Bienenschwarm zufliegt, allmählich nachfliegt. Man folgt und nimmt sich in Acht, durch
Geräusch oder zahlreiche Gesellschaft seinen Wegweiser scheu zu machen, sondern antwortet ihm lieber,
wie es einer meiner schlauen Buschmänner that, dann und wann mit leisem und ganz gelinden Pfeifen,
zum Zeichen, daß man mitgeht. Jch habe bemerkt, daß wenn das Bienennest noch weit weg war, der
Vogel jedesmal nur nach einem langen Fluge Halt machte, um mittlerweile den Bienenjäger zu
erwarten und von neuem aufzufordern, in eben dem Verhältniß aber, als er dem Neste näher kam,
zwischendurch immer eine kürzere Strecke flog und sein Geschrei eifriger und öfterer erneuerte. Wenn
er endlich beim Neste angekommen ist, es mag nun in der Kluft eines Berges oder in einem hohlen
Baume oder in einem unterirdischen Gange gebaut sein, so schwebt er einige Augenblicke über dem-
selben, setzt sich hierauf, und zwar gewöhnlich in einem benachbarten Busch, sodaß er nicht gesehen
werden kann, ganz still nieder und sieht zu, was geschieht und von der Beute für ihn abfällt. Es ist
glaublich, daß er auf diese Weise jedesmal längere oder kürzere Zeit über dem Neste herumflattert, ehe
er sich versteckt, ob man gleich nicht immer so genau Acht darauf gibt. Dem sei, wie ihm wolle, so
kann man allezeit versichert sein, daß ein Bienennest sehr nahe ist, wenn der Vogel ganz still schweigt.
An einem Orte, wo wir einige Tage verweilten, wurden meine Hottentotten von einem etwas schenen
Bienenkukuk mehrmals nach ein und derselben Gegend hingelockt, ehe sie aufmerksam wurden und,
durch ihn geführt, das Nest aufspürten. Wenn man nun nach der Anweisung des Vogels das Bienen-
nest gefunden und ausgeplündert hat, pflegt man ihm aus Erkenntlichkeit einen ausehnlichen Theil der
schlechteren Scheiben, worin die junge Brut sitzt, zu überlassen, wiewohl gerade diese Scheiben die
leckersten für ihn sein mögen, sowie auch die Hottentotten sie keineswegs für die schlechtesten halten."

"Meine Waldhottentotten sowohl, als die Ansiedler sagten mir, wenn man absichtlich auf den
Bienenfang ausgehe, müsse man das erstemal nicht zu freigebig gegen diesen diensteifrigen Vogel sein,
sondern nur so viel übrig lassen, als erforderlich sei, um seinen Appetit zu reizen; denn hierdurch
werde er in Erwartung einer reichlicheren Vergeltung noch einen Schwarm verrathen, wenn dergleichen
etwa in der Nachbarschaft noch vorhanden sein sollten."

"Obschon um die Kapstadt wilde Bienen gefunden werden, war doch dieser Vogel daselbst ganz
unbekannt, und als ich in der Gegend des Großvaterwaldes zuerst davon reden hörte, hielt ich die
ganze Sache für eine Fabel, zumal ich eben damals den Versuch eines jungen Menschen, durch Hilfe
eines angeblichen Bienenkukuks Honig zu finden, verunglücken sah. Meine Hottentotten vom Büffel-
jagdflusse und Zwellendam versicherten mir hernach, daß sie auch in diesen ihren Geburtsgegenden
mit jenem Vogel Bekanntschaft gemacht hätten, gestanden aber dabei, er sei da selten und schen und
weder so deutlicher noch so dienstfertiger Honigweiser als in hiesiger Gegend und in der Wüste."

"So oft ich auch in der Wüste und selbst einmal jenseits Bruyntjeshöhe diesen Vogel, welchen
die Ansiedler seiner sich hierauf beziehenden Eigenschaften wegen den Honigweiser nennen, sah und
nicht selten die Früchte seiner Verrätherei erntete, hatte ich doch nur auf der Rückreise Gelegenheit,
zwei davon zu schießen. Dies nahmen meine Buschmänner aber sehr übel, und obgleich ich vorher
meinen Hottentotten eine große Belohnung an Glaskorallen und Tabak versprochen hatte, wenn sie
mir behilflich sein wollten, einen Honigkukuk zu fangen oder zu schießen, so waren sie doch zu große
Freunde dieses Vogels, als daß sie es hätten thun wollen und hatten zu wenig Lust, ihn zu verrathen."

Cumming erzählt, daß man, um das Bienennest auszunehmen, eine Masse trockenes Gras am
Eingange des Baus anzünde, den Honig heraushole und dem Vogel gäbe, was ihm gebührt, worauf
dieser Einem, falls man sein Gezwitscher mit Pfeifen erwidere, oft noch zu einem zweiten und dritten
Neste führe. Gourney berichtet, daß er in dem Magen eines von ihm erlegten Heuschrecken
gefunden, aber gesehen habe, wie der Vogel gelegentlich sich auf die Bienenstöcke setze und den aus-
oder zufliegenden Bienen auflauere. Er bestätigt, daß die Kaffern ihn stets für seine Dienste belohnen
und daß er sofort nach dem Abzuge herbeikommt, um die ihm zurückgelassenen Waben in Besitz zu
nehmen. Auch Kirk hat erfahren, daß der Honiganzeiger zuweilen zwei Bienennester verräth, aber

Die Späher. Leichtſchnäbler. Honigkukuke.
machen. Man nähert ſich ſodann dem Vogel, der unter fortgeſetztem Rufen dem Striche, welchem der
nächſte Bienenſchwarm zufliegt, allmählich nachfliegt. Man folgt und nimmt ſich in Acht, durch
Geräuſch oder zahlreiche Geſellſchaft ſeinen Wegweiſer ſcheu zu machen, ſondern antwortet ihm lieber,
wie es einer meiner ſchlauen Buſchmänner that, dann und wann mit leiſem und ganz gelinden Pfeifen,
zum Zeichen, daß man mitgeht. Jch habe bemerkt, daß wenn das Bienenneſt noch weit weg war, der
Vogel jedesmal nur nach einem langen Fluge Halt machte, um mittlerweile den Bienenjäger zu
erwarten und von neuem aufzufordern, in eben dem Verhältniß aber, als er dem Neſte näher kam,
zwiſchendurch immer eine kürzere Strecke flog und ſein Geſchrei eifriger und öfterer erneuerte. Wenn
er endlich beim Neſte angekommen iſt, es mag nun in der Kluft eines Berges oder in einem hohlen
Baume oder in einem unterirdiſchen Gange gebaut ſein, ſo ſchwebt er einige Augenblicke über dem-
ſelben, ſetzt ſich hierauf, und zwar gewöhnlich in einem benachbarten Buſch, ſodaß er nicht geſehen
werden kann, ganz ſtill nieder und ſieht zu, was geſchieht und von der Beute für ihn abfällt. Es iſt
glaublich, daß er auf dieſe Weiſe jedesmal längere oder kürzere Zeit über dem Neſte herumflattert, ehe
er ſich verſteckt, ob man gleich nicht immer ſo genau Acht darauf gibt. Dem ſei, wie ihm wolle, ſo
kann man allezeit verſichert ſein, daß ein Bienenneſt ſehr nahe iſt, wenn der Vogel ganz ſtill ſchweigt.
An einem Orte, wo wir einige Tage verweilten, wurden meine Hottentotten von einem etwas ſchenen
Bienenkukuk mehrmals nach ein und derſelben Gegend hingelockt, ehe ſie aufmerkſam wurden und,
durch ihn geführt, das Neſt aufſpürten. Wenn man nun nach der Anweiſung des Vogels das Bienen-
neſt gefunden und ausgeplündert hat, pflegt man ihm aus Erkenntlichkeit einen auſehnlichen Theil der
ſchlechteren Scheiben, worin die junge Brut ſitzt, zu überlaſſen, wiewohl gerade dieſe Scheiben die
leckerſten für ihn ſein mögen, ſowie auch die Hottentotten ſie keineswegs für die ſchlechteſten halten.“

„Meine Waldhottentotten ſowohl, als die Anſiedler ſagten mir, wenn man abſichtlich auf den
Bienenfang ausgehe, müſſe man das erſtemal nicht zu freigebig gegen dieſen dienſteifrigen Vogel ſein,
ſondern nur ſo viel übrig laſſen, als erforderlich ſei, um ſeinen Appetit zu reizen; denn hierdurch
werde er in Erwartung einer reichlicheren Vergeltung noch einen Schwarm verrathen, wenn dergleichen
etwa in der Nachbarſchaft noch vorhanden ſein ſollten.“

„Obſchon um die Kapſtadt wilde Bienen gefunden werden, war doch dieſer Vogel daſelbſt ganz
unbekannt, und als ich in der Gegend des Großvaterwaldes zuerſt davon reden hörte, hielt ich die
ganze Sache für eine Fabel, zumal ich eben damals den Verſuch eines jungen Menſchen, durch Hilfe
eines angeblichen Bienenkukuks Honig zu finden, verunglücken ſah. Meine Hottentotten vom Büffel-
jagdfluſſe und Zwellendam verſicherten mir hernach, daß ſie auch in dieſen ihren Geburtsgegenden
mit jenem Vogel Bekanntſchaft gemacht hätten, geſtanden aber dabei, er ſei da ſelten und ſchen und
weder ſo deutlicher noch ſo dienſtfertiger Honigweiſer als in hieſiger Gegend und in der Wüſte.“

„So oft ich auch in der Wüſte und ſelbſt einmal jenſeits Bruyntjeshöhe dieſen Vogel, welchen
die Anſiedler ſeiner ſich hierauf beziehenden Eigenſchaften wegen den Honigweiſer nennen, ſah und
nicht ſelten die Früchte ſeiner Verrätherei erntete, hatte ich doch nur auf der Rückreiſe Gelegenheit,
zwei davon zu ſchießen. Dies nahmen meine Buſchmänner aber ſehr übel, und obgleich ich vorher
meinen Hottentotten eine große Belohnung an Glaskorallen und Tabak verſprochen hatte, wenn ſie
mir behilflich ſein wollten, einen Honigkukuk zu fangen oder zu ſchießen, ſo waren ſie doch zu große
Freunde dieſes Vogels, als daß ſie es hätten thun wollen und hatten zu wenig Luſt, ihn zu verrathen.“

Cumming erzählt, daß man, um das Bienenneſt auszunehmen, eine Maſſe trockenes Gras am
Eingange des Baus anzünde, den Honig heraushole und dem Vogel gäbe, was ihm gebührt, worauf
dieſer Einem, falls man ſein Gezwitſcher mit Pfeifen erwidere, oft noch zu einem zweiten und dritten
Neſte führe. Gourney berichtet, daß er in dem Magen eines von ihm erlegten Heuſchrecken
gefunden, aber geſehen habe, wie der Vogel gelegentlich ſich auf die Bienenſtöcke ſetze und den aus-
oder zufliegenden Bienen auflauere. Er beſtätigt, daß die Kaffern ihn ſtets für ſeine Dienſte belohnen
und daß er ſofort nach dem Abzuge herbeikommt, um die ihm zurückgelaſſenen Waben in Beſitz zu
nehmen. Auch Kirk hat erfahren, daß der Honiganzeiger zuweilen zwei Bienenneſter verräth, aber

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/214>, abgerufen am 21.11.2024.