Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.und bei Kasper, der ein braver Kerl war; es soll ihnen Nach diesen Worten ergriff er Grossingers Degen, Den Degen gab er dem Offizier der Wache mit Nun las er auch die letzten Worte Kaspers laut und bei Kasper, der ein braver Kerl war; es ſoll ihnen Nach dieſen Worten ergriff er Groſſingers Degen, Den Degen gab er dem Offizier der Wache mit Nun las er auch die letzten Worte Kaspers laut <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="63"/> und bei Kasper, der ein braver Kerl war; es ſoll ihnen<lb/> Beiden eine Leichenpredigt gehalten werden über die<lb/> Worte: Gebt Gott allein die Ehre! Der Kasper ſoll als<lb/> Fähndrich begraben werden, ſeine Schwadron ſoll ihm<lb/> dreimal in's Grab ſchießen, und des Verderbers Groſ¬<lb/> ſingers Degen ſoll auf ſeinen Sarg gelegt werden.</p><lb/> <p>Nach dieſen Worten ergriff er Groſſingers Degen,<lb/> der mit dem Schleier noch an der Erde lag, nahm den<lb/> Schleier herunter, bedeckte Annerl damit und ſprach: Die¬<lb/> ſer unglückliche Schleier, der ihr ſo gern Gnade gebracht<lb/> hätte, ſoll ihr die Ehre wieder geben, ſie iſt ehrlich und<lb/> begnadigt geſtorben, der Schleier ſoll mit ihr begraben<lb/> werden.</p><lb/> <p>Den Degen gab er dem Offizier der Wache mit<lb/> den Worten: Sie werden heute noch meine Befehle<lb/> wegen der Beſtattung des Uhlanen und dieſes armen<lb/> Mädchens bei der Parade empfangen.</p><lb/> <p>Nun las er auch die letzten Worte Kaspers laut<lb/> mit vieler Rührung, die alte Großmutter umarmte mit<lb/> Freudenthränen ſeine Füße, als wäre ſie das glücklichſte<lb/> Weib. Er ſagte zu ihr: gebe Sie ſich zufrieden, Sie ſoll<lb/> eine Penſion haben bis an Ihr ſeliges Ende, ich will<lb/> Ihrem Enkel und der Annerl einen Denkſtein ſetzen laſſen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
und bei Kasper, der ein braver Kerl war; es ſoll ihnen
Beiden eine Leichenpredigt gehalten werden über die
Worte: Gebt Gott allein die Ehre! Der Kasper ſoll als
Fähndrich begraben werden, ſeine Schwadron ſoll ihm
dreimal in's Grab ſchießen, und des Verderbers Groſ¬
ſingers Degen ſoll auf ſeinen Sarg gelegt werden.
Nach dieſen Worten ergriff er Groſſingers Degen,
der mit dem Schleier noch an der Erde lag, nahm den
Schleier herunter, bedeckte Annerl damit und ſprach: Die¬
ſer unglückliche Schleier, der ihr ſo gern Gnade gebracht
hätte, ſoll ihr die Ehre wieder geben, ſie iſt ehrlich und
begnadigt geſtorben, der Schleier ſoll mit ihr begraben
werden.
Den Degen gab er dem Offizier der Wache mit
den Worten: Sie werden heute noch meine Befehle
wegen der Beſtattung des Uhlanen und dieſes armen
Mädchens bei der Parade empfangen.
Nun las er auch die letzten Worte Kaspers laut
mit vieler Rührung, die alte Großmutter umarmte mit
Freudenthränen ſeine Füße, als wäre ſie das glücklichſte
Weib. Er ſagte zu ihr: gebe Sie ſich zufrieden, Sie ſoll
eine Penſion haben bis an Ihr ſeliges Ende, ich will
Ihrem Enkel und der Annerl einen Denkſtein ſetzen laſſen.
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Zitationshilfe: | Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_kasperl_1838/73>, abgerufen am 01.08.2024. |