Gould hat neuerdings eine in Australien lebende Zwergwachtel, welche er früher für die chine- sische hielt, von dieser getrennt, -- ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin gestellt bleiben; denn der kleine Vogel verbreitet sich über einen so ausgedehnten Kreis, daß es nicht Wunder nehmen dürfte, wenn er auch in Neuholland vorkäme. Er findet sich in vielen Gegenden Jndiens und der benach- barten Länder, in ganz China, bis nach Canton hin, und auf den malayischen Jnseln. Jn Assam und Burmah soll er sehr häufig, im übrigen Jndien aber selten sein; das Letztere wird auch hinsichtlich einzelner Provinzen Chinas gesagt, obwohl frühere Reisende von Schwärmen sprechen, welche in den- selben Gegenden alljährlich vorkommen sollen. Beide Angaben lassen sich vereinigen, wenn man sich erinnert, daß etwas Aehnliches bei unserer Wachtel stattfindet, und die Mittheilung Jerdon's berück- sichtigt, daß die Jungen, sobald sie erwachsen, sich über das ganze Land vertheilen und dann auch an Stellen erscheinen, an denen man die Zwergwachtel früher nicht bemerkte. "Auf Java bewohnt sie", laut Bernstein, "vorzüglich die dichten ausgebreiteten Wildnisse, in denen sie sich zwischen den hohen Halmen leicht verbergen kann, kommt jedoch auch auf Triften und Feldern in der Nähe der Dörfer vor."
"Bei ihrer stillen und verborgenen Lebensart", sagt dieser Forscher, "ist es schwierig, die Sitten und die Lebensweise zu beobachten. Die Zwergwachtel fliegt nur ungern und sucht einer ihr drohenden Gefahr lieber durch Laufen oder Sichdrücken zu entgehen. Jhre Lockstimme ist ein sanftes, anfangs lautes und allmählich schwächer werdendes "Düdüdü" oder "Dühdüdi". Die Nahrung besteht in Kerbthieren, Würmern und verschiedenen Sämereien; ich selbst habe mehrere mit kleineren Heuschrecken und andern Kerbthieren längere Zeit am Leben erhalten. Das Nest habe ich mehrmals gefunden. Es besteht in einer kleinen vom Weibchen ausgescharrten Vertiefung in den Erdboden, in welcher sich die eigentliche aus lose zusammengetragenen trockenen Grashalmen und Wurzeln hergerichtete Niststelle befindet. Jn keinem dieser Nester fand ich mehr als sechs Eier. Sie sind auf graulich olivengrünem oder olivenbraunem Grunde mit feinen, bald mehr, bald weniger zahlreichen olivenbraunen Punkten gesprenkelt."
Bernstein sagt, daß die gefangene Zwergwachtel stets scheu bleiben und sich durch ungestümes Flattern öfters beschädigen, Swinhoe hingegen, daß sie in Canton gerade für den Käfig sehr gesucht und hoch geachtet, daher auch ziemlich regelmäßig auf dem dortigen Markte gefunden wird. Nach Europa scheint bis jetzt kein einziger dieser niedlichen Vögel lebend gekommen zu sein.
Bonaparte und Gray sehen in einer Familie höchst zierlicher und in vieler Hinsicht auffälliger Scharrvögel nahe Verwandte der Rebhühner und Wachteln; andere Naturforscher sind geneigt, sie mit den südamerikanischen Steißhühnern zu vereinigen; Gould, welcher sehr viele von ihnen beobach- tete, meint, daß sie in ihrer äußern Erscheinung allerdings an die Wachteln und Rebhühner erinnern, daß aber eine wirkliche Aehnlichkeit zwischen beiden Gruppen doch nicht stattfinde, ebensowenig wie er zwischen ihnen und gedachten Steißhühnern irgend welche Verwandtschaft entdecken könne, daß unsere Hühnchen vielmehr gewissermaßen als Uebergangsglieder von den Scharrvögeln zu den Regen- pfeifern und Strandläufern anzusehen wären.
Die Laufhühner(Turnices) kennzeichnen sich durch geringe Größe, gestreckten Leib, mittel- langen, dünnen, geraden, zusammengedrückten, auf der Firste erhabenen, gegen das Ende leicht ge- bogenen Schnabel, dessen Nasenlöcher seitlich liegen und zum Theil durch eine kleine, nackte Haut bedeckt werden, langläufige, schwache Füße mit drei, ausnahmsweise auch vier Zehen, mittellange, abgerundete Flügel, in welchen entweder die erste Schwinge alle übrigen überragt oder die drei ersten unter sich ziemlich gleich lang sind, und kurzen, aus zehn bis zwölf schmalen, schwachen Federn bestehenden und zwischen den Ober- und Unterdeckfedern fast gänzlich verdeckten Schwanz. Ueber den innern Leibesbau sind genügende Untersuchungen noch nicht angestellt worden.
Zwergwachtel.
Gould hat neuerdings eine in Auſtralien lebende Zwergwachtel, welche er früher für die chine- ſiſche hielt, von dieſer getrennt, — ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin geſtellt bleiben; denn der kleine Vogel verbreitet ſich über einen ſo ausgedehnten Kreis, daß es nicht Wunder nehmen dürfte, wenn er auch in Neuholland vorkäme. Er findet ſich in vielen Gegenden Jndiens und der benach- barten Länder, in ganz China, bis nach Canton hin, und auf den malayiſchen Jnſeln. Jn Aſſam und Burmah ſoll er ſehr häufig, im übrigen Jndien aber ſelten ſein; das Letztere wird auch hinſichtlich einzelner Provinzen Chinas geſagt, obwohl frühere Reiſende von Schwärmen ſprechen, welche in den- ſelben Gegenden alljährlich vorkommen ſollen. Beide Angaben laſſen ſich vereinigen, wenn man ſich erinnert, daß etwas Aehnliches bei unſerer Wachtel ſtattfindet, und die Mittheilung Jerdon’s berück- ſichtigt, daß die Jungen, ſobald ſie erwachſen, ſich über das ganze Land vertheilen und dann auch an Stellen erſcheinen, an denen man die Zwergwachtel früher nicht bemerkte. „Auf Java bewohnt ſie“, laut Bernſtein, „vorzüglich die dichten ausgebreiteten Wildniſſe, in denen ſie ſich zwiſchen den hohen Halmen leicht verbergen kann, kommt jedoch auch auf Triften und Feldern in der Nähe der Dörfer vor.“
„Bei ihrer ſtillen und verborgenen Lebensart“, ſagt dieſer Forſcher, „iſt es ſchwierig, die Sitten und die Lebensweiſe zu beobachten. Die Zwergwachtel fliegt nur ungern und ſucht einer ihr drohenden Gefahr lieber durch Laufen oder Sichdrücken zu entgehen. Jhre Lockſtimme iſt ein ſanftes, anfangs lautes und allmählich ſchwächer werdendes „Düdüdü“ oder „Dühdüdi“. Die Nahrung beſteht in Kerbthieren, Würmern und verſchiedenen Sämereien; ich ſelbſt habe mehrere mit kleineren Heuſchrecken und andern Kerbthieren längere Zeit am Leben erhalten. Das Neſt habe ich mehrmals gefunden. Es beſteht in einer kleinen vom Weibchen ausgeſcharrten Vertiefung in den Erdboden, in welcher ſich die eigentliche aus loſe zuſammengetragenen trockenen Grashalmen und Wurzeln hergerichtete Niſtſtelle befindet. Jn keinem dieſer Neſter fand ich mehr als ſechs Eier. Sie ſind auf graulich olivengrünem oder olivenbraunem Grunde mit feinen, bald mehr, bald weniger zahlreichen olivenbraunen Punkten geſprenkelt.“
Bernſtein ſagt, daß die gefangene Zwergwachtel ſtets ſcheu bleiben und ſich durch ungeſtümes Flattern öfters beſchädigen, Swinhoe hingegen, daß ſie in Canton gerade für den Käfig ſehr geſucht und hoch geachtet, daher auch ziemlich regelmäßig auf dem dortigen Markte gefunden wird. Nach Europa ſcheint bis jetzt kein einziger dieſer niedlichen Vögel lebend gekommen zu ſein.
Bonaparte und Gray ſehen in einer Familie höchſt zierlicher und in vieler Hinſicht auffälliger Scharrvögel nahe Verwandte der Rebhühner und Wachteln; andere Naturforſcher ſind geneigt, ſie mit den ſüdamerikaniſchen Steißhühnern zu vereinigen; Gould, welcher ſehr viele von ihnen beobach- tete, meint, daß ſie in ihrer äußern Erſcheinung allerdings an die Wachteln und Rebhühner erinnern, daß aber eine wirkliche Aehnlichkeit zwiſchen beiden Gruppen doch nicht ſtattfinde, ebenſowenig wie er zwiſchen ihnen und gedachten Steißhühnern irgend welche Verwandtſchaft entdecken könne, daß unſere Hühnchen vielmehr gewiſſermaßen als Uebergangsglieder von den Scharrvögeln zu den Regen- pfeifern und Strandläufern anzuſehen wären.
Die Laufhühner(Turnices) kennzeichnen ſich durch geringe Größe, geſtreckten Leib, mittel- langen, dünnen, geraden, zuſammengedrückten, auf der Firſte erhabenen, gegen das Ende leicht ge- bogenen Schnabel, deſſen Naſenlöcher ſeitlich liegen und zum Theil durch eine kleine, nackte Haut bedeckt werden, langläufige, ſchwache Füße mit drei, ausnahmsweiſe auch vier Zehen, mittellange, abgerundete Flügel, in welchen entweder die erſte Schwinge alle übrigen überragt oder die drei erſten unter ſich ziemlich gleich lang ſind, und kurzen, aus zehn bis zwölf ſchmalen, ſchwachen Federn beſtehenden und zwiſchen den Ober- und Unterdeckfedern faſt gänzlich verdeckten Schwanz. Ueber den innern Leibesbau ſind genügende Unterſuchungen noch nicht angeſtellt worden.
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Zwergwachtel.
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ſiſche hielt, von dieſer getrennt, — ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin geſtellt bleiben; denn der
kleine Vogel verbreitet ſich über einen ſo ausgedehnten Kreis, daß es nicht Wunder nehmen dürfte,
wenn er auch in Neuholland vorkäme. Er findet ſich in vielen Gegenden Jndiens und der benach-
barten Länder, in ganz China, bis nach Canton hin, und auf den malayiſchen Jnſeln. Jn Aſſam
und Burmah ſoll er ſehr häufig, im übrigen Jndien aber ſelten ſein; das Letztere wird auch hinſichtlich
einzelner Provinzen Chinas geſagt, obwohl frühere Reiſende von Schwärmen ſprechen, welche in den-
ſelben Gegenden alljährlich vorkommen ſollen. Beide Angaben laſſen ſich vereinigen, wenn man ſich
erinnert, daß etwas Aehnliches bei unſerer Wachtel ſtattfindet, und die Mittheilung Jerdon’s berück-
ſichtigt, daß die Jungen, ſobald ſie erwachſen, ſich über das ganze Land vertheilen und dann auch an
Stellen erſcheinen, an denen man die Zwergwachtel früher nicht bemerkte. „Auf Java bewohnt
ſie“, laut Bernſtein, „vorzüglich die dichten ausgebreiteten Wildniſſe, in denen ſie ſich zwiſchen den
hohen Halmen leicht verbergen kann, kommt jedoch auch auf Triften und Feldern in der Nähe der
Dörfer vor.“
„Bei ihrer ſtillen und verborgenen Lebensart“, ſagt dieſer Forſcher, „iſt es ſchwierig, die Sitten
und die Lebensweiſe zu beobachten. Die Zwergwachtel fliegt nur ungern und ſucht einer ihr drohenden
Gefahr lieber durch Laufen oder Sichdrücken zu entgehen. Jhre Lockſtimme iſt ein ſanftes, anfangs
lautes und allmählich ſchwächer werdendes „Düdüdü“ oder „Dühdüdi“. Die Nahrung beſteht in
Kerbthieren, Würmern und verſchiedenen Sämereien; ich ſelbſt habe mehrere mit kleineren Heuſchrecken
und andern Kerbthieren längere Zeit am Leben erhalten. Das Neſt habe ich mehrmals gefunden.
Es beſteht in einer kleinen vom Weibchen ausgeſcharrten Vertiefung in den Erdboden, in welcher ſich
die eigentliche aus loſe zuſammengetragenen trockenen Grashalmen und Wurzeln hergerichtete Niſtſtelle
befindet. Jn keinem dieſer Neſter fand ich mehr als ſechs Eier. Sie ſind auf graulich olivengrünem
oder olivenbraunem Grunde mit feinen, bald mehr, bald weniger zahlreichen olivenbraunen Punkten
geſprenkelt.“
Bernſtein ſagt, daß die gefangene Zwergwachtel ſtets ſcheu bleiben und ſich durch ungeſtümes
Flattern öfters beſchädigen, Swinhoe hingegen, daß ſie in Canton gerade für den Käfig ſehr geſucht
und hoch geachtet, daher auch ziemlich regelmäßig auf dem dortigen Markte gefunden wird. Nach
Europa ſcheint bis jetzt kein einziger dieſer niedlichen Vögel lebend gekommen zu ſein.
Bonaparte und Gray ſehen in einer Familie höchſt zierlicher und in vieler Hinſicht auffälliger
Scharrvögel nahe Verwandte der Rebhühner und Wachteln; andere Naturforſcher ſind geneigt, ſie mit
den ſüdamerikaniſchen Steißhühnern zu vereinigen; Gould, welcher ſehr viele von ihnen beobach-
tete, meint, daß ſie in ihrer äußern Erſcheinung allerdings an die Wachteln und Rebhühner erinnern,
daß aber eine wirkliche Aehnlichkeit zwiſchen beiden Gruppen doch nicht ſtattfinde, ebenſowenig wie
er zwiſchen ihnen und gedachten Steißhühnern irgend welche Verwandtſchaft entdecken könne, daß
unſere Hühnchen vielmehr gewiſſermaßen als Uebergangsglieder von den Scharrvögeln zu den Regen-
pfeifern und Strandläufern anzuſehen wären.
Die Laufhühner (Turnices) kennzeichnen ſich durch geringe Größe, geſtreckten Leib, mittel-
langen, dünnen, geraden, zuſammengedrückten, auf der Firſte erhabenen, gegen das Ende leicht ge-
bogenen Schnabel, deſſen Naſenlöcher ſeitlich liegen und zum Theil durch eine kleine, nackte Haut
bedeckt werden, langläufige, ſchwache Füße mit drei, ausnahmsweiſe auch vier Zehen, mittellange,
abgerundete Flügel, in welchen entweder die erſte Schwinge alle übrigen überragt oder die drei erſten
unter ſich ziemlich gleich lang ſind, und kurzen, aus zehn bis zwölf ſchmalen, ſchwachen Federn
beſtehenden und zwiſchen den Ober- und Unterdeckfedern faſt gänzlich verdeckten Schwanz. Ueber
den innern Leibesbau ſind genügende Unterſuchungen noch nicht angeſtellt worden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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