Gemahlet und gefärbt. Es ward dadurch zugleich So schön der Farben Schmuck gebrochen und gemildert, Daß Denner selbst so schön, so hell, nicht schildert, Noch seine Farben mischt. Ein Licht-Glantz, welcher strahl Durch Laubwerck, so auf Tafft gemahlt, Sieht angenehm, sieht nied-und lieblich aus: Allein, wie groß ist doch der Unterscheid Von der Copie zum Urbild! irdisch nur Sind Farben, so die Kunst gebrauchet; die Natur Zeigt hier in einem Safft, der wol geläutert, rein, Des Lichtes selbst gefärbten Schein.
Wie herrlich flammt in einer rothen Glut Manch, selbst das reinste Schnecken-Blut Besiegend, und an Glantz weit übertreffend Blat! Das viele bunte Nachbarn hat, Die auch, nicht minder schön, Jn gleichsam güldnen Flammen stehn. Durch diese bunte Glut, und Feuer-reiche Pracht Ward alsobald in meinem Hertzen Ein Freuden-Feuer angefacht.
Es brennen reiner Andacht Kertzen Zu dessen Ruhm, der Laub und Licht, Und, über alles, mein Gesicht So wunderbar formirt, und mir gegeben. Ach mögt' ich doch, zu Seiner Ehr, Jn seiner Creaturen Heer, Sein unausdrücklich Lob ie mehr und mehr, Jn der Betrachtungs-Lust, zu mehren, mich bestreben!
Zum
Noch andere Herbſt-Gedancken.
Gemahlet und gefaͤrbt. Es ward dadurch zugleich So ſchoͤn der Farben Schmuck gebrochen und gemildert, Daß Denner ſelbſt ſo ſchoͤn, ſo hell, nicht ſchildert, Noch ſeine Farben miſcht. Ein Licht-Glantz, welcher ſtrahl Durch Laubwerck, ſo auf Tafft gemahlt, Sieht angenehm, ſieht nied-und lieblich aus: Allein, wie groß iſt doch der Unterſcheid Von der Copie zum Urbild! irdiſch nur Sind Farben, ſo die Kunſt gebrauchet; die Natur Zeigt hier in einem Safft, der wol gelaͤutert, rein, Des Lichtes ſelbſt gefaͤrbten Schein.
Wie herrlich flammt in einer rothen Glut Manch, ſelbſt das reinſte Schnecken-Blut Beſiegend, und an Glantz weit uͤbertreffend Blat! Das viele bunte Nachbarn hat, Die auch, nicht minder ſchoͤn, Jn gleichſam guͤldnen Flammen ſtehn. Durch dieſe bunte Glut, und Feuer-reiche Pracht Ward alſobald in meinem Hertzen Ein Freuden-Feuer angefacht.
Es brennen reiner Andacht Kertzen Zu deſſen Ruhm, der Laub und Licht, Und, uͤber alles, mein Geſicht So wunderbar formirt, und mir gegeben. Ach moͤgt’ ich doch, zu Seiner Ehr, Jn ſeiner Creaturen Heer, Sein unausdruͤcklich Lob ie mehr und mehr, Jn der Betrachtungs-Luſt, zu mehren, mich beſtreben!
Zum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0392"n="360"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Noch andere Herbſt-Gedancken.</hi></fw></l><lb/><l>Gemahlet und gefaͤrbt. Es ward dadurch zugleich</l><lb/><l>So ſchoͤn der Farben Schmuck gebrochen und gemildert,</l><lb/><l>Daß <hirendition="#fr">Denner</hi>ſelbſt ſo ſchoͤn, ſo hell, nicht ſchildert,</l><lb/><l>Noch ſeine Farben miſcht. Ein Licht-Glantz, welcher ſtrahl</l><lb/><l>Durch Laubwerck, ſo auf Tafft gemahlt,</l><lb/><l>Sieht angenehm, ſieht nied-und lieblich aus:</l><lb/><l>Allein, wie groß iſt doch der Unterſcheid</l><lb/><l>Von der Copie zum Urbild! irdiſch nur</l><lb/><l>Sind Farben, ſo die Kunſt gebrauchet; die Natur</l><lb/><l>Zeigt hier in einem Safft, der wol gelaͤutert, rein,</l><lb/><l>Des Lichtes ſelbſt gefaͤrbten Schein.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Wie herrlich flammt in einer rothen Glut</l><lb/><l>Manch, ſelbſt das reinſte Schnecken-Blut</l><lb/><l>Beſiegend, und an Glantz weit uͤbertreffend Blat!</l><lb/><l>Das viele bunte Nachbarn hat,</l><lb/><l>Die auch, nicht minder ſchoͤn,</l><lb/><l>Jn gleichſam guͤldnen Flammen ſtehn.</l><lb/><l>Durch dieſe bunte Glut, und Feuer-reiche Pracht</l><lb/><l>Ward alſobald in meinem Hertzen</l><lb/><l>Ein Freuden-Feuer angefacht.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Es brennen reiner Andacht Kertzen</l><lb/><l>Zu deſſen Ruhm, der Laub und Licht,</l><lb/><l>Und, uͤber alles, mein Geſicht</l><lb/><l>So wunderbar formirt, und mir gegeben.</l><lb/><l>Ach moͤgt’ ich doch, zu Seiner Ehr,</l><lb/><l>Jn ſeiner Creaturen Heer,</l><lb/><l>Sein unausdruͤcklich Lob ie mehr und mehr,</l><lb/><l>Jn der Betrachtungs-Luſt, zu mehren, mich beſtreben!</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Zum</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[360/0392]
Noch andere Herbſt-Gedancken.
Gemahlet und gefaͤrbt. Es ward dadurch zugleich
So ſchoͤn der Farben Schmuck gebrochen und gemildert,
Daß Denner ſelbſt ſo ſchoͤn, ſo hell, nicht ſchildert,
Noch ſeine Farben miſcht. Ein Licht-Glantz, welcher ſtrahl
Durch Laubwerck, ſo auf Tafft gemahlt,
Sieht angenehm, ſieht nied-und lieblich aus:
Allein, wie groß iſt doch der Unterſcheid
Von der Copie zum Urbild! irdiſch nur
Sind Farben, ſo die Kunſt gebrauchet; die Natur
Zeigt hier in einem Safft, der wol gelaͤutert, rein,
Des Lichtes ſelbſt gefaͤrbten Schein.
Wie herrlich flammt in einer rothen Glut
Manch, ſelbſt das reinſte Schnecken-Blut
Beſiegend, und an Glantz weit uͤbertreffend Blat!
Das viele bunte Nachbarn hat,
Die auch, nicht minder ſchoͤn,
Jn gleichſam guͤldnen Flammen ſtehn.
Durch dieſe bunte Glut, und Feuer-reiche Pracht
Ward alſobald in meinem Hertzen
Ein Freuden-Feuer angefacht.
Es brennen reiner Andacht Kertzen
Zu deſſen Ruhm, der Laub und Licht,
Und, uͤber alles, mein Geſicht
So wunderbar formirt, und mir gegeben.
Ach moͤgt’ ich doch, zu Seiner Ehr,
Jn ſeiner Creaturen Heer,
Sein unausdruͤcklich Lob ie mehr und mehr,
Jn der Betrachtungs-Luſt, zu mehren, mich beſtreben!
Zum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/392>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.