lichtgelbem Grunde hier und da schwarz gefleckt, und diese Fleckung setzt sich auch auf die Leibesseiten fort. Bei einzelnen Stücken kommt die lichte Färbung des von den Binden eingefaßten Hofes besonders zur Geltung; bei anderen herrscht mehr das Dunkelbraun vor u. s. w.
Verwandte der Puffotter, welche in West- und Nordafrika leben, übertreffen jene an Pracht der Färbung und zählen zu den schönsten Mitgliedern der Ordnung.
Afrika beherbergt keine gefährlichere Giftschlange als die Puffotter. Sie übertrifft die Brillenschlange an Bosheit bei weitem und richtet um so eher Unheil an, als sie übertages, ohne sich zu rühren, auf einer und derselben Stelle liegen bleibt, bei Ankunft eines Menschen oft gar
[Abbildung]
Die Puffotter (Echidna arietans).
kein Warnungszeichen gibt, vielmehr plötzlich zubeißt und in der Regel tödtlich vergiftet. Aller- dings wird sie dem weidenden Vieh ungleich verderblicher als dem Menschen, mindestens dem Europäer, welcher da, wo sie vorkommt, nur zu Pferde oder zu Wagen reist und demgemäß fast ebenso vor dem Angriffe dieser furchtbaren Schlangen gesichert ist wie der Hottentotte oder Buschmann durch sein Alles umfassendes, ich möchte sagen durchdringendes Auge; trotzdem aber wird sie von den Weißen wie von den Schwarzen unsäglich gefürchtet und gibt dazu Grund genug. Den Namen Puffotter hat sie sich wahrscheinlich durch das heftige Zischen erworben, welches sie verlauten läßt, sobald sie beunruhigt und, was damit gleichbedeutend, erzürnt wird. Bei solcher Gelegenheit pflegt sie sich so dick aufzublasen und den Hals zu erweitern, daß ihr Leib einen Fuß an Umfang erreicht; weshalb auch Burchell sich veranlaßt fand, ihr den Namen Vipera inflata zu geben. Dabei erhebt sie sich mit
Die Schlangen. Vipern. Wüſtenottern.
lichtgelbem Grunde hier und da ſchwarz gefleckt, und dieſe Fleckung ſetzt ſich auch auf die Leibesſeiten fort. Bei einzelnen Stücken kommt die lichte Färbung des von den Binden eingefaßten Hofes beſonders zur Geltung; bei anderen herrſcht mehr das Dunkelbraun vor u. ſ. w.
Verwandte der Puffotter, welche in Weſt- und Nordafrika leben, übertreffen jene an Pracht der Färbung und zählen zu den ſchönſten Mitgliedern der Ordnung.
Afrika beherbergt keine gefährlichere Giftſchlange als die Puffotter. Sie übertrifft die Brillenſchlange an Bosheit bei weitem und richtet um ſo eher Unheil an, als ſie übertages, ohne ſich zu rühren, auf einer und derſelben Stelle liegen bleibt, bei Ankunft eines Menſchen oft gar
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Die Puffotter (Echidna arietans).
kein Warnungszeichen gibt, vielmehr plötzlich zubeißt und in der Regel tödtlich vergiftet. Aller- dings wird ſie dem weidenden Vieh ungleich verderblicher als dem Menſchen, mindeſtens dem Europäer, welcher da, wo ſie vorkommt, nur zu Pferde oder zu Wagen reiſt und demgemäß faſt ebenſo vor dem Angriffe dieſer furchtbaren Schlangen geſichert iſt wie der Hottentotte oder Buſchmann durch ſein Alles umfaſſendes, ich möchte ſagen durchdringendes Auge; trotzdem aber wird ſie von den Weißen wie von den Schwarzen unſäglich gefürchtet und gibt dazu Grund genug. Den Namen Puffotter hat ſie ſich wahrſcheinlich durch das heftige Ziſchen erworben, welches ſie verlauten läßt, ſobald ſie beunruhigt und, was damit gleichbedeutend, erzürnt wird. Bei ſolcher Gelegenheit pflegt ſie ſich ſo dick aufzublaſen und den Hals zu erweitern, daß ihr Leib einen Fuß an Umfang erreicht; weshalb auch Burchell ſich veranlaßt fand, ihr den Namen Vipera inflata zu geben. Dabei erhebt ſie ſich mit
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Die Schlangen. Vipern. Wüſtenottern.
lichtgelbem Grunde hier und da ſchwarz gefleckt, und dieſe Fleckung ſetzt ſich auch auf die Leibesſeiten
fort. Bei einzelnen Stücken kommt die lichte Färbung des von den Binden eingefaßten Hofes
beſonders zur Geltung; bei anderen herrſcht mehr das Dunkelbraun vor u. ſ. w.
Verwandte der Puffotter, welche in Weſt- und Nordafrika leben, übertreffen jene an Pracht der
Färbung und zählen zu den ſchönſten Mitgliedern der Ordnung.
Afrika beherbergt keine gefährlichere Giftſchlange als die Puffotter. Sie übertrifft die
Brillenſchlange an Bosheit bei weitem und richtet um ſo eher Unheil an, als ſie übertages,
ohne ſich zu rühren, auf einer und derſelben Stelle liegen bleibt, bei Ankunft eines Menſchen oft gar
[Abbildung Die Puffotter (Echidna arietans).]
kein Warnungszeichen gibt, vielmehr plötzlich zubeißt und in der Regel tödtlich vergiftet. Aller-
dings wird ſie dem weidenden Vieh ungleich verderblicher als dem Menſchen, mindeſtens dem Europäer,
welcher da, wo ſie vorkommt, nur zu Pferde oder zu Wagen reiſt und demgemäß faſt ebenſo vor dem
Angriffe dieſer furchtbaren Schlangen geſichert iſt wie der Hottentotte oder Buſchmann durch ſein
Alles umfaſſendes, ich möchte ſagen durchdringendes Auge; trotzdem aber wird ſie von den Weißen
wie von den Schwarzen unſäglich gefürchtet und gibt dazu Grund genug. Den Namen Puffotter
hat ſie ſich wahrſcheinlich durch das heftige Ziſchen erworben, welches ſie verlauten läßt, ſobald ſie
beunruhigt und, was damit gleichbedeutend, erzürnt wird. Bei ſolcher Gelegenheit pflegt ſie ſich ſo
dick aufzublaſen und den Hals zu erweitern, daß ihr Leib einen Fuß an Umfang erreicht; weshalb
auch Burchell ſich veranlaßt fand, ihr den Namen Vipera inflata zu geben. Dabei erhebt ſie ſich mit
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/336>, abgerufen am 22.12.2024.
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