Beschäfftiget gewesen, Worüber er auch einst auf die Gedanken kommen, Wie es doch in der Welt so wunderlich, So unbegreiflich mit den Frommen Und ihrem Glücke stehe; Wie oft im Gegenteil es Bösen glücklich gehe! Hierüber siehet er Von ungefehr Vom Berg' herab auf eine Stelle, Wo eine reine Wasser-Qvelle Aus dürrem Sand' entsprang. Zu dieser nähert sich ein Reuter, steigt vom Pferde, Trinkt, schwingt sich wiederum aufs Pferd, und reitet fort. Ein Jüngling kömmt darauf an diesen Ort, Trifft einen Beutel auf der Erde Voll Gold mit Freuden an, den der Soldat verloren. Den nimmt er mit sich fort. Ein alter Greis, Der kaum vor Müdigkeit, vor Alter und vor Gram, Den krummen Leib zu tragen weiß, Und bald vor Durst verschmachtet wäre, kam Nachher und setzte sich, um etwas auszuruhn. Der vorige Soldat, Der seinen Schatz verloren hatt, Kehr't, ihn zu suchen um, und fraget Den Alten, wo sein Gold. Der saget: Jch habe nichts gesehn. Als meiner Unschuld Zeugen Ruf' ich den Himmel an. Allein Der Reuter, der hievon nichts glaubte, ward so gleich Vor Grimm und Eifer bleich,
Und
Beſchaͤfftiget geweſen, Woruͤber er auch einſt auf die Gedanken kommen, Wie es doch in der Welt ſo wunderlich, So unbegreiflich mit den Frommen Und ihrem Gluͤcke ſtehe; Wie oft im Gegenteil es Boͤſen gluͤcklich gehe! Hieruͤber ſiehet er Von ungefehr Vom Berg’ herab auf eine Stelle, Wo eine reine Waſſer-Qvelle Aus duͤrrem Sand’ entſprang. Zu dieſer naͤhert ſich ein Reuter, ſteigt vom Pferde, Trinkt, ſchwingt ſich wiederum aufs Pferd, und reitet fort. Ein Juͤngling koͤmmt darauf an dieſen Ort, Trifft einen Beutel auf der Erde Voll Gold mit Freuden an, den der Soldat verloren. Den nimmt er mit ſich fort. Ein alter Greis, Der kaum vor Muͤdigkeit, vor Alter und vor Gram, Den krummen Leib zu tragen weiß, Und bald vor Durſt verſchmachtet waͤre, kam Nachher und ſetzte ſich, um etwas auszuruhn. Der vorige Soldat, Der ſeinen Schatz verloren hatt, Kehr’t, ihn zu ſuchen um, und fraget Den Alten, wo ſein Gold. Der ſaget: Jch habe nichts geſehn. Als meiner Unſchuld Zeugen Ruf’ ich den Himmel an. Allein Der Reuter, der hievon nichts glaubte, ward ſo gleich Vor Grimm und Eifer bleich,
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Beſchaͤfftiget geweſen,
Woruͤber er auch einſt auf die Gedanken kommen,
Wie es doch in der Welt ſo wunderlich,
So unbegreiflich mit den Frommen
Und ihrem Gluͤcke ſtehe;
Wie oft im Gegenteil es Boͤſen gluͤcklich gehe!
Hieruͤber ſiehet er
Von ungefehr
Vom Berg’ herab auf eine Stelle,
Wo eine reine Waſſer-Qvelle
Aus duͤrrem Sand’ entſprang.
Zu dieſer naͤhert ſich ein Reuter, ſteigt vom Pferde,
Trinkt, ſchwingt ſich wiederum aufs Pferd, und reitet fort.
Ein Juͤngling koͤmmt darauf an dieſen Ort,
Trifft einen Beutel auf der Erde
Voll Gold mit Freuden an, den der Soldat verloren.
Den nimmt er mit ſich fort. Ein alter Greis,
Der kaum vor Muͤdigkeit, vor Alter und vor Gram,
Den krummen Leib zu tragen weiß,
Und bald vor Durſt verſchmachtet waͤre, kam
Nachher und ſetzte ſich, um etwas auszuruhn.
Der vorige Soldat,
Der ſeinen Schatz verloren hatt,
Kehr’t, ihn zu ſuchen um, und fraget
Den Alten, wo ſein Gold. Der ſaget:
Jch habe nichts geſehn. Als meiner Unſchuld Zeugen
Ruf’ ich den Himmel an. Allein
Der Reuter, der hievon nichts glaubte, ward ſo gleich
Vor Grimm und Eifer bleich,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/492>, abgerufen am 22.11.2024.
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