Die kleinsten Wachteln werden gegenwärtig in einer besonderen Sippe vereinigt, weil ihre Flügel mehr abgerundet sind als bei andern Arten der Familie, und beide Geschlechter in Färbung und Zeich- nung sich merklich unterscheiden. Jm Fittig überragen die dritte, vierte und fünfte Schwinge die übrigen, und die erste erscheint gegen die zweite beträchtlich verkürzt. Man hat dieser Sippe einen Namen gegeben, welcher auffallen muß, wenn man die Ursache nicht kennt: unsere Hühnchen, welche wir Zwergwachteln nennen wollen, heißen wissenschaftlich Excalfactoria, weil -- sie von den Chinesen während des Winters benutzt werden, um sich mit ihnen die Hände zu erwärmen! So wenigstens versichert Latham, mit dem Hinzufügen, daß man diese chinesische Thierquälerei oft auf Tapeten abgebildet sieht. Die hierher zu zählenden Arten verbreiten sich über Jndien, die malayischen Eilande und Australien.
Dank der gedachten Abbildung war die chinesische Zwergwachtel(Excalfactoria chinensis) schon Linne bekannt. Sie gehört zu den schmuckvollsten Arten der Familie, und namentlich das
[Abbildung]
Die chinesische Zwergwachtel(Excalfactoria chinensis).
Männchen ist ein allerliebster Vogel. Sein Gefieder zeigt auf der Oberseite eine olivenbräunliche Färbung, jede einzelne Feder einen blassen Schaftstrich und gewöhnlich nur auf einer Seite des Schaftes ein dunkles Band, während auf den Schwingen und den Flügeldeckfedern diese Zeichnung verschwindet und blos einige wenige Schulterdeckfedern tiefroth gebändert erscheinen. Der Vorderkopf, die Wangen, die Brust und die Seiten prangen in einem schönen Dunkelaschgrau, diese Färbung umschließt ein weißes, außen schwarz gesäumtes Kehlfeld, dessen Jnneres, wie auch die Kehle und die Gurgel- gegend, ebenfalls schwarz ist; Mittelbrust, Bauch, die untern Schwanzdeckfedern und die meisten Steuerfedern sehen prächtig braunroth aus. Beim Weibchen sind Zeichnung und Färbung einfacher; das Kinnfeld wird nur durch eine weißliche Stelle angedeutet, und die lichtbräunliche Brust ist band- artig gezeichnet. Das Auge ist tiefdunkelbraun, der Schnabel schwarz, der Fuß lebhaft gelb. Die Länge beträgt 51/4, die Breite 9, die Schwanzlänge 1 Zoll. Beim Weibchen sind Maße geringer.
Die Läufer. Scharrvögel. Wachteln.
Die kleinſten Wachteln werden gegenwärtig in einer beſonderen Sippe vereinigt, weil ihre Flügel mehr abgerundet ſind als bei andern Arten der Familie, und beide Geſchlechter in Färbung und Zeich- nung ſich merklich unterſcheiden. Jm Fittig überragen die dritte, vierte und fünfte Schwinge die übrigen, und die erſte erſcheint gegen die zweite beträchtlich verkürzt. Man hat dieſer Sippe einen Namen gegeben, welcher auffallen muß, wenn man die Urſache nicht kennt: unſere Hühnchen, welche wir Zwergwachteln nennen wollen, heißen wiſſenſchaftlich Excalfactoria, weil — ſie von den Chineſen während des Winters benutzt werden, um ſich mit ihnen die Hände zu erwärmen! So wenigſtens verſichert Latham, mit dem Hinzufügen, daß man dieſe chineſiſche Thierquälerei oft auf Tapeten abgebildet ſieht. Die hierher zu zählenden Arten verbreiten ſich über Jndien, die malayiſchen Eilande und Auſtralien.
Dank der gedachten Abbildung war die chineſiſche Zwergwachtel(Excalfactoria chinensis) ſchon Linné bekannt. Sie gehört zu den ſchmuckvollſten Arten der Familie, und namentlich das
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Die chineſiſche Zwergwachtel(Excalfactoria chinensis).
Männchen iſt ein allerliebſter Vogel. Sein Gefieder zeigt auf der Oberſeite eine olivenbräunliche Färbung, jede einzelne Feder einen blaſſen Schaftſtrich und gewöhnlich nur auf einer Seite des Schaftes ein dunkles Band, während auf den Schwingen und den Flügeldeckfedern dieſe Zeichnung verſchwindet und blos einige wenige Schulterdeckfedern tiefroth gebändert erſcheinen. Der Vorderkopf, die Wangen, die Bruſt und die Seiten prangen in einem ſchönen Dunkelaſchgrau, dieſe Färbung umſchließt ein weißes, außen ſchwarz geſäumtes Kehlfeld, deſſen Jnneres, wie auch die Kehle und die Gurgel- gegend, ebenfalls ſchwarz iſt; Mittelbruſt, Bauch, die untern Schwanzdeckfedern und die meiſten Steuerfedern ſehen prächtig braunroth aus. Beim Weibchen ſind Zeichnung und Färbung einfacher; das Kinnfeld wird nur durch eine weißliche Stelle angedeutet, und die lichtbräunliche Bruſt iſt band- artig gezeichnet. Das Auge iſt tiefdunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß lebhaft gelb. Die Länge beträgt 5¼, die Breite 9, die Schwanzlänge 1 Zoll. Beim Weibchen ſind Maße geringer.
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Die Läufer. Scharrvögel. Wachteln.
Die kleinſten Wachteln werden gegenwärtig in einer beſonderen Sippe vereinigt, weil ihre Flügel
mehr abgerundet ſind als bei andern Arten der Familie, und beide Geſchlechter in Färbung und Zeich-
nung ſich merklich unterſcheiden. Jm Fittig überragen die dritte, vierte und fünfte Schwinge die
übrigen, und die erſte erſcheint gegen die zweite beträchtlich verkürzt. Man hat dieſer Sippe einen
Namen gegeben, welcher auffallen muß, wenn man die Urſache nicht kennt: unſere Hühnchen, welche
wir Zwergwachteln nennen wollen, heißen wiſſenſchaftlich Excalfactoria, weil — ſie von den
Chineſen während des Winters benutzt werden, um ſich mit ihnen die Hände zu erwärmen! So
wenigſtens verſichert Latham, mit dem Hinzufügen, daß man dieſe chineſiſche Thierquälerei oft auf
Tapeten abgebildet ſieht. Die hierher zu zählenden Arten verbreiten ſich über Jndien, die malayiſchen
Eilande und Auſtralien.
Dank der gedachten Abbildung war die chineſiſche Zwergwachtel (Excalfactoria chinensis)
ſchon Linné bekannt. Sie gehört zu den ſchmuckvollſten Arten der Familie, und namentlich das
[Abbildung Die chineſiſche Zwergwachtel (Excalfactoria chinensis).]
Männchen iſt ein allerliebſter Vogel. Sein Gefieder zeigt auf der Oberſeite eine olivenbräunliche
Färbung, jede einzelne Feder einen blaſſen Schaftſtrich und gewöhnlich nur auf einer Seite des Schaftes
ein dunkles Band, während auf den Schwingen und den Flügeldeckfedern dieſe Zeichnung verſchwindet
und blos einige wenige Schulterdeckfedern tiefroth gebändert erſcheinen. Der Vorderkopf, die Wangen,
die Bruſt und die Seiten prangen in einem ſchönen Dunkelaſchgrau, dieſe Färbung umſchließt
ein weißes, außen ſchwarz geſäumtes Kehlfeld, deſſen Jnneres, wie auch die Kehle und die Gurgel-
gegend, ebenfalls ſchwarz iſt; Mittelbruſt, Bauch, die untern Schwanzdeckfedern und die meiſten
Steuerfedern ſehen prächtig braunroth aus. Beim Weibchen ſind Zeichnung und Färbung einfacher;
das Kinnfeld wird nur durch eine weißliche Stelle angedeutet, und die lichtbräunliche Bruſt iſt band-
artig gezeichnet. Das Auge iſt tiefdunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß lebhaft gelb. Die
Länge beträgt 5¼, die Breite 9, die Schwanzlänge 1 Zoll. Beim Weibchen ſind Maße geringer.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/456>, abgerufen am 22.11.2024.
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