Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.dem Pferde stürzend, zu spät kam, er kann doch aber Auf diese Rede des Herzogs erhob sich ein allge¬ Als dies von allen Seiten her tönte und auch der Nun trat der Herzog blaß und bleich in den Kreis, dem Pferde ſtürzend, zu ſpät kam, er kann doch aber Auf dieſe Rede des Herzogs erhob ſich ein allge¬ Als dies von allen Seiten her tönte und auch der Nun trat der Herzog blaß und bleich in den Kreis, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="61"/> dem Pferde ſtürzend, zu ſpät kam, er kann doch aber<lb/> nichts dafür: ich will die Mißhandler des Grafen ver¬<lb/> haftet und beſtraft wiſſen.</p><lb/> <p>Auf dieſe Rede des Herzogs erhob ſich ein allge¬<lb/> meines Geſchrei: Er iſt ein Schurke, er iſt der Verführer,<lb/> der Mörder der ſchönen Annerl geweſen, er hat es ſelbſt<lb/> geſagt, der elende, der ſchlechte Kerl!</p><lb/> <p>Als dies von allen Seiten her tönte und auch der<lb/> Prediger und der Offizier und die Gerichtsperſonen es<lb/> beſtätigten, war der Herzog ſo tief erſchüttert, daß er<lb/> nichts ſagte, als: Entſetzlich, entſetzlich, o der elende<lb/> Menſch!</p><lb/> <p>Nun trat der Herzog blaß und bleich in den Kreis,<lb/> er wollte die Leiche der ſchönen Annerl ſehen. Sie lag<lb/> auf dem grünen Raſen in einem weißen Kleide mit ſchwar¬<lb/> zen Schleifen, die alte Großmutter, welche ſich um Al¬<lb/> les was vorging nicht bekümmerte, hatte ihr das Haupt<lb/> an den Rumpf gelegt und die ſchreckliche Trennung mit<lb/> ihrer Schürze bedeckt; ſie war beſchäftigt, ihr die Hände<lb/> über die Bibel zu falten, welche der Pfarrer in dem<lb/> kleinen Städtchen der kleinen Annerl geſchenkt hatte, das<lb/> goldene Kränzlein band ſie ihr auf den Kopf und ſteckte<lb/> die Roſe vor die Bruſt, welche ihr Groſſinger in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0071]
dem Pferde ſtürzend, zu ſpät kam, er kann doch aber
nichts dafür: ich will die Mißhandler des Grafen ver¬
haftet und beſtraft wiſſen.
Auf dieſe Rede des Herzogs erhob ſich ein allge¬
meines Geſchrei: Er iſt ein Schurke, er iſt der Verführer,
der Mörder der ſchönen Annerl geweſen, er hat es ſelbſt
geſagt, der elende, der ſchlechte Kerl!
Als dies von allen Seiten her tönte und auch der
Prediger und der Offizier und die Gerichtsperſonen es
beſtätigten, war der Herzog ſo tief erſchüttert, daß er
nichts ſagte, als: Entſetzlich, entſetzlich, o der elende
Menſch!
Nun trat der Herzog blaß und bleich in den Kreis,
er wollte die Leiche der ſchönen Annerl ſehen. Sie lag
auf dem grünen Raſen in einem weißen Kleide mit ſchwar¬
zen Schleifen, die alte Großmutter, welche ſich um Al¬
les was vorging nicht bekümmerte, hatte ihr das Haupt
an den Rumpf gelegt und die ſchreckliche Trennung mit
ihrer Schürze bedeckt; ſie war beſchäftigt, ihr die Hände
über die Bibel zu falten, welche der Pfarrer in dem
kleinen Städtchen der kleinen Annerl geſchenkt hatte, das
goldene Kränzlein band ſie ihr auf den Kopf und ſteckte
die Roſe vor die Bruſt, welche ihr Groſſinger in
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