Jns Nächsten Auge. Dieses Bittre, verursacht, durch den Gegenblick, Dir wieder Grimm und Bitterkeit. Du kriegst selbst deinen Gift zurück, Und öfters noch wohl stark vermehrt. Die giftige Beschaf- fenheit, Von fabelhaften Basilisken, scheint eine Wahrheit hier zu seyn. Ein zornig Auge schiesset Gift, | und flößt ihn nicht nur an- dern ein, Er schadet, recht wie durch den Spiegel der Basilisk, sich durch die Augen Der andern, die, durch ihn vergiftet, ihn wieder zu vergiften taugen.
Da nun in Bildung des Gesichts, der Nutz so groß, die Müh so klein; Warum will man denn mit Gewalt ein Basilisk, ein Tieger seyn? Und nicht vielmehr durch Freundlichkeit und Sanftmuths-volle Minen, allen Ein Vorwurf süsser Regung werden, und eh verhaßt seyn, als gefallen?
Klage
der Verwahrloſung unſrer Minen.
Jns Naͤchſten Auge. Dieſes Bittre, verurſacht, durch den Gegenblick, Dir wieder Grimm und Bitterkeit. Du kriegſt ſelbſt deinen Gift zuruͤck, Und oͤfters noch wohl ſtark vermehrt. Die giftige Beſchaf- fenheit, Von fabelhaften Baſilisken, ſcheint eine Wahrheit hier zu ſeyn. Ein zornig Auge ſchieſſet Gift, | und floͤßt ihn nicht nur an- dern ein, Er ſchadet, recht wie durch den Spiegel der Baſilisk, ſich durch die Augen Der andern, die, durch ihn vergiftet, ihn wieder zu vergiften taugen.
Da nun in Bildung des Geſichts, der Nutz ſo groß, die Muͤh ſo klein; Warum will man denn mit Gewalt ein Baſilisk, ein Tieger ſeyn? Und nicht vielmehr durch Freundlichkeit und Sanftmuths-volle Minen, allen Ein Vorwurf ſuͤſſer Regung werden, und eh verhaßt ſeyn, als gefallen?
Klage
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der Verwahrloſung unſrer Minen.
Jns Naͤchſten Auge. Dieſes Bittre, verurſacht, durch den
Gegenblick,
Dir wieder Grimm und Bitterkeit. Du kriegſt ſelbſt deinen
Gift zuruͤck,
Und oͤfters noch wohl ſtark vermehrt. Die giftige Beſchaf-
fenheit,
Von fabelhaften Baſilisken, ſcheint eine Wahrheit hier zu ſeyn.
Ein zornig Auge ſchieſſet Gift, | und floͤßt ihn nicht nur an-
dern ein,
Er ſchadet, recht wie durch den Spiegel der Baſilisk, ſich durch
die Augen
Der andern, die, durch ihn vergiftet, ihn wieder zu vergiften
taugen.
Da nun in Bildung des Geſichts, der Nutz ſo groß, die
Muͤh ſo klein;
Warum will man denn mit Gewalt ein Baſilisk, ein Tieger ſeyn?
Und nicht vielmehr durch Freundlichkeit und Sanftmuths-volle
Minen, allen
Ein Vorwurf ſuͤſſer Regung werden, und eh verhaßt ſeyn, als
gefallen?
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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