"Der merkwürdigste Umstand in der Lebensweise des Buschhuhnes besteht darin, daß es seine Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings scharrt sich der Vogel einen außerordentlich großen Haufen aus abgestorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage seiner Eier zusammen und überläßt die Entwicklung seiner Jungen der Wärme, welche die Zersetzung jener Pflanzenstoffe hervorbringt. Der zu diesem Zwecke aufgeschichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit errichtet, ist kugelförmig, schwankt aber in der Größe so, daß er von zwei bis vier Karrenladungen
[Abbildung]
Das Buschhuhn (Catheturus Lathami). 1/4 der nat. Größe.
enthält; sein Bau ist entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte Arbeit von mehreren; ein und dasselbe Gebäude scheint aber, falls man von seiner Größe und der vollkommenen Zersetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge- häuft, indem die Vögel eine gewisse Menge Baustoff mit dem Fuße losscharren und hinter sich nach einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum so vollständig, daß kaum ein Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen seine genügende Größe erreicht und sich
Buſchhuhn.
„Der merkwürdigſte Umſtand in der Lebensweiſe des Buſchhuhnes beſteht darin, daß es ſeine Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings ſcharrt ſich der Vogel einen außerordentlich großen Haufen aus abgeſtorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage ſeiner Eier zuſammen und überläßt die Entwicklung ſeiner Jungen der Wärme, welche die Zerſetzung jener Pflanzenſtoffe hervorbringt. Der zu dieſem Zwecke aufgeſchichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit errichtet, iſt kugelförmig, ſchwankt aber in der Größe ſo, daß er von zwei bis vier Karrenladungen
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Das Buſchhuhn (Catheturus Lathami). ¼ der nat. Größe.
enthält; ſein Bau iſt entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte Arbeit von mehreren; ein und daſſelbe Gebäude ſcheint aber, falls man von ſeiner Größe und der vollkommenen Zerſetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge- häuft, indem die Vögel eine gewiſſe Menge Bauſtoff mit dem Fuße losſcharren und hinter ſich nach einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum ſo vollſtändig, daß kaum ein Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen ſeine genügende Größe erreicht und ſich
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Buſchhuhn.
„Der merkwürdigſte Umſtand in der Lebensweiſe des Buſchhuhnes beſteht darin, daß es ſeine
Eier nicht nach Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlings ſcharrt ſich der Vogel einen
außerordentlich großen Haufen aus abgeſtorbenen Pflanzentheilen zur Unterlage ſeiner Eier zuſammen
und überläßt die Entwicklung ſeiner Jungen der Wärme, welche die Zerſetzung jener Pflanzenſtoffe
hervorbringt. Der zu dieſem Zwecke aufgeſchichtete Haufen wird mehrere Wochen vor der Legezeit
errichtet, iſt kugelförmig, ſchwankt aber in der Größe ſo, daß er von zwei bis vier Karrenladungen
[Abbildung Das Buſchhuhn (Catheturus Lathami). ¼ der nat. Größe.]
enthält; ſein Bau iſt entweder das Werk eines Paares oder, wie Einige annehmen, die vereinigte
Arbeit von mehreren; ein und daſſelbe Gebäude ſcheint aber, falls man von ſeiner Größe und der
vollkommenen Zerſetzung der Stoffe des Untertheiles folgern darf, mehrere Jahre nach einander benutzt
und nur durch Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufge-
häuft, indem die Vögel eine gewiſſe Menge Bauſtoff mit dem Fuße losſcharren und hinter ſich nach
einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum ſo vollſtändig, daß kaum ein
Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufen ſeine genügende Größe erreicht und ſich
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 4. Hildburghausen, 1867, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben04_1867/521>, abgerufen am 22.11.2024.
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