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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Die Läufer. Scharrvögel. Baumhühner.
Schnelligkeit, Gewandtheit, Behendigkeit und Klugheit weit übertreffen. Näherte man sich der brü-
tenden Henne mehr als dem Hahne gut dünkte, so warnte derselbe besonders eindringlich, und die
Henne ging verstohlen davon, niemals aber früher, als bis sie mit einem Scharrtritte das umherliegende
trockene Laub über die Eier gestreut hatte."

"Leider machten die übrigen Hennen keine Anstalt zum Brüten; es wurde deshalb nöthig,
deren Eier Truthennen und Haushühnern zu übergeben."

"Das selbst brütende Weibchen brachte nach dreiundzwanzig Tagen zwölf Stück gesunde, kräftige
Junge aus. Sie wurden in den ersten Tagen ihres Lebens von der Mutter viel gehudert, zum
Füttern angeleitet und beim Nahen eines Menschen gewarnt. Die Henne ließ einen einzigen Laut
ertönen, und augenblicklich darauf waren die kleinen reizenden Küchlein verschwunden, sodaß es uns
auch bei der größten Aufmerksamkeit nicht möglich wurde, eines oder das andere aufzufinden. Jhr
Wachsthum ging überaus schnell von statten. Schon Anfangs September waren sie vollständig
flügge, einige trugen bereits fast ganz das Kleid ihrer Eltern."

"Die übrigen Eier, ungefähr siebzig an der Zahl, hatten ein schlimmes Schicksal. Ein Theil
der ausgeschlüpften Jungen wurde von den Truthennen zerdrückt, ein anderer Theil von den Haus-
hühnern beim Ausschlüpfen gefressen, ein anderer starb nach wenig Tagen. Die Eier, welche in
eine Brutmaschine gelegt worden waren, kamen gar nicht aus. -- Uebrigens brauche ich wohl kaum
zu erwähnen, daß das theilweise Mißlingen von weiteren Versuchen nicht abschrecken, die Zucht viel-
mehr eifrig fortgesetzt werden wird."

Aus diesen Beobachtungen geht wieder zur Genüge hervor, daß das Zuchtergebniß nur dann ein
günstiges ist oder sein wird, wenn man Mutterbruten erzielt. Doch muß ich hervorheben, daß ich auch
mehrfach das Gegentheil beobachtet habe, daß ich Hühner sah, welche ihre kleinen, behenden Pflege-
kinder mit großer Sorgfalt führten und ein überaus anziehendes Schauspiel gewährten, weil man ihnen
so recht die Verlegenheit anmerkte, welche ihnen das rege, lebendige und unruhige Volk verursachte.
Schopfwachteln, welche von gut brütenden Haushennen ins Leben gerufen wurden, zeigen gewöhnlich
gar keine Scheu gegen den Menschen, in welchem sie ihren Pfleger erkennen lernen, laufen in Hof
und Garten herum, kommen ins Haus oder zu bestimmten Futterplätzen zurück und werden zu halben
Hausthieren. Aber gerade solche Halbwilde wollen wir nicht erzielen. Der erste Zweck, welchen
wir zu verfolgen haben, ist, unsere Waldungen mit den prächtigen Hühnern zu bevölkern, und Das
hat, meines Erachtens nach, durchaus keine Schwierigkeiten. Auch ich habe dieselbe Ueberzeugung
wie Freyberg, daß diesem Vogel im deutschen Reiche eine große Zukunft werden muß, weil die Vor-
theile, welche seine Einbürgerung gewährt, von Niemandem bestritten werden können, auch die Zucht
selbst durchaus keine unüberwindlichen Schwierigkeiten verursacht. Vielleicht trägt das Vorstehende
dazu bei, einen oder den andern Forstmann und Thierfreund überhaupt zu Versuchen zu veranlassen;
deshalb will ich zum Schluß noch meine durch eigene Beobachtung und Berücksichtigung der Er-
fahrung Anderer gewonnenen Ansichten über die Wahrscheinlichkeit des Gelingens einer Einbürgerung
unserer Hühner hier folgen lassen.

Bevor man sich Schopfwachteln verschafft, wird man sich erst die nöthigen Zuchtgehege herzu-
stellen haben. Es genügt, wenn diese bei zehn Fuß Breite eine Tiefe von zwanzig und eine Höhe
von acht bis neun Fuß haben; doch wird es vortheilhaft sein, wenn man die Bodenfläche des Gebauers
größer annimmt. Die Nord- und Ostseite müssen durch feste Wände geschützt, die einzelnen Gehege
durch enge Gitter getrennt werden, die Decken derselben aus Drahtnetzen bestehen. Das senkrechte
Gitterwerk kann aus Holz hergestellt werden; Eisenwerk ist aber vorzuziehen, weil es gegen Raub-
thiere besseren Schutz gewährt. Man darf auch nicht vergessen, daß Marder sich zuweilen durch
Garnnetze einen Eingang zu verschaffen wissen, während ihnen Eisendrahtnetze selbstverständlich jeden
Weg abschließen. Ein Theil des Fußbodens wird mit reinem Sande, ein anderer mit Rasen belegt,
ein dritter möglichst dicht mit immergrünen Sträuchern, deren Aeste bis zum Boden herabreichen,
bepflanzt; ein Theil kann auch durch ein Dach gegen Regen geschützt werden, obgleich Dies nicht unbe-

Die Läufer. Scharrvögel. Baumhühner.
Schnelligkeit, Gewandtheit, Behendigkeit und Klugheit weit übertreffen. Näherte man ſich der brü-
tenden Henne mehr als dem Hahne gut dünkte, ſo warnte derſelbe beſonders eindringlich, und die
Henne ging verſtohlen davon, niemals aber früher, als bis ſie mit einem Scharrtritte das umherliegende
trockene Laub über die Eier geſtreut hatte.“

„Leider machten die übrigen Hennen keine Anſtalt zum Brüten; es wurde deshalb nöthig,
deren Eier Truthennen und Haushühnern zu übergeben.“

„Das ſelbſt brütende Weibchen brachte nach dreiundzwanzig Tagen zwölf Stück geſunde, kräftige
Junge aus. Sie wurden in den erſten Tagen ihres Lebens von der Mutter viel gehudert, zum
Füttern angeleitet und beim Nahen eines Menſchen gewarnt. Die Henne ließ einen einzigen Laut
ertönen, und augenblicklich darauf waren die kleinen reizenden Küchlein verſchwunden, ſodaß es uns
auch bei der größten Aufmerkſamkeit nicht möglich wurde, eines oder das andere aufzufinden. Jhr
Wachsthum ging überaus ſchnell von ſtatten. Schon Anfangs September waren ſie vollſtändig
flügge, einige trugen bereits faſt ganz das Kleid ihrer Eltern.“

„Die übrigen Eier, ungefähr ſiebzig an der Zahl, hatten ein ſchlimmes Schickſal. Ein Theil
der ausgeſchlüpften Jungen wurde von den Truthennen zerdrückt, ein anderer Theil von den Haus-
hühnern beim Ausſchlüpfen gefreſſen, ein anderer ſtarb nach wenig Tagen. Die Eier, welche in
eine Brutmaſchine gelegt worden waren, kamen gar nicht aus. — Uebrigens brauche ich wohl kaum
zu erwähnen, daß das theilweiſe Mißlingen von weiteren Verſuchen nicht abſchrecken, die Zucht viel-
mehr eifrig fortgeſetzt werden wird.“

Aus dieſen Beobachtungen geht wieder zur Genüge hervor, daß das Zuchtergebniß nur dann ein
günſtiges iſt oder ſein wird, wenn man Mutterbruten erzielt. Doch muß ich hervorheben, daß ich auch
mehrfach das Gegentheil beobachtet habe, daß ich Hühner ſah, welche ihre kleinen, behenden Pflege-
kinder mit großer Sorgfalt führten und ein überaus anziehendes Schauſpiel gewährten, weil man ihnen
ſo recht die Verlegenheit anmerkte, welche ihnen das rege, lebendige und unruhige Volk verurſachte.
Schopfwachteln, welche von gut brütenden Haushennen ins Leben gerufen wurden, zeigen gewöhnlich
gar keine Scheu gegen den Menſchen, in welchem ſie ihren Pfleger erkennen lernen, laufen in Hof
und Garten herum, kommen ins Haus oder zu beſtimmten Futterplätzen zurück und werden zu halben
Hausthieren. Aber gerade ſolche Halbwilde wollen wir nicht erzielen. Der erſte Zweck, welchen
wir zu verfolgen haben, iſt, unſere Waldungen mit den prächtigen Hühnern zu bevölkern, und Das
hat, meines Erachtens nach, durchaus keine Schwierigkeiten. Auch ich habe dieſelbe Ueberzeugung
wie Freyberg, daß dieſem Vogel im deutſchen Reiche eine große Zukunft werden muß, weil die Vor-
theile, welche ſeine Einbürgerung gewährt, von Niemandem beſtritten werden können, auch die Zucht
ſelbſt durchaus keine unüberwindlichen Schwierigkeiten verurſacht. Vielleicht trägt das Vorſtehende
dazu bei, einen oder den andern Forſtmann und Thierfreund überhaupt zu Verſuchen zu veranlaſſen;
deshalb will ich zum Schluß noch meine durch eigene Beobachtung und Berückſichtigung der Er-
fahrung Anderer gewonnenen Anſichten über die Wahrſcheinlichkeit des Gelingens einer Einbürgerung
unſerer Hühner hier folgen laſſen.

Bevor man ſich Schopfwachteln verſchafft, wird man ſich erſt die nöthigen Zuchtgehege herzu-
ſtellen haben. Es genügt, wenn dieſe bei zehn Fuß Breite eine Tiefe von zwanzig und eine Höhe
von acht bis neun Fuß haben; doch wird es vortheilhaft ſein, wenn man die Bodenfläche des Gebauers
größer annimmt. Die Nord- und Oſtſeite müſſen durch feſte Wände geſchützt, die einzelnen Gehege
durch enge Gitter getrennt werden, die Decken derſelben aus Drahtnetzen beſtehen. Das ſenkrechte
Gitterwerk kann aus Holz hergeſtellt werden; Eiſenwerk iſt aber vorzuziehen, weil es gegen Raub-
thiere beſſeren Schutz gewährt. Man darf auch nicht vergeſſen, daß Marder ſich zuweilen durch
Garnnetze einen Eingang zu verſchaffen wiſſen, während ihnen Eiſendrahtnetze ſelbſtverſtändlich jeden
Weg abſchließen. Ein Theil des Fußbodens wird mit reinem Sande, ein anderer mit Raſen belegt,
ein dritter möglichſt dicht mit immergrünen Sträuchern, deren Aeſte bis zum Boden herabreichen,
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[420/0448] Die Läufer. Scharrvögel. Baumhühner. Schnelligkeit, Gewandtheit, Behendigkeit und Klugheit weit übertreffen. Näherte man ſich der brü- tenden Henne mehr als dem Hahne gut dünkte, ſo warnte derſelbe beſonders eindringlich, und die Henne ging verſtohlen davon, niemals aber früher, als bis ſie mit einem Scharrtritte das umherliegende trockene Laub über die Eier geſtreut hatte.“ „Leider machten die übrigen Hennen keine Anſtalt zum Brüten; es wurde deshalb nöthig, deren Eier Truthennen und Haushühnern zu übergeben.“ „Das ſelbſt brütende Weibchen brachte nach dreiundzwanzig Tagen zwölf Stück geſunde, kräftige Junge aus. Sie wurden in den erſten Tagen ihres Lebens von der Mutter viel gehudert, zum Füttern angeleitet und beim Nahen eines Menſchen gewarnt. Die Henne ließ einen einzigen Laut ertönen, und augenblicklich darauf waren die kleinen reizenden Küchlein verſchwunden, ſodaß es uns auch bei der größten Aufmerkſamkeit nicht möglich wurde, eines oder das andere aufzufinden. Jhr Wachsthum ging überaus ſchnell von ſtatten. Schon Anfangs September waren ſie vollſtändig flügge, einige trugen bereits faſt ganz das Kleid ihrer Eltern.“ „Die übrigen Eier, ungefähr ſiebzig an der Zahl, hatten ein ſchlimmes Schickſal. Ein Theil der ausgeſchlüpften Jungen wurde von den Truthennen zerdrückt, ein anderer Theil von den Haus- hühnern beim Ausſchlüpfen gefreſſen, ein anderer ſtarb nach wenig Tagen. Die Eier, welche in eine Brutmaſchine gelegt worden waren, kamen gar nicht aus. — Uebrigens brauche ich wohl kaum zu erwähnen, daß das theilweiſe Mißlingen von weiteren Verſuchen nicht abſchrecken, die Zucht viel- mehr eifrig fortgeſetzt werden wird.“ Aus dieſen Beobachtungen geht wieder zur Genüge hervor, daß das Zuchtergebniß nur dann ein günſtiges iſt oder ſein wird, wenn man Mutterbruten erzielt. Doch muß ich hervorheben, daß ich auch mehrfach das Gegentheil beobachtet habe, daß ich Hühner ſah, welche ihre kleinen, behenden Pflege- kinder mit großer Sorgfalt führten und ein überaus anziehendes Schauſpiel gewährten, weil man ihnen ſo recht die Verlegenheit anmerkte, welche ihnen das rege, lebendige und unruhige Volk verurſachte. Schopfwachteln, welche von gut brütenden Haushennen ins Leben gerufen wurden, zeigen gewöhnlich gar keine Scheu gegen den Menſchen, in welchem ſie ihren Pfleger erkennen lernen, laufen in Hof und Garten herum, kommen ins Haus oder zu beſtimmten Futterplätzen zurück und werden zu halben Hausthieren. Aber gerade ſolche Halbwilde wollen wir nicht erzielen. Der erſte Zweck, welchen wir zu verfolgen haben, iſt, unſere Waldungen mit den prächtigen Hühnern zu bevölkern, und Das hat, meines Erachtens nach, durchaus keine Schwierigkeiten. Auch ich habe dieſelbe Ueberzeugung wie Freyberg, daß dieſem Vogel im deutſchen Reiche eine große Zukunft werden muß, weil die Vor- theile, welche ſeine Einbürgerung gewährt, von Niemandem beſtritten werden können, auch die Zucht ſelbſt durchaus keine unüberwindlichen Schwierigkeiten verurſacht. Vielleicht trägt das Vorſtehende dazu bei, einen oder den andern Forſtmann und Thierfreund überhaupt zu Verſuchen zu veranlaſſen; deshalb will ich zum Schluß noch meine durch eigene Beobachtung und Berückſichtigung der Er- fahrung Anderer gewonnenen Anſichten über die Wahrſcheinlichkeit des Gelingens einer Einbürgerung unſerer Hühner hier folgen laſſen. Bevor man ſich Schopfwachteln verſchafft, wird man ſich erſt die nöthigen Zuchtgehege herzu- ſtellen haben. Es genügt, wenn dieſe bei zehn Fuß Breite eine Tiefe von zwanzig und eine Höhe von acht bis neun Fuß haben; doch wird es vortheilhaft ſein, wenn man die Bodenfläche des Gebauers größer annimmt. Die Nord- und Oſtſeite müſſen durch feſte Wände geſchützt, die einzelnen Gehege durch enge Gitter getrennt werden, die Decken derſelben aus Drahtnetzen beſtehen. Das ſenkrechte Gitterwerk kann aus Holz hergeſtellt werden; Eiſenwerk iſt aber vorzuziehen, weil es gegen Raub- thiere beſſeren Schutz gewährt. Man darf auch nicht vergeſſen, daß Marder ſich zuweilen durch Garnnetze einen Eingang zu verſchaffen wiſſen, während ihnen Eiſendrahtnetze ſelbſtverſtändlich jeden Weg abſchließen. Ein Theil des Fußbodens wird mit reinem Sande, ein anderer mit Raſen belegt, ein dritter möglichſt dicht mit immergrünen Sträuchern, deren Aeſte bis zum Boden herabreichen, bepflanzt; ein Theil kann auch durch ein Dach gegen Regen geſchützt werden, obgleich Dies nicht unbe-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/448>, abgerufen am 22.11.2024.