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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

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Schopf- und Helmwachtel.
dingt nothwendig ist. Dagegen halte ich es für sehr wichtig, daß man kleine Thürchen anbringt, durch
welche Futter- und Trinkgefäße heraus- und hineingebracht werden können, ohne daß man die Vögel
dadurch beunruhigt. Freyberg räth, einen dick mit Flußsand überdeckten Weg im Gebauer anzu-
legen, von welchem aus der Wärter Alles untersuchen kann, ohne den Weg zu verlassen, und ebenso,
hier und da einen kleinen Hügel aufzubauen, weil solche dem Hahne einen Lieblingssitz bieten und,
wenn sie mit Buschwerk bestanden sind, von der Henne regelmäßig zur Anlage des Nestes benutzt
werden, falls man auf ihrer Spitze eine kleine Vertiefung ausgräbt und in dieser die zerstreut gelegten
Eier sammelt. Die Höhe schützt das Nest bei Regen vor Unterwasser und fördert schon deshalb das
Gelingen der Brut. Ein alter knorriger Wurzelstock, welcher Platz genug zum Neste freiläßt, macht
solchen Hügel noch anziehender für unsere Baumhühner.

Erfahrungsmäßig weiß man, daß Schopf- und Helmwachtel die Gesellschaft anderer Vögel
lieben, thut also wohl, ihnen einige Lerchen, Ammer und Finken beizugesellen.

Die Nahrung muß möglichst verschiedenartig gewählt werden. Ein Hauptfutter bleibt guter
Hirse; es ist aber vortheilhaft, wenn man ihm Getreide aller Art, Wicken, Erbsen, Hanf und über-
haupt möglichst verschiedene Körner beimischt, namentlich auch Heuschlag und die beim Aufwurfe des
Getreides zurückbleibenden, sogenannten Scheuerngesäme zum Ueberfluß beigibt. Alle Körner müssen
trocken gehalten, die naßgewordenen aus den Futternäpfen entfernt, Hülsenfrüchte dürfen nur in
geringer Gabe gereicht werden; jene schaden der Gesundheit, diese verursachen nach längerem Genuß
Unfruchtbarkeit. Grünfutter darf niemals mangeln: im Winter also wird man Kohl, Salat u. dgl.,
im Frühling ausgestochenen Rasen mit dem frischen Grase, ebenso gewonnene Weizen- und Roggen-
pflanzen, und im Sommer alles übrige Kraut, welches man haben kann, zur Verfügung stellen müssen.
Man thut wohl, allen Kohl oder Salat hochzuhängen, um die Vögel zu zwingen, darnach zu hüpfen,
sich so also die ihr Wohlsein fördernde Bewegung zu verschaffen. Vor und während der Brutzeit darf
Kerbthiernahrung nicht fehlen: sie ist den Jungen unbedingt nothwendig, und einige Pfund frische
Ameiseneier tragen hundertfältige Zinsen. Jn Ermangelung dieses vortrefflichen Futters kann man
sich die nöthigen Kerbthiere mit einem sogenannten Schöpfer, mit welchem man das Gras der Wiesen
ausbeutet, verschaffen. Doch darf man von dieser Nahrung nicht zuviel auf einmal reichen, muß
auch die Kerfe oder Puppen immer möglichst im Käfige zerstreuen.

Die zur Zucht bestimmten Schopfwachteln müssen an verschiedenen Oertlichkeiten gekauft werden.
Man wendet sich also an die deutschen oder belgischen Thiergärten, verschreibt sich eine beliebige
Anzahl von Paaren, hält die zuerst eingetroffenen streng gesondert, bis man die erwünschte Anzahl
beisammen hat, und wechselt dann die Paare, indem man zu den aus dem einen Thiergarten
stammenden Hähnen die aus dem andern bezogenen Hennen setzt und umgekehrt. Nun aber über-
läßt man die verschiedenen Pärchen sich selbst, sorgt für reichhaltiges und verschiedenartiges Futter,
feuert die Paarungslust durch Ameiseneier, Hanf und andere erregende Nahrung an und greift blos
dann vermittelnd ein, wenn eine Henne beständig Eier legt, ohne zu brüten. Thut sie das Gegentheil,
so überläßt man ihr auch die Pflege ihrer Kinder soviel als thunlich, unterstützt aber die Ernährung
bestmöglichst, indem man in genügender Anzahl pflanzliche und thierische Stoffe möglichst vereinzelt
in den Käfig streut. Legt die Henne eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Eiern, so deutet Dies auf
Schwäche des Hahnes; in diesem Falle also muß man einen andern zu ihr bringen.

Am zehnten oder zwölften Tage ihres Lebens sind die Küchlein zu einem freieren Leben
befähigt, und nunmehr ist es an der Zeit, sie in einem Waldestheile, welcher dem natürlichen Aufent-
haltsorte unserer Baumhühner möglichst entspricht, frei zu lassen; denn es kommt sehr viel darauf an,
daß man die Familie noch während der günstigen Jahreszeit in den Wald bringt und ihr dadurch es
erleichtert, sich weiter fortzuhelfen. Die Jungen dürften unter der vortrefflichen Leitung ihrer Eltern
bald so scheu und vorsichtig werden, daß sie den meisten Nachstellungen entgehen; sie werden sich
die ihnen am besten zusagenden Oertlichkeiten selbst auswählen, den nächsten Winter zweifelsohne

Schopf- und Helmwachtel.
dingt nothwendig iſt. Dagegen halte ich es für ſehr wichtig, daß man kleine Thürchen anbringt, durch
welche Futter- und Trinkgefäße heraus- und hineingebracht werden können, ohne daß man die Vögel
dadurch beunruhigt. Freyberg räth, einen dick mit Flußſand überdeckten Weg im Gebauer anzu-
legen, von welchem aus der Wärter Alles unterſuchen kann, ohne den Weg zu verlaſſen, und ebenſo,
hier und da einen kleinen Hügel aufzubauen, weil ſolche dem Hahne einen Lieblingsſitz bieten und,
wenn ſie mit Buſchwerk beſtanden ſind, von der Henne regelmäßig zur Anlage des Neſtes benutzt
werden, falls man auf ihrer Spitze eine kleine Vertiefung ausgräbt und in dieſer die zerſtreut gelegten
Eier ſammelt. Die Höhe ſchützt das Neſt bei Regen vor Unterwaſſer und fördert ſchon deshalb das
Gelingen der Brut. Ein alter knorriger Wurzelſtock, welcher Platz genug zum Neſte freiläßt, macht
ſolchen Hügel noch anziehender für unſere Baumhühner.

Erfahrungsmäßig weiß man, daß Schopf- und Helmwachtel die Geſellſchaft anderer Vögel
lieben, thut alſo wohl, ihnen einige Lerchen, Ammer und Finken beizugeſellen.

Die Nahrung muß möglichſt verſchiedenartig gewählt werden. Ein Hauptfutter bleibt guter
Hirſe; es iſt aber vortheilhaft, wenn man ihm Getreide aller Art, Wicken, Erbſen, Hanf und über-
haupt möglichſt verſchiedene Körner beimiſcht, namentlich auch Heuſchlag und die beim Aufwurfe des
Getreides zurückbleibenden, ſogenannten Scheuerngeſäme zum Ueberfluß beigibt. Alle Körner müſſen
trocken gehalten, die naßgewordenen aus den Futternäpfen entfernt, Hülſenfrüchte dürfen nur in
geringer Gabe gereicht werden; jene ſchaden der Geſundheit, dieſe verurſachen nach längerem Genuß
Unfruchtbarkeit. Grünfutter darf niemals mangeln: im Winter alſo wird man Kohl, Salat u. dgl.,
im Frühling ausgeſtochenen Raſen mit dem friſchen Graſe, ebenſo gewonnene Weizen- und Roggen-
pflanzen, und im Sommer alles übrige Kraut, welches man haben kann, zur Verfügung ſtellen müſſen.
Man thut wohl, allen Kohl oder Salat hochzuhängen, um die Vögel zu zwingen, darnach zu hüpfen,
ſich ſo alſo die ihr Wohlſein fördernde Bewegung zu verſchaffen. Vor und während der Brutzeit darf
Kerbthiernahrung nicht fehlen: ſie iſt den Jungen unbedingt nothwendig, und einige Pfund friſche
Ameiſeneier tragen hundertfältige Zinſen. Jn Ermangelung dieſes vortrefflichen Futters kann man
ſich die nöthigen Kerbthiere mit einem ſogenannten Schöpfer, mit welchem man das Gras der Wieſen
ausbeutet, verſchaffen. Doch darf man von dieſer Nahrung nicht zuviel auf einmal reichen, muß
auch die Kerfe oder Puppen immer möglichſt im Käfige zerſtreuen.

Die zur Zucht beſtimmten Schopfwachteln müſſen an verſchiedenen Oertlichkeiten gekauft werden.
Man wendet ſich alſo an die deutſchen oder belgiſchen Thiergärten, verſchreibt ſich eine beliebige
Anzahl von Paaren, hält die zuerſt eingetroffenen ſtreng geſondert, bis man die erwünſchte Anzahl
beiſammen hat, und wechſelt dann die Paare, indem man zu den aus dem einen Thiergarten
ſtammenden Hähnen die aus dem andern bezogenen Hennen ſetzt und umgekehrt. Nun aber über-
läßt man die verſchiedenen Pärchen ſich ſelbſt, ſorgt für reichhaltiges und verſchiedenartiges Futter,
feuert die Paarungsluſt durch Ameiſeneier, Hanf und andere erregende Nahrung an und greift blos
dann vermittelnd ein, wenn eine Henne beſtändig Eier legt, ohne zu brüten. Thut ſie das Gegentheil,
ſo überläßt man ihr auch die Pflege ihrer Kinder ſoviel als thunlich, unterſtützt aber die Ernährung
beſtmöglichſt, indem man in genügender Anzahl pflanzliche und thieriſche Stoffe möglichſt vereinzelt
in den Käfig ſtreut. Legt die Henne eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Eiern, ſo deutet Dies auf
Schwäche des Hahnes; in dieſem Falle alſo muß man einen andern zu ihr bringen.

Am zehnten oder zwölften Tage ihres Lebens ſind die Küchlein zu einem freieren Leben
befähigt, und nunmehr iſt es an der Zeit, ſie in einem Waldestheile, welcher dem natürlichen Aufent-
haltsorte unſerer Baumhühner möglichſt entſpricht, frei zu laſſen; denn es kommt ſehr viel darauf an,
daß man die Familie noch während der günſtigen Jahreszeit in den Wald bringt und ihr dadurch es
erleichtert, ſich weiter fortzuhelfen. Die Jungen dürften unter der vortrefflichen Leitung ihrer Eltern
bald ſo ſcheu und vorſichtig werden, daß ſie den meiſten Nachſtellungen entgehen; ſie werden ſich
die ihnen am beſten zuſagenden Oertlichkeiten ſelbſt auswählen, den nächſten Winter zweifelsohne

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[421/0449] Schopf- und Helmwachtel. dingt nothwendig iſt. Dagegen halte ich es für ſehr wichtig, daß man kleine Thürchen anbringt, durch welche Futter- und Trinkgefäße heraus- und hineingebracht werden können, ohne daß man die Vögel dadurch beunruhigt. Freyberg räth, einen dick mit Flußſand überdeckten Weg im Gebauer anzu- legen, von welchem aus der Wärter Alles unterſuchen kann, ohne den Weg zu verlaſſen, und ebenſo, hier und da einen kleinen Hügel aufzubauen, weil ſolche dem Hahne einen Lieblingsſitz bieten und, wenn ſie mit Buſchwerk beſtanden ſind, von der Henne regelmäßig zur Anlage des Neſtes benutzt werden, falls man auf ihrer Spitze eine kleine Vertiefung ausgräbt und in dieſer die zerſtreut gelegten Eier ſammelt. Die Höhe ſchützt das Neſt bei Regen vor Unterwaſſer und fördert ſchon deshalb das Gelingen der Brut. Ein alter knorriger Wurzelſtock, welcher Platz genug zum Neſte freiläßt, macht ſolchen Hügel noch anziehender für unſere Baumhühner. Erfahrungsmäßig weiß man, daß Schopf- und Helmwachtel die Geſellſchaft anderer Vögel lieben, thut alſo wohl, ihnen einige Lerchen, Ammer und Finken beizugeſellen. Die Nahrung muß möglichſt verſchiedenartig gewählt werden. Ein Hauptfutter bleibt guter Hirſe; es iſt aber vortheilhaft, wenn man ihm Getreide aller Art, Wicken, Erbſen, Hanf und über- haupt möglichſt verſchiedene Körner beimiſcht, namentlich auch Heuſchlag und die beim Aufwurfe des Getreides zurückbleibenden, ſogenannten Scheuerngeſäme zum Ueberfluß beigibt. Alle Körner müſſen trocken gehalten, die naßgewordenen aus den Futternäpfen entfernt, Hülſenfrüchte dürfen nur in geringer Gabe gereicht werden; jene ſchaden der Geſundheit, dieſe verurſachen nach längerem Genuß Unfruchtbarkeit. Grünfutter darf niemals mangeln: im Winter alſo wird man Kohl, Salat u. dgl., im Frühling ausgeſtochenen Raſen mit dem friſchen Graſe, ebenſo gewonnene Weizen- und Roggen- pflanzen, und im Sommer alles übrige Kraut, welches man haben kann, zur Verfügung ſtellen müſſen. Man thut wohl, allen Kohl oder Salat hochzuhängen, um die Vögel zu zwingen, darnach zu hüpfen, ſich ſo alſo die ihr Wohlſein fördernde Bewegung zu verſchaffen. Vor und während der Brutzeit darf Kerbthiernahrung nicht fehlen: ſie iſt den Jungen unbedingt nothwendig, und einige Pfund friſche Ameiſeneier tragen hundertfältige Zinſen. Jn Ermangelung dieſes vortrefflichen Futters kann man ſich die nöthigen Kerbthiere mit einem ſogenannten Schöpfer, mit welchem man das Gras der Wieſen ausbeutet, verſchaffen. Doch darf man von dieſer Nahrung nicht zuviel auf einmal reichen, muß auch die Kerfe oder Puppen immer möglichſt im Käfige zerſtreuen. Die zur Zucht beſtimmten Schopfwachteln müſſen an verſchiedenen Oertlichkeiten gekauft werden. Man wendet ſich alſo an die deutſchen oder belgiſchen Thiergärten, verſchreibt ſich eine beliebige Anzahl von Paaren, hält die zuerſt eingetroffenen ſtreng geſondert, bis man die erwünſchte Anzahl beiſammen hat, und wechſelt dann die Paare, indem man zu den aus dem einen Thiergarten ſtammenden Hähnen die aus dem andern bezogenen Hennen ſetzt und umgekehrt. Nun aber über- läßt man die verſchiedenen Pärchen ſich ſelbſt, ſorgt für reichhaltiges und verſchiedenartiges Futter, feuert die Paarungsluſt durch Ameiſeneier, Hanf und andere erregende Nahrung an und greift blos dann vermittelnd ein, wenn eine Henne beſtändig Eier legt, ohne zu brüten. Thut ſie das Gegentheil, ſo überläßt man ihr auch die Pflege ihrer Kinder ſoviel als thunlich, unterſtützt aber die Ernährung beſtmöglichſt, indem man in genügender Anzahl pflanzliche und thieriſche Stoffe möglichſt vereinzelt in den Käfig ſtreut. Legt die Henne eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Eiern, ſo deutet Dies auf Schwäche des Hahnes; in dieſem Falle alſo muß man einen andern zu ihr bringen. Am zehnten oder zwölften Tage ihres Lebens ſind die Küchlein zu einem freieren Leben befähigt, und nunmehr iſt es an der Zeit, ſie in einem Waldestheile, welcher dem natürlichen Aufent- haltsorte unſerer Baumhühner möglichſt entſpricht, frei zu laſſen; denn es kommt ſehr viel darauf an, daß man die Familie noch während der günſtigen Jahreszeit in den Wald bringt und ihr dadurch es erleichtert, ſich weiter fortzuhelfen. Die Jungen dürften unter der vortrefflichen Leitung ihrer Eltern bald ſo ſcheu und vorſichtig werden, daß ſie den meiſten Nachſtellungen entgehen; ſie werden ſich die ihnen am beſten zuſagenden Oertlichkeiten ſelbſt auswählen, den nächſten Winter zweifelsohne

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/449>, abgerufen am 22.11.2024.