Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

Einige aus dem Englischen
Annoch in seiner Art zu bleiben,
Sich zu erhalten, fähig ist?
Dafür hat GOTT gesorgt: indem Er, sie zu nehren,
Mit solcher Fruchtbarkeit dieselbigen versehn,
Daß wenn sie sich auch noch so starck verzehren,
Sie doch nicht können untergehn:
Jndem dasjenige, was sie zerstöret,
Bey weitem nicht so starck, als das, so sie vermehret.

Nur ist mir Angst, wie doch die Kleinen
Den grossen sich entziehn;
Auf welche Weise sie denselbigen entfliehn,
Die sie, als ihren Raub, nur zu betrachten scheinen,
Und die sie stets verfolgen: aber höret:
Dieß schwache Volck ist hurtiger im Lauff',
Auch hält es sich da, wo das Wasser seicht,
Und wo die grossen es nicht leicht
Verfolgen können, auf.
Es scheint, ob habe GOTT sie, daß sie für Gefahren
Sich selber fähig zu bewahren,
Mit einer Vorsicht ausgerüst,
Die mit der Schwäch' und Noth von gleichem Nachdruck ist.
Auf welche Weise geht es an,
Daß in des Meeres Fluht,
Worin ein Saltz von solcher Schärffe ruht,
Daß keiner es im Munde dulden kann;
Die Fische so gesund und munter leben können?
Und wie behält ein Fisch,
Recht mitten in dem Saltz, sein Fleisch so süß und frisch?
Wo-

Einige aus dem Engliſchen
Annoch in ſeiner Art zu bleiben,
Sich zu erhalten, faͤhig iſt?
Dafuͤr hat GOTT geſorgt: indem Er, ſie zu nehren,
Mit ſolcher Fruchtbarkeit dieſelbigen verſehn,
Daß wenn ſie ſich auch noch ſo ſtarck verzehren,
Sie doch nicht koͤnnen untergehn:
Jndem dasjenige, was ſie zerſtoͤret,
Bey weitem nicht ſo ſtarck, als das, ſo ſie vermehret.

Nur iſt mir Angſt, wie doch die Kleinen
Den groſſen ſich entziehn;
Auf welche Weiſe ſie denſelbigen entfliehn,
Die ſie, als ihren Raub, nur zu betrachten ſcheinen,
Und die ſie ſtets verfolgen: aber hoͤret:
Dieß ſchwache Volck iſt hurtiger im Lauff’,
Auch haͤlt es ſich da, wo das Waſſer ſeicht,
Und wo die groſſen es nicht leicht
Verfolgen koͤnnen, auf.
Es ſcheint, ob habe GOTT ſie, daß ſie fuͤr Gefahren
Sich ſelber faͤhig zu bewahren,
Mit einer Vorſicht ausgeruͤſt,
Die mit der Schwaͤch’ und Noth von gleichem Nachdruck iſt.
Auf welche Weiſe geht es an,
Daß in des Meeres Fluht,
Worin ein Saltz von ſolcher Schaͤrffe ruht,
Daß keiner es im Munde dulden kann;
Die Fiſche ſo geſund und munter leben koͤnnen?
Und wie behaͤlt ein Fiſch,
Recht mitten in dem Saltz, ſein Fleiſch ſo ſuͤß und friſch?
Wo-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0314" n="282"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Einige aus dem Engli&#x017F;chen</hi> </fw><lb/>
              <l>Annoch in &#x017F;einer Art zu bleiben,</l><lb/>
              <l>Sich zu erhalten, fa&#x0364;hig i&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Dafu&#x0364;r hat GOTT ge&#x017F;orgt: indem Er, &#x017F;ie zu nehren,</l><lb/>
              <l>Mit &#x017F;olcher Fruchtbarkeit die&#x017F;elbigen ver&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Daß wenn &#x017F;ie &#x017F;ich auch noch &#x017F;o &#x017F;tarck verzehren,</l><lb/>
              <l>Sie doch nicht ko&#x0364;nnen untergehn:</l><lb/>
              <l>Jndem dasjenige, was &#x017F;ie zer&#x017F;to&#x0364;ret,</l><lb/>
              <l>Bey weitem nicht &#x017F;o &#x017F;tarck, als das, &#x017F;o &#x017F;ie vermehret.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Nur i&#x017F;t mir Ang&#x017F;t, wie doch die Kleinen</l><lb/>
              <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich entziehn;</l><lb/>
              <l>Auf welche Wei&#x017F;e &#x017F;ie den&#x017F;elbigen entfliehn,</l><lb/>
              <l>Die &#x017F;ie, als ihren Raub, nur zu betrachten &#x017F;cheinen,</l><lb/>
              <l>Und die &#x017F;ie &#x017F;tets verfolgen: aber ho&#x0364;ret:</l><lb/>
              <l>Dieß &#x017F;chwache Volck i&#x017F;t hurtiger im Lauff&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Auch ha&#x0364;lt es &#x017F;ich da, wo das Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eicht,</l><lb/>
              <l>Und wo die gro&#x017F;&#x017F;en es nicht leicht</l><lb/>
              <l>Verfolgen ko&#x0364;nnen, auf.</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;cheint, ob habe GOTT &#x017F;ie, daß &#x017F;ie fu&#x0364;r Gefahren</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;elber fa&#x0364;hig zu bewahren,</l><lb/>
              <l>Mit einer Vor&#x017F;icht ausgeru&#x0364;&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Die mit der Schwa&#x0364;ch&#x2019; und Noth von gleichem Nachdruck i&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Auf welche Wei&#x017F;e geht es an,</l><lb/>
              <l>Daß in des Meeres Fluht,</l><lb/>
              <l>Worin ein Saltz von &#x017F;olcher Scha&#x0364;rffe ruht,</l><lb/>
              <l>Daß keiner es im Munde dulden kann;</l><lb/>
              <l>Die Fi&#x017F;che &#x017F;o ge&#x017F;und und munter leben ko&#x0364;nnen?</l><lb/>
              <l>Und wie beha&#x0364;lt ein Fi&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Recht mitten in dem Saltz, &#x017F;ein Flei&#x017F;ch &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß und fri&#x017F;ch?</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wo-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0314] Einige aus dem Engliſchen Annoch in ſeiner Art zu bleiben, Sich zu erhalten, faͤhig iſt? Dafuͤr hat GOTT geſorgt: indem Er, ſie zu nehren, Mit ſolcher Fruchtbarkeit dieſelbigen verſehn, Daß wenn ſie ſich auch noch ſo ſtarck verzehren, Sie doch nicht koͤnnen untergehn: Jndem dasjenige, was ſie zerſtoͤret, Bey weitem nicht ſo ſtarck, als das, ſo ſie vermehret. Nur iſt mir Angſt, wie doch die Kleinen Den groſſen ſich entziehn; Auf welche Weiſe ſie denſelbigen entfliehn, Die ſie, als ihren Raub, nur zu betrachten ſcheinen, Und die ſie ſtets verfolgen: aber hoͤret: Dieß ſchwache Volck iſt hurtiger im Lauff’, Auch haͤlt es ſich da, wo das Waſſer ſeicht, Und wo die groſſen es nicht leicht Verfolgen koͤnnen, auf. Es ſcheint, ob habe GOTT ſie, daß ſie fuͤr Gefahren Sich ſelber faͤhig zu bewahren, Mit einer Vorſicht ausgeruͤſt, Die mit der Schwaͤch’ und Noth von gleichem Nachdruck iſt. Auf welche Weiſe geht es an, Daß in des Meeres Fluht, Worin ein Saltz von ſolcher Schaͤrffe ruht, Daß keiner es im Munde dulden kann; Die Fiſche ſo geſund und munter leben koͤnnen? Und wie behaͤlt ein Fiſch, Recht mitten in dem Saltz, ſein Fleiſch ſo ſuͤß und friſch? Wo-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/314
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/314>, abgerufen am 22.11.2024.