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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Thaufrosch.
und länger im Larvenzustande bleibt, würde dort oben schwerlich zur Entwicklung gelangen; für
den Thaufrosch hingegen ist der kurze Sommer lang genug, und wenn wirklich einmal früher als
gewöhnlich Kälte eintritt, so überwintert auch die noch nicht umgewandelte Larve. Jn der Ebene
beginnt die Begattungszeit schon in den ersten oder doch in den mittleren Märztagen, falls nicht ein
besonders strenger Winter die Gewässer noch etwas länger unter seinem Banne hält. Die Eier
gehen oft außerordentlich schnell ab, sodaß nach Rösel's Erfahrungen die ganze Anzahl zuweilen in
weniger als einer Viertelstunde entleert und befruchtet worden ist. Die Brunst beider Geschlechter
[Abbildung] Der Thaufrosch (Rana temporaria). Natürl. Größe.
scheint besonders heftig zu sein, da man das Männchen vom Weibchen kaum losreißen kann, wenn
es dieses erst einmal umschlungen hat, und das Männchen nach einer gewaltsamen Trennung
sofort wieder zum Weibchen zurückkehrt. Rösel hat beobachtet, daß ein Weibchen durch die
stürmischen Umarmungen des Männchens gefährdet werden kann, da letzteres, wenn es größer ist als
das erstere, durch seinen heftigen Druck den Leib der Gattin zuweilen zersprengt, hat auch erfahren,
daß man einzelnen Männchen eher den Schenkel losreist, als sie zum Loslassen des Weibchens zwingt.
Bei Mangel an Weibchen umarmen die Männchen einander, todte Weibchen, wie man sagt, auch
Kröten, und wenn mehrere noch unbeweibte Männchen ein vereinigtes Paar antreffen, hängen sie sich
gar nicht selten an diesem fest, einen ungeordneten Klumpen bildend. Aus all' Dem scheint hervor-

Brehm, Thierleben. V. 25

Thaufroſch.
und länger im Larvenzuſtande bleibt, würde dort oben ſchwerlich zur Entwicklung gelangen; für
den Thaufroſch hingegen iſt der kurze Sommer lang genug, und wenn wirklich einmal früher als
gewöhnlich Kälte eintritt, ſo überwintert auch die noch nicht umgewandelte Larve. Jn der Ebene
beginnt die Begattungszeit ſchon in den erſten oder doch in den mittleren Märztagen, falls nicht ein
beſonders ſtrenger Winter die Gewäſſer noch etwas länger unter ſeinem Banne hält. Die Eier
gehen oft außerordentlich ſchnell ab, ſodaß nach Röſel’s Erfahrungen die ganze Anzahl zuweilen in
weniger als einer Viertelſtunde entleert und befruchtet worden iſt. Die Brunſt beider Geſchlechter
[Abbildung] Der Thaufroſch (Rana temporaria). Natürl. Größe.
ſcheint beſonders heftig zu ſein, da man das Männchen vom Weibchen kaum losreißen kann, wenn
es dieſes erſt einmal umſchlungen hat, und das Männchen nach einer gewaltſamen Trennung
ſofort wieder zum Weibchen zurückkehrt. Röſel hat beobachtet, daß ein Weibchen durch die
ſtürmiſchen Umarmungen des Männchens gefährdet werden kann, da letzteres, wenn es größer iſt als
das erſtere, durch ſeinen heftigen Druck den Leib der Gattin zuweilen zerſprengt, hat auch erfahren,
daß man einzelnen Männchen eher den Schenkel losreiſt, als ſie zum Loslaſſen des Weibchens zwingt.
Bei Mangel an Weibchen umarmen die Männchen einander, todte Weibchen, wie man ſagt, auch
Kröten, und wenn mehrere noch unbeweibte Männchen ein vereinigtes Paar antreffen, hängen ſie ſich
gar nicht ſelten an dieſem feſt, einen ungeordneten Klumpen bildend. Aus all’ Dem ſcheint hervor-

Brehm, Thierleben. V. 25
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[385/0413] Thaufroſch. und länger im Larvenzuſtande bleibt, würde dort oben ſchwerlich zur Entwicklung gelangen; für den Thaufroſch hingegen iſt der kurze Sommer lang genug, und wenn wirklich einmal früher als gewöhnlich Kälte eintritt, ſo überwintert auch die noch nicht umgewandelte Larve. Jn der Ebene beginnt die Begattungszeit ſchon in den erſten oder doch in den mittleren Märztagen, falls nicht ein beſonders ſtrenger Winter die Gewäſſer noch etwas länger unter ſeinem Banne hält. Die Eier gehen oft außerordentlich ſchnell ab, ſodaß nach Röſel’s Erfahrungen die ganze Anzahl zuweilen in weniger als einer Viertelſtunde entleert und befruchtet worden iſt. Die Brunſt beider Geſchlechter [Abbildung Der Thaufroſch (Rana temporaria). Natürl. Größe.] ſcheint beſonders heftig zu ſein, da man das Männchen vom Weibchen kaum losreißen kann, wenn es dieſes erſt einmal umſchlungen hat, und das Männchen nach einer gewaltſamen Trennung ſofort wieder zum Weibchen zurückkehrt. Röſel hat beobachtet, daß ein Weibchen durch die ſtürmiſchen Umarmungen des Männchens gefährdet werden kann, da letzteres, wenn es größer iſt als das erſtere, durch ſeinen heftigen Druck den Leib der Gattin zuweilen zerſprengt, hat auch erfahren, daß man einzelnen Männchen eher den Schenkel losreiſt, als ſie zum Loslaſſen des Weibchens zwingt. Bei Mangel an Weibchen umarmen die Männchen einander, todte Weibchen, wie man ſagt, auch Kröten, und wenn mehrere noch unbeweibte Männchen ein vereinigtes Paar antreffen, hängen ſie ſich gar nicht ſelten an dieſem feſt, einen ungeordneten Klumpen bildend. Aus all’ Dem ſcheint hervor- Brehm, Thierleben. V. 25

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/413>, abgerufen am 22.12.2024.