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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Schwarznatter. Ringelnatter.
keit auszeichnen: jene Geschichte aber ist denn doch zu abgeschmackt, als daß sie Glauben verdienen
könnte.

Ueber die Fortpflanzung scheinen wenig Beobachtungen angestellt worden zu sein. Catesby
gibt an, daß sie lebendige Junge zur Welt bringen soll.

Jn die Gefangenschaft fügt sich die Schwarznatter ebensogut als andere Arten der Familie und
hält bei geeigneter Pflege jahrelang aus. Mit anderen Schlangen verträgt sie sich nicht immer, und
kleineren gegenüber übt sie das Recht des Stärkeren rücksichtslos aus, d. h. erwürgt gelegentlich eine
oder die andere ihrer Mitgefangenen und verschlingt sie.



Kielrücken oder Wassernattern (Tropidonotus) nennt man diejenigen Arten der Familie,
welche auf dem Rücken scharf gekielte Schuppen haben. Jhr eiförmiger Kopf ist klein, deutlich von
dem dünnen Halse abgesetzt, der Leib rundlich, der Schwanz mäßig lang. Die hintersten

[Abbildung] Die Ringelnatter (Tropidonotus natrix).
Zähne des Oberkiefers sind, wie bei den noch zu erwähnenden Nattern überhaupt, größer als
die vorhergehenden.

Der allbekannte Vertreter dieser Sippe ist die Ringel- oder Schwimmnatter, der Unk,
die Schnake und wie sie sonst noch heißt (Tropidonotus natrix), "die Schlange der Schlangen für
unser Volk, der Gegenstand seiner alten Sagen und neuen Wundermären, seiner Furcht, seines
Hasses, seines Vernichtungseifers", die verbreitetste aller deutschen Nattern, die Schlange des
mittleren und nördlicheren Europa, welche von der Ebene bis zu 6000 Fuß über dem Meere allent-
halben gefunden wird. An Länge kann sie bis 4 Fuß erreichen, bleibt jedoch gewöhnlich hinter
diesem Maße um mehrere Zoll zurück, und die Männchen sind außerdem stets kleiner als die
Weibchen. Zwei weiße oder gelbe Mondflecken, erstere beim Weibchen, letztere beim Männchen, jeder-
seits hinter den Schläfen, die Krone der Sage und des Märchens, kennzeichnen sie so sicher, daß
man sie niemals mit anderen Schlangen unseres Vaterlandes verwechseln kann; außerdem ist sie auf
graublauem Grunde mit zwei längs des Rückgrats verlaufenden Reihen dunkler Flecken gezeichnet,
weiter unten seitlich weiß gefleckt und auf der Bauchseite schwarz. Die Färbung des Rückens fällt
bald mehr ins Blaue, bald ins Grünliche, bald ins Graublaue, sieht zuweilen auch fast schwarz aus
und läßt dann die dunklen Flecken beinah gänzlich verschwinden; im übrigen aber unterscheiden sich
die beiden Geschlechter und Alte und Junge sehr wenig von einander.

Schwarznatter. Ringelnatter.
keit auszeichnen: jene Geſchichte aber iſt denn doch zu abgeſchmackt, als daß ſie Glauben verdienen
könnte.

Ueber die Fortpflanzung ſcheinen wenig Beobachtungen angeſtellt worden zu ſein. Catesby
gibt an, daß ſie lebendige Junge zur Welt bringen ſoll.

Jn die Gefangenſchaft fügt ſich die Schwarznatter ebenſogut als andere Arten der Familie und
hält bei geeigneter Pflege jahrelang aus. Mit anderen Schlangen verträgt ſie ſich nicht immer, und
kleineren gegenüber übt ſie das Recht des Stärkeren rückſichtslos aus, d. h. erwürgt gelegentlich eine
oder die andere ihrer Mitgefangenen und verſchlingt ſie.



Kielrücken oder Waſſernattern (Tropidonotus) nennt man diejenigen Arten der Familie,
welche auf dem Rücken ſcharf gekielte Schuppen haben. Jhr eiförmiger Kopf iſt klein, deutlich von
dem dünnen Halſe abgeſetzt, der Leib rundlich, der Schwanz mäßig lang. Die hinterſten

[Abbildung] Die Ringelnatter (Tropidonotus natrix).
Zähne des Oberkiefers ſind, wie bei den noch zu erwähnenden Nattern überhaupt, größer als
die vorhergehenden.

Der allbekannte Vertreter dieſer Sippe iſt die Ringel- oder Schwimmnatter, der Unk,
die Schnake und wie ſie ſonſt noch heißt (Tropidonotus natrix), „die Schlange der Schlangen für
unſer Volk, der Gegenſtand ſeiner alten Sagen und neuen Wundermären, ſeiner Furcht, ſeines
Haſſes, ſeines Vernichtungseifers“, die verbreitetſte aller deutſchen Nattern, die Schlange des
mittleren und nördlicheren Europa, welche von der Ebene bis zu 6000 Fuß über dem Meere allent-
halben gefunden wird. An Länge kann ſie bis 4 Fuß erreichen, bleibt jedoch gewöhnlich hinter
dieſem Maße um mehrere Zoll zurück, und die Männchen ſind außerdem ſtets kleiner als die
Weibchen. Zwei weiße oder gelbe Mondflecken, erſtere beim Weibchen, letztere beim Männchen, jeder-
ſeits hinter den Schläfen, die Krone der Sage und des Märchens, kennzeichnen ſie ſo ſicher, daß
man ſie niemals mit anderen Schlangen unſeres Vaterlandes verwechſeln kann; außerdem iſt ſie auf
graublauem Grunde mit zwei längs des Rückgrats verlaufenden Reihen dunkler Flecken gezeichnet,
weiter unten ſeitlich weiß gefleckt und auf der Bauchſeite ſchwarz. Die Färbung des Rückens fällt
bald mehr ins Blaue, bald ins Grünliche, bald ins Graublaue, ſieht zuweilen auch faſt ſchwarz aus
und läßt dann die dunklen Flecken beinah gänzlich verſchwinden; im übrigen aber unterſcheiden ſich
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[217/0239] Schwarznatter. Ringelnatter. keit auszeichnen: jene Geſchichte aber iſt denn doch zu abgeſchmackt, als daß ſie Glauben verdienen könnte. Ueber die Fortpflanzung ſcheinen wenig Beobachtungen angeſtellt worden zu ſein. Catesby gibt an, daß ſie lebendige Junge zur Welt bringen ſoll. Jn die Gefangenſchaft fügt ſich die Schwarznatter ebenſogut als andere Arten der Familie und hält bei geeigneter Pflege jahrelang aus. Mit anderen Schlangen verträgt ſie ſich nicht immer, und kleineren gegenüber übt ſie das Recht des Stärkeren rückſichtslos aus, d. h. erwürgt gelegentlich eine oder die andere ihrer Mitgefangenen und verſchlingt ſie. Kielrücken oder Waſſernattern (Tropidonotus) nennt man diejenigen Arten der Familie, welche auf dem Rücken ſcharf gekielte Schuppen haben. Jhr eiförmiger Kopf iſt klein, deutlich von dem dünnen Halſe abgeſetzt, der Leib rundlich, der Schwanz mäßig lang. Die hinterſten [Abbildung Die Ringelnatter (Tropidonotus natrix).] Zähne des Oberkiefers ſind, wie bei den noch zu erwähnenden Nattern überhaupt, größer als die vorhergehenden. Der allbekannte Vertreter dieſer Sippe iſt die Ringel- oder Schwimmnatter, der Unk, die Schnake und wie ſie ſonſt noch heißt (Tropidonotus natrix), „die Schlange der Schlangen für unſer Volk, der Gegenſtand ſeiner alten Sagen und neuen Wundermären, ſeiner Furcht, ſeines Haſſes, ſeines Vernichtungseifers“, die verbreitetſte aller deutſchen Nattern, die Schlange des mittleren und nördlicheren Europa, welche von der Ebene bis zu 6000 Fuß über dem Meere allent- halben gefunden wird. An Länge kann ſie bis 4 Fuß erreichen, bleibt jedoch gewöhnlich hinter dieſem Maße um mehrere Zoll zurück, und die Männchen ſind außerdem ſtets kleiner als die Weibchen. Zwei weiße oder gelbe Mondflecken, erſtere beim Weibchen, letztere beim Männchen, jeder- ſeits hinter den Schläfen, die Krone der Sage und des Märchens, kennzeichnen ſie ſo ſicher, daß man ſie niemals mit anderen Schlangen unſeres Vaterlandes verwechſeln kann; außerdem iſt ſie auf graublauem Grunde mit zwei längs des Rückgrats verlaufenden Reihen dunkler Flecken gezeichnet, weiter unten ſeitlich weiß gefleckt und auf der Bauchſeite ſchwarz. Die Färbung des Rückens fällt bald mehr ins Blaue, bald ins Grünliche, bald ins Graublaue, ſieht zuweilen auch faſt ſchwarz aus und läßt dann die dunklen Flecken beinah gänzlich verſchwinden; im übrigen aber unterſcheiden ſich die beiden Geſchlechter und Alte und Junge ſehr wenig von einander.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/239>, abgerufen am 22.12.2024.