Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Buschhuhn.

"Der merkwürdigste Umstand in der Lebensweise des Buschhuhnes besteht darin, daß es seine
Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings scharrt sich der Vogel einen
außerordentlich großen Haufen aus abgestorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage seiner Eier zusammen
und überläßt die Entwicklung seiner Jungen der Wärme, welche die Zersetzung jener Pflanzenstoffe
hervorbringt. Der zu diesem Zwecke aufgeschichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit
errichtet, ist kugelförmig, schwankt aber in der Größe so, daß er von zwei bis vier Karrenladungen

[Abbildung] Das Buschhuhn (Catheturus Lathami). 1/4 der nat. Größe.
enthält; sein Bau ist entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte
Arbeit von mehreren; ein und dasselbe Gebäude scheint aber, falls man von seiner Größe und der
vollkommenen Zersetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt
und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge-
häuft, indem die Vögel eine gewisse Menge Baustoff mit dem Fuße losscharren und hinter sich nach
einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum so vollständig, daß kaum ein
Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen seine genügende Größe erreicht und sich

Buſchhuhn.

„Der merkwürdigſte Umſtand in der Lebensweiſe des Buſchhuhnes beſteht darin, daß es ſeine
Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings ſcharrt ſich der Vogel einen
außerordentlich großen Haufen aus abgeſtorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage ſeiner Eier zuſammen
und überläßt die Entwicklung ſeiner Jungen der Wärme, welche die Zerſetzung jener Pflanzenſtoffe
hervorbringt. Der zu dieſem Zwecke aufgeſchichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit
errichtet, iſt kugelförmig, ſchwankt aber in der Größe ſo, daß er von zwei bis vier Karrenladungen

[Abbildung] Das Buſchhuhn (Catheturus Lathami). ¼ der nat. Größe.
enthält; ſein Bau iſt entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte
Arbeit von mehreren; ein und daſſelbe Gebäude ſcheint aber, falls man von ſeiner Größe und der
vollkommenen Zerſetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt
und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge-
häuft, indem die Vögel eine gewiſſe Menge Bauſtoff mit dem Fuße losſcharren und hinter ſich nach
einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum ſo vollſtändig, daß kaum ein
Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen ſeine genügende Größe erreicht und ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0521" n="491"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Bu&#x017F;chhuhn.</hi> </fw><lb/>
          <p>&#x201E;Der merkwürdig&#x017F;te Um&#x017F;tand in der Lebenswei&#x017F;e des Bu&#x017F;chhuhnes be&#x017F;teht darin, daß es &#x017F;eine<lb/>
Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings &#x017F;charrt &#x017F;ich der Vogel einen<lb/>
außerordentlich großen Haufen aus abge&#x017F;torbenen Pflanzentheilen zur Unterlage &#x017F;einer Eier zu&#x017F;ammen<lb/>
und überläßt die Entwicklung &#x017F;einer Jungen der Wärme, welche die Zer&#x017F;etzung jener Pflanzen&#x017F;toffe<lb/>
hervorbringt. Der zu die&#x017F;em Zwecke aufge&#x017F;chichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit<lb/>
errichtet, i&#x017F;t kugelförmig, &#x017F;chwankt aber in der Größe &#x017F;o, daß er von zwei bis vier Karrenladungen<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Das Bu&#x017F;chhuhn</hi> (<hi rendition="#aq">Catheturus Lathami</hi>). ¼ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/>
enthält; &#x017F;ein Bau i&#x017F;t entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte<lb/>
Arbeit von mehreren; ein und da&#x017F;&#x017F;elbe Gebäude &#x017F;cheint aber, falls man von &#x017F;einer Größe und der<lb/>
vollkommenen Zer&#x017F;etzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt<lb/>
und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge-<lb/>
häuft, indem die Vögel eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge Bau&#x017F;toff mit dem Fuße los&#x017F;charren und hinter &#x017F;ich nach<lb/>
einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum &#x017F;o voll&#x017F;tändig, daß kaum ein<lb/>
Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen &#x017F;eine genügende Größe erreicht und &#x017F;ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[491/0521] Buſchhuhn. „Der merkwürdigſte Umſtand in der Lebensweiſe des Buſchhuhnes beſteht darin, daß es ſeine Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings ſcharrt ſich der Vogel einen außerordentlich großen Haufen aus abgeſtorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage ſeiner Eier zuſammen und überläßt die Entwicklung ſeiner Jungen der Wärme, welche die Zerſetzung jener Pflanzenſtoffe hervorbringt. Der zu dieſem Zwecke aufgeſchichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit errichtet, iſt kugelförmig, ſchwankt aber in der Größe ſo, daß er von zwei bis vier Karrenladungen [Abbildung Das Buſchhuhn (Catheturus Lathami). ¼ der nat. Größe.] enthält; ſein Bau iſt entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte Arbeit von mehreren; ein und daſſelbe Gebäude ſcheint aber, falls man von ſeiner Größe und der vollkommenen Zerſetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge- häuft, indem die Vögel eine gewiſſe Menge Bauſtoff mit dem Fuße losſcharren und hinter ſich nach einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum ſo vollſtändig, daß kaum ein Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen ſeine genügende Größe erreicht und ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/521
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/521>, abgerufen am 22.11.2024.