Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
34.
Denn die Wolken sind gezeuget
Bloß aus einem Duft, der friert,
Wenn er mälich aufwärts steiget,
Und solch eine Höh' berühr't,
Wo die Wärme von der Erden
Nicht mehr kann empfunden werden,
Und der Stralen Gegenschlag
Sie nicht mehr erreichen mag.
35.
Alsdann werden augenblicklich
Jhre Teilchen Schnee und Eis,
Welche denn die Luft geschicklich
Träg't und sie zu stützen weiß,
Weil sie sie erfüll't, umringet,
Jhren lockern Leib durchdringet,
Daß die Wolke droben bleibt,
Wie ein Rohr im Wasser treibt.
36.
Bis sie endlich sich verdicket,
Wenn sich Flock' auf Flocken leg't,
Da, von eig'ner Last gedrücket,
Sie zuletzt zu sinken pfleg't,
Und der Wärme Widerprallen
Sie zerschmelzt im Niederfallen,
Daß sie wieder auf die Welt
Tropfen-weis' herunter fällt.
37. Wel-
34.
Denn die Wolken ſind gezeuget
Bloß aus einem Duft, der friert,
Wenn er maͤlich aufwaͤrts ſteiget,
Und ſolch eine Hoͤh’ beruͤhr’t,
Wo die Waͤrme von der Erden
Nicht mehr kann empfunden werden,
Und der Stralen Gegenſchlag
Sie nicht mehr erreichen mag.
35.
Alsdann werden augenblicklich
Jhre Teilchen Schnee und Eis,
Welche denn die Luft geſchicklich
Traͤg’t und ſie zu ſtuͤtzen weiß,
Weil ſie ſie erfuͤll’t, umringet,
Jhren lockern Leib durchdringet,
Daß die Wolke droben bleibt,
Wie ein Rohr im Waſſer treibt.
36.
Bis ſie endlich ſich verdicket,
Wenn ſich Flock’ auf Flocken leg’t,
Da, von eig’ner Laſt gedruͤcket,
Sie zuletzt zu ſinken pfleg’t,
Und der Waͤrme Widerprallen
Sie zerſchmelzt im Niederfallen,
Daß ſie wieder auf die Welt
Tropfen-weiſ’ herunter faͤllt.
37. Wel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0282" n="246"/>
          <lg n="50">
            <head>34.</head><lb/>
            <l>Denn die Wolken &#x017F;ind gezeuget</l><lb/>
            <l>Bloß aus einem Duft, der friert,</l><lb/>
            <l>Wenn er ma&#x0364;lich aufwa&#x0364;rts &#x017F;teiget,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;olch eine Ho&#x0364;h&#x2019; beru&#x0364;hr&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Wo die Wa&#x0364;rme von der Erden</l><lb/>
            <l>Nicht mehr kann empfunden werden,</l><lb/>
            <l>Und der Stralen Gegen&#x017F;chlag</l><lb/>
            <l>Sie nicht mehr erreichen mag.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="51">
            <head>35.</head><lb/>
            <l>Alsdann werden augenblicklich</l><lb/>
            <l>Jhre Teilchen Schnee und Eis,</l><lb/>
            <l>Welche denn die Luft ge&#x017F;chicklich</l><lb/>
            <l>Tra&#x0364;g&#x2019;t und &#x017F;ie zu &#x017F;tu&#x0364;tzen weiß,</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie &#x017F;ie erfu&#x0364;ll&#x2019;t, umringet,</l><lb/>
            <l>Jhren lockern Leib durchdringet,</l><lb/>
            <l>Daß die Wolke droben bleibt,</l><lb/>
            <l>Wie ein Rohr im Wa&#x017F;&#x017F;er treibt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="52">
            <head>36.</head><lb/>
            <l>Bis &#x017F;ie endlich &#x017F;ich verdicket,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ich Flock&#x2019; auf Flocken leg&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Da, von eig&#x2019;ner La&#x017F;t gedru&#x0364;cket,</l><lb/>
            <l>Sie zuletzt zu &#x017F;inken pfleg&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Und der Wa&#x0364;rme Widerprallen</l><lb/>
            <l>Sie zer&#x017F;chmelzt im Niederfallen,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie wieder auf die Welt</l><lb/>
            <l>Tropfen-wei&#x017F;&#x2019; herunter fa&#x0364;llt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">37. Wel-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0282] 34. Denn die Wolken ſind gezeuget Bloß aus einem Duft, der friert, Wenn er maͤlich aufwaͤrts ſteiget, Und ſolch eine Hoͤh’ beruͤhr’t, Wo die Waͤrme von der Erden Nicht mehr kann empfunden werden, Und der Stralen Gegenſchlag Sie nicht mehr erreichen mag. 35. Alsdann werden augenblicklich Jhre Teilchen Schnee und Eis, Welche denn die Luft geſchicklich Traͤg’t und ſie zu ſtuͤtzen weiß, Weil ſie ſie erfuͤll’t, umringet, Jhren lockern Leib durchdringet, Daß die Wolke droben bleibt, Wie ein Rohr im Waſſer treibt. 36. Bis ſie endlich ſich verdicket, Wenn ſich Flock’ auf Flocken leg’t, Da, von eig’ner Laſt gedruͤcket, Sie zuletzt zu ſinken pfleg’t, Und der Waͤrme Widerprallen Sie zerſchmelzt im Niederfallen, Daß ſie wieder auf die Welt Tropfen-weiſ’ herunter faͤllt. 37. Wel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/282
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/282>, abgerufen am 01.09.2024.