Scheint hier doch am geschäfftigsten; wir können hier ihr wirkend Spielen Mehr, als an einem Ort im Körper, wenn wir drauf achten, gleichsam fühlen.
Wenn wir uns hier, von allen dem, was wir von unsrer Seelen Wesen, Und Wirkung, bey den Philosophen gesehn, gehöret und gelesen, Von allen in derselben Schriften enthaltnem Vorurtheil ent- fernen, Und weil es uns ja selbst betrifft, auch selber nachzudenken lernen: So treffen wir zwar in derselben nicht eben so viel Klar- heit an. Denn, wenn ich mich von allen ab-und auf und in mich sel- ber senke, Die Augen schließ, und so im Dunkeln, auf sie mit allen Kräften denke: So, deucht mich, fühl ich eigentlich, von Bildern, Formen und Figuren, Wenn ich mich ihr erinnern will, im Hinterhaupte mehr die Spuren, Als sonst an einem andern Orte in meinem Haupt. Wenn ich hingegen, Auf etwas, das nicht leiblich, denke, mit Fleiß und Ernst wohl überlegen, Und gleichsam Schlüsse machen will: So deucht mich, daß ich fühlend sehe, Daß es mehr vor-und oberwerts, und nicht an einem Ort geschehe.
Es
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Die Werkſtatt der Seelen.
Scheint hier doch am geſchaͤfftigſten; wir koͤnnen hier ihr wirkend Spielen Mehr, als an einem Ort im Koͤrper, wenn wir drauf achten, gleichſam fuͤhlen.
Wenn wir uns hier, von allen dem, was wir von unſrer Seelen Weſen, Und Wirkung, bey den Philoſophen geſehn, gehoͤret und geleſen, Von allen in derſelben Schriften enthaltnem Vorurtheil ent- fernen, Und weil es uns ja ſelbſt betrifft, auch ſelber nachzudenken lernen: So treffen wir zwar in derſelben nicht eben ſo viel Klar- heit an. Denn, wenn ich mich von allen ab-und auf und in mich ſel- ber ſenke, Die Augen ſchließ, und ſo im Dunkeln, auf ſie mit allen Kraͤften denke: So, deucht mich, fuͤhl ich eigentlich, von Bildern, Formen und Figuren, Wenn ich mich ihr erinnern will, im Hinterhaupte mehr die Spuren, Als ſonſt an einem andern Orte in meinem Haupt. Wenn ich hingegen, Auf etwas, das nicht leiblich, denke, mit Fleiß und Ernſt wohl uͤberlegen, Und gleichſam Schluͤſſe machen will: So deucht mich, daß ich fuͤhlend ſehe, Daß es mehr vor-und oberwerts, und nicht an einem Ort geſchehe.
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Die Werkſtatt der Seelen.
Scheint hier doch am geſchaͤfftigſten; wir koͤnnen hier ihr
wirkend Spielen
Mehr, als an einem Ort im Koͤrper, wenn wir drauf achten,
gleichſam fuͤhlen.
Wenn wir uns hier, von allen dem, was wir von unſrer
Seelen Weſen,
Und Wirkung, bey den Philoſophen geſehn, gehoͤret und
geleſen,
Von allen in derſelben Schriften enthaltnem Vorurtheil ent-
fernen,
Und weil es uns ja ſelbſt betrifft, auch ſelber nachzudenken
lernen:
So treffen wir zwar in derſelben nicht eben ſo viel Klar-
heit an.
Denn, wenn ich mich von allen ab-und auf und in mich ſel-
ber ſenke,
Die Augen ſchließ, und ſo im Dunkeln, auf ſie mit allen
Kraͤften denke:
So, deucht mich, fuͤhl ich eigentlich, von Bildern, Formen
und Figuren,
Wenn ich mich ihr erinnern will, im Hinterhaupte mehr die
Spuren,
Als ſonſt an einem andern Orte in meinem Haupt. Wenn
ich hingegen,
Auf etwas, das nicht leiblich, denke, mit Fleiß und Ernſt wohl
uͤberlegen,
Und gleichſam Schluͤſſe machen will: So deucht mich, daß ich
fuͤhlend ſehe,
Daß es mehr vor-und oberwerts, und nicht an einem Ort
geſchehe.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/477>, abgerufen am 22.11.2024.
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