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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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las die Urkunde, in welcher ich den drei Schwestern zur Li¬
lien Felder, Wiesen und Gärten und mancherlei Zehnten
anwies, um eine kleine Klostergemeinde zu erhalten; zugleich
befahl ich meinem Kanzler, in Vadutz den drei Fräulein ein
Kloster mit Kirchlein und Garten und allem nöthigen Zubau
in die Nähe der Hütte Jürgos aus meinen Mitteln zu er¬
richten. Dem Kloster legte ich die Pflicht auf, auf meinem
Grabe drei weiße Lilien zu erhalten und den Braut- und
Leichenzügen jeder meiner weiblichen Nachkommen, welche
die Lehnskleinode von Vadutz trage, drei Schwestern des
Klosters mit weißen Lilien folgen zu lassen. Die Ordensre¬
gel überließ ich ihnen und Jakob von Guise, und stellte sie
unter das Kloster Bänderen. Ich empfahl ihnen zur Auf¬
nahme in ihre Regel Gebet und Arbeit, namentlich Erzie¬
hung verlassener Mägdlein, weil sie selbst Solche waren, und
Erbarmen gegen die nachgelassenen Töchter der Kreuzfahrer.
Ihr Hauptgeschäft sollten sie die Weberei zum Kirchenschmuck
bei Klareta sein lassen. Auch bestellte ich eine große Tapete,
die Geschichte des Kaisers Curio vorstellend und versprach
ihr reichlichen Lohn in das Kloster. Nachdem der Kanz¬
ler Alles dieses gelesen hatte, reichte er mir die Urkunde,
ich siegelte sie mit dem Kleinod der rechten Achselspange und
überreichte sie Klareta, die sie küßte und eben so ihre beiden
Schwestern; dann nahten sie mir, berührten meine rechte
Schulter mit der Stirne, ich umarmte sie und verließ den
Saal.

St. Johannis und Pauli, der Wetterherren
Tag
. -- Ich gieng vor Tag mit einer vertrauten Kammer¬
frau zu des Täufers Kapelle, von den drei Fräulein Abschied
zu nehmen. Ich hatte ihnen einige Roße und Knappen da¬
hin bestellt. Jakob von Guise wollte sie geleiten, um ihnen
in Vadutz Alles einzurichten. Sie sollten in den Frauenklö¬
stern seines Ordens unterwegs einkehren. Nachdem er den
Gottesdienst gehalten, gab er uns den Segen. -- Man führte

las die Urkunde, in welcher ich den drei Schweſtern zur Li¬
lien Felder, Wieſen und Gaͤrten und mancherlei Zehnten
anwies, um eine kleine Kloſtergemeinde zu erhalten; zugleich
befahl ich meinem Kanzler, in Vadutz den drei Fraͤulein ein
Kloſter mit Kirchlein und Garten und allem noͤthigen Zubau
in die Naͤhe der Huͤtte Juͤrgos aus meinen Mitteln zu er¬
richten. Dem Kloſter legte ich die Pflicht auf, auf meinem
Grabe drei weiße Lilien zu erhalten und den Braut- und
Leichenzuͤgen jeder meiner weiblichen Nachkommen, welche
die Lehnskleinode von Vadutz trage, drei Schweſtern des
Kloſters mit weißen Lilien folgen zu laſſen. Die Ordensre¬
gel uͤberließ ich ihnen und Jakob von Guiſe, und ſtellte ſie
unter das Kloſter Baͤnderen. Ich empfahl ihnen zur Auf¬
nahme in ihre Regel Gebet und Arbeit, namentlich Erzie¬
hung verlaſſener Maͤgdlein, weil ſie ſelbſt Solche waren, und
Erbarmen gegen die nachgelaſſenen Toͤchter der Kreuzfahrer.
Ihr Hauptgeſchaͤft ſollten ſie die Weberei zum Kirchenſchmuck
bei Klareta ſein laſſen. Auch beſtellte ich eine große Tapete,
die Geſchichte des Kaiſers Curio vorſtellend und verſprach
ihr reichlichen Lohn in das Kloſter. Nachdem der Kanz¬
ler Alles dieſes geleſen hatte, reichte er mir die Urkunde,
ich ſiegelte ſie mit dem Kleinod der rechten Achſelſpange und
uͤberreichte ſie Klareta, die ſie kuͤßte und eben ſo ihre beiden
Schweſtern; dann nahten ſie mir, beruͤhrten meine rechte
Schulter mit der Stirne, ich umarmte ſie und verließ den
Saal.

St. Johannis und Pauli, der Wetterherren
Tag
. — Ich gieng vor Tag mit einer vertrauten Kammer¬
frau zu des Taͤufers Kapelle, von den drei Fraͤulein Abſchied
zu nehmen. Ich hatte ihnen einige Roße und Knappen da¬
hin beſtellt. Jakob von Guiſe wollte ſie geleiten, um ihnen
in Vadutz Alles einzurichten. Sie ſollten in den Frauenkloͤ¬
ſtern ſeines Ordens unterwegs einkehren. Nachdem er den
Gottesdienſt gehalten, gab er uns den Segen. — Man fuͤhrte

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[317/0371] las die Urkunde, in welcher ich den drei Schweſtern zur Li¬ lien Felder, Wieſen und Gaͤrten und mancherlei Zehnten anwies, um eine kleine Kloſtergemeinde zu erhalten; zugleich befahl ich meinem Kanzler, in Vadutz den drei Fraͤulein ein Kloſter mit Kirchlein und Garten und allem noͤthigen Zubau in die Naͤhe der Huͤtte Juͤrgos aus meinen Mitteln zu er¬ richten. Dem Kloſter legte ich die Pflicht auf, auf meinem Grabe drei weiße Lilien zu erhalten und den Braut- und Leichenzuͤgen jeder meiner weiblichen Nachkommen, welche die Lehnskleinode von Vadutz trage, drei Schweſtern des Kloſters mit weißen Lilien folgen zu laſſen. Die Ordensre¬ gel uͤberließ ich ihnen und Jakob von Guiſe, und ſtellte ſie unter das Kloſter Baͤnderen. Ich empfahl ihnen zur Auf¬ nahme in ihre Regel Gebet und Arbeit, namentlich Erzie¬ hung verlaſſener Maͤgdlein, weil ſie ſelbſt Solche waren, und Erbarmen gegen die nachgelaſſenen Toͤchter der Kreuzfahrer. Ihr Hauptgeſchaͤft ſollten ſie die Weberei zum Kirchenſchmuck bei Klareta ſein laſſen. Auch beſtellte ich eine große Tapete, die Geſchichte des Kaiſers Curio vorſtellend und verſprach ihr reichlichen Lohn in das Kloſter. Nachdem der Kanz¬ ler Alles dieſes geleſen hatte, reichte er mir die Urkunde, ich ſiegelte ſie mit dem Kleinod der rechten Achſelſpange und uͤberreichte ſie Klareta, die ſie kuͤßte und eben ſo ihre beiden Schweſtern; dann nahten ſie mir, beruͤhrten meine rechte Schulter mit der Stirne, ich umarmte ſie und verließ den Saal. St. Johannis und Pauli, der Wetterherren Tag. — Ich gieng vor Tag mit einer vertrauten Kammer¬ frau zu des Taͤufers Kapelle, von den drei Fraͤulein Abſchied zu nehmen. Ich hatte ihnen einige Roße und Knappen da¬ hin beſtellt. Jakob von Guiſe wollte ſie geleiten, um ihnen in Vadutz Alles einzurichten. Sie ſollten in den Frauenkloͤ¬ ſtern ſeines Ordens unterwegs einkehren. Nachdem er den Gottesdienſt gehalten, gab er uns den Segen. — Man fuͤhrte

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/371>, abgerufen am 21.11.2024.