Gedanken bey einer frölichen Gesellschaft auf dem Lande.
Wie lustig ist es hier! wie angenehm und schön! Fast alles, was die Augen sehn, Das lachet uns ja gleichsam an! So hörte man, Der blendenden Gewohnheit unerachtet, Fast einen jeglichen aus der Gesellschaft sprechen, Und, als aus einem Schlaf erwacht, Vermochte, sich zu freun, kein einzger sich entbrechen.
Doch, ohne weiter nach zu denken, War dieß von ihrer Lust der Anfang und der Schluß. Jch sah, mit innigem Verdruß, Sie wieder sich in vorgen Schlaf versenken, Die Blicke mählig abwerts lenken, Und ihres Geistes Augen schliessen. Es schien, ob fürchteten sie sich, Zu vieler Freude zu geniessen, Und Gott zu sehr verpflicht't zu seyn.
Jch setzte mich demnach, darob betrübt, allein, Jn kühlen Schatten einer Buchen, Die Ursach dieser Läßigkeit, Mit mehrerm Ernst, zu untersuchen. Jndem ich nun im Wald, im frischen Grase, Jn angenehmer Einsamkeit, itzt überlegt, itzt schrieb, itzt lase,
Und
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Gedanken bey einer froͤlichen Geſellſchaft.
Gedanken bey einer froͤlichen Geſellſchaft auf dem Lande.
Wie luſtig iſt es hier! wie angenehm und ſchoͤn! Faſt alles, was die Augen ſehn, Das lachet uns ja gleichſam an! So hoͤrte man, Der blendenden Gewohnheit unerachtet, Faſt einen jeglichen aus der Geſellſchaft ſprechen, Und, als aus einem Schlaf erwacht, Vermochte, ſich zu freun, kein einzger ſich entbrechen.
Doch, ohne weiter nach zu denken, War dieß von ihrer Luſt der Anfang und der Schluß. Jch ſah, mit innigem Verdruß, Sie wieder ſich in vorgen Schlaf verſenken, Die Blicke maͤhlig abwerts lenken, Und ihres Geiſtes Augen ſchlieſſen. Es ſchien, ob fuͤrchteten ſie ſich, Zu vieler Freude zu genieſſen, Und Gott zu ſehr verpflicht’t zu ſeyn.
Jch ſetzte mich demnach, darob betruͤbt, allein, Jn kuͤhlen Schatten einer Buchen, Die Urſach dieſer Laͤßigkeit, Mit mehrerm Ernſt, zu unterſuchen. Jndem ich nun im Wald, im friſchen Graſe, Jn angenehmer Einſamkeit, itzt uͤberlegt, itzt ſchrieb, itzt laſe,
Und
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Gedanken bey einer froͤlichen Geſellſchaft.
Gedanken
bey einer froͤlichen Geſellſchaft
auf dem Lande.
Wie luſtig iſt es hier! wie angenehm und ſchoͤn!
Faſt alles, was die Augen ſehn,
Das lachet uns ja gleichſam an!
So hoͤrte man,
Der blendenden Gewohnheit unerachtet,
Faſt einen jeglichen aus der Geſellſchaft ſprechen,
Und, als aus einem Schlaf erwacht,
Vermochte, ſich zu freun, kein einzger ſich entbrechen.
Doch, ohne weiter nach zu denken,
War dieß von ihrer Luſt der Anfang und der Schluß.
Jch ſah, mit innigem Verdruß,
Sie wieder ſich in vorgen Schlaf verſenken,
Die Blicke maͤhlig abwerts lenken,
Und ihres Geiſtes Augen ſchlieſſen.
Es ſchien, ob fuͤrchteten ſie ſich,
Zu vieler Freude zu genieſſen,
Und Gott zu ſehr verpflicht’t zu ſeyn.
Jch ſetzte mich demnach, darob betruͤbt, allein,
Jn kuͤhlen Schatten einer Buchen,
Die Urſach dieſer Laͤßigkeit,
Mit mehrerm Ernſt, zu unterſuchen.
Jndem ich nun im Wald, im friſchen Graſe,
Jn angenehmer Einſamkeit, itzt uͤberlegt, itzt ſchrieb, itzt laſe,
Und
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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