Wenn wir es genau betrachten, Jst die Kraft von diesem Sinn Mit dem höchsten Recht zu achten, Als der Sinne Königinn, Da ja Künst' und Wissenschaften All' an unsern Augen haften: Künstlich, ja gelehrt, zu seyn, Wirkt fast das Gesicht allein.
40.
Alles würd' uns Menschen felen, Fel't' uns Menschen das Gesicht. Ja wenn wir von ihm erzälen, Daß es unsers Leibes Licht, Jst es wahr: doch wird man's können Gar ein Licht der Sele nennen, Weil es uns, wenn man studir't, Auf den Weg der Weisheit führ't.
41.
Daß wir ferner durch die Augen Jn des Himmels Abgrunds-Tal Deutlich zu erkennen taugen Sonnen, sonder Maß und Zal: Daß wir in dem Heer der Sternen GOttes Grösse kennen lernen, Jst ein Wunder, welches man GOtt nicht g'nug verdanken kann.
42. Könn-
39.
Wenn wir es genau betrachten, Jſt die Kraft von dieſem Sinn Mit dem hoͤchſten Recht zu achten, Als der Sinne Koͤniginn, Da ja Kuͤnſt’ und Wiſſenſchaften All’ an unſern Augen haften: Kuͤnſtlich, ja gelehrt, zu ſeyn, Wirkt faſt das Geſicht allein.
40.
Alles wuͤrd’ uns Menſchen felen, Fel’t’ uns Menſchen das Geſicht. Ja wenn wir von ihm erzaͤlen, Daß es unſers Leibes Licht, Jſt es wahr: doch wird man’s koͤnnen Gar ein Licht der Sele nennen, Weil es uns, wenn man ſtudir’t, Auf den Weg der Weiſheit fuͤhr’t.
41.
Daß wir ferner durch die Augen Jn des Himmels Abgrunds-Tal Deutlich zu erkennen taugen Sonnen, ſonder Maß und Zal: Daß wir in dem Heer der Sternen GOttes Groͤſſe kennen lernen, Jſt ein Wunder, welches man GOtt nicht g’nug verdanken kann.
42. Koͤnn-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0335"n="299"/><lgn="172"><head>39.</head><lb/><l>Wenn wir es genau betrachten,</l><lb/><l>Jſt die Kraft von dieſem Sinn</l><lb/><l>Mit dem hoͤchſten Recht zu achten,</l><lb/><l>Als der Sinne Koͤniginn,</l><lb/><l>Da ja Kuͤnſt’ und Wiſſenſchaften</l><lb/><l>All’ an unſern Augen haften:</l><lb/><l>Kuͤnſtlich, ja gelehrt, zu ſeyn,</l><lb/><l>Wirkt faſt das Geſicht allein.</l></lg><lb/><lgn="173"><head>40.</head><lb/><l>Alles wuͤrd’ uns Menſchen felen,</l><lb/><l>Fel’t’ uns Menſchen das Geſicht.</l><lb/><l>Ja wenn wir von ihm erzaͤlen,</l><lb/><l>Daß es unſers Leibes Licht,</l><lb/><l>Jſt es wahr: doch wird man’s koͤnnen</l><lb/><l>Gar ein Licht der Sele nennen,</l><lb/><l>Weil es uns, wenn man ſtudir’t,</l><lb/><l>Auf den Weg der Weiſheit fuͤhr’t.</l></lg><lb/><lgn="174"><head>41.</head><lb/><l>Daß wir ferner durch die Augen</l><lb/><l>Jn des Himmels Abgrunds-Tal</l><lb/><l>Deutlich zu erkennen taugen</l><lb/><l>Sonnen, ſonder Maß und Zal:</l><lb/><l>Daß wir in dem Heer der Sternen</l><lb/><l>GOttes Groͤſſe kennen lernen,</l><lb/><l>Jſt ein Wunder, welches man</l><lb/><l>GOtt nicht g’nug verdanken kann.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">42. Koͤnn-</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[299/0335]
39.
Wenn wir es genau betrachten,
Jſt die Kraft von dieſem Sinn
Mit dem hoͤchſten Recht zu achten,
Als der Sinne Koͤniginn,
Da ja Kuͤnſt’ und Wiſſenſchaften
All’ an unſern Augen haften:
Kuͤnſtlich, ja gelehrt, zu ſeyn,
Wirkt faſt das Geſicht allein.
40.
Alles wuͤrd’ uns Menſchen felen,
Fel’t’ uns Menſchen das Geſicht.
Ja wenn wir von ihm erzaͤlen,
Daß es unſers Leibes Licht,
Jſt es wahr: doch wird man’s koͤnnen
Gar ein Licht der Sele nennen,
Weil es uns, wenn man ſtudir’t,
Auf den Weg der Weiſheit fuͤhr’t.
41.
Daß wir ferner durch die Augen
Jn des Himmels Abgrunds-Tal
Deutlich zu erkennen taugen
Sonnen, ſonder Maß und Zal:
Daß wir in dem Heer der Sternen
GOttes Groͤſſe kennen lernen,
Jſt ein Wunder, welches man
GOtt nicht g’nug verdanken kann.
42. Koͤnn-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/335>, abgerufen am 01.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.