kaspischen Meere. Felswände, mit Gestein bedeckte Gehänge, sonnige Halden und alte Gemäuer bilden ihren Aufenthalt; sie scheut aber, nach Fleischmann, ebensowohl große Hitze als große Kälte und erscheint deshalb in den heißen Monaten nur in den Morgen- und Abendstunden außerhalb ihres Schlupfwinkels. Jhre Bewegungen sind lebhafter als die der Vipern, jedoch langsamer und träger als die der Nattern. Fleischmann sagt, daß sie außer Eidechsen auch kleinen Säugethieren nachstellt; Erber erfuhr, daß sie sich ausschließlich an erstere hält; Dumeril fand in dem Magen eines von ihm untersuchten Stückes einen halb verdaueten Geko.
Wegen ihrer Bissigkeit wird sie von den Landeseingeborenen oft mit der Viper verwechselt, für sehr giftig gehalten und so eifrig verfolgt, daß sie gegenwärtig in Dalmatien schon ziemlich selten geworden ist. Jn der Gefangenschaft gewöhnt sie sich bald an ihren Pfleger, geht ohne zu trotzen aus Futter und hält deshalb bei geeigneter Pflege mehrere Jahre aus. Jn ihrem Betragen hat sie, wie Effeldt mir mittheilt, viele Aehnlichkeit mit der Schlingnatter. Sie klettert außerordentlich fertig und hält sich an den Zweigen, wenn sie sich einmal umschlungen hat, so fest, daß man sie kaum losmachen kann, mag man sie auch reizen und erzürnen. Jhre Beute tödtet sie durch Umschlingung, ganz in derselben Weise, wie vorgedachte Natter. Erber beobachtete, daß seine Gefangenen in Winterschlaf fielen, eine Thatsache, welche deshalb erwähnt zu werden verdient, weil Cantraine noch im Dezember eine dieser Schlangen zwischen den Trümmern eines versallenen Schlosses in Dalmatien umherlaufen sah.
Die Sippe der Dünnnattern(Himantodes) entspricht dem beschriebenen Gepräge der Familie. Der Leib ist sehr dünn und sehr lang, seitlich etwas zusammengedrückt, der dünne Hals rund, der breite, eiförmige Kopf dentlich abgesetzt, der Schwanz ungemein dünn und allmählich zugespitzt.
Hierher gehört der weitverbreitete Cenco der Brasilianer(Himantodes cenchoa), die Rankennatter, wie wir sie nennen wollen, eine äußerst zarte, schlanke, auf fahlgraugelblichem Grunde längs des Rückens mit einer Reihe dunkelröthlichbrauner, schwarzbraun umrandeter Rauten- flecke gezeichnete Schlange, von etwa 4 Fuß Länge, welche Mejiko, Caracas, Ecuador, Brasilien und Buenos-Ayres bewohnt. Der Prinz fand sie in den großen Urwäldern an der Lagoa d'Arara, welche in den Fluß Mucuri mündet. Sie trägt dort die Benennung Curucucu de Pattioba, weil sie in der Zeichnung Achnlichkeit mit dieser Giftschlange hat und ihren Aufenthalt gern auf den großen, jungen, aus dem Boden sprossenden Pattiobablättern wählt, wo sie sich sonnt: -- ein außerordentlich anziehender und fesselnder Anblick. "Die Waldungen scheint sie nie zu verlassen, und die feuchte Kühlung ihrer Schatten den brennenden Strahlen der Sonne in offenen Gegenden vorzuzichen."
Dreizähner(Triglyphodon) nannte Dumeril diejenigen Arten der Familie, bei denen drei kräftige Rinnenzähne vorhanden und die Schwanzschilder größtentheils in zwei Reihen geordnet sind.
Eine der bekanntesten Arten dieser Sippe ist die verhältnißmäßig kräftige Ular-Burong der Malayen(Triglyphodon dendrophilum), eine große Schlange von 5 bis 6 Fuß Länge, wovon der Schwanz den fünsten Theil wegnimmt, und dunkelschwarzblauer Grundfärbung, gezeichnet mit vierzig bis sechzig geschlossenen, d. h. rund um den Leib laufenden oder getrennten, goldgelben Binden, am Bauche hier und da auch mit gleichfarbigen, in Längsreihen geordneten Flecken. Die Heimat dieser prachtvollen Schlange scheint auf Java beschränkt zu sein; hier aber ist sie in allen Waldungen
Die Schlangen. Dünnnattern. Dreizähner.
kaspiſchen Meere. Felswände, mit Geſtein bedeckte Gehänge, ſonnige Halden und alte Gemäuer bilden ihren Aufenthalt; ſie ſcheut aber, nach Fleiſchmann, ebenſowohl große Hitze als große Kälte und erſcheint deshalb in den heißen Monaten nur in den Morgen- und Abendſtunden außerhalb ihres Schlupfwinkels. Jhre Bewegungen ſind lebhafter als die der Vipern, jedoch langſamer und träger als die der Nattern. Fleiſchmann ſagt, daß ſie außer Eidechſen auch kleinen Säugethieren nachſtellt; Erber erfuhr, daß ſie ſich ausſchließlich an erſtere hält; Dumeril fand in dem Magen eines von ihm unterſuchten Stückes einen halb verdaueten Geko.
Wegen ihrer Biſſigkeit wird ſie von den Landeseingeborenen oft mit der Viper verwechſelt, für ſehr giftig gehalten und ſo eifrig verfolgt, daß ſie gegenwärtig in Dalmatien ſchon ziemlich ſelten geworden iſt. Jn der Gefangenſchaft gewöhnt ſie ſich bald an ihren Pfleger, geht ohne zu trotzen aus Futter und hält deshalb bei geeigneter Pflege mehrere Jahre aus. Jn ihrem Betragen hat ſie, wie Effeldt mir mittheilt, viele Aehnlichkeit mit der Schlingnatter. Sie klettert außerordentlich fertig und hält ſich an den Zweigen, wenn ſie ſich einmal umſchlungen hat, ſo feſt, daß man ſie kaum losmachen kann, mag man ſie auch reizen und erzürnen. Jhre Beute tödtet ſie durch Umſchlingung, ganz in derſelben Weiſe, wie vorgedachte Natter. Erber beobachtete, daß ſeine Gefangenen in Winterſchlaf fielen, eine Thatſache, welche deshalb erwähnt zu werden verdient, weil Cantraine noch im Dezember eine dieſer Schlangen zwiſchen den Trümmern eines verſallenen Schloſſes in Dalmatien umherlaufen ſah.
Die Sippe der Dünnnattern(Himantodes) entſpricht dem beſchriebenen Gepräge der Familie. Der Leib iſt ſehr dünn und ſehr lang, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, der dünne Hals rund, der breite, eiförmige Kopf dentlich abgeſetzt, der Schwanz ungemein dünn und allmählich zugeſpitzt.
Hierher gehört der weitverbreitete Cenco der Braſilianer(Himantodes cenchoa), die Rankennatter, wie wir ſie nennen wollen, eine äußerſt zarte, ſchlanke, auf fahlgraugelblichem Grunde längs des Rückens mit einer Reihe dunkelröthlichbrauner, ſchwarzbraun umrandeter Rauten- flecke gezeichnete Schlange, von etwa 4 Fuß Länge, welche Mejiko, Caracas, Ecuador, Braſilien und Buenos-Ayres bewohnt. Der Prinz fand ſie in den großen Urwäldern an der Lagoa d’Arara, welche in den Fluß Mucuri mündet. Sie trägt dort die Benennung Curucucu de Pattioba, weil ſie in der Zeichnung Achnlichkeit mit dieſer Giftſchlange hat und ihren Aufenthalt gern auf den großen, jungen, aus dem Boden ſproſſenden Pattiobablättern wählt, wo ſie ſich ſonnt: — ein außerordentlich anziehender und feſſelnder Anblick. „Die Waldungen ſcheint ſie nie zu verlaſſen, und die feuchte Kühlung ihrer Schatten den brennenden Strahlen der Sonne in offenen Gegenden vorzuzichen.“
Dreizähner(Triglyphodon) nannte Dumeril diejenigen Arten der Familie, bei denen drei kräftige Rinnenzähne vorhanden und die Schwanzſchilder größtentheils in zwei Reihen geordnet ſind.
Eine der bekannteſten Arten dieſer Sippe iſt die verhältnißmäßig kräftige Ular-Burong der Malayen(Triglyphodon dendrophilum), eine große Schlange von 5 bis 6 Fuß Länge, wovon der Schwanz den fünſten Theil wegnimmt, und dunkelſchwarzblauer Grundfärbung, gezeichnet mit vierzig bis ſechzig geſchloſſenen, d. h. rund um den Leib laufenden oder getrennten, goldgelben Binden, am Bauche hier und da auch mit gleichfarbigen, in Längsreihen geordneten Flecken. Die Heimat dieſer prachtvollen Schlange ſcheint auf Java beſchränkt zu ſein; hier aber iſt ſie in allen Waldungen
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Die Schlangen. Dünnnattern. Dreizähner.
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und erſcheint deshalb in den heißen Monaten nur in den Morgen- und Abendſtunden außerhalb
ihres Schlupfwinkels. Jhre Bewegungen ſind lebhafter als die der Vipern, jedoch langſamer und
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eines von ihm unterſuchten Stückes einen halb verdaueten Geko.
Wegen ihrer Biſſigkeit wird ſie von den Landeseingeborenen oft mit der Viper verwechſelt, für
ſehr giftig gehalten und ſo eifrig verfolgt, daß ſie gegenwärtig in Dalmatien ſchon ziemlich ſelten
geworden iſt. Jn der Gefangenſchaft gewöhnt ſie ſich bald an ihren Pfleger, geht ohne zu trotzen
aus Futter und hält deshalb bei geeigneter Pflege mehrere Jahre aus. Jn ihrem Betragen hat ſie,
wie Effeldt mir mittheilt, viele Aehnlichkeit mit der Schlingnatter. Sie klettert außerordentlich
fertig und hält ſich an den Zweigen, wenn ſie ſich einmal umſchlungen hat, ſo feſt, daß man ſie kaum
losmachen kann, mag man ſie auch reizen und erzürnen. Jhre Beute tödtet ſie durch Umſchlingung,
ganz in derſelben Weiſe, wie vorgedachte Natter. Erber beobachtete, daß ſeine Gefangenen in
Winterſchlaf fielen, eine Thatſache, welche deshalb erwähnt zu werden verdient, weil Cantraine
noch im Dezember eine dieſer Schlangen zwiſchen den Trümmern eines verſallenen Schloſſes in
Dalmatien umherlaufen ſah.
Die Sippe der Dünnnattern (Himantodes) entſpricht dem beſchriebenen Gepräge der Familie.
Der Leib iſt ſehr dünn und ſehr lang, ſeitlich etwas zuſammengedrückt, der dünne Hals rund, der
breite, eiförmige Kopf dentlich abgeſetzt, der Schwanz ungemein dünn und allmählich zugeſpitzt.
Hierher gehört der weitverbreitete Cenco der Braſilianer (Himantodes cenchoa), die
Rankennatter, wie wir ſie nennen wollen, eine äußerſt zarte, ſchlanke, auf fahlgraugelblichem
Grunde längs des Rückens mit einer Reihe dunkelröthlichbrauner, ſchwarzbraun umrandeter Rauten-
flecke gezeichnete Schlange, von etwa 4 Fuß Länge, welche Mejiko, Caracas, Ecuador, Braſilien und
Buenos-Ayres bewohnt. Der Prinz fand ſie in den großen Urwäldern an der Lagoa d’Arara,
welche in den Fluß Mucuri mündet. Sie trägt dort die Benennung Curucucu de Pattioba, weil ſie
in der Zeichnung Achnlichkeit mit dieſer Giftſchlange hat und ihren Aufenthalt gern auf den großen,
jungen, aus dem Boden ſproſſenden Pattiobablättern wählt, wo ſie ſich ſonnt: — ein außerordentlich
anziehender und feſſelnder Anblick. „Die Waldungen ſcheint ſie nie zu verlaſſen, und die feuchte
Kühlung ihrer Schatten den brennenden Strahlen der Sonne in offenen Gegenden vorzuzichen.“
Dreizähner (Triglyphodon) nannte Dumeril diejenigen Arten der Familie, bei denen drei
kräftige Rinnenzähne vorhanden und die Schwanzſchilder größtentheils in zwei Reihen geordnet ſind.
Eine der bekannteſten Arten dieſer Sippe iſt die verhältnißmäßig kräftige Ular-Burong der
Malayen (Triglyphodon dendrophilum), eine große Schlange von 5 bis 6 Fuß Länge, wovon der
Schwanz den fünſten Theil wegnimmt, und dunkelſchwarzblauer Grundfärbung, gezeichnet mit vierzig
bis ſechzig geſchloſſenen, d. h. rund um den Leib laufenden oder getrennten, goldgelben Binden, am
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prachtvollen Schlange ſcheint auf Java beſchränkt zu ſein; hier aber iſt ſie in allen Waldungen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/272>, abgerufen am 22.12.2024.
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