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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Axolotl.
formen kannte. So ließ sich denn selbst ein Cuvier bestimmen, den Arolotl zu den Kiemenlurchen
zu setzen, that Dies jedoch nicht, ohne ausdrücklich seine Zweifel hervorzuheben und entschuldigte sich
mit den Worten: "Jch sehe mich genöthigt den Arolotl unter die Geschlechter mit bleibenden Kiemen
zu setzen, weil so viele Zeugen versichern, daß er letztere nicht verliert."

So stand es um die Kunde des Thieres im Jahre 1865. Einer oder der andere Forscher
zweifelte wie Cupier; aber obgleich ein Baird sagte, daß das Gepräge einer Larve dem Arolotl viel
zu deutlich aufgedrückt sei, um an dem Larvenzustande desselben zweifeln zu können, und daß das
Nichtauffinden des ausgebildeten Thieres noch keineswegs ein Beweis sei gegen sein Vorhandensein,
gab es doch auch andere, welche jeden Zweifel ausschlossen und mit aller Bestimmtheit behaupteten,
die eingehendsten Untersuchungen hätten bewiesen, der Arolotl verwandele sich nicht.

Da erhielt der Akklimatisationsgarten zu Paris sechs lebende Arolotl, fünf Männchen und ein
Weibchen und gab sie an die reichhaltige Sammlung lebender Kriechthiere und Lurche ab, welche sich
im Pflanzengarten zu Paris befindet. Ein Jahr lang hatten die Thiere, welche man in geeigneten

[Abbildung] Der Arolotl im verwandelten Zusland.
Becken untergebracht hatte, in Gefangenschaft gelebt, gefressen und sich nach Art anderer Molchlarven
benommen, als plötzlich am 18. Februar 1865 eine große Aufregung unter ihnen sich bemerklich
machte. Es zeigte sich bei den Männchen und dem Weibchen eine beträchtliche Anschwellung der
Afterränder, und erstere gaben, während sie das Weibchen eifrig verfolgten, ihren Samen ins
Wasser ab. Bereits am folgenden Tage begann das Weibchen Eier zu legen, und zwar ganz in
derselben Weise, wie es Tritonen thun; im Laufe des folgenden Tages hatte es sein Geschäft bereits
vollendet. Sechs Wochen später wiederholten sich dieselben Vorgänge. A. Dumeril ließ beide
Male die Pflanzen, an welchen die Eier angeklebt worden waren, herausnehmen und in gesonderte
Becken versetzen. Es ergab sich, daß fast alle Eier befruchtet waren. Achtundzwanzig bis dreißig
Tage später begann das Ausschlüpfen der Larven. Zunächst entwickelten sich die Kiemen; einige Tage
später platzte die Mundspalte, und die Thierchen begannen mit Begierde die im Wasser umher-
schwimmenden Kerfe wegzuschnappen. Von nun an ging die Weiterbildung ihren regelmäßigen
Gang. Anfangs September hatten die jungen Thiere beinahe die Größe ihrer Erzeuger erlangt.

Mitte Septembers zeigte sich an einem Jungen eine höchst auffallende Veränderung. Die
Kiemenquasten, der Kamm auf Rücken und Schwanz schrumpften ein; die Gestalt des Kopfes

Axolotl.
formen kannte. So ließ ſich denn ſelbſt ein Cuvier beſtimmen, den Arolotl zu den Kiemenlurchen
zu ſetzen, that Dies jedoch nicht, ohne ausdrücklich ſeine Zweifel hervorzuheben und entſchuldigte ſich
mit den Worten: „Jch ſehe mich genöthigt den Arolotl unter die Geſchlechter mit bleibenden Kiemen
zu ſetzen, weil ſo viele Zeugen verſichern, daß er letztere nicht verliert.“

So ſtand es um die Kunde des Thieres im Jahre 1865. Einer oder der andere Forſcher
zweifelte wie Cupier; aber obgleich ein Baird ſagte, daß das Gepräge einer Larve dem Arolotl viel
zu deutlich aufgedrückt ſei, um an dem Larvenzuſtande deſſelben zweifeln zu können, und daß das
Nichtauffinden des ausgebildeten Thieres noch keineswegs ein Beweis ſei gegen ſein Vorhandenſein,
gab es doch auch andere, welche jeden Zweifel ausſchloſſen und mit aller Beſtimmtheit behaupteten,
die eingehendſten Unterſuchungen hätten bewieſen, der Arolotl verwandele ſich nicht.

Da erhielt der Akklimatiſationsgarten zu Paris ſechs lebende Arolotl, fünf Männchen und ein
Weibchen und gab ſie an die reichhaltige Sammlung lebender Kriechthiere und Lurche ab, welche ſich
im Pflanzengarten zu Paris befindet. Ein Jahr lang hatten die Thiere, welche man in geeigneten

[Abbildung] Der Arolotl im verwandelten Zuſland.
Becken untergebracht hatte, in Gefangenſchaft gelebt, gefreſſen und ſich nach Art anderer Molchlarven
benommen, als plötzlich am 18. Februar 1865 eine große Aufregung unter ihnen ſich bemerklich
machte. Es zeigte ſich bei den Männchen und dem Weibchen eine beträchtliche Anſchwellung der
Afterränder, und erſtere gaben, während ſie das Weibchen eifrig verfolgten, ihren Samen ins
Waſſer ab. Bereits am folgenden Tage begann das Weibchen Eier zu legen, und zwar ganz in
derſelben Weiſe, wie es Tritonen thun; im Laufe des folgenden Tages hatte es ſein Geſchäft bereits
vollendet. Sechs Wochen ſpäter wiederholten ſich dieſelben Vorgänge. A. Dumeril ließ beide
Male die Pflanzen, an welchen die Eier angeklebt worden waren, herausnehmen und in geſonderte
Becken verſetzen. Es ergab ſich, daß faſt alle Eier befruchtet waren. Achtundzwanzig bis dreißig
Tage ſpäter begann das Ausſchlüpfen der Larven. Zunächſt entwickelten ſich die Kiemen; einige Tage
ſpäter platzte die Mundſpalte, und die Thierchen begannen mit Begierde die im Waſſer umher-
ſchwimmenden Kerfe wegzuſchnappen. Von nun an ging die Weiterbildung ihren regelmäßigen
Gang. Anfangs September hatten die jungen Thiere beinahe die Größe ihrer Erzeuger erlangt.

Mitte Septembers zeigte ſich an einem Jungen eine höchſt auffallende Veränderung. Die
Kiemenquaſten, der Kamm auf Rücken und Schwanz ſchrumpften ein; die Geſtalt des Kopfes

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[427/0457] Axolotl. formen kannte. So ließ ſich denn ſelbſt ein Cuvier beſtimmen, den Arolotl zu den Kiemenlurchen zu ſetzen, that Dies jedoch nicht, ohne ausdrücklich ſeine Zweifel hervorzuheben und entſchuldigte ſich mit den Worten: „Jch ſehe mich genöthigt den Arolotl unter die Geſchlechter mit bleibenden Kiemen zu ſetzen, weil ſo viele Zeugen verſichern, daß er letztere nicht verliert.“ So ſtand es um die Kunde des Thieres im Jahre 1865. Einer oder der andere Forſcher zweifelte wie Cupier; aber obgleich ein Baird ſagte, daß das Gepräge einer Larve dem Arolotl viel zu deutlich aufgedrückt ſei, um an dem Larvenzuſtande deſſelben zweifeln zu können, und daß das Nichtauffinden des ausgebildeten Thieres noch keineswegs ein Beweis ſei gegen ſein Vorhandenſein, gab es doch auch andere, welche jeden Zweifel ausſchloſſen und mit aller Beſtimmtheit behaupteten, die eingehendſten Unterſuchungen hätten bewieſen, der Arolotl verwandele ſich nicht. Da erhielt der Akklimatiſationsgarten zu Paris ſechs lebende Arolotl, fünf Männchen und ein Weibchen und gab ſie an die reichhaltige Sammlung lebender Kriechthiere und Lurche ab, welche ſich im Pflanzengarten zu Paris befindet. Ein Jahr lang hatten die Thiere, welche man in geeigneten [Abbildung Der Arolotl im verwandelten Zuſland.] Becken untergebracht hatte, in Gefangenſchaft gelebt, gefreſſen und ſich nach Art anderer Molchlarven benommen, als plötzlich am 18. Februar 1865 eine große Aufregung unter ihnen ſich bemerklich machte. Es zeigte ſich bei den Männchen und dem Weibchen eine beträchtliche Anſchwellung der Afterränder, und erſtere gaben, während ſie das Weibchen eifrig verfolgten, ihren Samen ins Waſſer ab. Bereits am folgenden Tage begann das Weibchen Eier zu legen, und zwar ganz in derſelben Weiſe, wie es Tritonen thun; im Laufe des folgenden Tages hatte es ſein Geſchäft bereits vollendet. Sechs Wochen ſpäter wiederholten ſich dieſelben Vorgänge. A. Dumeril ließ beide Male die Pflanzen, an welchen die Eier angeklebt worden waren, herausnehmen und in geſonderte Becken verſetzen. Es ergab ſich, daß faſt alle Eier befruchtet waren. Achtundzwanzig bis dreißig Tage ſpäter begann das Ausſchlüpfen der Larven. Zunächſt entwickelten ſich die Kiemen; einige Tage ſpäter platzte die Mundſpalte, und die Thierchen begannen mit Begierde die im Waſſer umher- ſchwimmenden Kerfe wegzuſchnappen. Von nun an ging die Weiterbildung ihren regelmäßigen Gang. Anfangs September hatten die jungen Thiere beinahe die Größe ihrer Erzeuger erlangt. Mitte Septembers zeigte ſich an einem Jungen eine höchſt auffallende Veränderung. Die Kiemenquaſten, der Kamm auf Rücken und Schwanz ſchrumpften ein; die Geſtalt des Kopfes

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/457>, abgerufen am 23.12.2024.