Der Wechsel ist so auffällig, daß die Kamtschadalen sich bemüht haben, eine Erklärung zu finden, und sagen, der Fisch strenge sich beim Auffteigen in den reißenden Flüssen außerordentlich an, treibe dadurch das Blut nach außen und erlange seine hochrothe Färbung. Mit dem Wechsel der letzteren steht eine auffallende Verdichtung des Oberhantüberzuges in Verbindung, welche der Haut das Ansehen gibt, als seien an den betreffenden Stellen alle Schuppen ausgefallen.
Jm inneren Baue verdienen vor Allem die Geschlechtswerkzeuge, insbesondere die Eierstöcke Beachtung. Die Eier entwickeln sich nämlich nicht in geschlossenen Säcken, wie bei den meisten übrigen Fischen, sondern an vorspringenden Falten der Bauchhaut, von denen sie nach erlangter Reife sich abtrennen und so nothwendigerweise in die Bauchhöhlung gelangen müssen, aus welcher sie durch eine Oeffnung hinter dem After abgeführt werden. Diese Einrichtung hat insofern eine besondere Bedeutung, als sie das Ausstreifen der Eier erleichtert, und die Lachse dadurch im hohen Grade für die künstliche Fischzucht geeignet erscheinen läßt.
Eigentliche Lachse werden nur in den Gewässern der nördlichen Halbkugel gefunden. Sie bewohnen die salzigen wie die süßen Gewässer, falls sie rein sind, die im Norden gelegenen in größerer Anzahl als die südlichen. Jn erfreulicher Menge beleben sie das Eismeer und den nörd- lichen Theil des stillen Weltmeeres, wieder zahlreich die Nord- und Ostsee, sowie den nördlichen Theil des atlantischen Weltmeeres. Einzelne Glieder scheinen hinsichtlich ihres Verbreitungskreises sehr beschränkt zu sein, manche von ihnen auf einen oder wenige benachbarte Seen; sie aber werden in anderen Gewässern durch Verwandte vertreten, von denen es heute noch fraglich ist, ob sie nicht mit jenen gleichartig sind und nur Spielarten darstellen. Vom Meere aus wandern alle Lachse gegen die Laichzeit hin in die Ströme, Flüsse und Bäche, um hier sich fortzupflanzen, und zwar kehrt jeder einzelne Fisch wieder in denselben Fluß oder doch das Stromgebiet zurück, in welchem er geboren wurde. Der Wandertrieb ist so heftig, daß der zu Berge gehende Fisch vor keinem Hindernisse zurückschreckt und die wirklich unübersteiglichen mindestens zu überwinden sucht, selbst mit Gefahr des Lebens. Alle zu Berge gehenden Lachse legen in eine von ihnen vorher aus- gehöhlte, seichte Grube im Sande oder Kiese und wissen die Wahl derselben mit ebenso viel Verstand als Geschick zu treffen. Andere Arten der Familie verlassen die Seen, in welchen sie herbergen, während der Laichzeit nur ausnahmsweise, dann ebenfalls die in den See fallenden Flüsse aufsuchend, wählen sich vielmehr regelmäßig seichte Ufer des Sees zum Laichen aus; andere endlich erscheinen während der Fortpflanzungszeit in ungeheuren Massen an der Oberfläche des Wassers, unbekümmert, ob die Tiefe unter ihnen wenige Fuß oder viele Klaftern beträgt, drängen sich dicht an einander, springen, Bauch an Bauch gekehrt, fußhoch über das Wasser empor und entleeren gleichzeitig Rogen und Milch, auf weithin das Wasser trübend. Jhre Art, zu laichen läßt einen Schluß thun auf die Fortpflanzung gewisser Meerfische, beispielsweise der Heringe, von denen man bekanntlich annahm, daß sie aus fremden Gegenden her an unsere Küsten wandern, um hier ihren Laich abzusetzen, während es sich doch bei ihnen genau ebenso verhält als bei jenen Lachsen, deren Fortpflanzungs- geschäft wir so zu sagen überwachen können, von denen wir mindestens ganz bestimmt wissen, daß sie bis zur Laichzeit in den tiefen Gründen jener Binnenseen leben und sich, um ihre strotzenden Eierstöcke und Hoden zu entleeren, nur in mehr oder weniger senkrechter Richtung erheben.
Jene Lachse mit schwächlichem Gebiß ernähren sich eher nach Art der Karpfen als nach Art der Raubfische, d. h. nehmen Gewürm verschiedener Art, Schnecken, Muscheln und dergl., auch wohl pflanzliche Stoffe zu sich, die Arten mit kräftig bezahnten Kiefern hingegen lassen sich blos in den ersten Jahren ihres Lebens mit Gewürm und Kerbthieren oder deren Larven genügen und greifen im höheren Alter alle anderen Fische an, welche sie irgendwie zu bewältigen glauben. Uebrigens sind die größten Arten der Familie nicht die furchtbarsten Näuber. Der Edellachs z. B. steht der kleineren Lachsforelle, wenn auch nicht an Gefräßigkeit, so doch an Raubfähigkeit nach; denn während diese mit dem Tiger unserer süßen Gewäfser, dem Hechte, wetteisert, hält sich dieser mehr an kleinere, schwächlichere Beute.
Allgemeines über die Lachſe.
Der Wechſel iſt ſo auffällig, daß die Kamtſchadalen ſich bemüht haben, eine Erklärung zu finden, und ſagen, der Fiſch ſtrenge ſich beim Auffteigen in den reißenden Flüſſen außerordentlich an, treibe dadurch das Blut nach außen und erlange ſeine hochrothe Färbung. Mit dem Wechſel der letzteren ſteht eine auffallende Verdichtung des Oberhantüberzuges in Verbindung, welche der Haut das Anſehen gibt, als ſeien an den betreffenden Stellen alle Schuppen ausgefallen.
Jm inneren Baue verdienen vor Allem die Geſchlechtswerkzeuge, insbeſondere die Eierſtöcke Beachtung. Die Eier entwickeln ſich nämlich nicht in geſchloſſenen Säcken, wie bei den meiſten übrigen Fiſchen, ſondern an vorſpringenden Falten der Bauchhaut, von denen ſie nach erlangter Reife ſich abtrennen und ſo nothwendigerweiſe in die Bauchhöhlung gelangen müſſen, aus welcher ſie durch eine Oeffnung hinter dem After abgeführt werden. Dieſe Einrichtung hat inſofern eine beſondere Bedeutung, als ſie das Ausſtreifen der Eier erleichtert, und die Lachſe dadurch im hohen Grade für die künſtliche Fiſchzucht geeignet erſcheinen läßt.
Eigentliche Lachſe werden nur in den Gewäſſern der nördlichen Halbkugel gefunden. Sie bewohnen die ſalzigen wie die ſüßen Gewäſſer, falls ſie rein ſind, die im Norden gelegenen in größerer Anzahl als die ſüdlichen. Jn erfreulicher Menge beleben ſie das Eismeer und den nörd- lichen Theil des ſtillen Weltmeeres, wieder zahlreich die Nord- und Oſtſee, ſowie den nördlichen Theil des atlantiſchen Weltmeeres. Einzelne Glieder ſcheinen hinſichtlich ihres Verbreitungskreiſes ſehr beſchränkt zu ſein, manche von ihnen auf einen oder wenige benachbarte Seen; ſie aber werden in anderen Gewäſſern durch Verwandte vertreten, von denen es heute noch fraglich iſt, ob ſie nicht mit jenen gleichartig ſind und nur Spielarten darſtellen. Vom Meere aus wandern alle Lachſe gegen die Laichzeit hin in die Ströme, Flüſſe und Bäche, um hier ſich fortzupflanzen, und zwar kehrt jeder einzelne Fiſch wieder in denſelben Fluß oder doch das Stromgebiet zurück, in welchem er geboren wurde. Der Wandertrieb iſt ſo heftig, daß der zu Berge gehende Fiſch vor keinem Hinderniſſe zurückſchreckt und die wirklich unüberſteiglichen mindeſtens zu überwinden ſucht, ſelbſt mit Gefahr des Lebens. Alle zu Berge gehenden Lachſe legen in eine von ihnen vorher aus- gehöhlte, ſeichte Grube im Sande oder Kieſe und wiſſen die Wahl derſelben mit ebenſo viel Verſtand als Geſchick zu treffen. Andere Arten der Familie verlaſſen die Seen, in welchen ſie herbergen, während der Laichzeit nur ausnahmsweiſe, dann ebenfalls die in den See fallenden Flüſſe aufſuchend, wählen ſich vielmehr regelmäßig ſeichte Ufer des Sees zum Laichen aus; andere endlich erſcheinen während der Fortpflanzungszeit in ungeheuren Maſſen an der Oberfläche des Waſſers, unbekümmert, ob die Tiefe unter ihnen wenige Fuß oder viele Klaftern beträgt, drängen ſich dicht an einander, ſpringen, Bauch an Bauch gekehrt, fußhoch über das Waſſer empor und entleeren gleichzeitig Rogen und Milch, auf weithin das Waſſer trübend. Jhre Art, zu laichen läßt einen Schluß thun auf die Fortpflanzung gewiſſer Meerfiſche, beiſpielsweiſe der Heringe, von denen man bekanntlich annahm, daß ſie aus fremden Gegenden her an unſere Küſten wandern, um hier ihren Laich abzuſetzen, während es ſich doch bei ihnen genau ebenſo verhält als bei jenen Lachſen, deren Fortpflanzungs- geſchäft wir ſo zu ſagen überwachen können, von denen wir mindeſtens ganz beſtimmt wiſſen, daß ſie bis zur Laichzeit in den tiefen Gründen jener Binnenſeen leben und ſich, um ihre ſtrotzenden Eierſtöcke und Hoden zu entleeren, nur in mehr oder weniger ſenkrechter Richtung erheben.
Jene Lachſe mit ſchwächlichem Gebiß ernähren ſich eher nach Art der Karpfen als nach Art der Raubfiſche, d. h. nehmen Gewürm verſchiedener Art, Schnecken, Muſcheln und dergl., auch wohl pflanzliche Stoffe zu ſich, die Arten mit kräftig bezahnten Kiefern hingegen laſſen ſich blos in den erſten Jahren ihres Lebens mit Gewürm und Kerbthieren oder deren Larven genügen und greifen im höheren Alter alle anderen Fiſche an, welche ſie irgendwie zu bewältigen glauben. Uebrigens ſind die größten Arten der Familie nicht die furchtbarſten Näuber. Der Edellachs z. B. ſteht der kleineren Lachsforelle, wenn auch nicht an Gefräßigkeit, ſo doch an Raubfähigkeit nach; denn während dieſe mit dem Tiger unſerer ſüßen Gewäfſer, dem Hechte, wetteiſert, hält ſich dieſer mehr an kleinere, ſchwächlichere Beute.
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Allgemeines über die Lachſe.
Der Wechſel iſt ſo auffällig, daß die Kamtſchadalen ſich bemüht haben, eine Erklärung zu finden,
und ſagen, der Fiſch ſtrenge ſich beim Auffteigen in den reißenden Flüſſen außerordentlich an,
treibe dadurch das Blut nach außen und erlange ſeine hochrothe Färbung. Mit dem Wechſel der
letzteren ſteht eine auffallende Verdichtung des Oberhantüberzuges in Verbindung, welche der Haut
das Anſehen gibt, als ſeien an den betreffenden Stellen alle Schuppen ausgefallen.
Jm inneren Baue verdienen vor Allem die Geſchlechtswerkzeuge, insbeſondere die Eierſtöcke
Beachtung. Die Eier entwickeln ſich nämlich nicht in geſchloſſenen Säcken, wie bei den meiſten
übrigen Fiſchen, ſondern an vorſpringenden Falten der Bauchhaut, von denen ſie nach erlangter
Reife ſich abtrennen und ſo nothwendigerweiſe in die Bauchhöhlung gelangen müſſen, aus welcher
ſie durch eine Oeffnung hinter dem After abgeführt werden. Dieſe Einrichtung hat inſofern eine
beſondere Bedeutung, als ſie das Ausſtreifen der Eier erleichtert, und die Lachſe dadurch im hohen
Grade für die künſtliche Fiſchzucht geeignet erſcheinen läßt.
Eigentliche Lachſe werden nur in den Gewäſſern der nördlichen Halbkugel gefunden. Sie
bewohnen die ſalzigen wie die ſüßen Gewäſſer, falls ſie rein ſind, die im Norden gelegenen in
größerer Anzahl als die ſüdlichen. Jn erfreulicher Menge beleben ſie das Eismeer und den nörd-
lichen Theil des ſtillen Weltmeeres, wieder zahlreich die Nord- und Oſtſee, ſowie den nördlichen
Theil des atlantiſchen Weltmeeres. Einzelne Glieder ſcheinen hinſichtlich ihres Verbreitungskreiſes
ſehr beſchränkt zu ſein, manche von ihnen auf einen oder wenige benachbarte Seen; ſie aber
werden in anderen Gewäſſern durch Verwandte vertreten, von denen es heute noch fraglich iſt,
ob ſie nicht mit jenen gleichartig ſind und nur Spielarten darſtellen. Vom Meere aus wandern alle
Lachſe gegen die Laichzeit hin in die Ströme, Flüſſe und Bäche, um hier ſich fortzupflanzen, und
zwar kehrt jeder einzelne Fiſch wieder in denſelben Fluß oder doch das Stromgebiet zurück, in
welchem er geboren wurde. Der Wandertrieb iſt ſo heftig, daß der zu Berge gehende Fiſch vor
keinem Hinderniſſe zurückſchreckt und die wirklich unüberſteiglichen mindeſtens zu überwinden ſucht,
ſelbſt mit Gefahr des Lebens. Alle zu Berge gehenden Lachſe legen in eine von ihnen vorher aus-
gehöhlte, ſeichte Grube im Sande oder Kieſe und wiſſen die Wahl derſelben mit ebenſo viel Verſtand
als Geſchick zu treffen. Andere Arten der Familie verlaſſen die Seen, in welchen ſie herbergen,
während der Laichzeit nur ausnahmsweiſe, dann ebenfalls die in den See fallenden Flüſſe aufſuchend,
wählen ſich vielmehr regelmäßig ſeichte Ufer des Sees zum Laichen aus; andere endlich erſcheinen
während der Fortpflanzungszeit in ungeheuren Maſſen an der Oberfläche des Waſſers, unbekümmert,
ob die Tiefe unter ihnen wenige Fuß oder viele Klaftern beträgt, drängen ſich dicht an einander,
ſpringen, Bauch an Bauch gekehrt, fußhoch über das Waſſer empor und entleeren gleichzeitig Rogen
und Milch, auf weithin das Waſſer trübend. Jhre Art, zu laichen läßt einen Schluß thun auf die
Fortpflanzung gewiſſer Meerfiſche, beiſpielsweiſe der Heringe, von denen man bekanntlich annahm,
daß ſie aus fremden Gegenden her an unſere Küſten wandern, um hier ihren Laich abzuſetzen,
während es ſich doch bei ihnen genau ebenſo verhält als bei jenen Lachſen, deren Fortpflanzungs-
geſchäft wir ſo zu ſagen überwachen können, von denen wir mindeſtens ganz beſtimmt wiſſen, daß
ſie bis zur Laichzeit in den tiefen Gründen jener Binnenſeen leben und ſich, um ihre ſtrotzenden
Eierſtöcke und Hoden zu entleeren, nur in mehr oder weniger ſenkrechter Richtung erheben.
Jene Lachſe mit ſchwächlichem Gebiß ernähren ſich eher nach Art der Karpfen als nach Art
der Raubfiſche, d. h. nehmen Gewürm verſchiedener Art, Schnecken, Muſcheln und dergl., auch
wohl pflanzliche Stoffe zu ſich, die Arten mit kräftig bezahnten Kiefern hingegen laſſen ſich blos in
den erſten Jahren ihres Lebens mit Gewürm und Kerbthieren oder deren Larven genügen und greifen
im höheren Alter alle anderen Fiſche an, welche ſie irgendwie zu bewältigen glauben. Uebrigens
ſind die größten Arten der Familie nicht die furchtbarſten Näuber. Der Edellachs z. B. ſteht der
kleineren Lachsforelle, wenn auch nicht an Gefräßigkeit, ſo doch an Raubfähigkeit nach; denn
während dieſe mit dem Tiger unſerer ſüßen Gewäfſer, dem Hechte, wetteiſert, hält ſich dieſer mehr
an kleinere, ſchwächlichere Beute.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/721>, abgerufen am 22.12.2024.
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