Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Unsere eingetheilte Lebenszeit.
Jn welcher mancher eine Lust, die er für viel nicht gebe, findet.
Von welcher er doch selten nur vermerkt, daß sie für ihn gehört.

Noch nicht genug, man sucht zu weilen noch eine Lust zu
der zu fügen,

Jn einer Prise Schnuptabac. Sprich nicht: Das ist ein klein
Vergnügen.

Es ist doch eines in der That. Schien es dir aber doch zu klein,
Und zu dem Endzweck, den ich habe, dir nicht beträchtlich gnug
zu seyn:

So sey es drum, ich laß es fahren; führ aber davor an in-
zwischen

Dein Morgen- und dein Vesper-Brodt, dein Mittag- und dein
Abend-Mahl,

Wo man, für deinen Mund und Magen, die Niedlichkeiten
ohne Zahl,

Bald aus der Luft, bald aus der See, bemühet ist, dir aufzutischen.
Wo dieses nun nicht Güter sind, und wo uns Gott, in un-
serm Leben,

Den einen Tag, so wie den andern, nicht eine große Zahl
gegeben:

So weis ich nicht, ob, sonder Laster der schändlichsten Un-
dankbarkeit,

Man deinen Satz bewähren könne. Nun sprecht, was hat, in
dieser Zeit,

Uns unser Gott nicht tausend mal, ja tausend Millio-
nen mal,

Für andre Güter noch geschenkt! wer zählt und fasset ihre
Zahl. (*)
Und
(*) Eine kleine Probe davon ist in der Liste im V. Theil des
Jrd. Vergn. anzutreffen.

Unſere eingetheilte Lebenszeit.
Jn welcher mancher eine Luſt, die er fuͤr viel nicht gebe, findet.
Von welcher er doch ſelten nur vermerkt, daß ſie fuͤr ihn gehoͤrt.

Noch nicht genug, man ſucht zu weilen noch eine Luſt zu
der zu fuͤgen,

Jn einer Priſe Schnuptabac. Sprich nicht: Das iſt ein klein
Vergnuͤgen.

Es iſt doch eines in der That. Schien es dir aber doch zu klein,
Und zu dem Endzweck, den ich habe, dir nicht betraͤchtlich gnug
zu ſeyn:

So ſey es drum, ich laß es fahren; fuͤhr aber davor an in-
zwiſchen

Dein Morgen- und dein Veſper-Brodt, dein Mittag- und dein
Abend-Mahl,

Wo man, fuͤr deinen Mund und Magen, die Niedlichkeiten
ohne Zahl,

Bald aus der Luft, bald aus der See, bemuͤhet iſt, dir aufzutiſchen.
Wo dieſes nun nicht Guͤter ſind, und wo uns Gott, in un-
ſerm Leben,

Den einen Tag, ſo wie den andern, nicht eine große Zahl
gegeben:

So weis ich nicht, ob, ſonder Laſter der ſchaͤndlichſten Un-
dankbarkeit,

Man deinen Satz bewaͤhren koͤnne. Nun ſprecht, was hat, in
dieſer Zeit,

Uns unſer Gott nicht tauſend mal, ja tauſend Millio-
nen mal,

Fuͤr andre Guͤter noch geſchenkt! wer zaͤhlt und faſſet ihre
Zahl. (*)
Und
(*) Eine kleine Probe davon iſt in der Liſte im V. Theil des
Jrd. Vergn. anzutreffen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="37">
            <l><pb facs="#f0534" n="510"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Un&#x017F;ere eingetheilte Lebenszeit.</hi></fw><lb/>
Jn welcher mancher eine Lu&#x017F;t, die er fu&#x0364;r viel nicht gebe, findet.</l><lb/>
            <l>Von welcher er doch &#x017F;elten nur vermerkt, daß &#x017F;ie fu&#x0364;r ihn geho&#x0364;rt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="38">
            <l>Noch nicht genug, man &#x017F;ucht zu weilen noch eine Lu&#x017F;t zu<lb/><hi rendition="#et">der zu fu&#x0364;gen,</hi></l><lb/>
            <l>Jn einer Pri&#x017F;e Schnuptabac. Sprich nicht: Das i&#x017F;t ein klein<lb/><hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen.</hi></l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t doch eines in der That. Schien es dir aber doch zu klein,</l><lb/>
            <l>Und zu dem Endzweck, den ich habe, dir nicht betra&#x0364;chtlich gnug<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;eyn:</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;ey es drum, ich laß es fahren; fu&#x0364;hr aber davor an in-<lb/><hi rendition="#et">zwi&#x017F;chen</hi></l><lb/>
            <l>Dein Morgen- und dein Ve&#x017F;per-Brodt, dein Mittag- und dein<lb/><hi rendition="#et">Abend-Mahl,</hi></l><lb/>
            <l>Wo man, fu&#x0364;r deinen Mund und Magen, die Niedlichkeiten<lb/><hi rendition="#et">ohne Zahl,</hi></l><lb/>
            <l>Bald aus der Luft, bald aus der See, bemu&#x0364;het i&#x017F;t, dir aufzuti&#x017F;chen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="39">
            <l>Wo die&#x017F;es nun nicht Gu&#x0364;ter &#x017F;ind, und wo uns Gott, in un-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;erm Leben,</hi></l><lb/>
            <l>Den einen Tag, &#x017F;o wie den andern, nicht eine große Zahl<lb/><hi rendition="#et">gegeben:</hi></l><lb/>
            <l>So weis ich nicht, ob, &#x017F;onder La&#x017F;ter der &#x017F;cha&#x0364;ndlich&#x017F;ten Un-<lb/><hi rendition="#et">dankbarkeit,</hi></l><lb/>
            <l>Man deinen Satz bewa&#x0364;hren ko&#x0364;nne. Nun &#x017F;precht, was hat, in<lb/><hi rendition="#et">die&#x017F;er Zeit,</hi></l><lb/>
            <l>Uns un&#x017F;er Gott nicht tau&#x017F;end mal, ja tau&#x017F;end Millio-<lb/><hi rendition="#et">nen mal,</hi></l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r andre Gu&#x0364;ter noch ge&#x017F;chenkt! wer za&#x0364;hlt und fa&#x017F;&#x017F;et ihre<lb/><hi rendition="#et">Zahl. <note place="foot" n="(*)">Eine kleine Probe davon i&#x017F;t in der Li&#x017F;te im <hi rendition="#aq">V.</hi> Theil des<lb/>
Jrd. Vergn. anzutreffen.</note></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[510/0534] Unſere eingetheilte Lebenszeit. Jn welcher mancher eine Luſt, die er fuͤr viel nicht gebe, findet. Von welcher er doch ſelten nur vermerkt, daß ſie fuͤr ihn gehoͤrt. Noch nicht genug, man ſucht zu weilen noch eine Luſt zu der zu fuͤgen, Jn einer Priſe Schnuptabac. Sprich nicht: Das iſt ein klein Vergnuͤgen. Es iſt doch eines in der That. Schien es dir aber doch zu klein, Und zu dem Endzweck, den ich habe, dir nicht betraͤchtlich gnug zu ſeyn: So ſey es drum, ich laß es fahren; fuͤhr aber davor an in- zwiſchen Dein Morgen- und dein Veſper-Brodt, dein Mittag- und dein Abend-Mahl, Wo man, fuͤr deinen Mund und Magen, die Niedlichkeiten ohne Zahl, Bald aus der Luft, bald aus der See, bemuͤhet iſt, dir aufzutiſchen. Wo dieſes nun nicht Guͤter ſind, und wo uns Gott, in un- ſerm Leben, Den einen Tag, ſo wie den andern, nicht eine große Zahl gegeben: So weis ich nicht, ob, ſonder Laſter der ſchaͤndlichſten Un- dankbarkeit, Man deinen Satz bewaͤhren koͤnne. Nun ſprecht, was hat, in dieſer Zeit, Uns unſer Gott nicht tauſend mal, ja tauſend Millio- nen mal, Fuͤr andre Guͤter noch geſchenkt! wer zaͤhlt und faſſet ihre Zahl. (*) Und (*) Eine kleine Probe davon iſt in der Liſte im V. Theil des Jrd. Vergn. anzutreffen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/534
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/534>, abgerufen am 01.07.2024.