Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.des Blanckenburgischen Marmors. Sammt Silber, Gold, der Menschen Lust,Jn ihrer finstern Brust. Das Wasser, das von ihren Gipfeln fällt, Beströmt und tränckt die dürre Welt. Ja, selbst die Rauhigkeit, die wir an vielen sehn, Kann andrer Lieblichkeit und Anmuth noch erhöhn Durch ihren Gegen-Satz. Wie manchen Hügel schmücket Des Grases grüner Sammt, der schönsten Kräuter Pracht! Wie manche grün' und holde Nacht Wird hier, im dichten Busch', erblicket! Wann dort, bald an der Berge Gipfel, Bald an der hohen Bäume Wipfel, Ein schnelles Licht, ein heller Strahl Mit frohem Schimmer fällt; wird im bebüschten Thal, Auch selber in den Mittags-Stunden, Ein' angenehme Kühl- und sanfte Dämmerung, Offt in der Nachbarschaft desselben Strahls, gefunden. Es ändern, wechseln, trennen, gatten, Vermischen, färben, bilden sich Viel tausend Lichter, tausend Schatten, So lieblich als verwunderlich. Es zeigen hier der Berge rauhe Rücken, Auf welchen offt, stat Kräuter, Gras und Klee, Ein graues Eis, bejahrter Schnee, Die schroff-und rauhen Häupter drücken, Den Winter: wann, zu gleicher Zeit, Mit grün beblühmter Lieblichkeit Viel Hügel, wie im Herbst, dort andre, wie im Lentzen, Und hier verschiedne, recht als wie im Sommer, gläntzen. So, P
des Blanckenburgiſchen Marmors. Sammt Silber, Gold, der Menſchen Luſt,Jn ihrer finſtern Bruſt. Das Waſſer, das von ihren Gipfeln faͤllt, Beſtroͤmt und traͤnckt die duͤrre Welt. Ja, ſelbſt die Rauhigkeit, die wir an vielen ſehn, Kann andrer Lieblichkeit und Anmuth noch erhoͤhn Durch ihren Gegen-Satz. Wie manchen Huͤgel ſchmuͤcket Des Graſes gruͤner Sammt, der ſchoͤnſten Kraͤuter Pracht! Wie manche gruͤn’ und holde Nacht Wird hier, im dichten Buſch’, erblicket! Wann dort, bald an der Berge Gipfel, Bald an der hohen Baͤume Wipfel, Ein ſchnelles Licht, ein heller Strahl Mit frohem Schimmer faͤllt; wird im bebuͤſchten Thal, Auch ſelber in den Mittags-Stunden, Ein’ angenehme Kuͤhl- und ſanfte Daͤmmerung, Offt in der Nachbarſchaft deſſelben Strahls, gefunden. Es aͤndern, wechſeln, trennen, gatten, Vermiſchen, faͤrben, bilden ſich Viel tauſend Lichter, tauſend Schatten, So lieblich als verwunderlich. Es zeigen hier der Berge rauhe Ruͤcken, Auf welchen offt, ſtat Kraͤuter, Gras und Klee, Ein graues Eis, bejahrter Schnee, Die ſchroff-und rauhen Haͤupter druͤcken, Den Winter: wann, zu gleicher Zeit, Mit gruͤn bebluͤhmter Lieblichkeit Viel Huͤgel, wie im Herbſt, dort andre, wie im Lentzen, Und hier verſchiedne, recht als wie im Sommer, glaͤntzen. So, P
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des Blanckenburgiſchen Marmors.
Sammt Silber, Gold, der Menſchen Luſt,
Jn ihrer finſtern Bruſt.
Das Waſſer, das von ihren Gipfeln faͤllt,
Beſtroͤmt und traͤnckt die duͤrre Welt.
Ja, ſelbſt die Rauhigkeit, die wir an vielen ſehn,
Kann andrer Lieblichkeit und Anmuth noch erhoͤhn
Durch ihren Gegen-Satz. Wie manchen Huͤgel ſchmuͤcket
Des Graſes gruͤner Sammt, der ſchoͤnſten Kraͤuter Pracht!
Wie manche gruͤn’ und holde Nacht
Wird hier, im dichten Buſch’, erblicket!
Wann dort, bald an der Berge Gipfel,
Bald an der hohen Baͤume Wipfel,
Ein ſchnelles Licht, ein heller Strahl
Mit frohem Schimmer faͤllt; wird im bebuͤſchten Thal,
Auch ſelber in den Mittags-Stunden,
Ein’ angenehme Kuͤhl- und ſanfte Daͤmmerung,
Offt in der Nachbarſchaft deſſelben Strahls, gefunden.
Es aͤndern, wechſeln, trennen, gatten,
Vermiſchen, faͤrben, bilden ſich
Viel tauſend Lichter, tauſend Schatten,
So lieblich als verwunderlich.
Es zeigen hier der Berge rauhe Ruͤcken,
Auf welchen offt, ſtat Kraͤuter, Gras und Klee,
Ein graues Eis, bejahrter Schnee,
Die ſchroff-und rauhen Haͤupter druͤcken,
Den Winter: wann, zu gleicher Zeit,
Mit gruͤn bebluͤhmter Lieblichkeit
Viel Huͤgel, wie im Herbſt, dort andre, wie im Lentzen,
Und hier verſchiedne, recht als wie im Sommer, glaͤntzen.
So,
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