einer der Kämpfenden todt auf dem Platze liegen. Junge Hähne, welche in ihrer Nähe einen alten starken Balzhelden wissen, lassen sich, laut Geyer, nur leise und unterbrochen hören.
Das Balzen währt bis nach Sonnenaufgang und pflegt am lebhaftesten zu sein, wenn der Tag anbricht. Man will bemerkt haben, daß alle Hähne besonders eifrig balzen, wenn in den Morgen- stunden die Mondsichel am Himmel steht: die Ursache dürfte wahrscheinlich nur in der größern Helle des Morgens zu suchen sein. Nachdem der Tag vollkommen angebrochen ist, steht der Hahn ab, und verfügt sich zu den Hennen, welche in einiger Entfernung von ihm sich herumtreiben. Zuweilen geschieht es, daß eines der verliebten Weiber sich lockend dem balzenden Hahne nähert und ihn mit zärtlichem "Bak, bak" zu sich einladet. Einer solchen Lockung vermag sein Herz nicht einen Angenblick lang zu widerstehen: er fällt, wenn er die Liebeslaute hört, wie ein Stein vom Baume herab und tanzt nun einen sonderbaren Reigen auf dem Boden. Jn der Regel aber muß er die Hennen aufsuchen und nicht selten ziemlich weit nach ihnen fliegen. "Jn der Nähe der Hennen", schreibt mein Vater, "balzt er jedes Mal auf dem Boden, geht dabei um diese herum und betritt sie, nachdem sie sich ganz auf den Boden niedergekauert haben. Wie viele Hennen ein Hahn an einem Morgen betreten kann, läßt sich nicht bestimmen, weil er selten mehr als ihrer drei bis vier um sich hat und schwerlich so viele zusammen findet, als er sich wünschen mag. Die Hennen scheinen zu einem Hahne mehr Zuneigung zu haben, als zum andern; daher entstehen auch die hitzigen Kämpfe, welche übrigens niemals während der eigentlichen Balze, sondern stets in der Nähe der Hennen und auf dem Boden ausgefochten werden. Dabei werden die Hähne so wüthend, daß man zuweilen einen von ihnen mit Händen greifen kann. Manche Hähne gelangen gar nicht zur Begattung und balzen dann noch im Mai, ja selbst im Juni und Juli; doch ist Dies ein äußerst seltener Fall." Bei schöner trockner Witterung ist das Balzen, laut Hartig, immer ein Vorspiel der Begattung, bei unfreundlichem nassen Wetter hingegen geht diese ohne weiteres vor sich.
Jn der dritten oder vierten Woche der Balze streichen die befriedigten Hähne nach ihren gewohnten, von den Balzplätzen oft weit entfernten Standorten zurück, und die Hennen schreiten nunmehr zum Nestbau. Jede von ihnen sucht sich einen passenden Platz für ihr Nest und trennt sich von andern ihres Geschlechtes. Das Nest ist eine seichte Vertiefung neben einem alten Baumstocke oder einer einzeln stehenden buschigen kleinen Fichte, zwischen Haidekraut oder im Beerengesträuch, und wird höchstens mit etwas dürrem Reisig ausgekleidet. "Leider", sagt Geyer, "ist die Henne nicht vorsichtig genug, um einen Platz zu suchen, welcher dem Raubzeug und ebenso den bösen Menschen wenig ausgesetzt ist. Jn der Regel geschieht das Gegentheil, und die meisten Nester werden an gangbaren Wegen oder Fußsteigen jeden Schutzes bar gefunden, daher sich auch die geringe Fort- pflanzung des Auerwildes erklären läßt." Die Anzahl der Eier eines Geleges schwankt je nach dem Alter der Mutter. Junge Hennen legen selten mehr als sechs bis acht Eier, ältere deren zehn bis zwölf. Die Eier sind im Verhältniß zum Vogel klein, nur 281/4 bis 32 Linien lang und 22 bis 24 Linien breit, länglich, oben zugerundet, wenig bauchig, unten stumpsspitzig, ziemlich dünn und glatt- schalig, glänzend, mit wenig bemerkbaren Poren und auf gelbgrauem, oder schmuziggelben, feltener graubräunlichgelben Grunde dichter oder spärlicher mit graugelben, braunschmuziggelben, hellen und kastanienbraunen Flecken und Punkten gezeichnet, zuweilen auch dunkler gewässert. Sie werden von der Mutter mit einer Hingabe bebrütet, welche wahrhaft ergreifend ist So kann man z. B., laut Geyer, die Henne, wenigstens in der letzten Zeit der Bebrütung, mit den Händen von ihrem Neste aufheben und sie wieder hinsetzen, ohne daß sie irgend eine Furcht zeigt oder ihr Nest durch Wegfliegen verläßt. Es ist somit die Möglichkeit geboten, alle jene Nester, welche größerer Gefahr ausgesetzt sind, zu schützen, indem man eine Art Einzäunung oder Einfriedigung ringsum zieht und für die Aus- und Einkehr der Henne einen Raum offen läßt, welcher gerade zum Durchschlüpfen genügt. Dieses Verfahren wird mit dem Ausdruck "Hudern" bezeichnet, und seitens der Henne ohne Anstand geduldet.
"Sind die Jungen einmal ausgefallen, so laufen sie nach Verlauf einiger Stunden, nachdem sie gehörig abgetrocknet, mit der Mutter weg und werden von jetzt an mit einer ungewöhnlichen
Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
einer der Kämpfenden todt auf dem Platze liegen. Junge Hähne, welche in ihrer Nähe einen alten ſtarken Balzhelden wiſſen, laſſen ſich, laut Geyer, nur leiſe und unterbrochen hören.
Das Balzen währt bis nach Sonnenaufgang und pflegt am lebhafteſten zu ſein, wenn der Tag anbricht. Man will bemerkt haben, daß alle Hähne beſonders eifrig balzen, wenn in den Morgen- ſtunden die Mondſichel am Himmel ſteht: die Urſache dürfte wahrſcheinlich nur in der größern Helle des Morgens zu ſuchen ſein. Nachdem der Tag vollkommen angebrochen iſt, ſteht der Hahn ab, und verfügt ſich zu den Hennen, welche in einiger Entfernung von ihm ſich herumtreiben. Zuweilen geſchieht es, daß eines der verliebten Weiber ſich lockend dem balzenden Hahne nähert und ihn mit zärtlichem „Bak, bak“ zu ſich einladet. Einer ſolchen Lockung vermag ſein Herz nicht einen Angenblick lang zu widerſtehen: er fällt, wenn er die Liebeslaute hört, wie ein Stein vom Baume herab und tanzt nun einen ſonderbaren Reigen auf dem Boden. Jn der Regel aber muß er die Hennen aufſuchen und nicht ſelten ziemlich weit nach ihnen fliegen. „Jn der Nähe der Hennen“, ſchreibt mein Vater, „balzt er jedes Mal auf dem Boden, geht dabei um dieſe herum und betritt ſie, nachdem ſie ſich ganz auf den Boden niedergekauert haben. Wie viele Hennen ein Hahn an einem Morgen betreten kann, läßt ſich nicht beſtimmen, weil er ſelten mehr als ihrer drei bis vier um ſich hat und ſchwerlich ſo viele zuſammen findet, als er ſich wünſchen mag. Die Hennen ſcheinen zu einem Hahne mehr Zuneigung zu haben, als zum andern; daher entſtehen auch die hitzigen Kämpfe, welche übrigens niemals während der eigentlichen Balze, ſondern ſtets in der Nähe der Hennen und auf dem Boden ausgefochten werden. Dabei werden die Hähne ſo wüthend, daß man zuweilen einen von ihnen mit Händen greifen kann. Manche Hähne gelangen gar nicht zur Begattung und balzen dann noch im Mai, ja ſelbſt im Juni und Juli; doch iſt Dies ein äußerſt ſeltener Fall.“ Bei ſchöner trockner Witterung iſt das Balzen, laut Hartig, immer ein Vorſpiel der Begattung, bei unfreundlichem naſſen Wetter hingegen geht dieſe ohne weiteres vor ſich.
Jn der dritten oder vierten Woche der Balze ſtreichen die befriedigten Hähne nach ihren gewohnten, von den Balzplätzen oft weit entfernten Standorten zurück, und die Hennen ſchreiten nunmehr zum Neſtbau. Jede von ihnen ſucht ſich einen paſſenden Platz für ihr Neſt und trennt ſich von andern ihres Geſchlechtes. Das Neſt iſt eine ſeichte Vertiefung neben einem alten Baumſtocke oder einer einzeln ſtehenden buſchigen kleinen Fichte, zwiſchen Haidekraut oder im Beerengeſträuch, und wird höchſtens mit etwas dürrem Reiſig ausgekleidet. „Leider“, ſagt Geyer, „iſt die Henne nicht vorſichtig genug, um einen Platz zu ſuchen, welcher dem Raubzeug und ebenſo den böſen Menſchen wenig ausgeſetzt iſt. Jn der Regel geſchieht das Gegentheil, und die meiſten Neſter werden an gangbaren Wegen oder Fußſteigen jeden Schutzes bar gefunden, daher ſich auch die geringe Fort- pflanzung des Auerwildes erklären läßt.“ Die Anzahl der Eier eines Geleges ſchwankt je nach dem Alter der Mutter. Junge Hennen legen ſelten mehr als ſechs bis acht Eier, ältere deren zehn bis zwölf. Die Eier ſind im Verhältniß zum Vogel klein, nur 28¼ bis 32 Linien lang und 22 bis 24 Linien breit, länglich, oben zugerundet, wenig bauchig, unten ſtumpſſpitzig, ziemlich dünn und glatt- ſchalig, glänzend, mit wenig bemerkbaren Poren und auf gelbgrauem, oder ſchmuziggelben, feltener graubräunlichgelben Grunde dichter oder ſpärlicher mit graugelben, braunſchmuziggelben, hellen und kaſtanienbraunen Flecken und Punkten gezeichnet, zuweilen auch dunkler gewäſſert. Sie werden von der Mutter mit einer Hingabe bebrütet, welche wahrhaft ergreifend iſt So kann man z. B., laut Geyer, die Henne, wenigſtens in der letzten Zeit der Bebrütung, mit den Händen von ihrem Neſte aufheben und ſie wieder hinſetzen, ohne daß ſie irgend eine Furcht zeigt oder ihr Neſt durch Wegfliegen verläßt. Es iſt ſomit die Möglichkeit geboten, alle jene Neſter, welche größerer Gefahr ausgeſetzt ſind, zu ſchützen, indem man eine Art Einzäunung oder Einfriedigung ringsum zieht und für die Aus- und Einkehr der Henne einen Raum offen läßt, welcher gerade zum Durchſchlüpfen genügt. Dieſes Verfahren wird mit dem Ausdruck „Hudern“ bezeichnet, und ſeitens der Henne ohne Anſtand geduldet.
„Sind die Jungen einmal ausgefallen, ſo laufen ſie nach Verlauf einiger Stunden, nachdem ſie gehörig abgetrocknet, mit der Mutter weg und werden von jetzt an mit einer ungewöhnlichen
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[342/0370]
Die Läufer. Scharrvögel. Rauchfußhühner.
einer der Kämpfenden todt auf dem Platze liegen. Junge Hähne, welche in ihrer Nähe einen alten
ſtarken Balzhelden wiſſen, laſſen ſich, laut Geyer, nur leiſe und unterbrochen hören.
Das Balzen währt bis nach Sonnenaufgang und pflegt am lebhafteſten zu ſein, wenn der Tag
anbricht. Man will bemerkt haben, daß alle Hähne beſonders eifrig balzen, wenn in den Morgen-
ſtunden die Mondſichel am Himmel ſteht: die Urſache dürfte wahrſcheinlich nur in der größern Helle
des Morgens zu ſuchen ſein. Nachdem der Tag vollkommen angebrochen iſt, ſteht der Hahn ab,
und verfügt ſich zu den Hennen, welche in einiger Entfernung von ihm ſich herumtreiben. Zuweilen
geſchieht es, daß eines der verliebten Weiber ſich lockend dem balzenden Hahne nähert und ihn mit
zärtlichem „Bak, bak“ zu ſich einladet. Einer ſolchen Lockung vermag ſein Herz nicht einen
Angenblick lang zu widerſtehen: er fällt, wenn er die Liebeslaute hört, wie ein Stein vom Baume
herab und tanzt nun einen ſonderbaren Reigen auf dem Boden. Jn der Regel aber muß er die
Hennen aufſuchen und nicht ſelten ziemlich weit nach ihnen fliegen. „Jn der Nähe der Hennen“,
ſchreibt mein Vater, „balzt er jedes Mal auf dem Boden, geht dabei um dieſe herum und betritt ſie,
nachdem ſie ſich ganz auf den Boden niedergekauert haben. Wie viele Hennen ein Hahn an einem
Morgen betreten kann, läßt ſich nicht beſtimmen, weil er ſelten mehr als ihrer drei bis vier um ſich
hat und ſchwerlich ſo viele zuſammen findet, als er ſich wünſchen mag. Die Hennen ſcheinen zu
einem Hahne mehr Zuneigung zu haben, als zum andern; daher entſtehen auch die hitzigen Kämpfe,
welche übrigens niemals während der eigentlichen Balze, ſondern ſtets in der Nähe der Hennen
und auf dem Boden ausgefochten werden. Dabei werden die Hähne ſo wüthend, daß man zuweilen
einen von ihnen mit Händen greifen kann. Manche Hähne gelangen gar nicht zur Begattung und
balzen dann noch im Mai, ja ſelbſt im Juni und Juli; doch iſt Dies ein äußerſt ſeltener Fall.“
Bei ſchöner trockner Witterung iſt das Balzen, laut Hartig, immer ein Vorſpiel der Begattung,
bei unfreundlichem naſſen Wetter hingegen geht dieſe ohne weiteres vor ſich.
Jn der dritten oder vierten Woche der Balze ſtreichen die befriedigten Hähne nach ihren
gewohnten, von den Balzplätzen oft weit entfernten Standorten zurück, und die Hennen ſchreiten
nunmehr zum Neſtbau. Jede von ihnen ſucht ſich einen paſſenden Platz für ihr Neſt und trennt ſich
von andern ihres Geſchlechtes. Das Neſt iſt eine ſeichte Vertiefung neben einem alten Baumſtocke oder
einer einzeln ſtehenden buſchigen kleinen Fichte, zwiſchen Haidekraut oder im Beerengeſträuch, und
wird höchſtens mit etwas dürrem Reiſig ausgekleidet. „Leider“, ſagt Geyer, „iſt die Henne nicht
vorſichtig genug, um einen Platz zu ſuchen, welcher dem Raubzeug und ebenſo den böſen Menſchen
wenig ausgeſetzt iſt. Jn der Regel geſchieht das Gegentheil, und die meiſten Neſter werden an
gangbaren Wegen oder Fußſteigen jeden Schutzes bar gefunden, daher ſich auch die geringe Fort-
pflanzung des Auerwildes erklären läßt.“ Die Anzahl der Eier eines Geleges ſchwankt je nach dem
Alter der Mutter. Junge Hennen legen ſelten mehr als ſechs bis acht Eier, ältere deren zehn bis
zwölf. Die Eier ſind im Verhältniß zum Vogel klein, nur 28¼ bis 32 Linien lang und 22 bis 24
Linien breit, länglich, oben zugerundet, wenig bauchig, unten ſtumpſſpitzig, ziemlich dünn und glatt-
ſchalig, glänzend, mit wenig bemerkbaren Poren und auf gelbgrauem, oder ſchmuziggelben, feltener
graubräunlichgelben Grunde dichter oder ſpärlicher mit graugelben, braunſchmuziggelben, hellen und
kaſtanienbraunen Flecken und Punkten gezeichnet, zuweilen auch dunkler gewäſſert. Sie werden von
der Mutter mit einer Hingabe bebrütet, welche wahrhaft ergreifend iſt So kann man z. B., laut
Geyer, die Henne, wenigſtens in der letzten Zeit der Bebrütung, mit den Händen von ihrem Neſte
aufheben und ſie wieder hinſetzen, ohne daß ſie irgend eine Furcht zeigt oder ihr Neſt durch Wegfliegen
verläßt. Es iſt ſomit die Möglichkeit geboten, alle jene Neſter, welche größerer Gefahr ausgeſetzt
ſind, zu ſchützen, indem man eine Art Einzäunung oder Einfriedigung ringsum zieht und für die
Aus- und Einkehr der Henne einen Raum offen läßt, welcher gerade zum Durchſchlüpfen genügt. Dieſes
Verfahren wird mit dem Ausdruck „Hudern“ bezeichnet, und ſeitens der Henne ohne Anſtand geduldet.
„Sind die Jungen einmal ausgefallen, ſo laufen ſie nach Verlauf einiger Stunden, nachdem
ſie gehörig abgetrocknet, mit der Mutter weg und werden von jetzt an mit einer ungewöhnlichen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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