ständigte oder berichtigte Beschreibung folgen lassen. Der Kopf, der Hals, die Brust und der Bauch sind glänzend grünschwarz, die Federn des Oberrückens mit einem glänzend grünen Fleck an der Spitze jeder Feder geziert, der Unterrücken, die Flügel, der Schwanz und die Unterschwanzdeckfedern schön und dunkel kastanienbraun, die Schwingen grauschwarz. Das Auge ist schwarzbraun, die nackte Stelle um dasselbe und der Zügelstreifen lebhaft orangenroth, der Schnabel orangenroth, gegen die Spitze hin lichtgelb, der Fuß lebhaft roth, die Krallen gelblichweiß. Die Länge beträgt 121/2, die Breite 24, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge 3 Zoll.
Bei einem anscheinend jungen Vogel, welchen Bennett besprochen, ist das Gefieder röthlich chokoladenbraun, dunkler auf dem Rücken, dem Schwanze und den Flügeln, lichtbraun quergestreift auf der Brust und den Flügeldeckfedern. Das Auge ist dunkelrothbraun, der Augenring fleisch- roth; der Schnabel an seiner Wurzel orangenroth, im übrigen gelblich; der Fuß lebhaft orangenroth.
Die erste Zahntaube wurde von Lady Harvey in einer Versteigerung australischer Gegen- stände erstanden, deshalb für einen Bewohner Neuhollands erklärt und von Gould in seinem Werke über die Vögel dieses Erdtheils abgebildet und beschrieben. Eine zweite Abbildung veröffentlichte Peale nach einem von ihm eingesammelten älteren Vogel. Später erhielten wir auch einige Kunde über das Leben der Zahntaube, lernten wenigstens mit Bestimmtheit das Vaterland kennen, und anfangs dieses Jahrzehnts wurden wiederum Mittheilungen veröffentlicht.
Wenn man versucht, die verschiedenen Angaben zusammenzustellen und von denen, welche sich widersprechen, die wahrscheinlichsten berücksichtigt, läßt sich Folgendes über den merkwürdigen Vogel sagen:
Die Zahntaube bewohnt die Samoainseln und zwar waldige Berggegenden in einer gewissen Entfernung von der Küste. Falls die Angaben Lieutenant Walpole's richtig sind, war sie früher sehr häufig auch auf der Jnsel Upola, auf welcher sie gegenwärtig fast ausgerottet ist und zwar hauptsächlich in Folge einer Liebhaberei der Eingebornen für Katzen, welche theilweise verwilderten und große Niederlagen unter den bisher von keinem Raubthier bedrohten Erdvögeln angerichtet haben. Die Eingebornen nannten sie Manumea oder "Rother Vogel" und schätzten sie ihres vor- trefflichen Fleisches halber so hoch, daß sie alljährlich einen längeren Jagdzug nach den Bergen unter- nahmen, einzig und allein in der Absicht, Manumeas zu fangen. Aus Staire's Berichten geht hervor, daß die Zahntauben da, wo sie noch vorkommen, gesellschaftsweise leben und sich hauptsächlich auf dem Boden aufhalten. Walpole behauptet zwar, daß er sie während ihres Freilebens immer nur auf den Bäumen, nie auf dem Boden gesehen habe, fügt aber hinzu, daß er Plätze gefunden, auf denen sie gescharrt haben mußten. Staire hingegen versichert, daß sie sich nur auf dem Boden ernähren und auch auf ihm brüten, um zu schlafen aber Baumzweige aufsuchen. Der Flug ähnelt dem anderer Tauben, geschieht jedoch mit so großem Geräusch, daß man es auf weithin hört, wenn sie sich erheben, und die Eingebornen darauf das Sprichwort begründet haben: er lärmt wie ein Manumea. Walpole bemerkt, daß sie sich höchstens von einem Walde zum andern wenden und sehr selten ihren Flug bis zu einer der benachbarten Jnseln ausdehnen. -- Ueber das Brutgeschäft wissen wir noch nichts Sicheres; denn die Angaben der Berichterstatter sind Wiederholungen der von den Ein- gebornen gemachten Mittheilungen. Das Nest soll auf dem Boden stehen, das Gelege von beiden Eltern abwechselnd und mit so großem Eifer bebrütet werden, daß sie sich mit den Händen fangen lassen. Die Jungen sind, laut Walpole, so hilflos wie die anderen Tauben, scheinen auch langsam heranzuwachsen und sich langsam zu entwickeln; denn sie erhalten erst im zweiten Lebensjahre das Kleid ihrer Eltern, möglicherweise erst im dritten ihre volle Ausbildung. Derselbe Berichterstatter bemerkt noch, daß die Eingebornen der Samoainseln Zahntauben oft in der Gefangenschaft hielten. Sie hoben halbflügge Junge aus dem Neste oder fingen die Alten vermittelst Netzen und mit Vogelleim. Die Gefangenen wurden an einer langen Schnur am Beine gefesselt und diese an einem Stock oder an einer Gabel befestigt. Wenn die Leute dann ausgingen, nahmen sie zuweilen ihre Vögel mit.
Die Läufer. Girrvögel. Zahntauben.
ſtändigte oder berichtigte Beſchreibung folgen laſſen. Der Kopf, der Hals, die Bruſt und der Bauch ſind glänzend grünſchwarz, die Federn des Oberrückens mit einem glänzend grünen Fleck an der Spitze jeder Feder geziert, der Unterrücken, die Flügel, der Schwanz und die Unterſchwanzdeckfedern ſchön und dunkel kaſtanienbraun, die Schwingen grauſchwarz. Das Auge iſt ſchwarzbraun, die nackte Stelle um daſſelbe und der Zügelſtreifen lebhaft orangenroth, der Schnabel orangenroth, gegen die Spitze hin lichtgelb, der Fuß lebhaft roth, die Krallen gelblichweiß. Die Länge beträgt 12½, die Breite 24, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge 3 Zoll.
Bei einem anſcheinend jungen Vogel, welchen Bennett beſprochen, iſt das Gefieder röthlich chokoladenbraun, dunkler auf dem Rücken, dem Schwanze und den Flügeln, lichtbraun quergeſtreift auf der Bruſt und den Flügeldeckfedern. Das Auge iſt dunkelrothbraun, der Augenring fleiſch- roth; der Schnabel an ſeiner Wurzel orangenroth, im übrigen gelblich; der Fuß lebhaft orangenroth.
Die erſte Zahntaube wurde von Lady Harvey in einer Verſteigerung auſtraliſcher Gegen- ſtände erſtanden, deshalb für einen Bewohner Neuhollands erklärt und von Gould in ſeinem Werke über die Vögel dieſes Erdtheils abgebildet und beſchrieben. Eine zweite Abbildung veröffentlichte Peale nach einem von ihm eingeſammelten älteren Vogel. Später erhielten wir auch einige Kunde über das Leben der Zahntaube, lernten wenigſtens mit Beſtimmtheit das Vaterland kennen, und anfangs dieſes Jahrzehnts wurden wiederum Mittheilungen veröffentlicht.
Wenn man verſucht, die verſchiedenen Angaben zuſammenzuſtellen und von denen, welche ſich widerſprechen, die wahrſcheinlichſten berückſichtigt, läßt ſich Folgendes über den merkwürdigen Vogel ſagen:
Die Zahntaube bewohnt die Samoainſeln und zwar waldige Berggegenden in einer gewiſſen Entfernung von der Küſte. Falls die Angaben Lieutenant Walpole’s richtig ſind, war ſie früher ſehr häufig auch auf der Jnſel Upola, auf welcher ſie gegenwärtig faſt ausgerottet iſt und zwar hauptſächlich in Folge einer Liebhaberei der Eingebornen für Katzen, welche theilweiſe verwilderten und große Niederlagen unter den bisher von keinem Raubthier bedrohten Erdvögeln angerichtet haben. Die Eingebornen nannten ſie Manumea oder „Rother Vogel“ und ſchätzten ſie ihres vor- trefflichen Fleiſches halber ſo hoch, daß ſie alljährlich einen längeren Jagdzug nach den Bergen unter- nahmen, einzig und allein in der Abſicht, Manumeas zu fangen. Aus Staire’s Berichten geht hervor, daß die Zahntauben da, wo ſie noch vorkommen, geſellſchaftsweiſe leben und ſich hauptſächlich auf dem Boden aufhalten. Walpole behauptet zwar, daß er ſie während ihres Freilebens immer nur auf den Bäumen, nie auf dem Boden geſehen habe, fügt aber hinzu, daß er Plätze gefunden, auf denen ſie geſcharrt haben mußten. Staire hingegen verſichert, daß ſie ſich nur auf dem Boden ernähren und auch auf ihm brüten, um zu ſchlafen aber Baumzweige aufſuchen. Der Flug ähnelt dem anderer Tauben, geſchieht jedoch mit ſo großem Geräuſch, daß man es auf weithin hört, wenn ſie ſich erheben, und die Eingebornen darauf das Sprichwort begründet haben: er lärmt wie ein Manumea. Walpole bemerkt, daß ſie ſich höchſtens von einem Walde zum andern wenden und ſehr ſelten ihren Flug bis zu einer der benachbarten Jnſeln ausdehnen. — Ueber das Brutgeſchäft wiſſen wir noch nichts Sicheres; denn die Angaben der Berichterſtatter ſind Wiederholungen der von den Ein- gebornen gemachten Mittheilungen. Das Neſt ſoll auf dem Boden ſtehen, das Gelege von beiden Eltern abwechſelnd und mit ſo großem Eifer bebrütet werden, daß ſie ſich mit den Händen fangen laſſen. Die Jungen ſind, laut Walpole, ſo hilflos wie die anderen Tauben, ſcheinen auch langſam heranzuwachſen und ſich langſam zu entwickeln; denn ſie erhalten erſt im zweiten Lebensjahre das Kleid ihrer Eltern, möglicherweiſe erſt im dritten ihre volle Ausbildung. Derſelbe Berichterſtatter bemerkt noch, daß die Eingebornen der Samoainſeln Zahntauben oft in der Gefangenſchaft hielten. Sie hoben halbflügge Junge aus dem Neſte oder fingen die Alten vermittelſt Netzen und mit Vogelleim. Die Gefangenen wurden an einer langen Schnur am Beine gefeſſelt und dieſe an einem Stock oder an einer Gabel befeſtigt. Wenn die Leute dann ausgingen, nahmen ſie zuweilen ihre Vögel mit.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0326"n="302"/><fwplace="top"type="header">Die Läufer. Girrvögel. Zahntauben.</fw><lb/>ſtändigte oder berichtigte Beſchreibung folgen laſſen. Der Kopf, der Hals, die Bruſt und der Bauch<lb/>ſind glänzend grünſchwarz, die Federn des Oberrückens mit einem glänzend grünen Fleck an der<lb/>
Spitze jeder Feder geziert, der Unterrücken, die Flügel, der Schwanz und die Unterſchwanzdeckfedern<lb/>ſchön und dunkel kaſtanienbraun, die Schwingen grauſchwarz. Das Auge iſt ſchwarzbraun, die<lb/>
nackte Stelle um daſſelbe und der Zügelſtreifen lebhaft orangenroth, der Schnabel orangenroth,<lb/>
gegen die Spitze hin lichtgelb, der Fuß lebhaft roth, die Krallen gelblichweiß. Die Länge beträgt<lb/>
12½, die Breite 24, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge 3 Zoll.</p><lb/><p>Bei einem anſcheinend jungen Vogel, welchen <hirendition="#g">Bennett</hi> beſprochen, iſt das Gefieder röthlich<lb/>
chokoladenbraun, dunkler auf dem Rücken, dem Schwanze und den Flügeln, lichtbraun quergeſtreift<lb/>
auf der Bruſt und den Flügeldeckfedern. Das Auge iſt dunkelrothbraun, der Augenring fleiſch-<lb/>
roth; der Schnabel an ſeiner Wurzel orangenroth, im übrigen gelblich; der Fuß lebhaft orangenroth.</p><lb/><p>Die erſte Zahntaube wurde von Lady <hirendition="#g">Harvey</hi> in einer Verſteigerung auſtraliſcher Gegen-<lb/>ſtände erſtanden, deshalb für einen Bewohner Neuhollands erklärt und von <hirendition="#g">Gould</hi> in ſeinem Werke<lb/>
über die Vögel dieſes Erdtheils abgebildet und beſchrieben. Eine zweite Abbildung veröffentlichte<lb/><hirendition="#g">Peale</hi> nach einem von ihm eingeſammelten älteren Vogel. Später erhielten wir auch einige Kunde<lb/>
über das Leben der Zahntaube, lernten wenigſtens mit Beſtimmtheit das Vaterland kennen, und<lb/>
anfangs dieſes Jahrzehnts wurden wiederum Mittheilungen veröffentlicht.</p><lb/><p>Wenn man verſucht, die verſchiedenen Angaben zuſammenzuſtellen und von denen, welche<lb/>ſich widerſprechen, die wahrſcheinlichſten berückſichtigt, läßt ſich Folgendes über den merkwürdigen<lb/>
Vogel ſagen:</p><lb/><p>Die Zahntaube bewohnt die Samoainſeln und zwar waldige Berggegenden in einer gewiſſen<lb/>
Entfernung von der Küſte. Falls die Angaben Lieutenant <hirendition="#g">Walpole’s</hi> richtig ſind, war ſie früher<lb/>ſehr häufig auch auf der Jnſel Upola, auf welcher ſie gegenwärtig faſt ausgerottet iſt und zwar<lb/>
hauptſächlich in Folge einer Liebhaberei der Eingebornen für Katzen, welche theilweiſe verwilderten<lb/>
und große Niederlagen unter den bisher von keinem Raubthier bedrohten Erdvögeln angerichtet<lb/>
haben. Die Eingebornen nannten ſie <hirendition="#g">Manumea</hi> oder „Rother Vogel“ und ſchätzten ſie ihres vor-<lb/>
trefflichen Fleiſches halber ſo hoch, daß ſie alljährlich einen längeren Jagdzug nach den Bergen unter-<lb/>
nahmen, einzig und allein in der Abſicht, Manumeas zu fangen. Aus <hirendition="#g">Staire’s</hi> Berichten geht<lb/>
hervor, daß die Zahntauben da, wo ſie noch vorkommen, geſellſchaftsweiſe leben und ſich hauptſächlich<lb/>
auf dem Boden aufhalten. <hirendition="#g">Walpole</hi> behauptet zwar, daß er ſie während ihres Freilebens immer<lb/>
nur auf den Bäumen, nie auf dem Boden geſehen habe, fügt aber hinzu, daß er Plätze gefunden, auf<lb/>
denen ſie geſcharrt haben mußten. <hirendition="#g">Staire</hi> hingegen verſichert, daß ſie ſich nur auf dem Boden<lb/>
ernähren und auch auf ihm brüten, um zu ſchlafen aber Baumzweige aufſuchen. Der Flug ähnelt dem<lb/>
anderer Tauben, geſchieht jedoch mit ſo großem Geräuſch, daß man es auf weithin hört, wenn ſie ſich<lb/>
erheben, und die Eingebornen darauf das Sprichwort begründet haben: er lärmt wie ein Manumea.<lb/><hirendition="#g">Walpole</hi> bemerkt, daß ſie ſich höchſtens von einem Walde zum andern wenden und ſehr ſelten<lb/>
ihren Flug bis zu einer der benachbarten Jnſeln ausdehnen. — Ueber das Brutgeſchäft wiſſen wir<lb/>
noch nichts Sicheres; denn die Angaben der Berichterſtatter ſind Wiederholungen der von den Ein-<lb/>
gebornen gemachten Mittheilungen. Das Neſt ſoll auf dem Boden ſtehen, das Gelege von beiden<lb/>
Eltern abwechſelnd und mit ſo großem Eifer bebrütet werden, daß ſie ſich mit den Händen fangen<lb/>
laſſen. Die Jungen ſind, laut <hirendition="#g">Walpole,</hi>ſo hilflos wie die anderen Tauben, ſcheinen auch langſam<lb/>
heranzuwachſen und ſich langſam zu entwickeln; denn ſie erhalten erſt im zweiten Lebensjahre das<lb/>
Kleid ihrer Eltern, möglicherweiſe erſt im dritten ihre volle Ausbildung. Derſelbe Berichterſtatter<lb/>
bemerkt noch, daß die Eingebornen der Samoainſeln Zahntauben oft in der Gefangenſchaft hielten.<lb/>
Sie hoben halbflügge Junge aus dem Neſte oder fingen die Alten vermittelſt Netzen und mit<lb/>
Vogelleim. Die Gefangenen wurden an einer langen Schnur am Beine gefeſſelt und dieſe an<lb/>
einem Stock oder an einer Gabel befeſtigt. Wenn die Leute dann ausgingen, nahmen ſie zuweilen<lb/>
ihre Vögel mit.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[302/0326]
Die Läufer. Girrvögel. Zahntauben.
ſtändigte oder berichtigte Beſchreibung folgen laſſen. Der Kopf, der Hals, die Bruſt und der Bauch
ſind glänzend grünſchwarz, die Federn des Oberrückens mit einem glänzend grünen Fleck an der
Spitze jeder Feder geziert, der Unterrücken, die Flügel, der Schwanz und die Unterſchwanzdeckfedern
ſchön und dunkel kaſtanienbraun, die Schwingen grauſchwarz. Das Auge iſt ſchwarzbraun, die
nackte Stelle um daſſelbe und der Zügelſtreifen lebhaft orangenroth, der Schnabel orangenroth,
gegen die Spitze hin lichtgelb, der Fuß lebhaft roth, die Krallen gelblichweiß. Die Länge beträgt
12½, die Breite 24, die Fittiglänge 7, die Schwanzlänge 3 Zoll.
Bei einem anſcheinend jungen Vogel, welchen Bennett beſprochen, iſt das Gefieder röthlich
chokoladenbraun, dunkler auf dem Rücken, dem Schwanze und den Flügeln, lichtbraun quergeſtreift
auf der Bruſt und den Flügeldeckfedern. Das Auge iſt dunkelrothbraun, der Augenring fleiſch-
roth; der Schnabel an ſeiner Wurzel orangenroth, im übrigen gelblich; der Fuß lebhaft orangenroth.
Die erſte Zahntaube wurde von Lady Harvey in einer Verſteigerung auſtraliſcher Gegen-
ſtände erſtanden, deshalb für einen Bewohner Neuhollands erklärt und von Gould in ſeinem Werke
über die Vögel dieſes Erdtheils abgebildet und beſchrieben. Eine zweite Abbildung veröffentlichte
Peale nach einem von ihm eingeſammelten älteren Vogel. Später erhielten wir auch einige Kunde
über das Leben der Zahntaube, lernten wenigſtens mit Beſtimmtheit das Vaterland kennen, und
anfangs dieſes Jahrzehnts wurden wiederum Mittheilungen veröffentlicht.
Wenn man verſucht, die verſchiedenen Angaben zuſammenzuſtellen und von denen, welche
ſich widerſprechen, die wahrſcheinlichſten berückſichtigt, läßt ſich Folgendes über den merkwürdigen
Vogel ſagen:
Die Zahntaube bewohnt die Samoainſeln und zwar waldige Berggegenden in einer gewiſſen
Entfernung von der Küſte. Falls die Angaben Lieutenant Walpole’s richtig ſind, war ſie früher
ſehr häufig auch auf der Jnſel Upola, auf welcher ſie gegenwärtig faſt ausgerottet iſt und zwar
hauptſächlich in Folge einer Liebhaberei der Eingebornen für Katzen, welche theilweiſe verwilderten
und große Niederlagen unter den bisher von keinem Raubthier bedrohten Erdvögeln angerichtet
haben. Die Eingebornen nannten ſie Manumea oder „Rother Vogel“ und ſchätzten ſie ihres vor-
trefflichen Fleiſches halber ſo hoch, daß ſie alljährlich einen längeren Jagdzug nach den Bergen unter-
nahmen, einzig und allein in der Abſicht, Manumeas zu fangen. Aus Staire’s Berichten geht
hervor, daß die Zahntauben da, wo ſie noch vorkommen, geſellſchaftsweiſe leben und ſich hauptſächlich
auf dem Boden aufhalten. Walpole behauptet zwar, daß er ſie während ihres Freilebens immer
nur auf den Bäumen, nie auf dem Boden geſehen habe, fügt aber hinzu, daß er Plätze gefunden, auf
denen ſie geſcharrt haben mußten. Staire hingegen verſichert, daß ſie ſich nur auf dem Boden
ernähren und auch auf ihm brüten, um zu ſchlafen aber Baumzweige aufſuchen. Der Flug ähnelt dem
anderer Tauben, geſchieht jedoch mit ſo großem Geräuſch, daß man es auf weithin hört, wenn ſie ſich
erheben, und die Eingebornen darauf das Sprichwort begründet haben: er lärmt wie ein Manumea.
Walpole bemerkt, daß ſie ſich höchſtens von einem Walde zum andern wenden und ſehr ſelten
ihren Flug bis zu einer der benachbarten Jnſeln ausdehnen. — Ueber das Brutgeſchäft wiſſen wir
noch nichts Sicheres; denn die Angaben der Berichterſtatter ſind Wiederholungen der von den Ein-
gebornen gemachten Mittheilungen. Das Neſt ſoll auf dem Boden ſtehen, das Gelege von beiden
Eltern abwechſelnd und mit ſo großem Eifer bebrütet werden, daß ſie ſich mit den Händen fangen
laſſen. Die Jungen ſind, laut Walpole, ſo hilflos wie die anderen Tauben, ſcheinen auch langſam
heranzuwachſen und ſich langſam zu entwickeln; denn ſie erhalten erſt im zweiten Lebensjahre das
Kleid ihrer Eltern, möglicherweiſe erſt im dritten ihre volle Ausbildung. Derſelbe Berichterſtatter
bemerkt noch, daß die Eingebornen der Samoainſeln Zahntauben oft in der Gefangenſchaft hielten.
Sie hoben halbflügge Junge aus dem Neſte oder fingen die Alten vermittelſt Netzen und mit
Vogelleim. Die Gefangenen wurden an einer langen Schnur am Beine gefeſſelt und dieſe an
einem Stock oder an einer Gabel befeſtigt. Wenn die Leute dann ausgingen, nahmen ſie zuweilen
ihre Vögel mit.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/326>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.