Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Hirten-Gedicht. Jch schrieb: Seit dem, durch Lust zur Ruh, dazu bewo- gen, Jch mich dem städtischen Geräusch entzogen, Seit dem ich hier, Jn diesem holden Lust-Revier, Die Schätze der Natur beachte, Und den, der sie gemacht, die Urquell aller Welt, Der sie so wunderbar erschaffen und erhält, Jn ihrer Zier und Nutzbarkeit betrachte; Hab ich mich oft am Feld-und Acker-Bau, Recht inniglich vergnüget und ergetzt. So gar das Pflügen selbst, wie mühsam es auch scheint, Hegt mehr Vergnügen, als man meint. Der Furchen ordentliche Menge Verschönern ihre kleine Schatten, Als die sich mit dem Licht in reinen Gräntzen gatten. Derselben zierliche gerade Länge, Wenn meine Knechte sie gezogen hatten, Hat ofters mich so sehr vergnügt, Daß ich, dadurch gereitzet und bewogen, Selbst einige mit Lust und mindrer Müh gezogen, Als man kaum glauben wird. Jst nun das Land gepflügt; So hat man sich nicht weniger zu freuen, Wenn, mit gemessnem Tritt, wir gelben Saamen streuen, Und, daß er, uns zum Nutz, vermehrt mag auferstehn, Durch Egen ihn begraben sehn. Da er, von dem durch unsrer Sonne Kraft Begeisterten, durchdrungnen Erden-Saft, Recht als geschwängert, sich belebet, Und aus der Furchen duncklen Strichen in grünen Stri- chen sich erhebet, Die F 3
Hirten-Gedicht. Jch ſchrieb: Seit dem, durch Luſt zur Ruh, dazu bewo- gen, Jch mich dem ſtaͤdtiſchen Geraͤuſch entzogen, Seit dem ich hier, Jn dieſem holden Luſt-Revier, Die Schaͤtze der Natur beachte, Und den, der ſie gemacht, die Urquell aller Welt, Der ſie ſo wunderbar erſchaffen und erhaͤlt, Jn ihrer Zier und Nutzbarkeit betrachte; Hab ich mich oft am Feld-und Acker-Bau, Recht inniglich vergnuͤget und ergetzt. So gar das Pfluͤgen ſelbſt, wie muͤhſam es auch ſcheint, Hegt mehr Vergnuͤgen, als man meint. Der Furchen ordentliche Menge Verſchoͤnern ihre kleine Schatten, Als die ſich mit dem Licht in reinen Graͤntzen gatten. Derſelben zierliche gerade Laͤnge, Wenn meine Knechte ſie gezogen hatten, Hat ofters mich ſo ſehr vergnuͤgt, Daß ich, dadurch gereitzet und bewogen, Selbſt einige mit Luſt und mindrer Muͤh gezogen, Als man kaum glauben wird. Jſt nun das Land gepfluͤgt; So hat man ſich nicht weniger zu freuen, Wenn, mit gemeſſnem Tritt, wir gelben Saamen ſtreuen, Und, daß er, uns zum Nutz, vermehrt mag auferſtehn, Durch Egen ihn begraben ſehn. Da er, von dem durch unſrer Sonne Kraft Begeiſterten, durchdrungnen Erden-Saft, Recht als geſchwaͤngert, ſich belebet, Und aus der Furchen duncklen Strichen in gruͤnen Stri- chen ſich erhebet, Die F 3
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Hirten-Gedicht.
Jch ſchrieb: Seit dem, durch Luſt zur Ruh, dazu bewo-
gen,
Jch mich dem ſtaͤdtiſchen Geraͤuſch entzogen,
Seit dem ich hier,
Jn dieſem holden Luſt-Revier,
Die Schaͤtze der Natur beachte,
Und den, der ſie gemacht, die Urquell aller Welt,
Der ſie ſo wunderbar erſchaffen und erhaͤlt,
Jn ihrer Zier und Nutzbarkeit betrachte;
Hab ich mich oft am Feld-und Acker-Bau,
Recht inniglich vergnuͤget und ergetzt.
So gar das Pfluͤgen ſelbſt, wie muͤhſam es auch ſcheint,
Hegt mehr Vergnuͤgen, als man meint.
Der Furchen ordentliche Menge
Verſchoͤnern ihre kleine Schatten,
Als die ſich mit dem Licht in reinen Graͤntzen gatten.
Derſelben zierliche gerade Laͤnge,
Wenn meine Knechte ſie gezogen hatten,
Hat ofters mich ſo ſehr vergnuͤgt,
Daß ich, dadurch gereitzet und bewogen,
Selbſt einige mit Luſt und mindrer Muͤh gezogen,
Als man kaum glauben wird. Jſt nun das Land gepfluͤgt;
So hat man ſich nicht weniger zu freuen,
Wenn, mit gemeſſnem Tritt, wir gelben Saamen ſtreuen,
Und, daß er, uns zum Nutz, vermehrt mag auferſtehn,
Durch Egen ihn begraben ſehn.
Da er, von dem durch unſrer Sonne Kraft
Begeiſterten, durchdrungnen Erden-Saft,
Recht als geſchwaͤngert, ſich belebet,
Und aus der Furchen duncklen Strichen in gruͤnen Stri-
chen ſich erhebet,
Die
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