Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Gackeleia: "O wie artig! wie scharmant Invitir ich sie zur Noth Gleich auf Thee und Butterbrod." Der Alte: "Guck', hier bei'm fünfzehnten Glöckchen Hängt ihr spiegelnd Panzer-Röckchen, Helm und Speer und Schwert und Schild Herrlich in der Sonne blitzt, Wenn sie für Minerva gilt Und das Eulchen bei ihr sitzt. Ich verstehe nichts davon, Doch ein hoher Kunstpatron, Der mir schuldet, leider, leider! Zahlte mich durch diese Kleider; Er ist Extheaterschneider Von Person und Condition, Giebt auch Kindern Lektion In der Mytholologie Und Demagogokolie. Er sprach: "Industrierende, Krieger und Studierende Rufen dir bei vollem Haus Ihre Göttin gern heraus." Wie er sprach, so ist's gescheh'n, Jeder will Minervchen sehn. Keiner weiß doch, was im Schild Führt das kleine Götterbild; Durch das Gitter aus dem Helm Lauscht sie wie ein schlauer Schelm. Hält sie's mit der Wissenschaft, Gleich um ihres Speeres Schaft Rosen, Myrthen und Gedanken Sich in buntem Wechsel ranken. Tritt sie krieg'risch in die Schranken, Eifersüchtig gleich ihr Schwert Jedes Listgeweb zerstört, Gackeleia: „O wie artig! wie ſcharmant Invitir ich ſie zur Noth Gleich auf Thee und Butterbrod.“ Der Alte: „Guck', hier bei'm fuͤnfzehnten Gloͤckchen Haͤngt ihr ſpiegelnd Panzer-Roͤckchen, Helm und Speer und Schwert und Schild Herrlich in der Sonne blitzt, Wenn ſie fuͤr Minerva gilt Und das Eulchen bei ihr ſitzt. Ich verſtehe nichts davon, Doch ein hoher Kunſtpatron, Der mir ſchuldet, leider, leider! Zahlte mich durch dieſe Kleider; Er iſt Extheaterſchneider Von Perſon und Condition, Giebt auch Kindern Lektion In der Mytholologie Und Demagogokolie. Er ſprach: „Induſtrierende, Krieger und Studierende Rufen dir bei vollem Haus Ihre Goͤttin gern heraus.“ Wie er ſprach, ſo iſt's geſcheh'n, Jeder will Minervchen ſehn. Keiner weiß doch, was im Schild Fuͤhrt das kleine Goͤtterbild; Durch das Gitter aus dem Helm Lauſcht ſie wie ein ſchlauer Schelm. Haͤlt ſie's mit der Wiſſenſchaft, Gleich um ihres Speeres Schaft Roſen, Myrthen und Gedanken Sich in buntem Wechſel ranken. Tritt ſie krieg'riſch in die Schranken, Eiferſuͤchtig gleich ihr Schwert Jedes Liſtgeweb zerſtoͤrt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="105"/> <p>Gackeleia:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„O wie artig! wie ſcharmant</l><lb/> <l>Invitir ich ſie zur Noth</l><lb/> <l>Gleich auf Thee und Butterbrod.“</l><lb/> </lg> <p>Der Alte:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Guck', hier bei'm fuͤnfzehnten Gloͤckchen</l><lb/> <l>Haͤngt ihr ſpiegelnd Panzer-Roͤckchen,</l><lb/> <l>Helm und Speer und Schwert und Schild</l><lb/> <l>Herrlich in der Sonne blitzt,</l><lb/> <l>Wenn ſie fuͤr Minerva gilt</l><lb/> <l>Und das Eulchen bei ihr ſitzt.</l><lb/> <l>Ich verſtehe nichts davon,</l><lb/> <l>Doch ein hoher Kunſtpatron,</l><lb/> <l>Der mir ſchuldet, leider, leider!</l><lb/> <l>Zahlte mich durch dieſe Kleider;</l><lb/> <l>Er iſt Extheaterſchneider</l><lb/> <l>Von Perſon und Condition,</l><lb/> <l>Giebt auch Kindern Lektion</l><lb/> <l>In der Mytholologie</l><lb/> <l>Und Demagogokolie.</l><lb/> <l>Er ſprach: „Induſtrierende,</l><lb/> <l>Krieger und Studierende</l><lb/> <l>Rufen dir bei vollem Haus</l><lb/> <l>Ihre Goͤttin gern heraus.“</l><lb/> <l>Wie er ſprach, ſo iſt's geſcheh'n,</l><lb/> <l>Jeder will Minervchen ſehn.</l><lb/> <l>Keiner weiß doch, was im Schild</l><lb/> <l>Fuͤhrt das kleine Goͤtterbild;</l><lb/> <l>Durch das Gitter aus dem Helm</l><lb/> <l>Lauſcht ſie wie ein ſchlauer Schelm.</l><lb/> <l>Haͤlt ſie's mit der Wiſſenſchaft,</l><lb/> <l>Gleich um ihres Speeres Schaft</l><lb/> <l>Roſen, Myrthen und Gedanken</l><lb/> <l>Sich in buntem Wechſel ranken.</l><lb/> <l>Tritt ſie krieg'riſch in die Schranken,</l><lb/> <l>Eiferſuͤchtig gleich ihr Schwert</l><lb/> <l>Jedes Liſtgeweb zerſtoͤrt,</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [105/0143]
Gackeleia:
„O wie artig! wie ſcharmant
Invitir ich ſie zur Noth
Gleich auf Thee und Butterbrod.“
Der Alte:
„Guck', hier bei'm fuͤnfzehnten Gloͤckchen
Haͤngt ihr ſpiegelnd Panzer-Roͤckchen,
Helm und Speer und Schwert und Schild
Herrlich in der Sonne blitzt,
Wenn ſie fuͤr Minerva gilt
Und das Eulchen bei ihr ſitzt.
Ich verſtehe nichts davon,
Doch ein hoher Kunſtpatron,
Der mir ſchuldet, leider, leider!
Zahlte mich durch dieſe Kleider;
Er iſt Extheaterſchneider
Von Perſon und Condition,
Giebt auch Kindern Lektion
In der Mytholologie
Und Demagogokolie.
Er ſprach: „Induſtrierende,
Krieger und Studierende
Rufen dir bei vollem Haus
Ihre Goͤttin gern heraus.“
Wie er ſprach, ſo iſt's geſcheh'n,
Jeder will Minervchen ſehn.
Keiner weiß doch, was im Schild
Fuͤhrt das kleine Goͤtterbild;
Durch das Gitter aus dem Helm
Lauſcht ſie wie ein ſchlauer Schelm.
Haͤlt ſie's mit der Wiſſenſchaft,
Gleich um ihres Speeres Schaft
Roſen, Myrthen und Gedanken
Sich in buntem Wechſel ranken.
Tritt ſie krieg'riſch in die Schranken,
Eiferſuͤchtig gleich ihr Schwert
Jedes Liſtgeweb zerſtoͤrt,
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