Linsen gleich zu beyden Seiten, Zur Beförderung des Lichts, Wollt' es die Natur bereiten, Daß die Stralen des Gesicht's, Die vom Gegenstand' erscheinen, Sich in einen Punct vereinen, Daß durch doppeln Gegenschlag Alles deutlich scheinen mag.
10.
Beyde Träubchen in den Augen Haben solche selt'ne Kraft, Daß sie sich zu öffnen taugen, Und, nach Muskeln Eigenschaft, Wiederum zusammen ziehen. Dieses, wenn sie sich bemühen, Starkem Lichte zu entgehn, Das, um in die Fern zu sehn.
11.
Alles dieses kann man weisen; Aber, wie das Auge sieht, Ob das Sehn in seinen Kreisen, Oder ausserhalb, geschieht; Davon, wie von vielen Sachen, Jst kein fester Schluß zu machen. Vielen scheinets, wenn wir sehn, So, wie folget, zu geschehn:
12. Unser
II. Theil. T
9.
Linſen gleich zu beyden Seiten, Zur Befoͤrderung des Lichts, Wollt’ es die Natur bereiten, Daß die Stralen des Geſicht’s, Die vom Gegenſtand’ erſcheinen, Sich in einen Punct vereinen, Daß durch doppeln Gegenſchlag Alles deutlich ſcheinen mag.
10.
Beyde Traͤubchen in den Augen Haben ſolche ſelt’ne Kraft, Daß ſie ſich zu oͤffnen taugen, Und, nach Muſkeln Eigenſchaft, Wiederum zuſammen ziehen. Dieſes, wenn ſie ſich bemuͤhen, Starkem Lichte zu entgehn, Das, um in die Fern zu ſehn.
11.
Alles dieſes kann man weiſen; Aber, wie das Auge ſieht, Ob das Sehn in ſeinen Kreiſen, Oder auſſerhalb, geſchieht; Davon, wie von vielen Sachen, Jſt kein feſter Schluß zu machen. Vielen ſcheinets, wenn wir ſehn, So, wie folget, zu geſchehn:
12. Unſer
II. Theil. T
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9.
Linſen gleich zu beyden Seiten,
Zur Befoͤrderung des Lichts,
Wollt’ es die Natur bereiten,
Daß die Stralen des Geſicht’s,
Die vom Gegenſtand’ erſcheinen,
Sich in einen Punct vereinen,
Daß durch doppeln Gegenſchlag
Alles deutlich ſcheinen mag.
10.
Beyde Traͤubchen in den Augen
Haben ſolche ſelt’ne Kraft,
Daß ſie ſich zu oͤffnen taugen,
Und, nach Muſkeln Eigenſchaft,
Wiederum zuſammen ziehen.
Dieſes, wenn ſie ſich bemuͤhen,
Starkem Lichte zu entgehn,
Das, um in die Fern zu ſehn.
11.
Alles dieſes kann man weiſen;
Aber, wie das Auge ſieht,
Ob das Sehn in ſeinen Kreiſen,
Oder auſſerhalb, geſchieht;
Davon, wie von vielen Sachen,
Jſt kein feſter Schluß zu machen.
Vielen ſcheinets, wenn wir ſehn,
So, wie folget, zu geſchehn:
12. Unſer
II. Theil. T
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/325>, abgerufen am 22.11.2024.
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