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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Hering. Sprotte.

Die Breitlinge (Harengula) tragen Zähne auf den Flügelbeinen, nicht aber solche auf dem
Pflugscharbeine und unterscheiden sich dadurch von den Heringen, denen sie im übrigen gleichen.

Als bekanntesten Vertreter dieser Sippe nenne ich die Sprotte (Harengula sprattus). Die
Länge des erwachsenen Fisches beträgt etwa 6 Zoll. Der gekielte Bauch ist deutlich gezähnelt, der
Rücken dunkelblau mit grünem Schimmer, der übrige Leib silberweiß gefärbt; Rücken- und Schwanz-
flosse sehen dunkel, Brust-, Bauch- und Afterflosse weiß aus. Jn ersterer zählt man 17, in der
Brustflosse 15, in der Bauchflosse 7, in der Afterflosse 18, in der Schwanzflosse 19 Strahlen. Die
Wirbelsäule besteht aus 48 Wirbeln.

[Abbildung] Die Sprotte (Harengula sprattus). Nat. Größe 6 Zoll.

Obschon die Bedeutung der Sprotte für den menschlichen Haushalt weit geringer ist als die des
Herings, gehört sie doch zu den wichtigsten Fischen der Nord- und Ostsee, deren Küsten sie in zahl-
reicher Menge bevölkert. Jn ihrer Lebensweise ähnelt sie dem Heringe, herbergt wie dieser in
bedeutenden Tiefen und erscheint alljährlich in unermeßlichen Schaaren in der Nähe der Küste oder in
seichterem Wasser. Dieses Auftreten hängt jedoch nicht mit der Laichzeit zusammen, weil man nur
selten solche fängt, bei denen der Laich in voller Entwicklung ist, -- ein Umstand, welcher die Ansicht
der Fischer unterstützt, daß die Sprotte nur ein junger Hering sei. Dies ist nun wohl unrichtig;
dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß gelegentlich der Sprottenfischerei wirklich Hunderttausende
und Millionen von jungen Heringen gefangen, die Ausbeute an Heringen also sehr beeinträchtigt
wird. Zum Fange wendet man feinmaschige Netze an, in denen sich alle Fische von geringer Größe
verstricken; was aber einmal in die Maschen gerathen ist, wird auch unter dem Namen Sprotten
mit verkauft und sei es, wie in England oft geschehen, als Dünger für die Felder. An der britischen
Küste beschäftigen sich während des Winters gewöhnlich vier- bis fünfhundert Boote mit dieser
Fischerei; viele tausend Tonnen werden gefangen und zu fünf oder sechs Groschen unseres Geldes
für den Scheffel verkauft. Jm Winter von 1829 zu 1830 waren die Sprotten in solcher Menge
vorhanden, daß das gefräßige London nur den geringsten Theil des Fanges bewältigen konnte und

Hering. Sprotte.

Die Breitlinge (Harengula) tragen Zähne auf den Flügelbeinen, nicht aber ſolche auf dem
Pflugſcharbeine und unterſcheiden ſich dadurch von den Heringen, denen ſie im übrigen gleichen.

Als bekannteſten Vertreter dieſer Sippe nenne ich die Sprotte (Harengula sprattus). Die
Länge des erwachſenen Fiſches beträgt etwa 6 Zoll. Der gekielte Bauch iſt deutlich gezähnelt, der
Rücken dunkelblau mit grünem Schimmer, der übrige Leib ſilberweiß gefärbt; Rücken- und Schwanz-
floſſe ſehen dunkel, Bruſt-, Bauch- und Afterfloſſe weiß aus. Jn erſterer zählt man 17, in der
Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 7, in der Afterfloſſe 18, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die
Wirbelſäule beſteht aus 48 Wirbeln.

[Abbildung] Die Sprotte (Harengula sprattus). Nat. Größe 6 Zoll.

Obſchon die Bedeutung der Sprotte für den menſchlichen Haushalt weit geringer iſt als die des
Herings, gehört ſie doch zu den wichtigſten Fiſchen der Nord- und Oſtſee, deren Küſten ſie in zahl-
reicher Menge bevölkert. Jn ihrer Lebensweiſe ähnelt ſie dem Heringe, herbergt wie dieſer in
bedeutenden Tiefen und erſcheint alljährlich in unermeßlichen Schaaren in der Nähe der Küſte oder in
ſeichterem Waſſer. Dieſes Auftreten hängt jedoch nicht mit der Laichzeit zuſammen, weil man nur
ſelten ſolche fängt, bei denen der Laich in voller Entwicklung iſt, — ein Umſtand, welcher die Anſicht
der Fiſcher unterſtützt, daß die Sprotte nur ein junger Hering ſei. Dies iſt nun wohl unrichtig;
dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß gelegentlich der Sprottenfiſcherei wirklich Hunderttauſende
und Millionen von jungen Heringen gefangen, die Ausbeute an Heringen alſo ſehr beeinträchtigt
wird. Zum Fange wendet man feinmaſchige Netze an, in denen ſich alle Fiſche von geringer Größe
verſtricken; was aber einmal in die Maſchen gerathen iſt, wird auch unter dem Namen Sprotten
mit verkauft und ſei es, wie in England oft geſchehen, als Dünger für die Felder. An der britiſchen
Küſte beſchäftigen ſich während des Winters gewöhnlich vier- bis fünfhundert Boote mit dieſer
Fiſcherei; viele tauſend Tonnen werden gefangen und zu fünf oder ſechs Groſchen unſeres Geldes
für den Scheffel verkauft. Jm Winter von 1829 zu 1830 waren die Sprotten in ſolcher Menge
vorhanden, daß das gefräßige London nur den geringſten Theil des Fanges bewältigen konnte und

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[727/0767] Hering. Sprotte. Die Breitlinge (Harengula) tragen Zähne auf den Flügelbeinen, nicht aber ſolche auf dem Pflugſcharbeine und unterſcheiden ſich dadurch von den Heringen, denen ſie im übrigen gleichen. Als bekannteſten Vertreter dieſer Sippe nenne ich die Sprotte (Harengula sprattus). Die Länge des erwachſenen Fiſches beträgt etwa 6 Zoll. Der gekielte Bauch iſt deutlich gezähnelt, der Rücken dunkelblau mit grünem Schimmer, der übrige Leib ſilberweiß gefärbt; Rücken- und Schwanz- floſſe ſehen dunkel, Bruſt-, Bauch- und Afterfloſſe weiß aus. Jn erſterer zählt man 17, in der Bruſtfloſſe 15, in der Bauchfloſſe 7, in der Afterfloſſe 18, in der Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Die Wirbelſäule beſteht aus 48 Wirbeln. [Abbildung Die Sprotte (Harengula sprattus). Nat. Größe 6 Zoll.] Obſchon die Bedeutung der Sprotte für den menſchlichen Haushalt weit geringer iſt als die des Herings, gehört ſie doch zu den wichtigſten Fiſchen der Nord- und Oſtſee, deren Küſten ſie in zahl- reicher Menge bevölkert. Jn ihrer Lebensweiſe ähnelt ſie dem Heringe, herbergt wie dieſer in bedeutenden Tiefen und erſcheint alljährlich in unermeßlichen Schaaren in der Nähe der Küſte oder in ſeichterem Waſſer. Dieſes Auftreten hängt jedoch nicht mit der Laichzeit zuſammen, weil man nur ſelten ſolche fängt, bei denen der Laich in voller Entwicklung iſt, — ein Umſtand, welcher die Anſicht der Fiſcher unterſtützt, daß die Sprotte nur ein junger Hering ſei. Dies iſt nun wohl unrichtig; dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß gelegentlich der Sprottenfiſcherei wirklich Hunderttauſende und Millionen von jungen Heringen gefangen, die Ausbeute an Heringen alſo ſehr beeinträchtigt wird. Zum Fange wendet man feinmaſchige Netze an, in denen ſich alle Fiſche von geringer Größe verſtricken; was aber einmal in die Maſchen gerathen iſt, wird auch unter dem Namen Sprotten mit verkauft und ſei es, wie in England oft geſchehen, als Dünger für die Felder. An der britiſchen Küſte beſchäftigen ſich während des Winters gewöhnlich vier- bis fünfhundert Boote mit dieſer Fiſcherei; viele tauſend Tonnen werden gefangen und zu fünf oder ſechs Groſchen unſeres Geldes für den Scheffel verkauft. Jm Winter von 1829 zu 1830 waren die Sprotten in ſolcher Menge vorhanden, daß das gefräßige London nur den geringſten Theil des Fanges bewältigen konnte und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/767>, abgerufen am 22.12.2024.