Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Schöpfer überall gegenwärtig.
Der Schöpfer überall
gegenwärtig.
Erweget doch die Ordnung in der Welt,
Wie weislich, der sie schuf, sie auch erhält.
Das Vieh, das selbst nicht säen kann,
Trifft ungesät sein Futter an.
Es treibet ja, daß sie gesättigt werden,
Das Gras, für sie, von selbst sich aus der Erden.
Der Mensch hingegen, welcher säen,
Und egen, pflanzen, binden, mähen,
So kann als soll; der hat dazu die Hand,
Hat den besorgenden Verstand,
Damit er viel mag wohl verwalten,
Zu seinem Eigenthum, von dem erhalten,
Den wir, in seinen weisen Werken,
Nicht sehen können: Doch so klar,
So überzeuglich offenbar,
Jn ihrer Ordnung, ihn bemerken,
Daß unser Geist darin ihn heller fast erblickt,
Als wie ein leiblich Aug, ihn selbst zu sehn, geschickt.
Je mehr wir überall die Kräfte der Natur,
Mit einiger Aufmerksamkeit, ergründen,
Je klar-und deutlicher wir eine helle Spur,
Von Gottes überall vorhandnem Wesen, finden.
O Gott! da ich auf so viel Arten,
Jn Feldern, Wäldern und im Garten,
Jm Meer, und in des Himmels Höh,
Den
Der Schoͤpfer uͤberall gegenwaͤrtig.
Der Schoͤpfer uͤberall
gegenwaͤrtig.
Erweget doch die Ordnung in der Welt,
Wie weislich, der ſie ſchuf, ſie auch erhaͤlt.
Das Vieh, das ſelbſt nicht ſaͤen kann,
Trifft ungeſaͤt ſein Futter an.
Es treibet ja, daß ſie geſaͤttigt werden,
Das Gras, fuͤr ſie, von ſelbſt ſich aus der Erden.
Der Menſch hingegen, welcher ſaͤen,
Und egen, pflanzen, binden, maͤhen,
So kann als ſoll; der hat dazu die Hand,
Hat den beſorgenden Verſtand,
Damit er viel mag wohl verwalten,
Zu ſeinem Eigenthum, von dem erhalten,
Den wir, in ſeinen weiſen Werken,
Nicht ſehen koͤnnen: Doch ſo klar,
So uͤberzeuglich offenbar,
Jn ihrer Ordnung, ihn bemerken,
Daß unſer Geiſt darin ihn heller faſt erblickt,
Als wie ein leiblich Aug, ihn ſelbſt zu ſehn, geſchickt.
Je mehr wir uͤberall die Kraͤfte der Natur,
Mit einiger Aufmerkſamkeit, ergruͤnden,
Je klar-und deutlicher wir eine helle Spur,
Von Gottes uͤberall vorhandnem Weſen, finden.
O Gott! da ich auf ſo viel Arten,
Jn Feldern, Waͤldern und im Garten,
Jm Meer, und in des Himmels Hoͤh,
Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0452" n="428"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Scho&#x0364;pfer u&#x0364;berall gegenwa&#x0364;rtig.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Scho&#x0364;pfer u&#x0364;berall<lb/>
gegenwa&#x0364;rtig.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>rweget doch die Ordnung in der Welt,</l><lb/>
            <l>Wie weislich, der &#x017F;ie &#x017F;chuf, &#x017F;ie auch erha&#x0364;lt.</l><lb/>
            <l>Das Vieh, das &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;a&#x0364;en kann,</l><lb/>
            <l>Trifft unge&#x017F;a&#x0364;t &#x017F;ein Futter an.</l><lb/>
            <l>Es treibet ja, daß &#x017F;ie ge&#x017F;a&#x0364;ttigt werden,</l><lb/>
            <l>Das Gras, fu&#x0364;r &#x017F;ie, von &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich aus der Erden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Der Men&#x017F;ch hingegen, welcher &#x017F;a&#x0364;en,</l><lb/>
            <l>Und egen, pflanzen, binden, ma&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>So kann als &#x017F;oll; der hat dazu die Hand,</l><lb/>
            <l>Hat den be&#x017F;orgenden Ver&#x017F;tand,</l><lb/>
            <l>Damit er viel mag wohl verwalten,</l><lb/>
            <l>Zu &#x017F;einem Eigenthum, von dem erhalten,</l><lb/>
            <l>Den wir, in &#x017F;einen wei&#x017F;en Werken,</l><lb/>
            <l>Nicht &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen: Doch &#x017F;o klar,</l><lb/>
            <l>So u&#x0364;berzeuglich offenbar,</l><lb/>
            <l>Jn ihrer Ordnung, ihn bemerken,</l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;er Gei&#x017F;t darin ihn heller fa&#x017F;t erblickt,</l><lb/>
            <l>Als wie ein leiblich Aug, ihn &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;ehn, ge&#x017F;chickt.</l><lb/>
            <l>Je mehr wir u&#x0364;berall die Kra&#x0364;fte der Natur,</l><lb/>
            <l>Mit einiger Aufmerk&#x017F;amkeit, ergru&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Je klar-und deutlicher wir eine helle Spur,</l><lb/>
            <l>Von Gottes u&#x0364;berall vorhandnem We&#x017F;en, finden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>O Gott! da ich auf &#x017F;o viel Arten,</l><lb/>
            <l>Jn Feldern, Wa&#x0364;ldern und im Garten,</l><lb/>
            <l>Jm Meer, und in des Himmels Ho&#x0364;h,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0452] Der Schoͤpfer uͤberall gegenwaͤrtig. Der Schoͤpfer uͤberall gegenwaͤrtig. Erweget doch die Ordnung in der Welt, Wie weislich, der ſie ſchuf, ſie auch erhaͤlt. Das Vieh, das ſelbſt nicht ſaͤen kann, Trifft ungeſaͤt ſein Futter an. Es treibet ja, daß ſie geſaͤttigt werden, Das Gras, fuͤr ſie, von ſelbſt ſich aus der Erden. Der Menſch hingegen, welcher ſaͤen, Und egen, pflanzen, binden, maͤhen, So kann als ſoll; der hat dazu die Hand, Hat den beſorgenden Verſtand, Damit er viel mag wohl verwalten, Zu ſeinem Eigenthum, von dem erhalten, Den wir, in ſeinen weiſen Werken, Nicht ſehen koͤnnen: Doch ſo klar, So uͤberzeuglich offenbar, Jn ihrer Ordnung, ihn bemerken, Daß unſer Geiſt darin ihn heller faſt erblickt, Als wie ein leiblich Aug, ihn ſelbſt zu ſehn, geſchickt. Je mehr wir uͤberall die Kraͤfte der Natur, Mit einiger Aufmerkſamkeit, ergruͤnden, Je klar-und deutlicher wir eine helle Spur, Von Gottes uͤberall vorhandnem Weſen, finden. O Gott! da ich auf ſo viel Arten, Jn Feldern, Waͤldern und im Garten, Jm Meer, und in des Himmels Hoͤh, Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/452
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/452>, abgerufen am 29.06.2024.