Krankheiten, aber doch wenig von Feinden zu leiden, obgleich ihnen, solange sie jung sind, fast die gesammte übrige Bewohnerschaft der Gewässer nachstellt. Deshalb schlägt ihre Zucht auch selten fehl, und sie dürfen so recht eigentlich als der Fisch des Bauern gelten. Wollte man die Zucht etwas verständiger betreiben, als es gegenwärtig geschieht, namentlich während der Laichzeit für geeignete, mit leichter Mühe herzustellende Plätze zum Absetzen ihres Laichs sorgen, die größeren und kleineren gebührend aus einander halten und es an entsprechendem Futter nicht fehlen lassen: der Gewinn, welchen ein Teichbesitzer aus ihnen zieht, würde noch ungleich bedeutender sein, als es bisher der Fall war.
Die Karpfen im engeren Sinne (Cyprinus) kennzeichnen sich durch endständiges Maul und vier Bärteln an der Oberkinnlade, fünf Schlundzähne, welche derartig in drei Reihen stehen, daß auf jedem Schlundknochen der ersten und zweiten Reihe je einer, in der dritten Reihe sich deren drei
[Abbildung]
Der Teich- oder Flußkarpfen(Cyprlnus carplo). Nat. Größe bis 4 Fuß.
befinden, und die sehr stark nach rückwärts gezähnelten Knochenstrahlen, mit denen Rücken- und Afterflosse beginnen.
Der seit uralter Zeit bekannte und gepflegte Vertreter dieser Gruppe, unser Teich- oder Fluß- karpfen(Cyprinus carpio), erreicht eine bedeutende Größe, d. h. eine Länge von 3 bis 4 Fuß, bei einem Gewicht von 35 bis 40 Pfund, abgesehen von einzelnen Riesen, welche 5 Fuß lang, 2 Fuß breit und 70 Pfund schwer gewesen sein sollen. Das Maul ist weit, mit dicken Lippen und starken, langen Bärteln umgeben, die Schwanzflosse tief halbmondförmig ausgeschnitten, der starke Knochen- strahl der Rücken- und Afterflosse gezähnelt, die Färbung wie die Gestalt sehr verschieden, vom Goldgelben ins Blaugrüne spielend. Rücken und Flossen sehen gewöhnlich grau, Lippen und Bauch gelblich aus; die Flossen haben gewöhnlich röthlichen Anflug; die Schuppen tragen in ihrer Mitte ost einen dunklen Flecken, auch nicht selten am Hinterrande einen schwärzlichen Saum. Jn der Rückenflosse stehen 3 oder 4 unvollkommene und 17 bis 22 vollkommene, in der Brustflosse 1 stacheliger und 15 bis 16 weiche, in der Bauchflosse 2 harte und 8 bis 9 weiche, in der Afterflosse 3 harte und 5 weiche, in der Schwanzflosse 17 bis 19 Strahlen, welche sämmtlich gegliedert und nach oben hin verbreitert sind.
Bis in die neuere Zeit hat man mehreren Blendlingen und Ausartungen des Karpfen den Rang von wirklichen Arten zugestanden; aus den genauen, sorgfältigen Untersuchungen Siebold's geht jedoch fast mit Gewißheit hervor, daß solche Ansicht unrichtig ist. "Daß man die in ihrer Beschuppung ausgearteten Karpfen", sagt genannter Forscher, "nämlich den mit wenigen, unver- hältnißmäßig großen Schuppen besetzten Spiegelkarpfen (Cyprinus specularis oder Cyprinus rex
Teich- oder Flußkarpfen.
Krankheiten, aber doch wenig von Feinden zu leiden, obgleich ihnen, ſolange ſie jung ſind, faſt die geſammte übrige Bewohnerſchaft der Gewäſſer nachſtellt. Deshalb ſchlägt ihre Zucht auch ſelten fehl, und ſie dürfen ſo recht eigentlich als der Fiſch des Bauern gelten. Wollte man die Zucht etwas verſtändiger betreiben, als es gegenwärtig geſchieht, namentlich während der Laichzeit für geeignete, mit leichter Mühe herzuſtellende Plätze zum Abſetzen ihres Laichs ſorgen, die größeren und kleineren gebührend aus einander halten und es an entſprechendem Futter nicht fehlen laſſen: der Gewinn, welchen ein Teichbeſitzer aus ihnen zieht, würde noch ungleich bedeutender ſein, als es bisher der Fall war.
Die Karpfen im engeren Sinne (Cyprinus) kennzeichnen ſich durch endſtändiges Maul und vier Bärteln an der Oberkinnlade, fünf Schlundzähne, welche derartig in drei Reihen ſtehen, daß auf jedem Schlundknochen der erſten und zweiten Reihe je einer, in der dritten Reihe ſich deren drei
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Der Teich- oder Flußkarpfen(Cyprlnus carplo). Nat. Größe bis 4 Fuß.
befinden, und die ſehr ſtark nach rückwärts gezähnelten Knochenſtrahlen, mit denen Rücken- und Afterfloſſe beginnen.
Der ſeit uralter Zeit bekannte und gepflegte Vertreter dieſer Gruppe, unſer Teich- oder Fluß- karpfen(Cyprinus carpio), erreicht eine bedeutende Größe, d. h. eine Länge von 3 bis 4 Fuß, bei einem Gewicht von 35 bis 40 Pfund, abgeſehen von einzelnen Rieſen, welche 5 Fuß lang, 2 Fuß breit und 70 Pfund ſchwer geweſen ſein ſollen. Das Maul iſt weit, mit dicken Lippen und ſtarken, langen Bärteln umgeben, die Schwanzfloſſe tief halbmondförmig ausgeſchnitten, der ſtarke Knochen- ſtrahl der Rücken- und Afterfloſſe gezähnelt, die Färbung wie die Geſtalt ſehr verſchieden, vom Goldgelben ins Blaugrüne ſpielend. Rücken und Floſſen ſehen gewöhnlich grau, Lippen und Bauch gelblich aus; die Floſſen haben gewöhnlich röthlichen Anflug; die Schuppen tragen in ihrer Mitte oſt einen dunklen Flecken, auch nicht ſelten am Hinterrande einen ſchwärzlichen Saum. Jn der Rückenfloſſe ſtehen 3 oder 4 unvollkommene und 17 bis 22 vollkommene, in der Bruſtfloſſe 1 ſtacheliger und 15 bis 16 weiche, in der Bauchfloſſe 2 harte und 8 bis 9 weiche, in der Afterfloſſe 3 harte und 5 weiche, in der Schwanzfloſſe 17 bis 19 Strahlen, welche ſämmtlich gegliedert und nach oben hin verbreitert ſind.
Bis in die neuere Zeit hat man mehreren Blendlingen und Ausartungen des Karpfen den Rang von wirklichen Arten zugeſtanden; aus den genauen, ſorgfältigen Unterſuchungen Siebold’s geht jedoch faſt mit Gewißheit hervor, daß ſolche Anſicht unrichtig iſt. „Daß man die in ihrer Beſchuppung ausgearteten Karpfen“, ſagt genannter Forſcher, „nämlich den mit wenigen, unver- hältnißmäßig großen Schuppen beſetzten Spiegelkarpfen (Cyprinus specularis oder Cyprinus rex
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Teich- oder Flußkarpfen.
Krankheiten, aber doch wenig von Feinden zu leiden, obgleich ihnen, ſolange ſie jung ſind, faſt die
geſammte übrige Bewohnerſchaft der Gewäſſer nachſtellt. Deshalb ſchlägt ihre Zucht auch ſelten
fehl, und ſie dürfen ſo recht eigentlich als der Fiſch des Bauern gelten. Wollte man die Zucht
etwas verſtändiger betreiben, als es gegenwärtig geſchieht, namentlich während der Laichzeit für
geeignete, mit leichter Mühe herzuſtellende Plätze zum Abſetzen ihres Laichs ſorgen, die größeren
und kleineren gebührend aus einander halten und es an entſprechendem Futter nicht fehlen laſſen:
der Gewinn, welchen ein Teichbeſitzer aus ihnen zieht, würde noch ungleich bedeutender ſein, als es
bisher der Fall war.
Die Karpfen im engeren Sinne (Cyprinus) kennzeichnen ſich durch endſtändiges Maul und vier
Bärteln an der Oberkinnlade, fünf Schlundzähne, welche derartig in drei Reihen ſtehen, daß auf
jedem Schlundknochen der erſten und zweiten Reihe je einer, in der dritten Reihe ſich deren drei
[Abbildung Der Teich- oder Flußkarpfen (Cyprlnus carplo). Nat. Größe bis 4 Fuß.]
befinden, und die ſehr ſtark nach rückwärts gezähnelten Knochenſtrahlen, mit denen Rücken- und
Afterfloſſe beginnen.
Der ſeit uralter Zeit bekannte und gepflegte Vertreter dieſer Gruppe, unſer Teich- oder Fluß-
karpfen (Cyprinus carpio), erreicht eine bedeutende Größe, d. h. eine Länge von 3 bis 4 Fuß, bei
einem Gewicht von 35 bis 40 Pfund, abgeſehen von einzelnen Rieſen, welche 5 Fuß lang, 2 Fuß
breit und 70 Pfund ſchwer geweſen ſein ſollen. Das Maul iſt weit, mit dicken Lippen und ſtarken,
langen Bärteln umgeben, die Schwanzfloſſe tief halbmondförmig ausgeſchnitten, der ſtarke Knochen-
ſtrahl der Rücken- und Afterfloſſe gezähnelt, die Färbung wie die Geſtalt ſehr verſchieden, vom
Goldgelben ins Blaugrüne ſpielend. Rücken und Floſſen ſehen gewöhnlich grau, Lippen und Bauch
gelblich aus; die Floſſen haben gewöhnlich röthlichen Anflug; die Schuppen tragen in ihrer Mitte
oſt einen dunklen Flecken, auch nicht ſelten am Hinterrande einen ſchwärzlichen Saum. Jn der
Rückenfloſſe ſtehen 3 oder 4 unvollkommene und 17 bis 22 vollkommene, in der Bruſtfloſſe
1 ſtacheliger und 15 bis 16 weiche, in der Bauchfloſſe 2 harte und 8 bis 9 weiche, in der Afterfloſſe
3 harte und 5 weiche, in der Schwanzfloſſe 17 bis 19 Strahlen, welche ſämmtlich gegliedert und
nach oben hin verbreitert ſind.
Bis in die neuere Zeit hat man mehreren Blendlingen und Ausartungen des Karpfen den Rang
von wirklichen Arten zugeſtanden; aus den genauen, ſorgfältigen Unterſuchungen Siebold’s geht
jedoch faſt mit Gewißheit hervor, daß ſolche Anſicht unrichtig iſt. „Daß man die in ihrer
Beſchuppung ausgearteten Karpfen“, ſagt genannter Forſcher, „nämlich den mit wenigen, unver-
hältnißmäßig großen Schuppen beſetzten Spiegelkarpfen (Cyprinus specularis oder Cyprinus rex
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/683>, abgerufen am 22.12.2024.
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