So Du, o HERR! auf uns gelencket, Sind, ich erkenn' es wol, mir bloß durch Dich geschencket: Denn jeder kleiner Augenblick Jst ja von unsrer Zeit ein wesentliches Stück, Worinn uns GOTT nicht nur das Leben, Auch alles das zugleich, was Er auf dieser Welt, An Gut, Bequemlichkeit, Gesundheit uns gegeben, Recht wunderbar erhalten, noch erhält.
Nicht nur ein Jahr, ein Tag und eine Stunde, Ein' jede flüchtige Secunde Verdienet ja demnach, daß man in Ehrfurcht dencket:
Du hast uns, Grosser GOTT, derselbigen so viel, Und uns in jeglicher so mancherley geschencket.
Wie hast Du Grosses ALL' auch mich Jm abgewichnen Jahr absonderlich So mancher Bitte doch gewähret, Und so viel Gutes mir bescheret. Denn ob mir gleich im vor'gen Jahr Ein plötzlich Unglück überkam, Da ich im Fallen Schaden nahm, Und mir von meinem Arm so gar, Wie starck er gleich, der obre Knochen Dennoch entzwey gebrochen: So hab' ich doch, o Schöpffer! Deine Huld, Auch selbst in diesem Stand', empfunden. Du schencktest mir Bequemlichkeit, Gelassenheit, Geduld, Du lindertest, sowol wenn ich verbunden, Als sonst, der Schmertzen Hefftigkeit: So, daß ich, weil der Bruch gantz rein; Fast keine Pein,
Wenn
So Du, o HERR! auf uns gelencket, Sind, ich erkenn’ es wol, mir bloß durch Dich geſchencket: Denn jeder kleiner Augenblick Jſt ja von unſrer Zeit ein weſentliches Stuͤck, Worinn uns GOTT nicht nur das Leben, Auch alles das zugleich, was Er auf dieſer Welt, An Gut, Bequemlichkeit, Geſundheit uns gegeben, Recht wunderbar erhalten, noch erhaͤlt.
Nicht nur ein Jahr, ein Tag und eine Stunde, Ein’ jede fluͤchtige Secunde Verdienet ja demnach, daß man in Ehrfurcht dencket:
Du haſt uns, Groſſer GOTT, derſelbigen ſo viel, Und uns in jeglicher ſo mancherley geſchencket.
Wie haſt Du Groſſes ALL’ auch mich Jm abgewichnen Jahr abſonderlich So mancher Bitte doch gewaͤhret, Und ſo viel Gutes mir beſcheret. Denn ob mir gleich im vor’gen Jahr Ein ploͤtzlich Ungluͤck uͤberkam, Da ich im Fallen Schaden nahm, Und mir von meinem Arm ſo gar, Wie ſtarck er gleich, der obre Knochen Dennoch entzwey gebrochen: So hab’ ich doch, o Schoͤpffer! Deine Huld, Auch ſelbſt in dieſem Stand’, empfunden. Du ſchenckteſt mir Bequemlichkeit, Gelaſſenheit, Geduld, Du linderteſt, ſowol wenn ich verbunden, Als ſonſt, der Schmertzen Hefftigkeit: So, daß ich, weil der Bruch gantz rein; Faſt keine Pein,
Wenn
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[687/0717]
So Du, o HERR! auf uns gelencket,
Sind, ich erkenn’ es wol, mir bloß durch Dich geſchencket:
Denn jeder kleiner Augenblick
Jſt ja von unſrer Zeit ein weſentliches Stuͤck,
Worinn uns GOTT nicht nur das Leben,
Auch alles das zugleich, was Er auf dieſer Welt,
An Gut, Bequemlichkeit, Geſundheit uns gegeben,
Recht wunderbar erhalten, noch erhaͤlt.
Nicht nur ein Jahr, ein Tag und eine Stunde,
Ein’ jede fluͤchtige Secunde
Verdienet ja demnach, daß man in Ehrfurcht dencket:
Du haſt uns, Groſſer GOTT, derſelbigen ſo viel,
Und uns in jeglicher ſo mancherley geſchencket.
Wie haſt Du Groſſes ALL’ auch mich
Jm abgewichnen Jahr abſonderlich
So mancher Bitte doch gewaͤhret,
Und ſo viel Gutes mir beſcheret.
Denn ob mir gleich im vor’gen Jahr
Ein ploͤtzlich Ungluͤck uͤberkam,
Da ich im Fallen Schaden nahm,
Und mir von meinem Arm ſo gar,
Wie ſtarck er gleich, der obre Knochen
Dennoch entzwey gebrochen:
So hab’ ich doch, o Schoͤpffer! Deine Huld,
Auch ſelbſt in dieſem Stand’, empfunden.
Du ſchenckteſt mir Bequemlichkeit,
Gelaſſenheit, Geduld,
Du linderteſt, ſowol wenn ich verbunden,
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/717>, abgerufen am 16.02.2025.
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