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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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nenthaler, und Gackeleia den Kindern hundert Stück neue
Gackeleid'ors aus. Sie riefen dabei immer: "theilt unter¬
einander aus, laßt wechseln, Einer gebe dem Andern her¬
aus!" Weil aber damals der Cours in Gelnhausen sehr
hoch stand und das Gold sehr gesucht und man mit Schei¬
demünze und Stübern und mit Waaren, z. B. Nüssen, Fei¬
gen, Schellen und Kappen wohl assortirt war, so ward der
Wechsel- und Tauschhandel sehr lebhaft auf dem Markt.
Je mehr das Gold fiel, desto höher stieg es; der Platz
ward mit ausgetheilten, gewechselten, ausgetauschten, voll¬
wichtigen Nasenstübern, Kopfnüssen, Ohrfeigen, Maulschellen
und gestochenen Kappen überschwemmt und Alles mußte los¬
schlagen, weil Viele ganz unverzeihlich mit diesen Artikeln
schleuderten. Man hat auch unter der Hand vertrauliche In¬
formation eingezogen, daß damals das Haus: "Gebrüder
Vatermörder", welches später die Frankfurter Messe in Wachs
poussirt bezog, den ersten Grund zu seinem Renommee gelegt
habe. -- Als man sich nun bereits bei den Haaren um das
Gold riß, so daß Keiner mit einem blauen Auge davon
kam, der nicht Haare gelassen hatte, drehte Gockel den Ring
Salomonis und mit ihm den Kellermeister nebst einem Stück
Faß Wein aus dem Keller, und es ward eingeschenkt, Je¬
dem der trinken wollte und ein Gefäß bei sich hatte. Da
liefen sie auseinander nach Haus und holten Eimer und Kü¬
bel und Züber und Schöpfkellen und Kessel und Krüge und
was sie fanden, und tranken, da der Goldregen aufgehört,
Gockels Gesundheit am Weinfaß.

Der König von Gelnhausen wohnte damals nicht in der
Stadt, sondern eine Meile davon, in seinem Lustschloße Ka¬
stellovo, auf deutsch Eier-Burg, denn das ganze Schloß
war von ausgeblasenen Eierschalen errichtet, und in die Wände
waren bunte Sterne von Ostereiern hineingemauert. Dieses
Schloß war des Königs Lieblingsaufenthalt, denn der ganze
Bau war seine Erfindung, und alle diese Eierschalen waren

nenthaler, und Gackeleia den Kindern hundert Stuͤck neue
Gackeleid'ors aus. Sie riefen dabei immer: „theilt unter¬
einander aus, laßt wechſeln, Einer gebe dem Andern her¬
aus!“ Weil aber damals der Cours in Gelnhauſen ſehr
hoch ſtand und das Gold ſehr geſucht und man mit Schei¬
demuͤnze und Stuͤbern und mit Waaren, z. B. Nuͤſſen, Fei¬
gen, Schellen und Kappen wohl aſſortirt war, ſo ward der
Wechſel- und Tauſchhandel ſehr lebhaft auf dem Markt.
Je mehr das Gold fiel, deſto hoͤher ſtieg es; der Platz
ward mit ausgetheilten, gewechſelten, ausgetauſchten, voll¬
wichtigen Naſenſtuͤbern, Kopfnuͤſſen, Ohrfeigen, Maulſchellen
und geſtochenen Kappen uͤberſchwemmt und Alles mußte los¬
ſchlagen, weil Viele ganz unverzeihlich mit dieſen Artikeln
ſchleuderten. Man hat auch unter der Hand vertrauliche In¬
formation eingezogen, daß damals das Haus: „Gebruͤder
Vatermoͤrder“, welches ſpaͤter die Frankfurter Meſſe in Wachs
pouſſirt bezog, den erſten Grund zu ſeinem Renommee gelegt
habe. — Als man ſich nun bereits bei den Haaren um das
Gold riß, ſo daß Keiner mit einem blauen Auge davon
kam, der nicht Haare gelaſſen hatte, drehte Gockel den Ring
Salomonis und mit ihm den Kellermeiſter nebſt einem Stuͤck
Faß Wein aus dem Keller, und es ward eingeſchenkt, Je¬
dem der trinken wollte und ein Gefaͤß bei ſich hatte. Da
liefen ſie auseinander nach Haus und holten Eimer und Kuͤ¬
bel und Zuͤber und Schoͤpfkellen und Keſſel und Kruͤge und
was ſie fanden, und tranken, da der Goldregen aufgehoͤrt,
Gockels Geſundheit am Weinfaß.

Der Koͤnig von Gelnhauſen wohnte damals nicht in der
Stadt, ſondern eine Meile davon, in ſeinem Luſtſchloße Ka¬
ſtellovo, auf deutſch Eier-Burg, denn das ganze Schloß
war von ausgeblaſenen Eierſchalen errichtet, und in die Waͤnde
waren bunte Sterne von Oſtereiern hineingemauert. Dieſes
Schloß war des Koͤnigs Lieblingsaufenthalt, denn der ganze
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[90/0126] nenthaler, und Gackeleia den Kindern hundert Stuͤck neue Gackeleid'ors aus. Sie riefen dabei immer: „theilt unter¬ einander aus, laßt wechſeln, Einer gebe dem Andern her¬ aus!“ Weil aber damals der Cours in Gelnhauſen ſehr hoch ſtand und das Gold ſehr geſucht und man mit Schei¬ demuͤnze und Stuͤbern und mit Waaren, z. B. Nuͤſſen, Fei¬ gen, Schellen und Kappen wohl aſſortirt war, ſo ward der Wechſel- und Tauſchhandel ſehr lebhaft auf dem Markt. Je mehr das Gold fiel, deſto hoͤher ſtieg es; der Platz ward mit ausgetheilten, gewechſelten, ausgetauſchten, voll¬ wichtigen Naſenſtuͤbern, Kopfnuͤſſen, Ohrfeigen, Maulſchellen und geſtochenen Kappen uͤberſchwemmt und Alles mußte los¬ ſchlagen, weil Viele ganz unverzeihlich mit dieſen Artikeln ſchleuderten. Man hat auch unter der Hand vertrauliche In¬ formation eingezogen, daß damals das Haus: „Gebruͤder Vatermoͤrder“, welches ſpaͤter die Frankfurter Meſſe in Wachs pouſſirt bezog, den erſten Grund zu ſeinem Renommee gelegt habe. — Als man ſich nun bereits bei den Haaren um das Gold riß, ſo daß Keiner mit einem blauen Auge davon kam, der nicht Haare gelaſſen hatte, drehte Gockel den Ring Salomonis und mit ihm den Kellermeiſter nebſt einem Stuͤck Faß Wein aus dem Keller, und es ward eingeſchenkt, Je¬ dem der trinken wollte und ein Gefaͤß bei ſich hatte. Da liefen ſie auseinander nach Haus und holten Eimer und Kuͤ¬ bel und Zuͤber und Schoͤpfkellen und Keſſel und Kruͤge und was ſie fanden, und tranken, da der Goldregen aufgehoͤrt, Gockels Geſundheit am Weinfaß. Der Koͤnig von Gelnhauſen wohnte damals nicht in der Stadt, ſondern eine Meile davon, in ſeinem Luſtſchloße Ka¬ ſtellovo, auf deutſch Eier-Burg, denn das ganze Schloß war von ausgeblaſenen Eierſchalen errichtet, und in die Waͤnde waren bunte Sterne von Oſtereiern hineingemauert. Dieſes Schloß war des Koͤnigs Lieblingsaufenthalt, denn der ganze Bau war ſeine Erfindung, und alle dieſe Eierſchalen waren

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/126>, abgerufen am 21.11.2024.