Weibchen zu erhalten; doch hat sich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch sah es bei meinem letzten Besuche des Gartens. Beide Vögel hielten sich beständig möglichst versteckt unter dem Gebüsch und traten nur, wenn sie sich ungesehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus. Jhr Betragen schien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unseren Haushühnern und namentlich mit Hennen als mit Pfauen zu haben; doch sagte mir einer der Angestellten, daß das Männchen im Frühlinge, also während der Paarzeit, seinen Schwanz etwas breite und dann in sehr stolzer Haltung
[Abbildung]
Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, schien aber vom besten Willen beseelt zu sein, Küchlein zu erziehen; denn sie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Diese Beobachtung bestimmte mich, meinen Berufsgenossen zu bitten, im nächsten Jahre die zu erhoffenden Eier einer so besorgten Mutter gänzlich zu überlassen. Jch zweifle nicht, daß uns dieses Pärchen schon im nächsten Jahre das Brut- geschäft wird kennen lehren.
Chinquis.
Weibchen zu erhalten; doch hat ſich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch ſah es bei meinem letzten Beſuche des Gartens. Beide Vögel hielten ſich beſtändig möglichſt verſteckt unter dem Gebüſch und traten nur, wenn ſie ſich ungeſehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus. Jhr Betragen ſchien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unſeren Haushühnern und namentlich mit Hennen als mit Pfauen zu haben; doch ſagte mir einer der Angeſtellten, daß das Männchen im Frühlinge, alſo während der Paarzeit, ſeinen Schwanz etwas breite und dann in ſehr ſtolzer Haltung
[Abbildung]
Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, ſchien aber vom beſten Willen beſeelt zu ſein, Küchlein zu erziehen; denn ſie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Dieſe Beobachtung beſtimmte mich, meinen Berufsgenoſſen zu bitten, im nächſten Jahre die zu erhoffenden Eier einer ſo beſorgten Mutter gänzlich zu überlaſſen. Jch zweifle nicht, daß uns dieſes Pärchen ſchon im nächſten Jahre das Brut- geſchäft wird kennen lehren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0501"n="471"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Chinquis.</hi></fw><lb/>
Weibchen zu erhalten; doch hat ſich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch ſah es bei<lb/>
meinem letzten Beſuche des Gartens. Beide Vögel hielten ſich beſtändig möglichſt verſteckt unter<lb/>
dem Gebüſch und traten nur, wenn ſie ſich ungeſehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus.<lb/>
Jhr Betragen ſchien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unſeren Haushühnern und namentlich mit<lb/>
Hennen als mit Pfauen zu haben; doch ſagte mir einer der Angeſtellten, daß das Männchen im<lb/>
Frühlinge, alſo während der Paarzeit, ſeinen Schwanz etwas breite und dann in ſehr ſtolzer Haltung<lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Der Chinquis</hi> (<hirendition="#aq">Polyplectron Chinquis</hi>).</hi></head></figure><lb/>
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, ſchien aber vom beſten Willen beſeelt zu ſein, Küchlein<lb/>
zu erziehen; denn ſie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit<lb/>
einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Dieſe Beobachtung beſtimmte mich, meinen<lb/>
Berufsgenoſſen zu bitten, im nächſten Jahre die zu erhoffenden Eier einer ſo beſorgten Mutter<lb/>
gänzlich zu überlaſſen. Jch zweifle nicht, daß uns dieſes Pärchen ſchon im nächſten Jahre das Brut-<lb/>
geſchäft wird kennen lehren.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div></div></body></text></TEI>
[471/0501]
Chinquis.
Weibchen zu erhalten; doch hat ſich das Pärchen bis jetzt noch nicht fortgepflanzt. Jch ſah es bei
meinem letzten Beſuche des Gartens. Beide Vögel hielten ſich beſtändig möglichſt verſteckt unter
dem Gebüſch und traten nur, wenn ſie ſich ungeſehen wähnten, in den freien Raum des Käfigs heraus.
Jhr Betragen ſchien mir viel mehr Aehnlichkeit mit unſeren Haushühnern und namentlich mit
Hennen als mit Pfauen zu haben; doch ſagte mir einer der Angeſtellten, daß das Männchen im
Frühlinge, alſo während der Paarzeit, ſeinen Schwanz etwas breite und dann in ſehr ſtolzer Haltung
[Abbildung Der Chinquis (Polyplectron Chinquis).]
einhergehe. Die Henne hatte keine Eier gelegt, ſchien aber vom beſten Willen beſeelt zu ſein, Küchlein
zu erziehen; denn ſie hatte die einer Haushenne in Pflege genommen und bemutterte die Kleinen mit
einer Zärtlichkeit, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Dieſe Beobachtung beſtimmte mich, meinen
Berufsgenoſſen zu bitten, im nächſten Jahre die zu erhoffenden Eier einer ſo beſorgten Mutter
gänzlich zu überlaſſen. Jch zweifle nicht, daß uns dieſes Pärchen ſchon im nächſten Jahre das Brut-
geſchäft wird kennen lehren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/501>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.