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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Lappenträger. Gäusefußspanner. Spießband. Trauerspanner.
andere Schmetterlingskundige zur Aufstellung mehrerer Gattungen (Ortholitha, Lygris, Acidalia,
Cidaria
) benutzten. Zu den zahlreichen Arten, welche mehr die Wiesen, beschatteten Gras- und
Obstgärten der Dörfer beleben, gehört der Gäusefuß-
[Abbildung] Gäusefußspanner (Larentia chenopodiata)
mit Raupe.
spanner, gelbe Marmor (L. auch Cidaria cheno-
podiata
), dessen Gestalt die Abbildung zeigt. Die
grünlich ledergelbe Grundfarbe wird an den Grenzen
des Mittelfeldes beim Weibchen mehr bindenartig,
beim Männchen ausgedehnter dunkler und zwar gelb-
braun. Die Gestalt der Vorderflügel, die Theilung
der Spitze durch einen dunklen Schrägstrich, die wellen-
raudigen, schwächer gezeichneten Hinterflügel, deren
Vorderrand den Jnnenwinkel der vorderen überragt,
finden wir bei vielen anderen Arten, welche zum Theil
noch viel sauberer gezeichnet und lebendiger gefärbt
sind, wieder. Unser Spanner ist im Juli und August
nirgends selten, läßt sich bei Tage aber kaum sehen.
Seine Raupe, welche überwintert, erscheint an den
Seiten etwas knotig, platt von oben her und verschieden in Färbung und Zeichnung, bräunlich
grau oder zimmtbraun, auf dem Rücken mit nach vorn spitzen Winkelhaken verziert, welche eine
feine dunkle Linie theilen, und gelb an den Seiten durch eine gezackte Linie. Sie ernährt sich von
den verschiedenen Meldenarten (Chenopodium), an denen man sie manchmal in größeren Gesell-
schaften beisammen trifft; zur Verpuppung geht sie tief in die Erde.

Kaum dürften wir vom Juni bis August, während welcher Zeit eine Generation zu Stande
kommt, beim Durchstreifen von Gebüsch einen Spanner häufiger von den Blättern aufscheuchen,
als die L. bilineata, jenen hellgoldgelben Falter, dessen Flügel vollständig von bräunlichen Querwellen
bedeckt werden, welche genau genommen kein Mittelfeld unterscheiden lassen, es sei denn, daß man
zwei feine weiße als seine Grenzen betrachtet, übrigens finden sich kaum zwei Jndividuen, welche
einander ganz gleich wären. Die einsarbig grüne Raupe

[Abbildung] Das Spießband (Larentia hastata)
mit Raupe.
lebt im ersten Frühjahre und dann wieder im Juli auf
Gräsern, Ampfer und allen möglichen niederen Kräutern.

Der Birkenbuschspanner oder das Spießband
(L. hastata) ist in der Natur derselbe Schwarzweiße, wie wir
ihn hier auf dem Bilde sehen, und ein ansschließlicher
Waldbewohner, jedoch findet er sich nicht in Wäldern ohne
Ausnahme, sondern nur in solchen, wo Birkengebüsch örtlich
vorherrscht. Hier fliegt dieser hübsche Spanner an den
Birken im Mai bei Tage ziemlich lebhaft umher, wie gleich-
zeitig, aber auch früher und später, denn er hat zwei
Generationen, der fast ganz so gezeichnete aber bedeutend
kleinere Trauerspanner (L. tristata) im Grase des
Gehölzes und der Gebüsche. Die Raupe des Spießbandes
findet sich später zwischen zusammengezogenen Birkenblättern,
verdünnt sich vom neunten Ringe an nach beiden Seiten
etwas, ist querfaltig, zimmtbraun und hat eine Reihe
hufeisenförmiger, goldgelber Flecke in den Seiten. -- Weiße,
dunkel dichter oder sparsamer zierlich bandirte Larentien sind es, welche das Gras feuchter
Gründe beleben und rechts oder links aus demselben auffliegen, um sich auf einem Busch, einem
Baumstamm bald wieder nieder zu lassen, oder von Neuem im Grase ein Versteck zu suchen, wenn

Lappenträger. Gäuſefußſpanner. Spießband. Trauerſpanner.
andere Schmetterlingskundige zur Aufſtellung mehrerer Gattungen (Ortholitha, Lygris, Acidalia,
Cidaria
) benutzten. Zu den zahlreichen Arten, welche mehr die Wieſen, beſchatteten Gras- und
Obſtgärten der Dörfer beleben, gehört der Gäuſefuß-
[Abbildung] Gäuſefußſpanner (Larentia chenopodiata)
mit Raupe.
ſpanner, gelbe Marmor (L. auch Cidaria cheno-
podiata
), deſſen Geſtalt die Abbildung zeigt. Die
grünlich ledergelbe Grundfarbe wird an den Grenzen
des Mittelfeldes beim Weibchen mehr bindenartig,
beim Männchen ausgedehnter dunkler und zwar gelb-
braun. Die Geſtalt der Vorderflügel, die Theilung
der Spitze durch einen dunklen Schrägſtrich, die wellen-
raudigen, ſchwächer gezeichneten Hinterflügel, deren
Vorderrand den Jnnenwinkel der vorderen überragt,
finden wir bei vielen anderen Arten, welche zum Theil
noch viel ſauberer gezeichnet und lebendiger gefärbt
ſind, wieder. Unſer Spanner iſt im Juli und Auguſt
nirgends ſelten, läßt ſich bei Tage aber kaum ſehen.
Seine Raupe, welche überwintert, erſcheint an den
Seiten etwas knotig, platt von oben her und verſchieden in Färbung und Zeichnung, bräunlich
grau oder zimmtbraun, auf dem Rücken mit nach vorn ſpitzen Winkelhaken verziert, welche eine
feine dunkle Linie theilen, und gelb an den Seiten durch eine gezackte Linie. Sie ernährt ſich von
den verſchiedenen Meldenarten (Chenopodium), an denen man ſie manchmal in größeren Geſell-
ſchaften beiſammen trifft; zur Verpuppung geht ſie tief in die Erde.

Kaum dürften wir vom Juni bis Auguſt, während welcher Zeit eine Generation zu Stande
kommt, beim Durchſtreifen von Gebüſch einen Spanner häufiger von den Blättern aufſcheuchen,
als die L. bilineata, jenen hellgoldgelben Falter, deſſen Flügel vollſtändig von bräunlichen Querwellen
bedeckt werden, welche genau genommen kein Mittelfeld unterſcheiden laſſen, es ſei denn, daß man
zwei feine weiße als ſeine Grenzen betrachtet, übrigens finden ſich kaum zwei Jndividuen, welche
einander ganz gleich wären. Die einſarbig grüne Raupe

[Abbildung] Das Spießband (Larentia hastata)
mit Raupe.
lebt im erſten Frühjahre und dann wieder im Juli auf
Gräſern, Ampfer und allen möglichen niederen Kräutern.

Der Birkenbuſchſpanner oder das Spießband
(L. hastata) iſt in der Natur derſelbe Schwarzweiße, wie wir
ihn hier auf dem Bilde ſehen, und ein ansſchließlicher
Waldbewohner, jedoch findet er ſich nicht in Wäldern ohne
Ausnahme, ſondern nur in ſolchen, wo Birkengebüſch örtlich
vorherrſcht. Hier fliegt dieſer hübſche Spanner an den
Birken im Mai bei Tage ziemlich lebhaft umher, wie gleich-
zeitig, aber auch früher und ſpäter, denn er hat zwei
Generationen, der faſt ganz ſo gezeichnete aber bedeutend
kleinere Trauerſpanner (L. tristata) im Graſe des
Gehölzes und der Gebüſche. Die Raupe des Spießbandes
findet ſich ſpäter zwiſchen zuſammengezogenen Birkenblättern,
verdünnt ſich vom neunten Ringe an nach beiden Seiten
etwas, iſt querfaltig, zimmtbraun und hat eine Reihe
hufeiſenförmiger, goldgelber Flecke in den Seiten. — Weiße,
dunkel dichter oder ſparſamer zierlich bandirte Larentien ſind es, welche das Gras feuchter
Gründe beleben und rechts oder links aus demſelben auffliegen, um ſich auf einem Buſch, einem
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[361/0385] Lappenträger. Gäuſefußſpanner. Spießband. Trauerſpanner. andere Schmetterlingskundige zur Aufſtellung mehrerer Gattungen (Ortholitha, Lygris, Acidalia, Cidaria) benutzten. Zu den zahlreichen Arten, welche mehr die Wieſen, beſchatteten Gras- und Obſtgärten der Dörfer beleben, gehört der Gäuſefuß- [Abbildung Gäuſefußſpanner (Larentia chenopodiata) mit Raupe.] ſpanner, gelbe Marmor (L. auch Cidaria cheno- podiata), deſſen Geſtalt die Abbildung zeigt. Die grünlich ledergelbe Grundfarbe wird an den Grenzen des Mittelfeldes beim Weibchen mehr bindenartig, beim Männchen ausgedehnter dunkler und zwar gelb- braun. Die Geſtalt der Vorderflügel, die Theilung der Spitze durch einen dunklen Schrägſtrich, die wellen- raudigen, ſchwächer gezeichneten Hinterflügel, deren Vorderrand den Jnnenwinkel der vorderen überragt, finden wir bei vielen anderen Arten, welche zum Theil noch viel ſauberer gezeichnet und lebendiger gefärbt ſind, wieder. Unſer Spanner iſt im Juli und Auguſt nirgends ſelten, läßt ſich bei Tage aber kaum ſehen. Seine Raupe, welche überwintert, erſcheint an den Seiten etwas knotig, platt von oben her und verſchieden in Färbung und Zeichnung, bräunlich grau oder zimmtbraun, auf dem Rücken mit nach vorn ſpitzen Winkelhaken verziert, welche eine feine dunkle Linie theilen, und gelb an den Seiten durch eine gezackte Linie. Sie ernährt ſich von den verſchiedenen Meldenarten (Chenopodium), an denen man ſie manchmal in größeren Geſell- ſchaften beiſammen trifft; zur Verpuppung geht ſie tief in die Erde. Kaum dürften wir vom Juni bis Auguſt, während welcher Zeit eine Generation zu Stande kommt, beim Durchſtreifen von Gebüſch einen Spanner häufiger von den Blättern aufſcheuchen, als die L. bilineata, jenen hellgoldgelben Falter, deſſen Flügel vollſtändig von bräunlichen Querwellen bedeckt werden, welche genau genommen kein Mittelfeld unterſcheiden laſſen, es ſei denn, daß man zwei feine weiße als ſeine Grenzen betrachtet, übrigens finden ſich kaum zwei Jndividuen, welche einander ganz gleich wären. Die einſarbig grüne Raupe [Abbildung Das Spießband (Larentia hastata) mit Raupe.] lebt im erſten Frühjahre und dann wieder im Juli auf Gräſern, Ampfer und allen möglichen niederen Kräutern. Der Birkenbuſchſpanner oder das Spießband (L. hastata) iſt in der Natur derſelbe Schwarzweiße, wie wir ihn hier auf dem Bilde ſehen, und ein ansſchließlicher Waldbewohner, jedoch findet er ſich nicht in Wäldern ohne Ausnahme, ſondern nur in ſolchen, wo Birkengebüſch örtlich vorherrſcht. Hier fliegt dieſer hübſche Spanner an den Birken im Mai bei Tage ziemlich lebhaft umher, wie gleich- zeitig, aber auch früher und ſpäter, denn er hat zwei Generationen, der faſt ganz ſo gezeichnete aber bedeutend kleinere Trauerſpanner (L. tristata) im Graſe des Gehölzes und der Gebüſche. Die Raupe des Spießbandes findet ſich ſpäter zwiſchen zuſammengezogenen Birkenblättern, verdünnt ſich vom neunten Ringe an nach beiden Seiten etwas, iſt querfaltig, zimmtbraun und hat eine Reihe hufeiſenförmiger, goldgelber Flecke in den Seiten. — Weiße, dunkel dichter oder ſparſamer zierlich bandirte Larentien ſind es, welche das Gras feuchter Gründe beleben und rechts oder links aus demſelben auffliegen, um ſich auf einem Buſch, einem Baumſtamm bald wieder nieder zu laſſen, oder von Neuem im Graſe ein Verſteck zu ſuchen, wenn

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/385>, abgerufen am 23.11.2024.