Noch habe ich, ausser dem unvergleichlichen Herrn Triller, und Fürsten Günther von Schwarzburg, eine mehr überzeugende Probe, daß meine auf die Be- wunderung göttlicher Werke abzielende Schriften, einen starken Eindruck gemacht, von niemand erhalten, Made- moiselle, als von Jhnen, welches jedoch weniger die glück- liche Ausführung meiner Copie, als die Beschaffenheit ihrer edlen Seelen angezeiget.
Da sie in der Copie von Gottes Wunderwerken, So viel Vergnügen fühlt und zeigt; wie weiß, wie rein; Und weise muß der Weisen Seele seyn! Da sie dem, welcher nur davon was gutes denket, Durchs Urbild recht gerührt, so was vollkommnes schenket.
Bis hieher hatte ich geschrieben, als ich noch einmal mei- ne Augen auf Dero Arbeit richtete. Es schien alles dar- an zu glänzen. Nicht eine Weisse so sehr, als ein wirk- licher Schimmer ward, durch den künstlichen Gegensatz eines fast unnatürlichen weissen Schatten, ohn alle Dun- kelheit, herausgebracht; wesfalls ich dadurch aufs neue gerühret, micht nicht enthalten konnte folgendes zu gedenken.
Wenn etwan seelge Seelen, Wenn Engel selbst, wie es wohl eh geschehn, Gekleidet sich uns liessen sehn; Sie würden kein Gewand vermuthlich wählen, Als solches, daß der Weisen Stickwerk gleich, Weil nichts an Reinlichkeit, an Glanz und Zier so reich, Ja das durch Kunst fast geistig ist, auf Erden, Kann angetroffen werden.
Dero
Schreiben an Mademoiſelle Weiſen
Noch habe ich, auſſer dem unvergleichlichen Herrn Triller, und Fuͤrſten Guͤnther von Schwarzburg, eine mehr uͤberzeugende Probe, daß meine auf die Be- wunderung goͤttlicher Werke abzielende Schriften, einen ſtarken Eindruck gemacht, von niemand erhalten, Made- moiſelle, als von Jhnen, welches jedoch weniger die gluͤck- liche Ausfuͤhrung meiner Copie, als die Beſchaffenheit ihrer edlen Seelen angezeiget.
Da ſie in der Copie von Gottes Wunderwerken, So viel Vergnuͤgen fuͤhlt und zeigt; wie weiß, wie rein; Und weiſe muß der Weiſen Seele ſeyn! Da ſie dem, welcher nur davon was gutes denket, Durchs Urbild recht geruͤhrt, ſo was vollkommnes ſchenket.
Bis hieher hatte ich geſchrieben, als ich noch einmal mei- ne Augen auf Dero Arbeit richtete. Es ſchien alles dar- an zu glaͤnzen. Nicht eine Weiſſe ſo ſehr, als ein wirk- licher Schimmer ward, durch den kuͤnſtlichen Gegenſatz eines faſt unnatuͤrlichen weiſſen Schatten, ohn alle Dun- kelheit, herausgebracht; wesfalls ich dadurch aufs neue geruͤhret, micht nicht enthalten konnte folgendes zu gedenken.
Wenn etwan ſeelge Seelen, Wenn Engel ſelbſt, wie es wohl eh geſchehn, Gekleidet ſich uns lieſſen ſehn; Sie wuͤrden kein Gewand vermuthlich waͤhlen, Als ſolches, daß der Weiſen Stickwerk gleich, Weil nichts an Reinlichkeit, an Glanz und Zier ſo reich, Ja das durch Kunſt faſt geiſtig iſt, auf Erden, Kann angetroffen werden.
Dero
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Schreiben an Mademoiſelle Weiſen
Noch habe ich, auſſer dem unvergleichlichen Herrn
Triller, und Fuͤrſten Guͤnther von Schwarzburg,
eine mehr uͤberzeugende Probe, daß meine auf die Be-
wunderung goͤttlicher Werke abzielende Schriften, einen
ſtarken Eindruck gemacht, von niemand erhalten, Made-
moiſelle, als von Jhnen, welches jedoch weniger die gluͤck-
liche Ausfuͤhrung meiner Copie, als die Beſchaffenheit
ihrer edlen Seelen angezeiget.
Da ſie in der Copie von Gottes Wunderwerken,
So viel Vergnuͤgen fuͤhlt und zeigt; wie weiß, wie rein;
Und weiſe muß der Weiſen Seele ſeyn!
Da ſie dem, welcher nur davon was gutes denket,
Durchs Urbild recht geruͤhrt, ſo was vollkommnes ſchenket.
Bis hieher hatte ich geſchrieben, als ich noch einmal mei-
ne Augen auf Dero Arbeit richtete. Es ſchien alles dar-
an zu glaͤnzen. Nicht eine Weiſſe ſo ſehr, als ein wirk-
licher Schimmer ward, durch den kuͤnſtlichen Gegenſatz
eines faſt unnatuͤrlichen weiſſen Schatten, ohn alle Dun-
kelheit, herausgebracht; wesfalls ich dadurch aufs neue
geruͤhret, micht nicht enthalten konnte folgendes zu gedenken.
Wenn etwan ſeelge Seelen,
Wenn Engel ſelbſt, wie es wohl eh geſchehn,
Gekleidet ſich uns lieſſen ſehn;
Sie wuͤrden kein Gewand vermuthlich waͤhlen,
Als ſolches, daß der Weiſen Stickwerk gleich,
Weil nichts an Reinlichkeit, an Glanz und Zier ſo reich,
Ja das durch Kunſt faſt geiſtig iſt, auf Erden,
Kann angetroffen werden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/564>, abgerufen am 22.11.2024.
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