Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Betrachtung Drauf nähert' er sich ihm, doch in geheim, und schlichGemach zu ihm hinan. Doch, da ein dürrer Ast, zertreten, brach und kracht, Fuhr jener, durchs Geräusch erschreckt, so starck in sich, Daß, von der regen Hand, die von der Stelle flog, Ein schneller langer Strich Sich über sein Papier, das er beschrieben, zog. Sie lachten hertzlich alle beide, Bezeugten Wechsels-weis' einander ihre Freude, Und, wie sie mit der Milch den Durst, den beide fühlten, Nachdem sie sie vorhin in einer Quelle kühlten, Nicht ohne Lust gestillt, sich beide niedersetzten, Und an der bunten Pracht Der Landschaft sich ergetzten; Ließ das, womit sein Kiel beschäfftiget gewesen, Beraldo seinen Freund, auf sein Verlangen, lesen. Des rauhen Hartzes rauhe Pracht Hatt' er, durch seine Pflicht getrieben, Zu Ehren dem, der ihn zum Schatz-Behalter macht, Fast mehr geschildert, als beschrieben. Absonderlich hatt' er des glatten Marmors prangen, Den Blauckenburgs Gebirg' uns hier, Jn einer tausendfach gefärbten Zier, Zu einem Wunder bringt, zu bilden angefangen. Es wiederholete der Wiederhall, Mit einem sanften Schall, Aus mancher Klufft, von mehr als einem Orte, Als er, wie folget, las', fast alle Worte: Welch
Betrachtung Drauf naͤhert’ er ſich ihm, doch in geheim, und ſchlichGemach zu ihm hinan. Doch, da ein duͤrrer Aſt, zertreten, brach und kracht, Fuhr jener, durchs Geraͤuſch erſchreckt, ſo ſtarck in ſich, Daß, von der regen Hand, die von der Stelle flog, Ein ſchneller langer Strich Sich uͤber ſein Papier, das er beſchrieben, zog. Sie lachten hertzlich alle beide, Bezeugten Wechſels-weiſ’ einander ihre Freude, Und, wie ſie mit der Milch den Durſt, den beide fuͤhlten, Nachdem ſie ſie vorhin in einer Quelle kuͤhlten, Nicht ohne Luſt geſtillt, ſich beide niederſetzten, Und an der bunten Pracht Der Landſchaft ſich ergetzten; Ließ das, womit ſein Kiel beſchaͤfftiget geweſen, Beraldo ſeinen Freund, auf ſein Verlangen, leſen. Des rauhen Hartzes rauhe Pracht Hatt’ er, durch ſeine Pflicht getrieben, Zu Ehren dem, der ihn zum Schatz-Behalter macht, Faſt mehr geſchildert, als beſchrieben. Abſonderlich hatt’ er des glatten Marmors prangen, Den Blauckenburgs Gebirg’ uns hier, Jn einer tauſendfach gefaͤrbten Zier, Zu einem Wunder bringt, zu bilden angefangen. Es wiederholete der Wiederhall, Mit einem ſanften Schall, Aus mancher Klufft, von mehr als einem Orte, Als er, wie folget, laſ’, faſt alle Worte: Welch
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Betrachtung
Drauf naͤhert’ er ſich ihm, doch in geheim, und ſchlich
Gemach zu ihm hinan.
Doch, da ein duͤrrer Aſt, zertreten, brach und kracht,
Fuhr jener, durchs Geraͤuſch erſchreckt, ſo ſtarck in ſich,
Daß, von der regen Hand, die von der Stelle flog,
Ein ſchneller langer Strich
Sich uͤber ſein Papier, das er beſchrieben, zog.
Sie lachten hertzlich alle beide,
Bezeugten Wechſels-weiſ’ einander ihre Freude,
Und, wie ſie mit der Milch den Durſt, den beide fuͤhlten,
Nachdem ſie ſie vorhin in einer Quelle kuͤhlten,
Nicht ohne Luſt geſtillt, ſich beide niederſetzten,
Und an der bunten Pracht
Der Landſchaft ſich ergetzten;
Ließ das, womit ſein Kiel beſchaͤfftiget geweſen,
Beraldo ſeinen Freund, auf ſein Verlangen, leſen.
Des rauhen Hartzes rauhe Pracht
Hatt’ er, durch ſeine Pflicht getrieben,
Zu Ehren dem, der ihn zum Schatz-Behalter macht,
Faſt mehr geſchildert, als beſchrieben.
Abſonderlich hatt’ er des glatten Marmors prangen,
Den Blauckenburgs Gebirg’ uns hier,
Jn einer tauſendfach gefaͤrbten Zier,
Zu einem Wunder bringt, zu bilden angefangen.
Es wiederholete der Wiederhall,
Mit einem ſanften Schall,
Aus mancher Klufft, von mehr als einem Orte,
Als er, wie folget, laſ’, faſt alle Worte:
Welch
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