Unsere Flußbarbe(Barbus fluviatilis), welche eine Größe von 2 Fuß und darüber und ein Gewicht von 8 bis 10, ja ausnahmsweise 18 bis 25 Pfund erreichen kann, ist gestreckt gebaut, auf dem Rücken olivengrün, an der Seite und am Bauche lichter, nämlich grünlichweiß, an der Kehle weiß gefärbt; die Rückenflosse ist bläulich, die Afterflosse gleichfarbig, schwärzlich gesäumt; die übrigen Flossen sehen röthlich aus. Es spannen die Rückenflosse 4 und 9, die Brustflosse 1 und 16 oder 17, die Bauchflosse 2 und 8, die Afterflosse 3 und 5, die Schwanzslosse 19 Strahlen.
Jn den Gewässern der Karpathen lebt ein Verwandter, der Semling(Barbus Petenyi), unter- schieden durch geringere Größe, gestrecktere Gestalt, breiten Hinterkopf und Vorderrücken, langstrahlige After- und Schwanzflossen und das Fehlen des gesägten Knochenstrahles in der Rückenflosse, auf gelblichgrauem Grunde oben mit großen braunschwarzen, oft in einander verschwimmenden Flecken, mehr oder minder dicht bedeckt, während die Unterseite keine derartige Zeichnung trägt. Jn der Rückenflosse sinden sich 3 und 8, in der Brustflosse 1 und 14, in der Bauchflosse 2 und 8, in der Afterflosse 3 und 8, in der Schwanzflosse 19 Strahlen.
Eine dritte Art, die Tiberbarbe(Barbus plebejus), vertritt die genannten im Süden Europas und wird namentlich in Jtalien und Dalmatien gefunden. Jhr Leib ist dicker und gedrungener, die Schnauze kürzer und stumpfer, die Schuppen sind kleiner als bei der Flußbarbe. Die Färbung stimmt bis auf die dicht mit feinen, schwarzbraunen Punkten besäeten Rumpfseiten, Rücken- und Schwanzflosse mit der ihrer deutschen Verwandten überein. Die Anzahl der Flossenstrahlen ist bis auf die der Rückenflosse, welche 3 und 8 beträgt, dieselbe wie bei dieser.
Jn der Lebensweise ähneln sich die drei kurz beschriebenen Arten und andere, welche man auf- gestellt hat, sodaß wir uns auf eine Lebensschilderung unserer Art beschränken dürfen.
Die Flußbarbe bevölkert das Gebiet aller deutschen Ströme und verdient ihren Namen insofern, als sie stehendes Wasser meidet. "Jn der Schweiz", sagt Schinz, "lieben die Barben die Flüsse, welche aus Seen kommen und sammeln sich an den Mündungen derselben; in die Seen selbst aber gehen sie nicht." Flüsse mit sandigem, kiesigen Grunde sagen ihnen besonders zu. Während des Sommers halten sie sich gern zwischen verschiedenen Wasserpflanzen auf; sobald aber diese im Herbste absterben, suchen sie tiefere Stellen der Flüsse und wählen sich hier Zufluchtsorte unter und an Steinen, in Höhlungen und dergleichen, graben und wühlen sich auch wohl am Uferrande ein, da sie, wie der alte Geßner sich ausdrückt, "graben wie ein Saw". Unter solchen Umständen geschieht es, daß sie sich in besonders günstigen Versteckplätzen zuweilen haufenweise ansammeln und förmlich über einander legen. Jm Jahre 1811 fand man, laut Schinz, die Einfassung des Wasserrades an der Röhrbrücke zu Zürich so voll von Barben, daß binnen wenigen Stunden über zehn Centner gefangen wurden, die kleineren, welche man wieder ins Wasser warf, ungerechnet: sie lagen mehrere Fuß hoch über einander.
Unter den deutschen Karpfen gehören die Barben zu den lebendigsten und regsten, obwohl auch ihnen noch ein gut Theil Faulheit nicht abgesprochen werden kann. Jhre Nahrung besteht aus kleinen Fischen, Würmern, Schlamm und thierischen Abfällen, so auch Menschenkoth. Heckel erwähnt, daß sie sich schaarenweise in der Nähe des Klosters Zwettel an solchen Stellen aufhalten, wo Aborte in den Kamp einmünden, und daselbst ausnehmend gedeihen.
Die Fortpflanzung fällt in die Monate Mai und Juni. Um diese Zeit bilden die Varben Züge von hundert Stück und darüber, welche in langer Reihe hinter einander herschwimmen, sodaß die alten Weibchen den Zug eröffnen, die alten Männchen ihnen folgen, minder alte sich ihnen anreihen und die Jungen den Schluß bilden. Die Vermehrung scheint gering zu sein: Bloch zählte in dem Rogen nur etwa achtzigtausend Eier. Jm Herbste haben die ausgeschlüpften Jungen eine Länge von drei Zoll erreicht; im vierten Jahre sind sie bei einem Gewichte von 3/4 bis 11/2 Pfund fortpflanzungsfähig geworden.
Teichſchleihe. Flußbarben. Semling. Tiberbarbe.
Unſere Flußbarbe(Barbus fluviatilis), welche eine Größe von 2 Fuß und darüber und ein Gewicht von 8 bis 10, ja ausnahmsweiſe 18 bis 25 Pfund erreichen kann, iſt geſtreckt gebaut, auf dem Rücken olivengrün, an der Seite und am Bauche lichter, nämlich grünlichweiß, an der Kehle weiß gefärbt; die Rückenfloſſe iſt bläulich, die Afterfloſſe gleichfarbig, ſchwärzlich geſäumt; die übrigen Floſſen ſehen röthlich aus. Es ſpannen die Rückenfloſſe 4 und 9, die Bruſtfloſſe 1 und 16 oder 17, die Bauchfloſſe 2 und 8, die Afterfloſſe 3 und 5, die Schwanzſloſſe 19 Strahlen.
Jn den Gewäſſern der Karpathen lebt ein Verwandter, der Semling(Barbus Petenyi), unter- ſchieden durch geringere Größe, geſtrecktere Geſtalt, breiten Hinterkopf und Vorderrücken, langſtrahlige After- und Schwanzfloſſen und das Fehlen des geſägten Knochenſtrahles in der Rückenfloſſe, auf gelblichgrauem Grunde oben mit großen braunſchwarzen, oft in einander verſchwimmenden Flecken, mehr oder minder dicht bedeckt, während die Unterſeite keine derartige Zeichnung trägt. Jn der Rückenfloſſe ſinden ſich 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 14, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der Afterfloſſe 3 und 8, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.
Eine dritte Art, die Tiberbarbe(Barbus plebejus), vertritt die genannten im Süden Europas und wird namentlich in Jtalien und Dalmatien gefunden. Jhr Leib iſt dicker und gedrungener, die Schnauze kürzer und ſtumpfer, die Schuppen ſind kleiner als bei der Flußbarbe. Die Färbung ſtimmt bis auf die dicht mit feinen, ſchwarzbraunen Punkten beſäeten Rumpfſeiten, Rücken- und Schwanzfloſſe mit der ihrer deutſchen Verwandten überein. Die Anzahl der Floſſenſtrahlen iſt bis auf die der Rückenfloſſe, welche 3 und 8 beträgt, dieſelbe wie bei dieſer.
Jn der Lebensweiſe ähneln ſich die drei kurz beſchriebenen Arten und andere, welche man auf- geſtellt hat, ſodaß wir uns auf eine Lebensſchilderung unſerer Art beſchränken dürfen.
Die Flußbarbe bevölkert das Gebiet aller deutſchen Ströme und verdient ihren Namen inſofern, als ſie ſtehendes Waſſer meidet. „Jn der Schweiz“, ſagt Schinz, „lieben die Barben die Flüſſe, welche aus Seen kommen und ſammeln ſich an den Mündungen derſelben; in die Seen ſelbſt aber gehen ſie nicht.“ Flüſſe mit ſandigem, kieſigen Grunde ſagen ihnen beſonders zu. Während des Sommers halten ſie ſich gern zwiſchen verſchiedenen Waſſerpflanzen auf; ſobald aber dieſe im Herbſte abſterben, ſuchen ſie tiefere Stellen der Flüſſe und wählen ſich hier Zufluchtsorte unter und an Steinen, in Höhlungen und dergleichen, graben und wühlen ſich auch wohl am Uferrande ein, da ſie, wie der alte Geßner ſich ausdrückt, „graben wie ein Saw“. Unter ſolchen Umſtänden geſchieht es, daß ſie ſich in beſonders günſtigen Verſteckplätzen zuweilen haufenweiſe anſammeln und förmlich über einander legen. Jm Jahre 1811 fand man, laut Schinz, die Einfaſſung des Waſſerrades an der Röhrbrücke zu Zürich ſo voll von Barben, daß binnen wenigen Stunden über zehn Centner gefangen wurden, die kleineren, welche man wieder ins Waſſer warf, ungerechnet: ſie lagen mehrere Fuß hoch über einander.
Unter den deutſchen Karpfen gehören die Barben zu den lebendigſten und regſten, obwohl auch ihnen noch ein gut Theil Faulheit nicht abgeſprochen werden kann. Jhre Nahrung beſteht aus kleinen Fiſchen, Würmern, Schlamm und thieriſchen Abfällen, ſo auch Menſchenkoth. Heckel erwähnt, daß ſie ſich ſchaarenweiſe in der Nähe des Kloſters Zwettel an ſolchen Stellen aufhalten, wo Aborte in den Kamp einmünden, und daſelbſt ausnehmend gedeihen.
Die Fortpflanzung fällt in die Monate Mai und Juni. Um dieſe Zeit bilden die Varben Züge von hundert Stück und darüber, welche in langer Reihe hinter einander herſchwimmen, ſodaß die alten Weibchen den Zug eröffnen, die alten Männchen ihnen folgen, minder alte ſich ihnen anreihen und die Jungen den Schluß bilden. Die Vermehrung ſcheint gering zu ſein: Bloch zählte in dem Rogen nur etwa achtzigtauſend Eier. Jm Herbſte haben die ausgeſchlüpften Jungen eine Länge von drei Zoll erreicht; im vierten Jahre ſind ſie bei einem Gewichte von ¾ bis 1½ Pfund fortpflanzungsfähig geworden.
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Teichſchleihe. Flußbarben. Semling. Tiberbarbe.
Unſere Flußbarbe (Barbus fluviatilis), welche eine Größe von 2 Fuß und darüber und ein
Gewicht von 8 bis 10, ja ausnahmsweiſe 18 bis 25 Pfund erreichen kann, iſt geſtreckt gebaut, auf
dem Rücken olivengrün, an der Seite und am Bauche lichter, nämlich grünlichweiß, an der Kehle
weiß gefärbt; die Rückenfloſſe iſt bläulich, die Afterfloſſe gleichfarbig, ſchwärzlich geſäumt; die übrigen
Floſſen ſehen röthlich aus. Es ſpannen die Rückenfloſſe 4 und 9, die Bruſtfloſſe 1 und 16 oder 17,
die Bauchfloſſe 2 und 8, die Afterfloſſe 3 und 5, die Schwanzſloſſe 19 Strahlen.
Jn den Gewäſſern der Karpathen lebt ein Verwandter, der Semling (Barbus Petenyi), unter-
ſchieden durch geringere Größe, geſtrecktere Geſtalt, breiten Hinterkopf und Vorderrücken, langſtrahlige
After- und Schwanzfloſſen und das Fehlen des geſägten Knochenſtrahles in der Rückenfloſſe, auf
gelblichgrauem Grunde oben mit großen braunſchwarzen, oft in einander verſchwimmenden Flecken,
mehr oder minder dicht bedeckt, während die Unterſeite keine derartige Zeichnung trägt. Jn der
Rückenfloſſe ſinden ſich 3 und 8, in der Bruſtfloſſe 1 und 14, in der Bauchfloſſe 2 und 8, in der
Afterfloſſe 3 und 8, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen.
Eine dritte Art, die Tiberbarbe (Barbus plebejus), vertritt die genannten im Süden Europas
und wird namentlich in Jtalien und Dalmatien gefunden. Jhr Leib iſt dicker und gedrungener, die
Schnauze kürzer und ſtumpfer, die Schuppen ſind kleiner als bei der Flußbarbe. Die Färbung
ſtimmt bis auf die dicht mit feinen, ſchwarzbraunen Punkten beſäeten Rumpfſeiten, Rücken- und
Schwanzfloſſe mit der ihrer deutſchen Verwandten überein. Die Anzahl der Floſſenſtrahlen iſt bis
auf die der Rückenfloſſe, welche 3 und 8 beträgt, dieſelbe wie bei dieſer.
Jn der Lebensweiſe ähneln ſich die drei kurz beſchriebenen Arten und andere, welche man auf-
geſtellt hat, ſodaß wir uns auf eine Lebensſchilderung unſerer Art beſchränken dürfen.
Die Flußbarbe bevölkert das Gebiet aller deutſchen Ströme und verdient ihren Namen inſofern,
als ſie ſtehendes Waſſer meidet. „Jn der Schweiz“, ſagt Schinz, „lieben die Barben die Flüſſe,
welche aus Seen kommen und ſammeln ſich an den Mündungen derſelben; in die Seen ſelbſt aber
gehen ſie nicht.“ Flüſſe mit ſandigem, kieſigen Grunde ſagen ihnen beſonders zu. Während des
Sommers halten ſie ſich gern zwiſchen verſchiedenen Waſſerpflanzen auf; ſobald aber dieſe im Herbſte
abſterben, ſuchen ſie tiefere Stellen der Flüſſe und wählen ſich hier Zufluchtsorte unter und an
Steinen, in Höhlungen und dergleichen, graben und wühlen ſich auch wohl am Uferrande ein, da ſie,
wie der alte Geßner ſich ausdrückt, „graben wie ein Saw“. Unter ſolchen Umſtänden geſchieht es,
daß ſie ſich in beſonders günſtigen Verſteckplätzen zuweilen haufenweiſe anſammeln und förmlich über
einander legen. Jm Jahre 1811 fand man, laut Schinz, die Einfaſſung des Waſſerrades an der
Röhrbrücke zu Zürich ſo voll von Barben, daß binnen wenigen Stunden über zehn Centner
gefangen wurden, die kleineren, welche man wieder ins Waſſer warf, ungerechnet: ſie lagen mehrere
Fuß hoch über einander.
Unter den deutſchen Karpfen gehören die Barben zu den lebendigſten und regſten, obwohl auch
ihnen noch ein gut Theil Faulheit nicht abgeſprochen werden kann. Jhre Nahrung beſteht aus kleinen
Fiſchen, Würmern, Schlamm und thieriſchen Abfällen, ſo auch Menſchenkoth. Heckel erwähnt, daß
ſie ſich ſchaarenweiſe in der Nähe des Kloſters Zwettel an ſolchen Stellen aufhalten, wo Aborte in
den Kamp einmünden, und daſelbſt ausnehmend gedeihen.
Die Fortpflanzung fällt in die Monate Mai und Juni. Um dieſe Zeit bilden die Varben
Züge von hundert Stück und darüber, welche in langer Reihe hinter einander herſchwimmen, ſodaß
die alten Weibchen den Zug eröffnen, die alten Männchen ihnen folgen, minder alte ſich ihnen
anreihen und die Jungen den Schluß bilden. Die Vermehrung ſcheint gering zu ſein: Bloch zählte
in dem Rogen nur etwa achtzigtauſend Eier. Jm Herbſte haben die ausgeſchlüpften Jungen eine
Länge von drei Zoll erreicht; im vierten Jahre ſind ſie bei einem Gewichte von ¾ bis 1½ Pfund
fortpflanzungsfähig geworden.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/693>, abgerufen am 22.12.2024.
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