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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Die Froschlurche. Baumfrösche.
kornes hat und um dasselbe die Hülle, welche in der Größe mit einer Wicke ungefähr gleichkommt.
Der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibt auf dem Boden des Wassers liegen, bis die jungen
Larven ausgeschlüpft sind. Wie bei den übrigen Lurchen beansprucht die Zeitigung der Eier und die
Entwicklung der Jungen geringe Zeit. Jn Eiern, welche am 27. April gelegt werden, bemerkt
man schon am 1. Mai den Keim mit Kopf und Schwanz, welche aus dem Dotter hervorwachsen; am
4. Mai bewegt er sich in dem schleimigen Eiweiß; am 8. kriecht er aus, schwimmt umher und frißt
gelegentlich vom zurückgelassenen Schleime; am 10. zeigen sich die Augen und hinter dem Munde zwei
Wärzchen, welche dem werdenden Thierchen gestatten, sich an Gras und dergleichen anzuhängen, sowie
die Schwanzflosse, am 12. die Kiemenfaden, hinter jeder Kopffeite einer, welche sich bald wieder
verlieren, und Flecken, welche ihn gescheckt erscheinen lassen; am 15. sind Mund und Nase entwickelt,
und die Kaulquappe frißt schon tüchtig; am 18. bekommen ihre schwarzen Augen eine hochgelbe
Einfassung; am 20. ist der After entwickelt und der Leib mit einer zarten, mit Wasser angefüllten
Haut umgeben, welche sich am 29. verliert. Die Thierchen sind nun drei Viertel Zoll lang und
benagen Wasserlinsen. Am 29. Juni sprossen die Hinterfüße hervor; am 16. Juli sind die Kaul-
quappen fast ausgewachsen und etwa 15 Linien lang, die fünf Zehen gespalten, am 25. auch die
Ballen entwickelt und die Spuren der Vorderfüße, welche am 30. hervorbrechen, bereits sichtbar.
Jhr Rücken ist grünlich, der Bauch gelblich. Sie kommen schon häufig an die Oberfläche, um Luft
zu schöpfen. Am 1. August ist der Schwanz um die Hälfte kleiner, wenige Tage darauf vollends
eingeschrumpft, das Fröschchen nunmehr fertig und zu seinem Landleben befähigt. Dennoch
erreicht es erst mit dem vierten Jahre seine Mannbarkeit; früher quakt es nicht und begattet sich
auch nicht.

Der Laubfrosch ist so anspruchslos, daß man ihn jahrelang in dem erbärmlichsten Käfige, einem
einfachen Glase, am Leben erhalten kann, falls man ihm nur das nöthigste Futter reicht. Hierzu
wählt man Fliegen und Mehlwürmer, weil man diese am leichtesten erlangen kann, darf aber auch
andere Kerfe, selbst solche bis zu bedeutender Größe reichen, da sie alle verzehrt werden. Während
des Sommers muß man kräftig füttern, damit der Gefangene leichter den Winter übersteht; aber
auch während dieser Zeit mag man nicht verabsäumen, ihn mit einem Mehlwurm, einer Spinne, einer
Fliege zu ätzen. Bei längerer Gefangenschaft lernt er nicht blos seinen Pfleger, sondern auch den
Mehlwurmtopf kennen, oder es verstehen, wenn man ihm zu Gefallen eine Fliege fängt. Ein Freund
meines Vaters bemerkte, daß sein gefangener Laubfrosch sich jedesmal heftig bewegte, wenn er seine
Stubenvögel fütterte und sich nach der betreffenden Seite kehrte, reichte dem verlangenden Thiere einen
Mehlwurm und gewöhnte es binnen kurzer Zeit so an sich, daß der Frosch nicht blos ihm, sondern
Jedermann die ihm vorgehaltene Speise aus dem Finger nahm und zuletzt sogar die Zeit der
Fütterung kennen lernte. Um ihm das Herauskommen aus seinem Glase zu erleichtern, wurde ein
kleines Bretchen an vier Faden aufgehangen; an diesem kletterte der Laubfrosch in die Höhe und
hielt sich hängend so lange fest, bis er seinen Mehlwurm erhalten hatte. Griff man oben mit dem
Finger durch das Loch, um ihn zu necken, so biß er in den Finger. Wenn sein Glas geöffnet wurde,
verließ er es, stieg an den Wänden der Stube auf und ab, hüpfte von einem Stuhle auf den anderen
oder seinem Freunde auf die Hand und wartete ruhig, bis er Etwas bekam; dann erst zog er sich in
sein Glas zurück, bewies also deutlich, daß er Unterscheidung und Gedächtniß besaß. Einzelne
Gefangene hat man acht bis zehn Jahre am Leben erhalten.

Einer der niedlichsten Baumfrösche Südamerikas ist der Laubkleber (Hyla elegans), ein
Thierchen, welches kaum die Größe unseres Laubfrosches erreicht und sich durch die Schlankheit seines
Leibes, sowie die Stumpfheit des Vorderkopfes auszeichnet. Die Oberseite ist ein schönes Roth-
braun, welches jederseits durch einen Streifen von gelblichweißer, zuweilen silberglänzender Färbung
begrenzt und eingefaßt wird, da dieser Streifen über dem Auge beginnt, längs der Seiten sich hinab-
zieht und mit einem spitzen Winkel am Ende des Körpers endet, hier wie vor den Augen einen

Die Froſchlurche. Baumfröſche.
kornes hat und um daſſelbe die Hülle, welche in der Größe mit einer Wicke ungefähr gleichkommt.
Der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibt auf dem Boden des Waſſers liegen, bis die jungen
Larven ausgeſchlüpft ſind. Wie bei den übrigen Lurchen beanſprucht die Zeitigung der Eier und die
Entwicklung der Jungen geringe Zeit. Jn Eiern, welche am 27. April gelegt werden, bemerkt
man ſchon am 1. Mai den Keim mit Kopf und Schwanz, welche aus dem Dotter hervorwachſen; am
4. Mai bewegt er ſich in dem ſchleimigen Eiweiß; am 8. kriecht er aus, ſchwimmt umher und frißt
gelegentlich vom zurückgelaſſenen Schleime; am 10. zeigen ſich die Augen und hinter dem Munde zwei
Wärzchen, welche dem werdenden Thierchen geſtatten, ſich an Gras und dergleichen anzuhängen, ſowie
die Schwanzfloſſe, am 12. die Kiemenfaden, hinter jeder Kopffeite einer, welche ſich bald wieder
verlieren, und Flecken, welche ihn geſcheckt erſcheinen laſſen; am 15. ſind Mund und Naſe entwickelt,
und die Kaulquappe frißt ſchon tüchtig; am 18. bekommen ihre ſchwarzen Augen eine hochgelbe
Einfaſſung; am 20. iſt der After entwickelt und der Leib mit einer zarten, mit Waſſer angefüllten
Haut umgeben, welche ſich am 29. verliert. Die Thierchen ſind nun drei Viertel Zoll lang und
benagen Waſſerlinſen. Am 29. Juni ſproſſen die Hinterfüße hervor; am 16. Juli ſind die Kaul-
quappen faſt ausgewachſen und etwa 15 Linien lang, die fünf Zehen geſpalten, am 25. auch die
Ballen entwickelt und die Spuren der Vorderfüße, welche am 30. hervorbrechen, bereits ſichtbar.
Jhr Rücken iſt grünlich, der Bauch gelblich. Sie kommen ſchon häufig an die Oberfläche, um Luft
zu ſchöpfen. Am 1. Auguſt iſt der Schwanz um die Hälfte kleiner, wenige Tage darauf vollends
eingeſchrumpft, das Fröſchchen nunmehr fertig und zu ſeinem Landleben befähigt. Dennoch
erreicht es erſt mit dem vierten Jahre ſeine Mannbarkeit; früher quakt es nicht und begattet ſich
auch nicht.

Der Laubfroſch iſt ſo anſpruchslos, daß man ihn jahrelang in dem erbärmlichſten Käfige, einem
einfachen Glaſe, am Leben erhalten kann, falls man ihm nur das nöthigſte Futter reicht. Hierzu
wählt man Fliegen und Mehlwürmer, weil man dieſe am leichteſten erlangen kann, darf aber auch
andere Kerfe, ſelbſt ſolche bis zu bedeutender Größe reichen, da ſie alle verzehrt werden. Während
des Sommers muß man kräftig füttern, damit der Gefangene leichter den Winter überſteht; aber
auch während dieſer Zeit mag man nicht verabſäumen, ihn mit einem Mehlwurm, einer Spinne, einer
Fliege zu ätzen. Bei längerer Gefangenſchaft lernt er nicht blos ſeinen Pfleger, ſondern auch den
Mehlwurmtopf kennen, oder es verſtehen, wenn man ihm zu Gefallen eine Fliege fängt. Ein Freund
meines Vaters bemerkte, daß ſein gefangener Laubfroſch ſich jedesmal heftig bewegte, wenn er ſeine
Stubenvögel fütterte und ſich nach der betreffenden Seite kehrte, reichte dem verlangenden Thiere einen
Mehlwurm und gewöhnte es binnen kurzer Zeit ſo an ſich, daß der Froſch nicht blos ihm, ſondern
Jedermann die ihm vorgehaltene Speiſe aus dem Finger nahm und zuletzt ſogar die Zeit der
Fütterung kennen lernte. Um ihm das Herauskommen aus ſeinem Glaſe zu erleichtern, wurde ein
kleines Bretchen an vier Faden aufgehangen; an dieſem kletterte der Laubfroſch in die Höhe und
hielt ſich hängend ſo lange feſt, bis er ſeinen Mehlwurm erhalten hatte. Griff man oben mit dem
Finger durch das Loch, um ihn zu necken, ſo biß er in den Finger. Wenn ſein Glas geöffnet wurde,
verließ er es, ſtieg an den Wänden der Stube auf und ab, hüpfte von einem Stuhle auf den anderen
oder ſeinem Freunde auf die Hand und wartete ruhig, bis er Etwas bekam; dann erſt zog er ſich in
ſein Glas zurück, bewies alſo deutlich, daß er Unterſcheidung und Gedächtniß beſaß. Einzelne
Gefangene hat man acht bis zehn Jahre am Leben erhalten.

Einer der niedlichſten Baumfröſche Südamerikas iſt der Laubkleber (Hyla elegans), ein
Thierchen, welches kaum die Größe unſeres Laubfroſches erreicht und ſich durch die Schlankheit ſeines
Leibes, ſowie die Stumpfheit des Vorderkopfes auszeichnet. Die Oberſeite iſt ein ſchönes Roth-
braun, welches jederſeits durch einen Streifen von gelblichweißer, zuweilen ſilberglänzender Färbung
begrenzt und eingefaßt wird, da dieſer Streifen über dem Auge beginnt, längs der Seiten ſich hinab-
zieht und mit einem ſpitzen Winkel am Ende des Körpers endet, hier wie vor den Augen einen

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[370/0396] Die Froſchlurche. Baumfröſche. kornes hat und um daſſelbe die Hülle, welche in der Größe mit einer Wicke ungefähr gleichkommt. Der Laich bildet unförmliche Klumpen und bleibt auf dem Boden des Waſſers liegen, bis die jungen Larven ausgeſchlüpft ſind. Wie bei den übrigen Lurchen beanſprucht die Zeitigung der Eier und die Entwicklung der Jungen geringe Zeit. Jn Eiern, welche am 27. April gelegt werden, bemerkt man ſchon am 1. Mai den Keim mit Kopf und Schwanz, welche aus dem Dotter hervorwachſen; am 4. Mai bewegt er ſich in dem ſchleimigen Eiweiß; am 8. kriecht er aus, ſchwimmt umher und frißt gelegentlich vom zurückgelaſſenen Schleime; am 10. zeigen ſich die Augen und hinter dem Munde zwei Wärzchen, welche dem werdenden Thierchen geſtatten, ſich an Gras und dergleichen anzuhängen, ſowie die Schwanzfloſſe, am 12. die Kiemenfaden, hinter jeder Kopffeite einer, welche ſich bald wieder verlieren, und Flecken, welche ihn geſcheckt erſcheinen laſſen; am 15. ſind Mund und Naſe entwickelt, und die Kaulquappe frißt ſchon tüchtig; am 18. bekommen ihre ſchwarzen Augen eine hochgelbe Einfaſſung; am 20. iſt der After entwickelt und der Leib mit einer zarten, mit Waſſer angefüllten Haut umgeben, welche ſich am 29. verliert. Die Thierchen ſind nun drei Viertel Zoll lang und benagen Waſſerlinſen. Am 29. Juni ſproſſen die Hinterfüße hervor; am 16. Juli ſind die Kaul- quappen faſt ausgewachſen und etwa 15 Linien lang, die fünf Zehen geſpalten, am 25. auch die Ballen entwickelt und die Spuren der Vorderfüße, welche am 30. hervorbrechen, bereits ſichtbar. Jhr Rücken iſt grünlich, der Bauch gelblich. Sie kommen ſchon häufig an die Oberfläche, um Luft zu ſchöpfen. Am 1. Auguſt iſt der Schwanz um die Hälfte kleiner, wenige Tage darauf vollends eingeſchrumpft, das Fröſchchen nunmehr fertig und zu ſeinem Landleben befähigt. Dennoch erreicht es erſt mit dem vierten Jahre ſeine Mannbarkeit; früher quakt es nicht und begattet ſich auch nicht. Der Laubfroſch iſt ſo anſpruchslos, daß man ihn jahrelang in dem erbärmlichſten Käfige, einem einfachen Glaſe, am Leben erhalten kann, falls man ihm nur das nöthigſte Futter reicht. Hierzu wählt man Fliegen und Mehlwürmer, weil man dieſe am leichteſten erlangen kann, darf aber auch andere Kerfe, ſelbſt ſolche bis zu bedeutender Größe reichen, da ſie alle verzehrt werden. Während des Sommers muß man kräftig füttern, damit der Gefangene leichter den Winter überſteht; aber auch während dieſer Zeit mag man nicht verabſäumen, ihn mit einem Mehlwurm, einer Spinne, einer Fliege zu ätzen. Bei längerer Gefangenſchaft lernt er nicht blos ſeinen Pfleger, ſondern auch den Mehlwurmtopf kennen, oder es verſtehen, wenn man ihm zu Gefallen eine Fliege fängt. Ein Freund meines Vaters bemerkte, daß ſein gefangener Laubfroſch ſich jedesmal heftig bewegte, wenn er ſeine Stubenvögel fütterte und ſich nach der betreffenden Seite kehrte, reichte dem verlangenden Thiere einen Mehlwurm und gewöhnte es binnen kurzer Zeit ſo an ſich, daß der Froſch nicht blos ihm, ſondern Jedermann die ihm vorgehaltene Speiſe aus dem Finger nahm und zuletzt ſogar die Zeit der Fütterung kennen lernte. Um ihm das Herauskommen aus ſeinem Glaſe zu erleichtern, wurde ein kleines Bretchen an vier Faden aufgehangen; an dieſem kletterte der Laubfroſch in die Höhe und hielt ſich hängend ſo lange feſt, bis er ſeinen Mehlwurm erhalten hatte. Griff man oben mit dem Finger durch das Loch, um ihn zu necken, ſo biß er in den Finger. Wenn ſein Glas geöffnet wurde, verließ er es, ſtieg an den Wänden der Stube auf und ab, hüpfte von einem Stuhle auf den anderen oder ſeinem Freunde auf die Hand und wartete ruhig, bis er Etwas bekam; dann erſt zog er ſich in ſein Glas zurück, bewies alſo deutlich, daß er Unterſcheidung und Gedächtniß beſaß. Einzelne Gefangene hat man acht bis zehn Jahre am Leben erhalten. Einer der niedlichſten Baumfröſche Südamerikas iſt der Laubkleber (Hyla elegans), ein Thierchen, welches kaum die Größe unſeres Laubfroſches erreicht und ſich durch die Schlankheit ſeines Leibes, ſowie die Stumpfheit des Vorderkopfes auszeichnet. Die Oberſeite iſt ein ſchönes Roth- braun, welches jederſeits durch einen Streifen von gelblichweißer, zuweilen ſilberglänzender Färbung begrenzt und eingefaßt wird, da dieſer Streifen über dem Auge beginnt, längs der Seiten ſich hinab- zieht und mit einem ſpitzen Winkel am Ende des Körpers endet, hier wie vor den Augen einen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/396>, abgerufen am 22.12.2024.