Zum öftern Straucheln Anlaß geben, Zum schnellen Sturz ein Vorwurf seyn.
Mich deucht, ich sehe sie, zu beyden Seiten, Den Ehrgeiz und die Lust begleiten.
Dieß trifft auch so bey uns, in unserm Leben, ein; Der Geiz scheint überdem, mit noch geschärftern Trieben, Uns noch, in unserm Lauf, beständig nach zu schieben.
Jn diesem schwärmenden Gedränge, Ward ich noch eine größre Menge, Von diesen Laufenden, gewahr, Die nicht so stolz, als jene, vorwerts glitten, Mit engen, nicht erhabnen Schritten, Meist krumm gebückt und kümmerlich, Jn einem mehrentheils geraden Strich, Wobey sie doch so viel Gefahr, als jene, nicht erlittem Sie brauchten keinen großen Raum: Doch würdigte man die des Ansehns kaum.
Dieselbigen nun kamen mir, Wie auf der Welt die Armen, für.
Von einigen, die bey einander schwebten, (Als wenn sie, so wie wir, auf festem Boden, lebten) Hört ich ein eifrigs Raisonniren, Und öfters gar ein Disputiren, Von Dingen an dem Strand, die schnell für sie verschwunden, Von welchen sie so viel, als nichts verstunden.
Noch hatten einige, sich unter sich verbunden, Durch einen langen Stock, den sie in Händen hielten, Es ließ, als ob sie all auf eine Einigkeit, Jn ihrem Laufen, zielten: Doch währt auch die nur kurze Zeit,
Da
Gedanken uͤber Schrittſchuhe.
Zum oͤftern Straucheln Anlaß geben, Zum ſchnellen Sturz ein Vorwurf ſeyn.
Mich deucht, ich ſehe ſie, zu beyden Seiten, Den Ehrgeiz und die Luſt begleiten.
Dieß trifft auch ſo bey uns, in unſerm Leben, ein; Der Geiz ſcheint uͤberdem, mit noch geſchaͤrftern Trieben, Uns noch, in unſerm Lauf, beſtaͤndig nach zu ſchieben.
Jn dieſem ſchwaͤrmenden Gedraͤnge, Ward ich noch eine groͤßre Menge, Von dieſen Laufenden, gewahr, Die nicht ſo ſtolz, als jene, vorwerts glitten, Mit engen, nicht erhabnen Schritten, Meiſt krumm gebuͤckt und kuͤmmerlich, Jn einem mehrentheils geraden Strich, Wobey ſie doch ſo viel Gefahr, als jene, nicht erlittem Sie brauchten keinen großen Raum: Doch wuͤrdigte man die des Anſehns kaum.
Dieſelbigen nun kamen mir, Wie auf der Welt die Armen, fuͤr.
Von einigen, die bey einander ſchwebten, (Als wenn ſie, ſo wie wir, auf feſtem Boden, lebten) Hoͤrt ich ein eifrigs Raiſonniren, Und oͤfters gar ein Diſputiren, Von Dingen an dem Strand, die ſchnell fuͤr ſie verſchwunden, Von welchen ſie ſo viel, als nichts verſtunden.
Noch hatten einige, ſich unter ſich verbunden, Durch einen langen Stock, den ſie in Haͤnden hielten, Es ließ, als ob ſie all auf eine Einigkeit, Jn ihrem Laufen, zielten: Doch waͤhrt auch die nur kurze Zeit,
Da
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Gedanken uͤber Schrittſchuhe.
Zum oͤftern Straucheln Anlaß geben,
Zum ſchnellen Sturz ein Vorwurf ſeyn.
Mich deucht, ich ſehe ſie, zu beyden Seiten,
Den Ehrgeiz und die Luſt begleiten.
Dieß trifft auch ſo bey uns, in unſerm Leben, ein;
Der Geiz ſcheint uͤberdem, mit noch geſchaͤrftern Trieben,
Uns noch, in unſerm Lauf, beſtaͤndig nach zu ſchieben.
Jn dieſem ſchwaͤrmenden Gedraͤnge,
Ward ich noch eine groͤßre Menge,
Von dieſen Laufenden, gewahr,
Die nicht ſo ſtolz, als jene, vorwerts glitten,
Mit engen, nicht erhabnen Schritten,
Meiſt krumm gebuͤckt und kuͤmmerlich,
Jn einem mehrentheils geraden Strich,
Wobey ſie doch ſo viel Gefahr, als jene, nicht erlittem
Sie brauchten keinen großen Raum:
Doch wuͤrdigte man die des Anſehns kaum.
Dieſelbigen nun kamen mir,
Wie auf der Welt die Armen, fuͤr.
Von einigen, die bey einander ſchwebten,
(Als wenn ſie, ſo wie wir, auf feſtem Boden, lebten)
Hoͤrt ich ein eifrigs Raiſonniren,
Und oͤfters gar ein Diſputiren,
Von Dingen an dem Strand, die ſchnell fuͤr ſie verſchwunden,
Von welchen ſie ſo viel, als nichts verſtunden.
Noch hatten einige, ſich unter ſich verbunden,
Durch einen langen Stock, den ſie in Haͤnden hielten,
Es ließ, als ob ſie all auf eine Einigkeit,
Jn ihrem Laufen, zielten:
Doch waͤhrt auch die nur kurze Zeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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