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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Schopf- und Helmwachtel.
bäumen und sich auf den starken Aesten platt niederzudrücken, wodurch sie sich regelmäßig auch dem
scharfen Auge entziehen. Dagegen folgen sie dem Locke, und Derjenige, welcher den Ruf des einen
oder andern Geschlechtes nachzuahmen versteht, macht gute Jagd. Jn Amerika wendet man übrigens
Netz und Schlinge viel lieber an als das Feuergewehr, und namentlich der Garnsack scheint eine große
Rolle zu spielen. Um in ihm Baumwachteln zu fangen, zieht man in Gesellschaft zu Pferde durch die
Felder, lockt von Zeit zu Zeit, vergewissert sich über den Standort eines Volkes, stellt das Netz und
reitet nunmehr, einen Halbmond bildend, lachend und plaudernd auf das Volk zu. Dieses läuft
möglichst gedeckt auf dem Boden weg und, wenn geschickt getrieben wird, regelmäßig in's Garn. Jn
dieser Weise fängt man zuweilen sechszehn bis zwanzig Stück mit einem Male.

Das Wildpret der Baumwachtel wird als vortrefflich gerühmt; es soll selbst in dem wildreichen
Amerika Seinesgleichen nicht haben.



Von allen Hühnern Amerikas, welche ich kenne, wünsche ich zwei in Gestalt, Färbung und
Wesen sich außerordentlich ähnelnde bei uns eingebürgert zu sehen: Die Schopf- oder kalifornische
Wachtel
und ihre Verwandte, die Helmwachtel, wie wir die letztere, um beide zu unterscheiden,
nennen wollen. Und dieser Wunsch würde leichter zu erfüllen sein, als so mancher ähnliche, welchen
ich hege; ja, ich wage vorauszusagen, daß er erfüllt werden wird. Wer die beiden genannten Vögel
kennen lernt, muß sie lieb gewinnen, und wer sie einmal lieb gewonnen hat, muß wünschen, sie als
freie Bewohner unserer Waldungen zu sehen. Jch kann noch mehr sagen; denn ich darf mittheilen,
daß mir von einflußreicher Seite die nöthige Hilfe versprochen worden ist, daß zwei unserer Fürsten
sich bereit erklärt haben, in ihren Fasanerien die Züchtung und Einbürgerung gedachter Hühner
oder wenigstens der Schopfwachtel versuchen zu wollen. Aber ich möchte den anmuthigen Geschöpfen
noch mehr Freunde werben, und deshalb lege ich jedem meiner Leser die Bitte ans Herz, Bestrebungen,
welche darauf abzielen, jene bei uns heimisch zu machen, nach besten Kräften unterstützen zu wollen.

Die Schopfwachtel (Lophortyx californianus) und die Helmwachtel (Lophortyx Gam-
belii)
bilden eine besondere Sippe der Baumhühner, welche sich vornehmlich durch die Beschaffenheit
des Kopfschmuckes auszeichnet. Der Leib ist kräftig, der Hals kurz, der Kopf mäßig groß, der Fittig
kurz, gewölbt und gerundet, in ihm die vierte und fünfte Schwinge über die übrigen verlängert, der
aus zwölf Federn bestehende Schwanz ziemlich kurz und merklich abgestuft, der Schnabel kurz und
kräftig, auf der Firste scharf gebogen, der Fuß mittelhoch, seitlich ein wenig zusammengedrückt, das
Gefieder voll, aber fest anliegend und glänzend. Jn der Mitte des Scheitels erheben sich zwei bis
zehn, in der Regel vier bis sechs Federn, welche an ihrer Wurzel sehr verschmälert, an der Spitze aber
verbreitert, sichelartig nach vorn übergebogen und beim Männchen, wie zu erwarten, mehr entwickelt
sind als beim Weibchen. Die Färbung ist zwar nicht besonders prachtvoll, aber ungemein ansprechend,
weil die Farbenvertheilung eine im hohen Grade gefällige, und deshalb darf man wohl mit Gould,
welcher diese beiden Baumhühner als die schönsten von allen erklärt, übereinstimmen.

Bei der männlichen Schopfwachtel ist die Stirn strohgelb, jede Feder dunkel geschäftet, diese
Farbe durch ein Stirnband, welches, sich verlängernd, einen Brauenstreifen bildet, begrenzt, der
Oberscheitel dunkel-, der Hinterscheitel umberbraun, der Nacken, welcher von Längsfedern bekleidet
wird, blaugrau, jede Feder schwarz gesäumt und geschäftet, mit zwei weißlichen Flecken an der Spitze,
der Rücken olivenbraun, die Kehle schwarz, ein sie umschließendes Band weiß, die Oberbrust blau-
grau, die Unterbrust gelb, jede Feder lichter an der Spitze und schwarz gesäumt, der mittlere Theil
des Bauches braunroth und jede Feder ebenfalls dunkel gesäumt, so daß eine schwarze Muschel-
zeichnung entsteht; die Seitenfedern sind braun, breit weiß, die Unterschwanzdeckfedern lichtgelb, dunkel

Schopf- und Helmwachtel.
bäumen und ſich auf den ſtarken Aeſten platt niederzudrücken, wodurch ſie ſich regelmäßig auch dem
ſcharfen Auge entziehen. Dagegen folgen ſie dem Locke, und Derjenige, welcher den Ruf des einen
oder andern Geſchlechtes nachzuahmen verſteht, macht gute Jagd. Jn Amerika wendet man übrigens
Netz und Schlinge viel lieber an als das Feuergewehr, und namentlich der Garnſack ſcheint eine große
Rolle zu ſpielen. Um in ihm Baumwachteln zu fangen, zieht man in Geſellſchaft zu Pferde durch die
Felder, lockt von Zeit zu Zeit, vergewiſſert ſich über den Standort eines Volkes, ſtellt das Netz und
reitet nunmehr, einen Halbmond bildend, lachend und plaudernd auf das Volk zu. Dieſes läuft
möglichſt gedeckt auf dem Boden weg und, wenn geſchickt getrieben wird, regelmäßig in’s Garn. Jn
dieſer Weiſe fängt man zuweilen ſechszehn bis zwanzig Stück mit einem Male.

Das Wildpret der Baumwachtel wird als vortrefflich gerühmt; es ſoll ſelbſt in dem wildreichen
Amerika Seinesgleichen nicht haben.



Von allen Hühnern Amerikas, welche ich kenne, wünſche ich zwei in Geſtalt, Färbung und
Weſen ſich außerordentlich ähnelnde bei uns eingebürgert zu ſehen: Die Schopf- oder kaliforniſche
Wachtel
und ihre Verwandte, die Helmwachtel, wie wir die letztere, um beide zu unterſcheiden,
nennen wollen. Und dieſer Wunſch würde leichter zu erfüllen ſein, als ſo mancher ähnliche, welchen
ich hege; ja, ich wage vorauszuſagen, daß er erfüllt werden wird. Wer die beiden genannten Vögel
kennen lernt, muß ſie lieb gewinnen, und wer ſie einmal lieb gewonnen hat, muß wünſchen, ſie als
freie Bewohner unſerer Waldungen zu ſehen. Jch kann noch mehr ſagen; denn ich darf mittheilen,
daß mir von einflußreicher Seite die nöthige Hilfe verſprochen worden iſt, daß zwei unſerer Fürſten
ſich bereit erklärt haben, in ihren Faſanerien die Züchtung und Einbürgerung gedachter Hühner
oder wenigſtens der Schopfwachtel verſuchen zu wollen. Aber ich möchte den anmuthigen Geſchöpfen
noch mehr Freunde werben, und deshalb lege ich jedem meiner Leſer die Bitte ans Herz, Beſtrebungen,
welche darauf abzielen, jene bei uns heimiſch zu machen, nach beſten Kräften unterſtützen zu wollen.

Die Schopfwachtel (Lophortyx californianus) und die Helmwachtel (Lophortyx Gam-
belii)
bilden eine beſondere Sippe der Baumhühner, welche ſich vornehmlich durch die Beſchaffenheit
des Kopfſchmuckes auszeichnet. Der Leib iſt kräftig, der Hals kurz, der Kopf mäßig groß, der Fittig
kurz, gewölbt und gerundet, in ihm die vierte und fünfte Schwinge über die übrigen verlängert, der
aus zwölf Federn beſtehende Schwanz ziemlich kurz und merklich abgeſtuft, der Schnabel kurz und
kräftig, auf der Firſte ſcharf gebogen, der Fuß mittelhoch, ſeitlich ein wenig zuſammengedrückt, das
Gefieder voll, aber feſt anliegend und glänzend. Jn der Mitte des Scheitels erheben ſich zwei bis
zehn, in der Regel vier bis ſechs Federn, welche an ihrer Wurzel ſehr verſchmälert, an der Spitze aber
verbreitert, ſichelartig nach vorn übergebogen und beim Männchen, wie zu erwarten, mehr entwickelt
ſind als beim Weibchen. Die Färbung iſt zwar nicht beſonders prachtvoll, aber ungemein anſprechend,
weil die Farbenvertheilung eine im hohen Grade gefällige, und deshalb darf man wohl mit Gould,
welcher dieſe beiden Baumhühner als die ſchönſten von allen erklärt, übereinſtimmen.

Bei der männlichen Schopfwachtel iſt die Stirn ſtrohgelb, jede Feder dunkel geſchäftet, dieſe
Farbe durch ein Stirnband, welches, ſich verlängernd, einen Brauenſtreifen bildet, begrenzt, der
Oberſcheitel dunkel-, der Hinterſcheitel umberbraun, der Nacken, welcher von Längsfedern bekleidet
wird, blaugrau, jede Feder ſchwarz geſäumt und geſchäftet, mit zwei weißlichen Flecken an der Spitze,
der Rücken olivenbraun, die Kehle ſchwarz, ein ſie umſchließendes Band weiß, die Oberbruſt blau-
grau, die Unterbruſt gelb, jede Feder lichter an der Spitze und ſchwarz geſäumt, der mittlere Theil
des Bauches braunroth und jede Feder ebenfalls dunkel geſäumt, ſo daß eine ſchwarze Muſchel-
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[413/0441] Schopf- und Helmwachtel. bäumen und ſich auf den ſtarken Aeſten platt niederzudrücken, wodurch ſie ſich regelmäßig auch dem ſcharfen Auge entziehen. Dagegen folgen ſie dem Locke, und Derjenige, welcher den Ruf des einen oder andern Geſchlechtes nachzuahmen verſteht, macht gute Jagd. Jn Amerika wendet man übrigens Netz und Schlinge viel lieber an als das Feuergewehr, und namentlich der Garnſack ſcheint eine große Rolle zu ſpielen. Um in ihm Baumwachteln zu fangen, zieht man in Geſellſchaft zu Pferde durch die Felder, lockt von Zeit zu Zeit, vergewiſſert ſich über den Standort eines Volkes, ſtellt das Netz und reitet nunmehr, einen Halbmond bildend, lachend und plaudernd auf das Volk zu. Dieſes läuft möglichſt gedeckt auf dem Boden weg und, wenn geſchickt getrieben wird, regelmäßig in’s Garn. Jn dieſer Weiſe fängt man zuweilen ſechszehn bis zwanzig Stück mit einem Male. Das Wildpret der Baumwachtel wird als vortrefflich gerühmt; es ſoll ſelbſt in dem wildreichen Amerika Seinesgleichen nicht haben. Von allen Hühnern Amerikas, welche ich kenne, wünſche ich zwei in Geſtalt, Färbung und Weſen ſich außerordentlich ähnelnde bei uns eingebürgert zu ſehen: Die Schopf- oder kaliforniſche Wachtel und ihre Verwandte, die Helmwachtel, wie wir die letztere, um beide zu unterſcheiden, nennen wollen. Und dieſer Wunſch würde leichter zu erfüllen ſein, als ſo mancher ähnliche, welchen ich hege; ja, ich wage vorauszuſagen, daß er erfüllt werden wird. Wer die beiden genannten Vögel kennen lernt, muß ſie lieb gewinnen, und wer ſie einmal lieb gewonnen hat, muß wünſchen, ſie als freie Bewohner unſerer Waldungen zu ſehen. Jch kann noch mehr ſagen; denn ich darf mittheilen, daß mir von einflußreicher Seite die nöthige Hilfe verſprochen worden iſt, daß zwei unſerer Fürſten ſich bereit erklärt haben, in ihren Faſanerien die Züchtung und Einbürgerung gedachter Hühner oder wenigſtens der Schopfwachtel verſuchen zu wollen. Aber ich möchte den anmuthigen Geſchöpfen noch mehr Freunde werben, und deshalb lege ich jedem meiner Leſer die Bitte ans Herz, Beſtrebungen, welche darauf abzielen, jene bei uns heimiſch zu machen, nach beſten Kräften unterſtützen zu wollen. Die Schopfwachtel (Lophortyx californianus) und die Helmwachtel (Lophortyx Gam- belii) bilden eine beſondere Sippe der Baumhühner, welche ſich vornehmlich durch die Beſchaffenheit des Kopfſchmuckes auszeichnet. Der Leib iſt kräftig, der Hals kurz, der Kopf mäßig groß, der Fittig kurz, gewölbt und gerundet, in ihm die vierte und fünfte Schwinge über die übrigen verlängert, der aus zwölf Federn beſtehende Schwanz ziemlich kurz und merklich abgeſtuft, der Schnabel kurz und kräftig, auf der Firſte ſcharf gebogen, der Fuß mittelhoch, ſeitlich ein wenig zuſammengedrückt, das Gefieder voll, aber feſt anliegend und glänzend. Jn der Mitte des Scheitels erheben ſich zwei bis zehn, in der Regel vier bis ſechs Federn, welche an ihrer Wurzel ſehr verſchmälert, an der Spitze aber verbreitert, ſichelartig nach vorn übergebogen und beim Männchen, wie zu erwarten, mehr entwickelt ſind als beim Weibchen. Die Färbung iſt zwar nicht beſonders prachtvoll, aber ungemein anſprechend, weil die Farbenvertheilung eine im hohen Grade gefällige, und deshalb darf man wohl mit Gould, welcher dieſe beiden Baumhühner als die ſchönſten von allen erklärt, übereinſtimmen. Bei der männlichen Schopfwachtel iſt die Stirn ſtrohgelb, jede Feder dunkel geſchäftet, dieſe Farbe durch ein Stirnband, welches, ſich verlängernd, einen Brauenſtreifen bildet, begrenzt, der Oberſcheitel dunkel-, der Hinterſcheitel umberbraun, der Nacken, welcher von Längsfedern bekleidet wird, blaugrau, jede Feder ſchwarz geſäumt und geſchäftet, mit zwei weißlichen Flecken an der Spitze, der Rücken olivenbraun, die Kehle ſchwarz, ein ſie umſchließendes Band weiß, die Oberbruſt blau- grau, die Unterbruſt gelb, jede Feder lichter an der Spitze und ſchwarz geſäumt, der mittlere Theil des Bauches braunroth und jede Feder ebenfalls dunkel geſäumt, ſo daß eine ſchwarze Muſchel- zeichnung entſteht; die Seitenfedern ſind braun, breit weiß, die Unterſchwanzdeckfedern lichtgelb, dunkel

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/441>, abgerufen am 22.11.2024.