"Und glaube, bis zum Ziel von meines Lebens Lauff, "Daß der Dich ehrt und liebt, sey Ludwig, Printz von Hessen. Ja! ja! Du ehrest mich weit mehr, als ich verdiene, Gelehrt- und tapfrer Fürst, doch, wo ichs recht versteh, So ehrst Du GOTT in mir. Weil ich Sein' Allmacht seh, Und Seine Majestät zu preisen mich erkühne; So wirst Du, durch den Zweck und Vorwurff, so gerührt, Daß Dich Dein grosses Hertz, auch das zu achten, führt, Was, GOtt zum Ruhm, auch nur ein schlechtes Werckzeug ist.
Hiemit nun kehr ich mich zum Endzweck meiner Lieder, Voll Lust und Danck-Begier, zum HErrn der Herren wieder.
Wie reichlich hast Du, GOtt, uns dieses Jahr gesegnet Mit Früchten, Korn und Gras! es hat zu rechter Zeit Die Sonn' auf uns gestrahlt, zu rechter Zeit geregnet. Daher entstand aufs neu so fette Fruchtbarkeit, Daß das Getraid' auch heur, als in dem vorgen Jahr, Nicht weniger unglaublich wolfeil war. Laß, grosser Geber, uns die Wolthat doch erkennen, So kannst und wirst Du uns dergleichen ferner gönnen. Erhalt' uns insgesammt befreyet von Gefahr, (Wo es uns nützlich ist) o HERR, noch manches Jahr! Damit für Deine Gnad' und reichen Vater-Segen Jn dir gefälligem empfindlichen Genuß, Von Danck-Begier entflammt, bey manches Jahres-Schluß, Wir Deine Weisheit, Lieb' und Allmacht preisen mögen!
Zu-
bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
„Und glaube, bis zum Ziel von meines Lebens Lauff, „Daß der Dich ehrt und liebt, ſey Ludwig, Printz von Heſſen. Ja! ja! Du ehreſt mich weit mehr, als ich verdiene, Gelehrt- und tapfrer Fuͤrſt, doch, wo ichs recht verſteh, So ehrſt Du GOTT in mir. Weil ich Sein’ Allmacht ſeh, Und Seine Majeſtaͤt zu preiſen mich erkuͤhne; So wirſt Du, durch den Zweck und Vorwurff, ſo geruͤhrt, Daß Dich Dein groſſes Hertz, auch das zu achten, fuͤhrt, Was, GOtt zum Ruhm, auch nur ein ſchlechtes Werckzeug iſt.
Hiemit nun kehr ich mich zum Endzweck meiner Lieder, Voll Luſt und Danck-Begier, zum HErrn der Herren wieder.
Wie reichlich haſt Du, GOtt, uns dieſes Jahr geſegnet Mit Fruͤchten, Korn und Gras! es hat zu rechter Zeit Die Sonn’ auf uns geſtrahlt, zu rechter Zeit geregnet. Daher entſtand aufs neu ſo fette Fruchtbarkeit, Daß das Getraid’ auch heur, als in dem vorgen Jahr, Nicht weniger unglaublich wolfeil war. Laß, groſſer Geber, uns die Wolthat doch erkennen, So kannſt und wirſt Du uns dergleichen ferner goͤnnen. Erhalt’ uns insgeſammt befreyet von Gefahr, (Wo es uns nuͤtzlich iſt) o HERR, noch manches Jahr! Damit fuͤr Deine Gnad’ und reichen Vater-Segen Jn dir gefaͤlligem empfindlichen Genuß, Von Danck-Begier entflammt, bey manches Jahres-Schluß, Wir Deine Weisheit, Lieb’ und Allmacht preiſen moͤgen!
Zu-
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bey dem 1731. Jahrs-Wechſel betrachtet.
„Und glaube, bis zum Ziel von meines Lebens Lauff,
„Daß der Dich ehrt und liebt, ſey Ludwig, Printz
von Heſſen.
Ja! ja! Du ehreſt mich weit mehr, als ich verdiene,
Gelehrt- und tapfrer Fuͤrſt, doch, wo ichs recht verſteh,
So ehrſt Du GOTT in mir. Weil ich Sein’ Allmacht ſeh,
Und Seine Majeſtaͤt zu preiſen mich erkuͤhne;
So wirſt Du, durch den Zweck und Vorwurff, ſo geruͤhrt,
Daß Dich Dein groſſes Hertz, auch das zu achten, fuͤhrt,
Was, GOtt zum Ruhm, auch nur ein ſchlechtes Werckzeug iſt.
Hiemit nun kehr ich mich zum Endzweck meiner Lieder,
Voll Luſt und Danck-Begier, zum HErrn der Herren wieder.
Wie reichlich haſt Du, GOtt, uns dieſes Jahr geſegnet
Mit Fruͤchten, Korn und Gras! es hat zu rechter Zeit
Die Sonn’ auf uns geſtrahlt, zu rechter Zeit geregnet.
Daher entſtand aufs neu ſo fette Fruchtbarkeit,
Daß das Getraid’ auch heur, als in dem vorgen Jahr,
Nicht weniger unglaublich wolfeil war.
Laß, groſſer Geber, uns die Wolthat doch erkennen,
So kannſt und wirſt Du uns dergleichen ferner goͤnnen.
Erhalt’ uns insgeſammt befreyet von Gefahr,
(Wo es uns nuͤtzlich iſt) o HERR, noch manches Jahr!
Damit fuͤr Deine Gnad’ und reichen Vater-Segen
Jn dir gefaͤlligem empfindlichen Genuß,
Von Danck-Begier entflammt, bey manches Jahres-Schluß,
Wir Deine Weisheit, Lieb’ und Allmacht preiſen moͤgen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen04_1735/555>, abgerufen am 16.02.2025.
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