gut überstehen und im folgenden Frühjahre selbst zur Fortpflanzung, die Eltern aber wahrscheinlich noch in demselben Jahre zu einer zweiten Brut schreiten.
Es leuchtet ein, daß die Einbürgerung um so besser gelingen muß, jemehr Familien gleichzeitig an einem und demselben Orte frei gelassen werden. Ein etwaiges Fehlschlagen darf und kann nicht abschrecken; denn die Einbürgerung wird ebenso sicher gelingen, wie die des Rothhuhnes und der Baumwachtel in England gelungen ist. "Bei den verhältnißmäßig geringen Ankaufskosten dieser Vögel", so schreibt mir Freyberg, "darf schon Etwas gewagt werden; ich bin jedoch überzeugt, daß schon zehn Paare mit Jungen, welche dann mindestens theilweise zu einer zweiten Brut schreiten, innerhalb zwei Jahren den ersten Stand übervölkert haben werden."
Mehrere Naturforscher sehen in den Wachteln(Coturnices) eine besondere Unterfamilie, obgleich sie nicht verkennen, daß die Unterschiede zwischen den hierher zu zählenden Scharrvögeln und den Feldhühnern unerheblich genannt werden müssen. Andererseits spricht Manches für die Trennung der beiden Gruppen, und jedenfalls kann es nicht als ein Fehler angesehen werden, wenn man sich der Ansicht jener Forscher anschließt.
Als Kennzeichen der Wachteln gelten geringe Größe, aber kräftiger, gedrungener Leibesbau, verhältnißmäßig lange, spitzige Flügel, ein aus zwölf weichen Federn bestehender, sehr kurzer, abgerun- deter, unter den auffallend verlängerten, überhängenden Bürzelfedern versteckter Schwanz, kleiner, an der Stirn erhöhter Schnabel, mittellanger oder kurzer, unbespornter Fuß und ziemlich reichhaltiges Gefieder, welches den Kopf vollständig bekleidet und dessen Färbung sich hinsichtlich der Ge- schlechter wenig unterscheidet, auch nach der Jahreszeit nur unmerklich sich verändert.
Selbst wenn man alle kleineren Hühner, über deren Verwandtschaft man Zweifel hegen kann, zu den Feldhühnern rechnet, muß man jedem Erdtheile der östlichen Halbkugel eine oder mehrere ihm eigenthümliche Wachteln zugestehen. Gerade diese Gruppe ist weiter verbreitet als alle gleich- werthigen Abtheilungen der Ordnung. Sie zeigt sich besonders reichhaltig in den malayischen Ländern und in Australien; wir kennen derzeit aber noch keineswegs alle Arten, welche hier leben, und dürfen mit Sicherheit annehmen, daß ihrer noch mehrere werden entdeckt werden. Ebenso aus- gedehnt wie der Verbreitungskreis der Gesammtheit ist auch das Wohngebiet der einzelnen Arten oder wenigstens die Strecke, innerhalb welcher eine und dieselbe Art vorkommt: unsere deutsche Wachtel z. B. wird buchstäblich auf der halben Erde gefunden; ihre langen Flügel befähigen sie, Reisen zu unternehmen, welche für einen Hühnervogel als großartig bezeichnet werden müssen.
Die Lebensweise unterscheidet die Wachteln in mehrfacher Hinsicht von den Feldhühnern. Jhre Reisefähigkeit und die damit zusammenhängende Wanderlust übt einen bedeutenden Einfluß auf das Leben aus. Aber unsere Vögel zeigen auch in geselliger Hinsicht, rücksichtlich der Fortpflanzung u. s. w. manches Eigenthümliche. Ungewöhnlich unter den Scharrvögeln ist ihre geringe Geselligkeit, welche sich besonders darin ausspricht, daß sie nur in lockerer Ehe leben und sich sonst wenig um einander kümmern, auch nur dann zu größern Scharen vereinigen, wenn der Wandertrieb und die Wander- noth sie zusammenführt. Nicht minder eigenthümlich ist ferner, daß sie sich überall wohl befinden, wo ihre Anforderungen an das Leben einigermaßen erfüllt werden, daß sie sogar in Ländern, welche man als ihnen fremde bezeichnen muß, zur Fortpflanzung schreiten. Jhre leiblichen und geistigen Begabungen stehen hinter denen anderer Scharrvögel nicht zurück: in vieler Hinsicht, und so namentlich in der Beweglichkeit, übertreffen die Wachteln, mit Ausnahme der Flughühner, alle übrigen Scharrvögel. Die Nahrung, welche sie zu sich nehmen, ist ungefähr dieselbe anderer kleiner Hühner; doch darf man vielleicht sagen, daß sie sich mehr an thierische als an pflanzliche Stoffe halten. Ungeachtet der lockeren Ehe, in welcher sie leben, vielleicht gerade deshalb, vermehren sie sich
Die Läufer. Scharrvögel. Wachteln.
gut überſtehen und im folgenden Frühjahre ſelbſt zur Fortpflanzung, die Eltern aber wahrſcheinlich noch in demſelben Jahre zu einer zweiten Brut ſchreiten.
Es leuchtet ein, daß die Einbürgerung um ſo beſſer gelingen muß, jemehr Familien gleichzeitig an einem und demſelben Orte frei gelaſſen werden. Ein etwaiges Fehlſchlagen darf und kann nicht abſchrecken; denn die Einbürgerung wird ebenſo ſicher gelingen, wie die des Rothhuhnes und der Baumwachtel in England gelungen iſt. „Bei den verhältnißmäßig geringen Ankaufskoſten dieſer Vögel“, ſo ſchreibt mir Freyberg, „darf ſchon Etwas gewagt werden; ich bin jedoch überzeugt, daß ſchon zehn Paare mit Jungen, welche dann mindeſtens theilweiſe zu einer zweiten Brut ſchreiten, innerhalb zwei Jahren den erſten Stand übervölkert haben werden.“
Mehrere Naturforſcher ſehen in den Wachteln(Coturnices) eine beſondere Unterfamilie, obgleich ſie nicht verkennen, daß die Unterſchiede zwiſchen den hierher zu zählenden Scharrvögeln und den Feldhühnern unerheblich genannt werden müſſen. Andererſeits ſpricht Manches für die Trennung der beiden Gruppen, und jedenfalls kann es nicht als ein Fehler angeſehen werden, wenn man ſich der Anſicht jener Forſcher anſchließt.
Als Kennzeichen der Wachteln gelten geringe Größe, aber kräftiger, gedrungener Leibesbau, verhältnißmäßig lange, ſpitzige Flügel, ein aus zwölf weichen Federn beſtehender, ſehr kurzer, abgerun- deter, unter den auffallend verlängerten, überhängenden Bürzelfedern verſteckter Schwanz, kleiner, an der Stirn erhöhter Schnabel, mittellanger oder kurzer, unbeſpornter Fuß und ziemlich reichhaltiges Gefieder, welches den Kopf vollſtändig bekleidet und deſſen Färbung ſich hinſichtlich der Ge- ſchlechter wenig unterſcheidet, auch nach der Jahreszeit nur unmerklich ſich verändert.
Selbſt wenn man alle kleineren Hühner, über deren Verwandtſchaft man Zweifel hegen kann, zu den Feldhühnern rechnet, muß man jedem Erdtheile der öſtlichen Halbkugel eine oder mehrere ihm eigenthümliche Wachteln zugeſtehen. Gerade dieſe Gruppe iſt weiter verbreitet als alle gleich- werthigen Abtheilungen der Ordnung. Sie zeigt ſich beſonders reichhaltig in den malayiſchen Ländern und in Auſtralien; wir kennen derzeit aber noch keineswegs alle Arten, welche hier leben, und dürfen mit Sicherheit annehmen, daß ihrer noch mehrere werden entdeckt werden. Ebenſo aus- gedehnt wie der Verbreitungskreis der Geſammtheit iſt auch das Wohngebiet der einzelnen Arten oder wenigſtens die Strecke, innerhalb welcher eine und dieſelbe Art vorkommt: unſere deutſche Wachtel z. B. wird buchſtäblich auf der halben Erde gefunden; ihre langen Flügel befähigen ſie, Reiſen zu unternehmen, welche für einen Hühnervogel als großartig bezeichnet werden müſſen.
Die Lebensweiſe unterſcheidet die Wachteln in mehrfacher Hinſicht von den Feldhühnern. Jhre Reiſefähigkeit und die damit zuſammenhängende Wanderluſt übt einen bedeutenden Einfluß auf das Leben aus. Aber unſere Vögel zeigen auch in geſelliger Hinſicht, rückſichtlich der Fortpflanzung u. ſ. w. manches Eigenthümliche. Ungewöhnlich unter den Scharrvögeln iſt ihre geringe Geſelligkeit, welche ſich beſonders darin ausſpricht, daß ſie nur in lockerer Ehe leben und ſich ſonſt wenig um einander kümmern, auch nur dann zu größern Scharen vereinigen, wenn der Wandertrieb und die Wander- noth ſie zuſammenführt. Nicht minder eigenthümlich iſt ferner, daß ſie ſich überall wohl befinden, wo ihre Anforderungen an das Leben einigermaßen erfüllt werden, daß ſie ſogar in Ländern, welche man als ihnen fremde bezeichnen muß, zur Fortpflanzung ſchreiten. Jhre leiblichen und geiſtigen Begabungen ſtehen hinter denen anderer Scharrvögel nicht zurück: in vieler Hinſicht, und ſo namentlich in der Beweglichkeit, übertreffen die Wachteln, mit Ausnahme der Flughühner, alle übrigen Scharrvögel. Die Nahrung, welche ſie zu ſich nehmen, iſt ungefähr dieſelbe anderer kleiner Hühner; doch darf man vielleicht ſagen, daß ſie ſich mehr an thieriſche als an pflanzliche Stoffe halten. Ungeachtet der lockeren Ehe, in welcher ſie leben, vielleicht gerade deshalb, vermehren ſie ſich
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Die Läufer. Scharrvögel. Wachteln.
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Es leuchtet ein, daß die Einbürgerung um ſo beſſer gelingen muß, jemehr Familien gleichzeitig
an einem und demſelben Orte frei gelaſſen werden. Ein etwaiges Fehlſchlagen darf und kann nicht
abſchrecken; denn die Einbürgerung wird ebenſo ſicher gelingen, wie die des Rothhuhnes und der
Baumwachtel in England gelungen iſt. „Bei den verhältnißmäßig geringen Ankaufskoſten dieſer
Vögel“, ſo ſchreibt mir Freyberg, „darf ſchon Etwas gewagt werden; ich bin jedoch überzeugt, daß
ſchon zehn Paare mit Jungen, welche dann mindeſtens theilweiſe zu einer zweiten Brut ſchreiten,
innerhalb zwei Jahren den erſten Stand übervölkert haben werden.“
Mehrere Naturforſcher ſehen in den Wachteln (Coturnices) eine beſondere Unterfamilie,
obgleich ſie nicht verkennen, daß die Unterſchiede zwiſchen den hierher zu zählenden Scharrvögeln und
den Feldhühnern unerheblich genannt werden müſſen. Andererſeits ſpricht Manches für die
Trennung der beiden Gruppen, und jedenfalls kann es nicht als ein Fehler angeſehen werden, wenn
man ſich der Anſicht jener Forſcher anſchließt.
Als Kennzeichen der Wachteln gelten geringe Größe, aber kräftiger, gedrungener Leibesbau,
verhältnißmäßig lange, ſpitzige Flügel, ein aus zwölf weichen Federn beſtehender, ſehr kurzer, abgerun-
deter, unter den auffallend verlängerten, überhängenden Bürzelfedern verſteckter Schwanz, kleiner,
an der Stirn erhöhter Schnabel, mittellanger oder kurzer, unbeſpornter Fuß und ziemlich reichhaltiges
Gefieder, welches den Kopf vollſtändig bekleidet und deſſen Färbung ſich hinſichtlich der Ge-
ſchlechter wenig unterſcheidet, auch nach der Jahreszeit nur unmerklich ſich verändert.
Selbſt wenn man alle kleineren Hühner, über deren Verwandtſchaft man Zweifel hegen kann,
zu den Feldhühnern rechnet, muß man jedem Erdtheile der öſtlichen Halbkugel eine oder mehrere ihm
eigenthümliche Wachteln zugeſtehen. Gerade dieſe Gruppe iſt weiter verbreitet als alle gleich-
werthigen Abtheilungen der Ordnung. Sie zeigt ſich beſonders reichhaltig in den malayiſchen
Ländern und in Auſtralien; wir kennen derzeit aber noch keineswegs alle Arten, welche hier leben,
und dürfen mit Sicherheit annehmen, daß ihrer noch mehrere werden entdeckt werden. Ebenſo aus-
gedehnt wie der Verbreitungskreis der Geſammtheit iſt auch das Wohngebiet der einzelnen Arten
oder wenigſtens die Strecke, innerhalb welcher eine und dieſelbe Art vorkommt: unſere deutſche
Wachtel z. B. wird buchſtäblich auf der halben Erde gefunden; ihre langen Flügel befähigen ſie,
Reiſen zu unternehmen, welche für einen Hühnervogel als großartig bezeichnet werden müſſen.
Die Lebensweiſe unterſcheidet die Wachteln in mehrfacher Hinſicht von den Feldhühnern. Jhre
Reiſefähigkeit und die damit zuſammenhängende Wanderluſt übt einen bedeutenden Einfluß auf das
Leben aus. Aber unſere Vögel zeigen auch in geſelliger Hinſicht, rückſichtlich der Fortpflanzung u. ſ. w.
manches Eigenthümliche. Ungewöhnlich unter den Scharrvögeln iſt ihre geringe Geſelligkeit, welche
ſich beſonders darin ausſpricht, daß ſie nur in lockerer Ehe leben und ſich ſonſt wenig um einander
kümmern, auch nur dann zu größern Scharen vereinigen, wenn der Wandertrieb und die Wander-
noth ſie zuſammenführt. Nicht minder eigenthümlich iſt ferner, daß ſie ſich überall wohl befinden,
wo ihre Anforderungen an das Leben einigermaßen erfüllt werden, daß ſie ſogar in Ländern, welche
man als ihnen fremde bezeichnen muß, zur Fortpflanzung ſchreiten. Jhre leiblichen und geiſtigen
Begabungen ſtehen hinter denen anderer Scharrvögel nicht zurück: in vieler Hinſicht, und ſo
namentlich in der Beweglichkeit, übertreffen die Wachteln, mit Ausnahme der Flughühner, alle
übrigen Scharrvögel. Die Nahrung, welche ſie zu ſich nehmen, iſt ungefähr dieſelbe anderer kleiner
Hühner; doch darf man vielleicht ſagen, daß ſie ſich mehr an thieriſche als an pflanzliche Stoffe
halten. Ungeachtet der lockeren Ehe, in welcher ſie leben, vielleicht gerade deshalb, vermehren ſie ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/450>, abgerufen am 21.11.2024.
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