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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

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Der Frosch.
Jndem sie nnvermerckt ihm selbst sich eingedrückt,
Ob sie es gleich alhier nicht einst gemerckt, geschmückt.

Jch ward hierauf in kurtzer Zeit gewahr,
Daß alles schmutzige, vom Wasser aufgelöst,
Sich von mir sonderte, wodurch mein Wesen klar
Und hell, wie alles, ward, ja auch so leicht zugleich,
Daß ich mich aus der Fluth, worin viel tausend trieben,
Die in beständiger Gefahr
Noch wieder zu versincken, blieben,
Behend erheben kunnt. Jch trat ins Seelen-Reich,
Durchdrungen und durchstrahlt von einem süssen Glantz,
Mein Wesen, gantz verklährt, verherrlichte sich gantz.
Unglaublich angenehm war alles, was ich sah,
Ein ieder Vorwurff gläntzt. Es glimmt in buntem Schein
Feld, Wiesen, Acker-Feld, Gras, Kräuter, Holtz und Stein,
(Denn alles, was auf Erden, war auch da)

Ja was noch mehr, viel tausend Creaturen,
Die uns hier unbekannt, wovon wir keine Spuren
Hier auf der Welt gesehn, ward ich daselbst gewahr,
Die unansdrücklich schön, und welche nicht zu zehlen,
Die aber, weil dazu die Nahmen fehlen,
Und keine Wörter ausgefunden,
Nicht zu beschreiben sind.
Das Grün war wie das Grün an einem Pfanen-Schwantz,
Vermischt mit Klarheit, Licht und Glantz.
Die Bluhmen funckeln hier und glühn,
Die blauen wie Sapphir, die rothen wie Rubin,
Und was nur sichtbar, ist durchsichtig, hell und klar.
Das Licht, das alles hier erfüllet, ist so licht,
Daß es durch jeden Vorwurff bricht,
Da

Der Froſch.
Jndem ſie nnvermerckt ihm ſelbſt ſich eingedruͤckt,
Ob ſie es gleich alhier nicht einſt gemerckt, geſchmuͤckt.

Jch ward hierauf in kurtzer Zeit gewahr,
Daß alles ſchmutzige, vom Waſſer aufgeloͤſt,
Sich von mir ſonderte, wodurch mein Weſen klar
Und hell, wie alles, ward, ja auch ſo leicht zugleich,
Daß ich mich aus der Fluth, worin viel tauſend trieben,
Die in beſtaͤndiger Gefahr
Noch wieder zu verſincken, blieben,
Behend erheben kunnt. Jch trat ins Seelen-Reich,
Durchdrungen und durchſtrahlt von einem ſuͤſſen Glantz,
Mein Weſen, gantz verklaͤhrt, verherrlichte ſich gantz.
Unglaublich angenehm war alles, was ich ſah,
Ein ieder Vorwurff glaͤntzt. Es glimmt in buntem Schein
Feld, Wieſen, Acker-Feld, Gras, Kraͤuter, Holtz und Stein,
(Denn alles, was auf Erden, war auch da)

Ja was noch mehr, viel tauſend Creaturen,
Die uns hier unbekannt, wovon wir keine Spuren
Hier auf der Welt geſehn, ward ich daſelbſt gewahr,
Die unansdruͤcklich ſchoͤn, und welche nicht zu zehlen,
Die aber, weil dazu die Nahmen fehlen,
Und keine Woͤrter ausgefunden,
Nicht zu beſchreiben ſind.
Das Gruͤn war wie das Gruͤn an einem Pfanen-Schwantz,
Vermiſcht mit Klarheit, Licht und Glantz.
Die Bluhmen funckeln hier und gluͤhn,
Die blauen wie Sapphir, die rothen wie Rubin,
Und was nur ſichtbar, iſt durchſichtig, hell und klar.
Das Licht, das alles hier erfuͤllet, iſt ſo licht,
Daß es durch jeden Vorwurff bricht,
Da
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[92/0124] Der Froſch. Jndem ſie nnvermerckt ihm ſelbſt ſich eingedruͤckt, Ob ſie es gleich alhier nicht einſt gemerckt, geſchmuͤckt. Jch ward hierauf in kurtzer Zeit gewahr, Daß alles ſchmutzige, vom Waſſer aufgeloͤſt, Sich von mir ſonderte, wodurch mein Weſen klar Und hell, wie alles, ward, ja auch ſo leicht zugleich, Daß ich mich aus der Fluth, worin viel tauſend trieben, Die in beſtaͤndiger Gefahr Noch wieder zu verſincken, blieben, Behend erheben kunnt. Jch trat ins Seelen-Reich, Durchdrungen und durchſtrahlt von einem ſuͤſſen Glantz, Mein Weſen, gantz verklaͤhrt, verherrlichte ſich gantz. Unglaublich angenehm war alles, was ich ſah, Ein ieder Vorwurff glaͤntzt. Es glimmt in buntem Schein Feld, Wieſen, Acker-Feld, Gras, Kraͤuter, Holtz und Stein, (Denn alles, was auf Erden, war auch da) Ja was noch mehr, viel tauſend Creaturen, Die uns hier unbekannt, wovon wir keine Spuren Hier auf der Welt geſehn, ward ich daſelbſt gewahr, Die unansdruͤcklich ſchoͤn, und welche nicht zu zehlen, Die aber, weil dazu die Nahmen fehlen, Und keine Woͤrter ausgefunden, Nicht zu beſchreiben ſind. Das Gruͤn war wie das Gruͤn an einem Pfanen-Schwantz, Vermiſcht mit Klarheit, Licht und Glantz. Die Bluhmen funckeln hier und gluͤhn, Die blauen wie Sapphir, die rothen wie Rubin, Und was nur ſichtbar, iſt durchſichtig, hell und klar. Das Licht, das alles hier erfuͤllet, iſt ſo licht, Daß es durch jeden Vorwurff bricht, Da

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/124>, abgerufen am 29.11.2024.