Die Laufhühner verbreiten sich über alle Theile der Osthälfte der Erde, fehlen aber in der West- hälfte gänzlich. Australien scheint die große Herberge der Familie zu sein; denn hier finden sich mehr Arten als in den übrigen Erdtheilen zusammengenommen: sie bewohnen, laut Gould, nicht allein alle Theile des Festlandes, welche man bis jetzt entdeckt hat, sondern dehnen ihre Ver- breitung über die Jnseln aus, welche der Küste oder selbst Tasmanien nahe liegen. Einzelne Arten kommen im Osten und Westen des Festlandes vor, während andere sehr beschränkt zu sein scheinen. Hier, wie überall, wählen sie sich Ebenen und steinigte, dicht mit Gestrüpp und Gräsern bewachsene Thalwände und Gehänge zu ihrem Aufenthalte; ihre Lebensweise ist aber eine so verborgene, daß man sie außer der Brutzeit nur gelegentlich wahrnimmt, falls man nicht darauf ausgeht, sie zu jagen. Jn ihren Bewegungen, in ihrem Wesen und in ihren Sitten unterscheiden sie sich beträchtlich von den Wachteln und Rebhühnern; sie kommen hierin eher mit den Strandläufern oder Regenpfeifern überein. Solange als irgend möglich suchen sie sich in ihren Graswäldern zu verstecken; werden sie aufge- scheucht, so erheben sie sich, dicht vor den Füßen des Störenfrieds auffliegend, nur in eine geringe Höhe, streichen in dieser gerade und pfeilschnell auf ungefähr hundert Ellen weit dahin und lassen sich plötzlich wieder zu Boden herabfallen. Um die Paarungszeit werden sie lebendiger, lassen sich jedoch auch jetzt nur hören, nicht sehen. Die Paarungslust erregt beide Geschlechter aufs höchste und treibt sie an, mit andern ihrer Art auf Tod und Leben zu kämpfen. Aber das Sonderbare dabei ist, daß nicht blos die Männchen streiten, sondern auch die Weibchen erbitterte Zweikämpfe führen, ja, bei einigen Arten die alleinigen Kämpfer zu sein scheinen. Wegen dieser Eigenschaft werden einige Arten von den Asiaten schon seit uralten Zeiten gefangen gehalten und zu Kampfspielen benutzt. Das Nest besteht aus einigen Gräsern, welche in einer Höhlung am Boden zusammenge- tragen wurden; das Gelege scheint unveränderlich vier spitzbirnenförmige, denen der Strandläufer ähnliche Eier zu zählen.
Viel früher als wir die einzige Art der Familie, welche in Europa vorkommt, kennen gelernt, hielten Jndianer, Malayen und Chinesen die bei ihnen einheimischen Laufhühnchen im Käfige, weil sie schon längst auf das genaueste von deren Sitten und Gewohnheiten unterrichtet waren. Man hat in der Neuzeit viele in Asien lebende Arten unserer Hühnchen unterschieden; es fragt sich aber noch sehr, ob man hierzu berechtigt war oder nicht. Jn der Lebensweise und im Betragen scheinen alle, welche denselben Erdtheil bewohnen, übereinzukommen, und so dürfte es für uns unnöthig sein, auf die Gesammtheit näher einzugehen; es wird im Gegentheil genügen, wenn wir eine einzige Art, das berühmte Streitlaufhuhn(Turnix pugnax), welches auf den Sundainseln heimisch ist, kennen zu lernen suchen. Dieses niedliche Geschöpf, eine der größeren Arten seiner Familie, zeigt die ange- gebenen Merkmale derselben und besitzt namentlich den dreizehigen Fuß, welcher für die Gesammtheit der Gruppe bezeichnend ist. Das Gefieder hat eine bunte, aber ansprechende Zeichnung. Die Federn der Oberseite tragen auf dunkelbraunem Grunde an der Spitze schwarze und rostfarbene Halbmond- flecken, sodaß hier eine bandartige Zeichnung entsteht, die der Augengegend, Zügel und Wangen sind auf weißem Grunde schwarz, die der Flügel auf graubraunem schwarz und weiß gefleckt, die Schwung- federn an der äußern Fahne weiß gesäumt, die der Kehle und des Vorderhalses reinschwarz, die der Unterbrust und des Bauches lebhaft rostfarben. Beim Weibchen sind Gurgel und Kehle weiß, die Ränder des Kehlfeldes weiß und schwarz punktirt, Vorderhals und Brust schwarz und weißlich gestreift, die Mitte der Brust und der Bauch weißlich rostfarben, alle übrigen Theile wie beim Männchen. Das Auge ist weiß, der Schnabel lichthornfarben, der Fuß dunkelgelb. Die Länge beträgt 6, die Fittiglänge 3, die Schwanzlänge 1 Zoll. Das Weibchen ist beträchtlich größer.
Das Streitlaufhuhn ist, laut Bernstein, auf Java sehr gemein und überall auf Triften, Angern und brachliegenden Feldern zu finden, kommt auch zuweilen in den Alang-Alang-Wildnissen,
Die Läufer. Scharrvögel. Laufhühner.
Die Laufhühner verbreiten ſich über alle Theile der Oſthälfte der Erde, fehlen aber in der Weſt- hälfte gänzlich. Auſtralien ſcheint die große Herberge der Familie zu ſein; denn hier finden ſich mehr Arten als in den übrigen Erdtheilen zuſammengenommen: ſie bewohnen, laut Gould, nicht allein alle Theile des Feſtlandes, welche man bis jetzt entdeckt hat, ſondern dehnen ihre Ver- breitung über die Jnſeln aus, welche der Küſte oder ſelbſt Tasmanien nahe liegen. Einzelne Arten kommen im Oſten und Weſten des Feſtlandes vor, während andere ſehr beſchränkt zu ſein ſcheinen. Hier, wie überall, wählen ſie ſich Ebenen und ſteinigte, dicht mit Geſtrüpp und Gräſern bewachſene Thalwände und Gehänge zu ihrem Aufenthalte; ihre Lebensweiſe iſt aber eine ſo verborgene, daß man ſie außer der Brutzeit nur gelegentlich wahrnimmt, falls man nicht darauf ausgeht, ſie zu jagen. Jn ihren Bewegungen, in ihrem Weſen und in ihren Sitten unterſcheiden ſie ſich beträchtlich von den Wachteln und Rebhühnern; ſie kommen hierin eher mit den Strandläufern oder Regenpfeifern überein. Solange als irgend möglich ſuchen ſie ſich in ihren Graswäldern zu verſtecken; werden ſie aufge- ſcheucht, ſo erheben ſie ſich, dicht vor den Füßen des Störenfrieds auffliegend, nur in eine geringe Höhe, ſtreichen in dieſer gerade und pfeilſchnell auf ungefähr hundert Ellen weit dahin und laſſen ſich plötzlich wieder zu Boden herabfallen. Um die Paarungszeit werden ſie lebendiger, laſſen ſich jedoch auch jetzt nur hören, nicht ſehen. Die Paarungsluſt erregt beide Geſchlechter aufs höchſte und treibt ſie an, mit andern ihrer Art auf Tod und Leben zu kämpfen. Aber das Sonderbare dabei iſt, daß nicht blos die Männchen ſtreiten, ſondern auch die Weibchen erbitterte Zweikämpfe führen, ja, bei einigen Arten die alleinigen Kämpfer zu ſein ſcheinen. Wegen dieſer Eigenſchaft werden einige Arten von den Aſiaten ſchon ſeit uralten Zeiten gefangen gehalten und zu Kampfſpielen benutzt. Das Neſt beſteht aus einigen Gräſern, welche in einer Höhlung am Boden zuſammenge- tragen wurden; das Gelege ſcheint unveränderlich vier ſpitzbirnenförmige, denen der Strandläufer ähnliche Eier zu zählen.
Viel früher als wir die einzige Art der Familie, welche in Europa vorkommt, kennen gelernt, hielten Jndianer, Malayen und Chineſen die bei ihnen einheimiſchen Laufhühnchen im Käfige, weil ſie ſchon längſt auf das genaueſte von deren Sitten und Gewohnheiten unterrichtet waren. Man hat in der Neuzeit viele in Aſien lebende Arten unſerer Hühnchen unterſchieden; es fragt ſich aber noch ſehr, ob man hierzu berechtigt war oder nicht. Jn der Lebensweiſe und im Betragen ſcheinen alle, welche denſelben Erdtheil bewohnen, übereinzukommen, und ſo dürfte es für uns unnöthig ſein, auf die Geſammtheit näher einzugehen; es wird im Gegentheil genügen, wenn wir eine einzige Art, das berühmte Streitlaufhuhn(Turnix pugnax), welches auf den Sundainſeln heimiſch iſt, kennen zu lernen ſuchen. Dieſes niedliche Geſchöpf, eine der größeren Arten ſeiner Familie, zeigt die ange- gebenen Merkmale derſelben und beſitzt namentlich den dreizehigen Fuß, welcher für die Geſammtheit der Gruppe bezeichnend iſt. Das Gefieder hat eine bunte, aber anſprechende Zeichnung. Die Federn der Oberſeite tragen auf dunkelbraunem Grunde an der Spitze ſchwarze und roſtfarbene Halbmond- flecken, ſodaß hier eine bandartige Zeichnung entſteht, die der Augengegend, Zügel und Wangen ſind auf weißem Grunde ſchwarz, die der Flügel auf graubraunem ſchwarz und weiß gefleckt, die Schwung- federn an der äußern Fahne weiß geſäumt, die der Kehle und des Vorderhalſes reinſchwarz, die der Unterbruſt und des Bauches lebhaft roſtfarben. Beim Weibchen ſind Gurgel und Kehle weiß, die Ränder des Kehlfeldes weiß und ſchwarz punktirt, Vorderhals und Bruſt ſchwarz und weißlich geſtreift, die Mitte der Bruſt und der Bauch weißlich roſtfarben, alle übrigen Theile wie beim Männchen. Das Auge iſt weiß, der Schnabel lichthornfarben, der Fuß dunkelgelb. Die Länge beträgt 6, die Fittiglänge 3, die Schwanzlänge 1 Zoll. Das Weibchen iſt beträchtlich größer.
Das Streitlaufhuhn iſt, laut Bernſtein, auf Java ſehr gemein und überall auf Triften, Angern und brachliegenden Feldern zu finden, kommt auch zuweilen in den Alang-Alang-Wildniſſen,
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Die Läufer. Scharrvögel. Laufhühner.
Die Laufhühner verbreiten ſich über alle Theile der Oſthälfte der Erde, fehlen aber in der Weſt-
hälfte gänzlich. Auſtralien ſcheint die große Herberge der Familie zu ſein; denn hier finden ſich
mehr Arten als in den übrigen Erdtheilen zuſammengenommen: ſie bewohnen, laut Gould,
nicht allein alle Theile des Feſtlandes, welche man bis jetzt entdeckt hat, ſondern dehnen ihre Ver-
breitung über die Jnſeln aus, welche der Küſte oder ſelbſt Tasmanien nahe liegen. Einzelne Arten
kommen im Oſten und Weſten des Feſtlandes vor, während andere ſehr beſchränkt zu ſein ſcheinen.
Hier, wie überall, wählen ſie ſich Ebenen und ſteinigte, dicht mit Geſtrüpp und Gräſern bewachſene
Thalwände und Gehänge zu ihrem Aufenthalte; ihre Lebensweiſe iſt aber eine ſo verborgene, daß man
ſie außer der Brutzeit nur gelegentlich wahrnimmt, falls man nicht darauf ausgeht, ſie zu jagen.
Jn ihren Bewegungen, in ihrem Weſen und in ihren Sitten unterſcheiden ſie ſich beträchtlich von den
Wachteln und Rebhühnern; ſie kommen hierin eher mit den Strandläufern oder Regenpfeifern überein.
Solange als irgend möglich ſuchen ſie ſich in ihren Graswäldern zu verſtecken; werden ſie aufge-
ſcheucht, ſo erheben ſie ſich, dicht vor den Füßen des Störenfrieds auffliegend, nur in eine geringe
Höhe, ſtreichen in dieſer gerade und pfeilſchnell auf ungefähr hundert Ellen weit dahin und laſſen ſich
plötzlich wieder zu Boden herabfallen. Um die Paarungszeit werden ſie lebendiger, laſſen ſich
jedoch auch jetzt nur hören, nicht ſehen. Die Paarungsluſt erregt beide Geſchlechter aufs höchſte
und treibt ſie an, mit andern ihrer Art auf Tod und Leben zu kämpfen. Aber das Sonderbare
dabei iſt, daß nicht blos die Männchen ſtreiten, ſondern auch die Weibchen erbitterte Zweikämpfe
führen, ja, bei einigen Arten die alleinigen Kämpfer zu ſein ſcheinen. Wegen dieſer Eigenſchaft
werden einige Arten von den Aſiaten ſchon ſeit uralten Zeiten gefangen gehalten und zu Kampfſpielen
benutzt. Das Neſt beſteht aus einigen Gräſern, welche in einer Höhlung am Boden zuſammenge-
tragen wurden; das Gelege ſcheint unveränderlich vier ſpitzbirnenförmige, denen der Strandläufer
ähnliche Eier zu zählen.
Viel früher als wir die einzige Art der Familie, welche in Europa vorkommt, kennen gelernt,
hielten Jndianer, Malayen und Chineſen die bei ihnen einheimiſchen Laufhühnchen im Käfige, weil
ſie ſchon längſt auf das genaueſte von deren Sitten und Gewohnheiten unterrichtet waren. Man
hat in der Neuzeit viele in Aſien lebende Arten unſerer Hühnchen unterſchieden; es fragt ſich aber
noch ſehr, ob man hierzu berechtigt war oder nicht. Jn der Lebensweiſe und im Betragen ſcheinen alle,
welche denſelben Erdtheil bewohnen, übereinzukommen, und ſo dürfte es für uns unnöthig ſein, auf
die Geſammtheit näher einzugehen; es wird im Gegentheil genügen, wenn wir eine einzige Art, das
berühmte Streitlaufhuhn (Turnix pugnax), welches auf den Sundainſeln heimiſch iſt, kennen zu
lernen ſuchen. Dieſes niedliche Geſchöpf, eine der größeren Arten ſeiner Familie, zeigt die ange-
gebenen Merkmale derſelben und beſitzt namentlich den dreizehigen Fuß, welcher für die Geſammtheit
der Gruppe bezeichnend iſt. Das Gefieder hat eine bunte, aber anſprechende Zeichnung. Die Federn
der Oberſeite tragen auf dunkelbraunem Grunde an der Spitze ſchwarze und roſtfarbene Halbmond-
flecken, ſodaß hier eine bandartige Zeichnung entſteht, die der Augengegend, Zügel und Wangen ſind
auf weißem Grunde ſchwarz, die der Flügel auf graubraunem ſchwarz und weiß gefleckt, die Schwung-
federn an der äußern Fahne weiß geſäumt, die der Kehle und des Vorderhalſes reinſchwarz, die der
Unterbruſt und des Bauches lebhaft roſtfarben. Beim Weibchen ſind Gurgel und Kehle weiß, die
Ränder des Kehlfeldes weiß und ſchwarz punktirt, Vorderhals und Bruſt ſchwarz und weißlich
geſtreift, die Mitte der Bruſt und der Bauch weißlich roſtfarben, alle übrigen Theile wie beim
Männchen. Das Auge iſt weiß, der Schnabel lichthornfarben, der Fuß dunkelgelb. Die Länge
beträgt 6, die Fittiglänge 3, die Schwanzlänge 1 Zoll. Das Weibchen iſt beträchtlich größer.
Das Streitlaufhuhn iſt, laut Bernſtein, auf Java ſehr gemein und überall auf Triften,
Angern und brachliegenden Feldern zu finden, kommt auch zuweilen in den Alang-Alang-Wildniſſen,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/458>, abgerufen am 25.11.2024.
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