Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 5. Hamburg, 1736.Neu-Jahrs Gedichte. Neu-Jahrs Gedancken bey dem Eintritt des 1733sten Jahrs. Der Erden Kreis-Lauf, dessen Ende Uns immer mehr und mehr vom Licht der Sonnen führte, Wodurch man immer mehr Nacht, Sturm und Frost ver- spührte; Jst heute, GOtt sey Lob! vollbracht. Die frohe Wende, Wodurch wir uns zur Sonne wieder drehn, Jst allbereit geschehn. Selbständige Weisheit! Selbständige Liebe! Unendlicher ewiger Vater des Lichts! Du rieffest einst Allem, und schuffst es aus Nichts. Es drehn sich, durch deine bewegende Triebe, Die Himmlischen Kreise. Die Angel stehn Auf deinen Befehl. Es verfliegen, vergehn Die Jahre nicht anders, als flüchtige Stunden; Die Zeit scheint ein Punct-Fluß von schnellen Secunden. Ach laß mich, zu deinen unendlichen Ehren, Nebst andern, so irdisch-als himmlischen, Chören, Bey unserer Jahre vollendeten Schrancken, Dein' Allmacht erheben, durch Loben und Dancken! Auf! auf, mein Geist! laß Brunst und Andacht glimmen, Auf! auf, zu dieser Zeit, ein Danck-Lied anzustimmen Dem grossen All, das alles schafft, regiret, Und aller Himmel Heer in solcher Ordnung führet, Daß alles unverrückt besteht, Daß nichts aus seinen Schrancken geht! Und
Neu-Jahrs Gedichte. Neu-Jahrs Gedancken bey dem Eintritt des 1733ſten Jahrs. Der Erden Kreis-Lauf, deſſen Ende Uns immer mehr und mehr vom Licht der Sonnen fuͤhrte, Wodurch man immer mehr Nacht, Sturm und Froſt ver- ſpuͤhrte; Jſt heute, GOtt ſey Lob! vollbracht. Die frohe Wende, Wodurch wir uns zur Sonne wieder drehn, Jſt allbereit geſchehn. Selbſtaͤndige Weisheit! Selbſtaͤndige Liebe! Unendlicher ewiger Vater des Lichts! Du rieffeſt einſt Allem, und ſchuffſt es aus Nichts. Es drehn ſich, durch deine bewegende Triebe, Die Himmliſchen Kreiſe. Die Angel ſtehn Auf deinen Befehl. Es verfliegen, vergehn Die Jahre nicht anders, als fluͤchtige Stunden; Die Zeit ſcheint ein Punct-Fluß von ſchnellen Secunden. Ach laß mich, zu deinen unendlichen Ehren, Nebſt andern, ſo irdiſch-als himmliſchen, Choͤren, Bey unſerer Jahre vollendeten Schrancken, Dein’ Allmacht erheben, durch Loben und Dancken! Auf! auf, mein Geiſt! laß Brunſt und Andacht glimmen, Auf! auf, zu dieſer Zeit, ein Danck-Lied anzuſtimmen Dem groſſen All, das alles ſchafft, regiret, Und aller Himmel Heer in ſolcher Ordnung fuͤhret, Daß alles unverruͤckt beſteht, Daß nichts aus ſeinen Schrancken geht! Und
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Neu-Jahrs Gedichte.
Neu-Jahrs Gedancken
bey dem Eintritt des 1733ſten Jahrs.
Der Erden Kreis-Lauf, deſſen Ende
Uns immer mehr und mehr vom Licht der Sonnen
fuͤhrte,
Wodurch man immer mehr Nacht, Sturm und Froſt ver-
ſpuͤhrte;
Jſt heute, GOtt ſey Lob! vollbracht. Die frohe Wende,
Wodurch wir uns zur Sonne wieder drehn,
Jſt allbereit geſchehn.
Selbſtaͤndige Weisheit! Selbſtaͤndige Liebe!
Unendlicher ewiger Vater des Lichts!
Du rieffeſt einſt Allem, und ſchuffſt es aus Nichts.
Es drehn ſich, durch deine bewegende Triebe,
Die Himmliſchen Kreiſe. Die Angel ſtehn
Auf deinen Befehl. Es verfliegen, vergehn
Die Jahre nicht anders, als fluͤchtige Stunden;
Die Zeit ſcheint ein Punct-Fluß von ſchnellen
Secunden.
Ach laß mich, zu deinen unendlichen Ehren,
Nebſt andern, ſo irdiſch-als himmliſchen, Choͤren,
Bey unſerer Jahre vollendeten Schrancken,
Dein’ Allmacht erheben, durch Loben und Dancken!
Auf! auf, mein Geiſt! laß Brunſt und Andacht glimmen,
Auf! auf, zu dieſer Zeit, ein Danck-Lied anzuſtimmen
Dem groſſen All, das alles ſchafft, regiret,
Und aller Himmel Heer in ſolcher Ordnung fuͤhret,
Daß alles unverruͤckt beſteht,
Daß nichts aus ſeinen Schrancken geht!
Und
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